onscho hat geschrieben:Auch wenn es Themenfremd ist:
Mindestens zwei der von dir als "entmythisierte Behauptungen" dargestellten Dinge sind, so denke ich, doch richtig.
Hitler hat, das sagt sogar der von dir verlinkte Artikel, die Arbeitslosigkeit besiegt.
Wie und warum ist völlig nebensächlich, da diese Aussage an sich keine Wertung enthält.
Hi Onscho,
auch wenn es
wirklich themenfremd ist:
Der Ausgangsbeitrag, auf den es mich drängte zu antworten, stellte den Abbau der Arbeitslosigkeit durch Hitler als etwas Positives hin, war also
nicht wertfrei.
Auch Deine Aussage, dass Hitler die Arbeitslosigkeit
besiegt habe, ist
nicht wertfrei, denn das Verb "besiegen" bewertet den Abbau der Arbeitslosigkeit als positiv.
Wertfrei wäre ggf. die Aussage, dass es 1933 etwa 6 Millionen Arbeitslose in Deutschland, jedoch bis 1939 faktisch Vollbeschäftigung erreicht war.
onscho hat geschrieben:Genau das ist aber auch schon das Problem: Die Wertung.
Die gesamte Aufarbeitung des Dritten Reiches wird emotinal bearbeitet, was dazu führt, dass jedwede Handlung Hitlers und seiner Schergen verdammt werden muss, anstatt objektiv bewertet zu werden, was man doch von historikern erwarten sollte.
Die Geschichts
wissenschaft befasst sich meines Erachtens keineswegs "emotional" mit dem Nationalsozialismus, sondern unter Anwendung der so genannten historischen Methode. Insoweit darf man von Historikern erwarten, dass sie sich darum bemühen, die in kritischer Auseinandersetzung mit dem Quellenbefund ermittelten historischen Fakten und Geschichtsabläufe in ihrer Genese, ihren Bedingungszusammenhängen und Wirkungen zu verstehen (und entsprechend darzustellen). Dies schließt allerdings nicht aus, dass die Historiker A und B trotz Untersuchung des gleichen Quellenbestandes in ihrer Analyse und Bewertung der Forschungsergebnisse von einander abweichen.
Aus diesem Grund ist z. B. die aus dem Zusammenhang des historischen Kontextes gerissene Feststellung, dass es 1933 etwa 6 Millionen Arbeitslose in Deutschland gab, jedoch bis 1939 faktisch Vollbeschäftigung erreicht war, wegen des Fehlens der gleichzeitigen Darstellung ihrer Entstehung (Fortwirkung arbeitsmarktpolitischer Instrumente aus der Zeit der Weimarer Republik, rund 1/3 der Arbeitslosen "verschwand" nur wegen der Heranziehung zur Wehrpflicht oder zur zwangsweisen Reichsarbeitsdienstpflicht) und Wirkungen (gezielte Kriegsvorbereitung) unvollständig. Erst diese Zusammenschau der verschiedenen Fakten ermöglicht eine (hoffentlich möglichst) objektive Bewertung.
onscho hat geschrieben:Deswegen würde ich eben auch behaupten, dass es heute schwierig ist, über die NS-Zeit frei zu reden.
Die Rede-Freiheit zum Thema Nationalsozialismus ist allenfalls dahingehend beschränkt, dass es verboten ist, bestimmte historisch bewiesene Tatsachen zu leugnen.
Dadurch aber, dass man sich mit vielen Gegenargumenten konfrontiert sieht, wenn man Auffassungen vertritt, die Hitler und dem NS-Regime positive Seiten abgewinnen können, weil sie - angeblich wertfrei - Einzelfakten aus dem historischen Kontext herausreißen, ist die Rede-Freiheit nicht behindert.
Jens David,
der ganz frei - aber in der Tat nicht wertfrei - mit Onscho über das NS-Regime diskutieren kann, aber anregt, dies besser nicht unbedingt im Taiwan-Thread zu tun