christentum in china unter politischem aspekt

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lisa

christentum in china unter politischem aspekt

Beitrag von lisa »

hallo ihr china-experten!

ich überlege an einem aufsatzwettbewerb teilzunehmen, gefragt sind themen die neue ostasienpolitische trends aufzeigen.
auf der suche nach einem auch für laien interessanten thema bin ich über die nachrichten der kürzlich geschehenen verhaftung amerikanischer missionare in china gestolpert.

nach stundenlangem googeln bin ich allerdings noch nicht viel schlauer als vorher... ich suche händeringend quellen, vor allem über den politischen aspekt dieser verhaftungen, bzw der haltung des chinesischen staates gegenüber den christen.

am besten noch ein paar hintergrundskandale :wink:

schonmal danke im voraus :P
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Babs
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Beitrag von Babs »

Hallo Lisa,

kennst du den Artikel schon?
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,369287,00.html
lisa

Beitrag von lisa »

:)
ja, durch den artikel bin ich überhaupt auf die idee gekommen...

danke trotzdem!
Gast

Beitrag von Gast »

naja, der Artikel ist misglückt, finde ich. "Theologiestudenten" "Haus, das als Kirche diente" usw. Man hätte auch schreiben können, "Illegale Missionare von amerikanischen protestantischen religiösen Gruppen" oder"Illegale Kirche". Wer nach China geht und dort missioniert, der weiss, dass er etwas illegales tut und dass er die Chinesen, die er missioniert, in Gefahr bringt. Aber das macht ja nichts. Alles für den Glauben.
lisa

Beitrag von lisa »

ich hatte auch schon den eindruck dass der artikel etwas polarisiert...

aber darum suche ich ja weitere quellen, gerne auch offizielle. sprich irgendwelche regierungserklärungen, wissenschaftliche vorträge etc...

der aufsatz soll auf keinen fall verallgemeinern oder verurteilen

...und schon gar keine propaganda für komische amerikanische freikirchen werden :lol:
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anderer Li
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Beitrag von anderer Li »

Lisa,
habe keine richtige Quelle für Dich, dafür aber ein kleiner historischer Hinweis:

in der chinesischen Geschicht hat es zahlreiche Bauerrevolutionen gegeben. Die meisten Aufständischen haben zuerst mit einer Form von religöser Gruppierung angefangen. Hier einige berühmte Beispiele, die zu Absturz oder Untergang der jeweiligen Dynastie geführt haben:

Am Ende der Qin 秦 Dynastie haben Chen Sheng 陈胜 und Wu Guang 吴广 die Aberglaube von ihren Leuten genutzt, um sie zu einem Aufstand zu ermutigen, der sich schliesschlich zu landesweiten Aufstand ausgebreitet und Qin-Dynastie begraben haben;

Gegen Ende der Han 漢 Dynastie hat die Führung von Huang Jin Jun 黄巾军 mit ihrer Taiping Dao 太平道 Religion Hunderte Tausend Gläubige unter sich gesammelt, sich über eine Nacht erhoben und schlagartig durch das ganze Reich verbreitet. Der Aufstand wurde zwar nachher blutig niedergeschlagen, das Reich wurde dadurch zerfallen und unter den an die Niederschlagung beteiligten Generälen und lokalen Fürsten geteilt. Daher ergab sich s.g. San Guo 三国 Zeit.

Der erste Kaiser von Min 明 Dynastie Zhu Yuan Zhang 朱元章 hatte Bai Lian Jiao 白莲教 ausgenutzt, um sich zu vergrössen und dann die Yuan 元 Dynastie abgestürzt.

In der später Qing 清 Dynastie erhob sich Taiping Tianguo 太平天国 durch pseudo Christentum 拜上帝教, und hat während 13 Jahre lange Kriegs die Hälfte des chinesischen Reiches verwüstet. Die Dynastie war zwar knapp einer totalen Vernichtung entgangen, hat der Aufstand die Spuren hinterlassen, die nur noch ca. 20 Jahre später die Dynastie zu Stürz gebracht haben.

Fazit: die Führung in Peking sind alle Profi-Revolutionäre und kennen sicherlich all diese Geschichte bis zum letzten Detail. Sie wissen ja genau, was eine geheime, illegale religöse Gruppierung wie z.B. Falunggong, oder was auch immer, für die Staatsmacht bedeuten könnte...
Man kann nicht mehr Zeit für sein Leben bekommen, jedoch mehr Leben für seine Zeit.
lisa

Beitrag von lisa »

herzlichen dank "anderer li", genau in die richtung wollte ich gehen!

bezüglich der geschichte hab ich auch schon einige interessante artikel gefunden. aber gut dass du mir mal son kleinen überblick gegeben hast, so kann ich die texte viel besser einordnen.
vor allem da ich von chinesischer geschichte keine ahnung habe. beschäftige mich sonst nämlich eher mit japan und korea *outing* aber da waren alle interessanten themen schon durchgekaut...

jetzt würde mich nur interessieren welche strategie die regierung (offiziell und inoffiziell) da weiter plant. ob es dadurch schon zu diplomatischen verwirrungen gekommen ist, wie da evtl auch die wirtschaft (vor allem amerikanische konzerne) mitspielen und, und, und....

soll ja "aktuell" und "innovativ" sein :wink:
lisa

Beitrag von lisa »

anderer Li hat geschrieben: die Führung in Peking sind alle Profi-Revolutionäre
haha, der ist gut :lol:
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Babs
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Beitrag von Babs »

lisa hat geschrieben:
jetzt würde mich nur interessieren welche strategie die regierung (offiziell und inoffiziell) da weiter plant. ob es dadurch schon zu diplomatischen verwirrungen gekommen ist, wie da evtl auch die wirtschaft (vor allem amerikanische konzerne) mitspielen und, und, und....

soll ja "aktuell" und "innovativ" sein :wink:
Hi Lisa,

die offizielle Stellungnahme der Regierung kannst du in chinesischen Medien erfahren, ich fürchte aber, dass du da lauter 'Friede-Freude-Eierkuchen'-Geschichtchen finden wirst, da es in China offiziell ja Religionsfreiheit gibt. Ich habe mal die China Daily nach Artikeln durchsucht und dabei (innerhalb des letzten Jahres) folgende drei gefunden:

http://www.chinadaily.com.cn/english/do ... 435912.htm

http://www.chinadaily.com.cn/english/do ... 402987.htm

http://www.chinadaily.com.cn/english/do ... 369978.htm

bis auf den ersten Artikel, der sich kritisch über die 'diplomatischen Beziehungen' des Vatikans zu Taiwan äußert, könnte man glauben, dass die christliche Kirche in China voll akzeptiert ist.

Es wird wohl unmöglich sein, eine objektive Berichterstattung zu finden. Die westlichen Medien tendieren (wie u.a. beim Thema Tibet) zu Schwarz-weiß-Malerei und die chinesischen Medien stellen eben alles so dar, wie es 'offiziell erwünscht' ist.

Hier noch ein Artikel vom April 05 aus der Nürtinger Zeitung mit dem Titel "Christlicher Glaube in China lebt dort überall", den ich ganz interessant finde:
http://www.ntz.de/kommunen/wolfschlugen ... el&id=4359

Viel Glück mit deinem Aufsatz beim Wettbewerb :D

Barbara
stier
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Beitrag von stier »

Der Opiumkrieg - eine Lehre fur unsere Zeit

EINE ehrliche Betrachtung der Vergangenheit hilft uns, die Gegenwart besser zu verstehen. Dies trifft ohne Zweifel auf eine ganze Anzahl von Vorgangen in unserer Zeit zu.

Einige der politischen Stromungen unserer Tage lassen sich unmittelbar auf den Einfluss der Geschichte zurueckfuehren. Eines der vielen geschichtlichen Ereignisse, die einen solchen Einflu? ausgeubt haben, ist der Opiumkrieg, der vor uber hundert Jahren in China gefuhrt wurde.

Wie ist es moglich, da? ein solches Ereignis Einflu? auf unsere Zeit hat? Um dies zu verstehen, mu? man zuerst den heutigen Lauf der Weltereignisse betrachten.

Die heutige Entwicklung ruft bei den politisch starken "christlichen" Landern Besorgnis hervor. Zwar sind die kommunistischen Lander, angefuhrt von der Sowjetunion, schon seit mehreren Jahrzehnten eine wachsende Bedrohung fur den Westen, doch zeichnet sich noch eine weitere Entwicklung ab.

Verschiedene asiatische, afrikanische und jetzt auch lateinamerikanische Lander offenbaren einen wachsenden Widerstand gegenuber der westlichen Wirtschaft, Politik und Religion. Diese weniger entwickelten Lander werden dabei stets vom kommunistischen China unterstutzt.

So verlangen jetzt zum Beispiel viele an Rohstoffen reiche Lander hohere Preise fur ihre Waren, wobei sie gewohnlich Ruckendeckung durch die Chinesen haben. Dies wirkt sich zum Nachteil fur die westlichen Industrielander aus.

Auch ein gro?er Teil der westlichen Kultur wird von anderen Landern abgelehnt, besonders die Religionen der Christenheit. Haufig werden die Missionare aus den Entwicklungslandern ausgewiesen oder zumindest in ihrer Tatigkeit eingeengt. In China ist dies fast ganzlich der Fall gewesen.

Auch innerhalb der Vereinten Nationen nimmt die Entwicklung einen fur die westlichen Lander ungunstigen Verlauf. Mehr Mitglieder stimmen und sprechen gegen die Vorherrschaft, die die westlichen Lander fruher innehatten. Auch hier unterstutzt das kommunistische China die wachsende Mehrheit der opponierenden Lander.

Dieser Verlauf ruft bei den USA und ihren europaischen Verbundeten gro?e Besorgnis hervor.

Weshalb diese Entwicklung?

Warum nehmen die Ereignisse einen solchen Verlauf, sogar innerhalb der Vereinten Nationen? Wieso haben die starken Nationen der Christenheit so viel an Einflu? verloren?

Es handelt sich hier im wesentlichen um eine Bestatigung des biblischen Grundsatzes: 'Was man sat, erntet man' (Gal. 6:7; Hiob 4:8). Es ist das Ergebnis, wenn man nicht nur ganze Nationen vor den Kopf sto?t, sondern, was noch wichtiger ist, sich von dem allmachtigen Gott selbst abwendet.

Dieser Gang der Weltereignisse hat sich nicht plotzlich entwickelt, sondern zeichnet sich schon seit langem ab. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatten die "christlichen" Lander den gro?ten Teil Asiens, Afrikas und Lateinamerikas jahrhundertelang unter sich aufgeteilt. Obwohl in diesen Gebieten bereits viele Menschen lebten, die ihre eigene Kultur hatten, wurden sie zwangsweise der Herrschaft und Kultur ihrer Eroberer unterworfen.

Es stimmt zwar, da? die Europaer manches Gute in diesen Landern taten, doch sie taten auch viel Schlechtes, indem sie die Menschen und die Reichtumer ausbeuteten. Darum sahen die meisten dieser Menschen die Europaer im Laufe der Zeit als unerwunschte Eindringlinge an.

Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg haben viele dieser Lander die Unabhangigkeit gewonnen, und sie erinnern sich der Demutigungen der Vergangenheit. Die meisten haben sich entschlossen, ihre Zukunft selbst zu bestimmen, statt weiterhin eine Kolonie der Europaer zu bleiben.

Daher sind heute 138 Lander in der UNO vertreten, was die bisher hochste Zahl ist. Die meisten bestehen leidenschaftlich auf ihrer Unabhangigkeit und darauf, uber ihre Rohstoffe, ihre Kultur und Politik selbst zu bestimmen.

Ein Beispiel

China ist eines der Lander, die durch die Fremdherrschaft gegen die Christenheit verbittert wurden. Jahrtausendelang hatte China seine eigene Kultur. Es entwickelte seine eigenen Wirtschafts- und Staatssysteme. Zeitweise erreichte Chinas Zivilisation einen Entwicklungsstand, der von keinem anderen Land wahrend derselben Zeit ubertroffen wurde.

Chinas Kaiserdynastien herrschten jahrhundertelang. Manchmal waren sie grausam und korrupt und brachten viel Leid uber die Menschen. Doch wahrend all dieser Zeit blieben die Chinesen hauptsachlich fur sich. Bis vor zweihundert Jahren war China daher sehr wenig mit der Au?enwelt in Beruhrung gekommen, fast gar nicht mit der westlichen Welt.

Doch dann, vor etwa zweihundert Jahren, begannen die Lander des Westens in China einzudringen. Im 18. Jahrhundert ubten diese Lander, besonders die europaischen, zunehmenden Druck auf China aus, um im Lande Fu? zu fassen. Sie erreichten ihr Ziel auch wirklich, so da? im 19. Jahrhundert ihr Einflu? fur die Chinesen zu einem ernsten Problem wurde. In der Encyclopaedia Britannica wird dazu gesagt:

"Unter der Herrschaft von unfahigen und korrupten Regierungen mu?te . . . [China] untatig zusehen, wie fremde Machte an seinem Gebiet nagten und sich seine Reichtumer aneigneten, wahrend seine gedemutigten Bewohner um das nackte Uberleben kampfen mu?ten.

Obwohl es ein unabhangiges Land genannt wurde, ahnelten seine Stellung und seine Lage eher denen einer auslandischen Kolonie."

Anfangs bestand das Vordringen des Westens nur in der Errichtung einer Handelsniederlassung in Kanton durch Gro?britannien im Jahre 1715. Im Laufe der Zeit gesellten sich den Englandern noch Handler aus Frankreich, den Niederlanden und den USA hinzu.

Die Kaufleute des Westens waren am Reichtum Chinas interessiert. Au?erdem wollten sie europaische Erzeugnisse an die Chinesen verkaufen. Auf diese Weise bekamen die Handler das Geld, chinesische Waren zu kaufen. Doch China zeigte sich an den westlichen Waren im allgemeinen wenig interessiert. Ein chinesischer Mandschu-Kaiser soll gegen Ende des 18. Jahrhunderts in einem Brief an den englischen Konig Georg III. geschrieben haben:

"Wie dein Gesandter selbst zu sehen vermag, besitzen wir alles. Fremdartige und kostbare Gegenstande interessieren mich nicht, und ich habe keine Verwendung fur die Erzeugnisse deines Landes."

Doch dann fanden die westlichen Kaufleute etwas, was sie an die Chinesen verkaufen konnten - das Rauschgift Opium. Es entwickelte sich bald zu einem der wichtigsten Guter im Handel mit China.

Da die chinesische Regierung erkannte, welch verheerende Wirkung das Opium auf das Volk hatte, verbot sie die Einfuhr. Damit wurde das Rauschgift zwar verboten, den Handel beendete das aber nicht. Die Handler verdienten am Opiumgeschaft sehr gut, und so begannen viele von ihnen, es nach China zu schmuggeln.

Im Jahre 1839 hatte der Opiumschmuggel enorme Ausma?e angenommen. Waren es fruher nur wenige Tonnen Opium im Jahr, so uberschwemmten jetzt jedes Jahr mehrere tausend Tonnen eingeschmuggeltes Opium das Land. Wer war fur die illegalen Einfuhren verantwortlich? Das Werk A History of the Far East in Modern Times sagt dazu:

"Allein der Wert des importierten Opiums uberstieg den aller exportierten Guter. Der gro?te Teil des Opiums stammte aus Indien, ein kleinerer Teil aus Persien, und spater fuhrten auch die Amerikaner betrachtliche Mengen turkisches Opium ein.

Alle Nationalitaten, die in Kanton vertreten waren, . . . beteiligten sich an dem illegalen Geschaft, obgleich die Englander darin - wie auch im allgemeinen Handelsgeschaft - die Fuhrung innehatten."

In dem Werk hei?t es weiter: "Es sei hier darauf hingewiesen, da? das Opiumrauchen kein naturliches Laster der Chinesen war, sondern erst im Land eingefuhrt wurde. . . . Die Verantwortung, die das Ausland fur die Forderung des Opiumrauchens unter den Chinesen tragt, ist nicht zu ubersehen und sollte auch nicht unterschatzt werden."

Man erkennt sehr schnell, weshalb die Chinesen Menschen aus dem Westen als Barbaren ansahen. Wenn die Europaer auch behaupteten, sie wurden eine hoherstehende Kultur in China einfuhren, und dies in Verbindung mit den Missionaren ihrer Kirchen, so sahen die Chinesen sie doch als fremde Eroberer an.

Alles, was bereits geschehen war, hatte genugt, sie gegen die Nationen der Christenheit und ihre Kultur, Wirtschaft, Politik und Religion zu verbittern. Doch es sollte sich noch mehr abspielen, noch viel mehr.

Kriegserklarung

Nun unternahm die chinesische Regierung weitere Schritte, um den illegalen Handel mit Opium zu unterbinden. Sie entsandte Truppen gegen die fremden Kaufleute. Man beschlagnahmte bei englischen und anderen Kaufleuten Opium im Werte von Millionen Dollar und erlegte den Fremden mehrere Einschrankungen auf.

Die Handler, besonders die britischen, waren uber diese Ma?nahmen erbost. Sie mu?ten zusehen, wie ihr sehr eintraglicher Handel mit Opium und anderen Gutern ein Ende fand. So begann 1839 einer der seltsamsten Kriege der Geschichte. Gro?britannien erklarte China den Krieg, da es auf dem Recht bestand, Opium an die Chinesen zu verkaufen. Au?erdem forderten die Englander noch weitere Privilegien.

China verlor den Krieg. Es hatte nicht die Ausrustung, die es brauchte, um sich gegen die Waffen der Englander zu verteidigen. Darum war es fur Gro?britannien ein leichtes, den Opiumkrieg zu gewinnen. Er endete 1842 mit der Unterzeichnung des Vertrags von Nanking.

Dieser Vertrag war der erste, der China aufgezwungen wurde. Doch er war nicht der letzte; er leitete eine ganze Serie von - wie die Chinesen sie nennen - "ungleichen Vertragen" ein.

Der Vertrag von Nanking gab den Briten Handelsrechte in mehreren chinesischen Hafen. Das Gebiet von Hongkong wurde an Gro?britannien abgetreten und war fortan britische Kolonie. China mu?te auch die Kriegskosten an Gro?britannien zuruckzahlen. Selbst fur das Opium der britischen Kaufleute, das beschlagnahmt worden war, mu?te es Schadenersatz leisten.

Wenig spater forderten andere europaische Lander sowie die Vereinigten Staaten ebenfalls Zugestandnisse. Die Chinesen hatten nicht die Macht, etwas dagegen zu unternehmen. Weitere Kriege, die fremde Machte gegen China fuhrten, brachten neue Vertrage. Die Zahl der aufgegebenen Hafen und Hoheitsrechte wuchs. Gro?britannien erhielt au?er Hongkong noch Kaulun, Ru?land erhielt Gebiete im Norden, und andere Lander steckten sich ihre eigenen Interessenspharen ab.

Die Chinesen bu?ten daher an Machtbefugnis uber ihr eigenes Land, ihre Stadte und ihre Bevolkerung ein. In einem Vertrag wurde festgelegt, da? die Chinesen von den Fremden nur sehr geringe Zollabgaben fordern durften, die nur mit Zustimmung der fremden Regierung erhoht werden konnten, und es war nicht sehr wahrscheinlich, da? sie die Genehmigung erhielten. Auch die Gerichtsbarkeit wurde eingeschrankt. Wenn beispielsweise ein amerikanischer Staatsburger ein Verbrechen gegen einen Chinesen beging, konnte er dafur nur von amerikanischen Gerichten bestraft werden.

Wie stellten sich die Missionare und andere Vertreter der Kirchen der Christenheit zu diesen Entwicklungen? In der von Jesuiten herausgegebenen romisch-katholischen Zeitschrift America wird zugegeben, da? die Kirchen das chinesische Volk enttauscht haben. Darin war die Rede von dem "unangebrachten Bundnis der Missionare mit den imperialistischen Machten und deren Kanonenbootdiplomatie und ungleichen Vertragen". Abschlie?end hie? es: "Der Fehlschlag der Missionstatigkeit in China ist zum gro?en Teil die Schuld der Missionare und/oder die der Christen im Westen selbst." Die Kirchen haben China tatsachlich oft von oben herab behandelt und den Mi?brauch der Macht von seiten westlicher Nationen unterstutzt.

Weitere Verluste

Man ist nicht verwundert, da? in dem Werk The World Book Encyclopedia folgender Kommentar uber die Einstellung der Chinesen gegenuber Auslandern steht:

"In den 1890er Jahren hatten viele Chinesen eine leidenschaftliche Abneigung gegen jeden Nichtchinesen und jedes Land au?erhalb Chinas, da man diese fur die ungleichen Vertrage verantwortlich machte. Chinesische Aufstandische bildeten Geheimgesellschaften und schworen, dem Einflu? des Westens in China ein Ende zu bereiten. Diese Gesellschaften hatten starken Zulauf unter dem chinesischen Volk."

Im Jahre 1899 begannen diese Geheimbunde ihren Kampf gegen die Fremden. Der Feldzug richtete sich auch gegen Chinesen, die von den Kirchen der Christenheit bekehrt worden waren. Er wurde als Boxeraufstand bekannt, da eine der fuhrenden Geheimgesellschaften, die Boxer, angeblich zeremonielles Schattenboxen praktizierte.

Im darauffolgenden Jahr aber griff eine internationale Streitmacht ein, zu der auch deutsche und amerikanische Truppen gehorten, und warf den Aufstand nieder. Den Chinesen wurden daraufhin hohe Strafen auferlegt. Zum Beispiel mu?te ein gro?es Gebiet im Herzen Pekings als Gesandtschaftsviertel abgetreten werden, in dem kein Chinese wohnen durfte und das standig von fremden Truppen besetzt sein sollte. Dazu mu?te China noch Hunderte Millionen Dollar Kriegsentschadigung an dreizehn auslandische Machte zahlen.

Eine bittere Erfahrung

Der Weg, den China in unseren Tagen eingeschlagen hat, ist zum gro?en Teil durch die Auswirkungen des Opiumkrieges und damit zusammenhangender Ereignisse gepragt worden. Die Feindschaft, die die Chinesen heute gegenuber dem Westen zeigen, hangt unmittelbar damit zusammen, wie sich die Christenheit gegenuber diesem Land verhalten hat.

Andere radikale Krafte innerhalb der UNO, die gerade jetzt an Zahl und Starke zunehmen, bestatigen der Christenheit ebenfalls die Wahrheit des biblischen Grundsatzes, da? 'man erntet, was man gesat hat'. Der Weg, den diese Nationen in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht eingeschlagen haben, wirkt sich fur die Christenheit immer mehr zum Nachteil aus.

Auch die sittlichen und religiosen Werte, die der Westen mit seinen Kirchen vertritt, treffen zum gro?en Teil auf Ablehnung. Fur viele Menschen in den Entwicklungslandern sind sie untrennbar mit der bitteren Erfahrung des Kolonialismus verbunden. In dem Buch Cristianity amid Rising Men and Nations sagt Creighton Lacy:

"Mit dem Erwachen des nationalistischen Selbstbewu?tseins in Afrika, Asien und Lateinamerika hat sich das gesamte Erbe des westlichen Kolonialismus plotzlich gegen dessen Urheber gewendet. Das hat dazu gefuhrt, da? man weithin den technischen Fortschritt der westlichen Zivilisation . . . von den geistigen und ideologischen Faktoren trennte, die einer bestimmten Lebenshaltung Ausdruck verleihen. . . .

Die Ansicht ist weit verbreitet, da? die sozialen und sittlichen Grundsatze der westlichen Gesellschaft - und damit das Glaubensgebaude, in dem sie wurzeln - denen anderer Gesellschaften nicht uberlegen seien. Man konnte sie sogar als tieferstehend ansehen."

Die Christenheit hat Hunderte von Millionen Menschen von sich entfremdet. Traurigerweise hat dies dazu gefuhrt, da? sie sich vom Christentum abgewandt haben. Sie sind sich dessen nicht bewu?t, da? die Christenheit mit wahrem Christentum uberhaupt nichts zu tun hat, sondern heuchlerisch ist, Gott zuwider. Diese Entfremdung hatte im Falle Chinas zur Folge, da? sich achthundert Millionen Menschen gegen das Christentum wandten.

Die Christenheit wird Gott dafur Rechenschaft ablegen mussen. Und die Erfullung biblischer Prophezeiungen durch die Geschehnisse unserer Tage beweist eindeutig, da? die Zeit, in der Gott Rechenschaft fordern wird, mit Riesenschritten naher ruckt (Matth. 7:15-23; Offb., Kap. 17).
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