Chinesische Firewall umgehen - legal oder illegal?

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Luntan
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Re: Chinesische Firewall umgehen - legal oder illegal?

Beitrag von Luntan »

Facebook und Twitter sind auch darum grundsätzlich gesperrt weil China nicht die persönlichen Daten und Nachrichten von 100 und mehr Millionen Einwohnern den USA zur Verfügung stellen will. Diese werden bekanntlich dort "gescannt" und interessante Personen "herausgefiltert". Wenn diese Daten nicht auf Server in die USA übertragen werden wird es für die NSA schon schwieriger.

Man muss den USA ja nicht noch alle Daten frei Haus liefern haben sich wohl die zuständigen Dienste in China gesagt.
cmstein
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Re: Chinesische Firewall umgehen - legal oder illegal?

Beitrag von cmstein »

Boracay hat geschrieben:Welche VPN Anbieter nutzt ihr privat?
YesVPN
Shenzhen hat geschrieben:cmstein welche Seiten surfen denn "deine" gebildeten Leute so an? Google-Services gehen soweit ich bemerkt habe alle ausser YouTube und Google Plus. Ich benutze VPN fast nur um von File-Hostern zu laden oder halt ab und an mal FB weil es halt einige Freunde in D haben und man ja in Kontakt bleiben will.
Dit weeß ick nich. Facebook und Twitter halt und Google Talk und Drive und was weiß ich was. Kurioserweise läuft das Internet bei mir auch mit der HK-IP "runder".
cmstein
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Re: Chinesische Firewall umgehen - legal oder illegal?

Beitrag von cmstein »

Luntan hat geschrieben:Facebook und Twitter sind auch darum grundsätzlich gesperrt weil China nicht die persönlichen Daten und Nachrichten von 100 und mehr Millionen Einwohnern den USA zur Verfügung stellen will.
Glaub ich nicht! Die sind gesperrt und Google wird terrorisiert, weil die Regierung Baidu, weibo und wie der ganze chinesische Krempel heißt, vor ausländischer Konkurrenz schützen will. Verdienen ja sicher alle gut mit bei dem Millardengeschäft.
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Re: Chinesische Firewall umgehen - legal oder illegal?

Beitrag von mazzel »

cmstein hat geschrieben:
Luntan hat geschrieben:Facebook und Twitter sind auch darum grundsätzlich gesperrt weil China nicht die persönlichen Daten und Nachrichten von 100 und mehr Millionen Einwohnern den USA zur Verfügung stellen will.
Glaub ich nicht! Die sind gesperrt und Google wird terrorisiert, weil die Regierung Baidu, weibo und wie der ganze chinesische Krempel heißt, vor ausländischer Konkurrenz schützen will. Verdienen ja sicher alle gut mit bei dem Millardengeschäft.
Glaube auch eher cmsteins Variante. Außerdem kann über Twitter und Facebook ungehindert gepostet und gelesen werden, eben auch Regimekritik. Da die Server nicht in China stehen kann die Regierung dort also nicht fröhlich löschen und zensieren. Also ganz nach dem Motto "Was ich nicht kontrollieren kann ist nicht willkommen."
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mario.s
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Re: Chinesische Firewall umgehen - legal oder illegal?

Beitrag von mario.s »

GigiPineapple hat geschrieben:Das ist alles schon sehr aufschlussreich. Aber den Sinn verstehe ich nach wie vor nicht recht. Wozu eine Sperre von Facebook & Co., wenn private und gewerbliche Nutzung gestattet ist?

Ist meine Annahme, dass die Sperrung nur eine etwas drastische präventive Maßnahme ist, um Regimekritiker im Zaum zu halten, korrekt? Und Otto-Normal-Chinese nur deshalb auch betroffen ist, weil die Firewall flächendeckend ist, aber es ist ihm nicht verboten, diese zu "normalen Zwecken" zu umgehen?

Darüber hätte ich bis jetzt noch gar nicht nachgedacht :)

Das hätte ja dann eigentlich vergleichbare Strukturen wie die Sperrung von Internetpornographie in GB. Die werden generell zensiert, aber man kann sie freischalten lassen....
Wenn China koennte, wuerde es die Nutzung dieser Tunnel auch einschraenken. Das Problem dabei besteht darin, dass diese teilweise die selben Protokolle und Ports nutzen wie althergekommene sichere Internetprotokolle. Und die werden nunmal nicht nur von notgeilen oder FB-suechtigen Auslaendern und neugierigen Chinesen genutzt, sondern auch von Chinesischen Geschaeften und Firmen (z.B. E-Shops). Wuerde die GFW hier nun auch b(l)ocken, dann haetten diese genauso das Nachsehen. Mit ungeahnten Folgen fuer die Wirtschaft. Wer kann (will?) heutzutage schon ohne Internet, sicheres Bezahlen, Verschluesseln von Betriebsgeheimnissen beim Mail-Versand...

Also beschraenkt man sich darauf, es wenigstens nicht zu einfach zu machen. Bestimmte Ports sind gesperrt, ja. Bestimmte auslaendische Server stehen auf der Blacklist, extremverschluesselte Pakete werden abgefangen und gestoert. Auch bestimmte Software wie OpenVPN (die es nunmal auch erlaubt, eigene VPN Gateways zu errichten, was eben in China angemeldet sein muss) steht auf der Blacklist. In gemaessigter Form kann man aber problemlos auch Virtuelle Private Netzwerke nutzen. Oder eben wenn man als grosses Unternehmen mit entsprechender IT-Infrastruktur die notwendigen Lizenzen besitzt.

Und das Bisschen was noch ohne Probleme an VPN moeglich ist, laesst sich wenn es dann ins Ausland geht auch als potentiell verdaechtig besser ueberwachen, mitloggen usw.. Wenn es jeder machen wuerde, waere es da schon schwerer...

Grundsaetzlich gilt aber, dass wer in China nicht an die selben Informationen aus dem Netz kommt wie jemand ausserhalb der GFW, einfach nur zu ungeschickt im Umgang mit der IT ist und es deshalb sowieso nicht benoetigt.

In diesem Sinne einen schoenen guten Morgen! ;)
世上无难事,只怕有心人。 - Wo ein Wille ist, da ist ein Weg.
(Chinesisches Sprichwort)
DaLongRen
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Re: Chinesische Firewall umgehen - legal oder illegal?

Beitrag von DaLongRen »

Ich finde die entsprechende Quelle gerade nicht mehr, aber ich meine gelesen zu haben, dass die generelle Rechtslage besagt, dass - genau wie mario angemerkt hat - nur angemeldete/"zertifizierte" VPN Technologie legal in China eingesetzt werden darf.

D.h. die in vielen ausländischen Niederlassungen gängige Praxis, seinen eigenen Router aus Deutschland mitzubringen und dann hier aufzustellen ist prinzipiell illegal - obwohl die meisten IT Abteilungen das nicht wissen. :lol:

Solange die Englischkenntnisse der meisten Chinesen und die Anzahl der VPN User in China aber weiterhin so gering bleibt wie jetzt, ist das Engagement der Behörden wahrscheinlich ziemlich überschaubar.

Allerdings ändert sich das von Zeit zu Zeit: Z.B. war es letztes Jahr, während des großen Nationalkongresses in Bejing so, dass plötzlich fast alle großen ausländischen VPN Anbieter blockiert waren. Auch bei uns in der Firma war die Verbindung nach Deutschland plötzlich sehr störanfällig.

Ich gehe einfach davon aus, dass man dann schlicht die Einwahlknoten der großen VPN Anbieter blockiert hat. Prinzipiell könnte die große Firewall mit Hilfe von "Deep paket inspection" zwar auch einzelne VPN Übertragungen rausfiltern (die Telekom hat das z.B. einige Zeit in Ihrem UMTS-Netz gemacht, um Skype-Übertragungen zu bremsen) aber das ist schon ein wenig rechenintensiv.

Daher habe ich in Deutschland einen kleinen Rechner stehen, auf dem ein VPN Server mit verschiedenen Protokollen läuft. Funktioniert auch dann super, wenn die großen Einwahlknoten mal wieder alle blockiert werden. Wenn man sich dann doch noch die Mühe machen sollte, OpenVPN zu blockieren, dann kann ich auf IPsec oder andere Protokolle ausweichen. Irgendeines geht dann in der Regel immer durch. :lol:

Was viele z.B. auch nicht wissen: Die meiste Zensur in China wird nicht von den Behörden selbst durchgeführt, sondern von den privaten Unternehmen! Die Behörde droht nur an, dass eine Webseite geschlossen wird, wenn mehr als X Verstößen gegen die Zensurauflagen stattfinden.

In China hat sich daher eine eigene Softwareindustrie entwickelt, die einzelne Blogger und Themen recht gut anhand von verschiedenen Kriterien gezielt von einer Seite ausschließen kann.

Ich meine der Schlüssel war mal, dass man ungefähr 1 Zensur-Angestellten pro 10.000 aktive User einplanen muss und das Ziel ist natürlich, diese Quote weiter zu erhöhen.

PS: Nachtrag, wer sich selbst so eine Lösung basteln will, aber nicht das entsprechende Know-how hat, der kann sich in Deutschauchland auch einfach zu Hause/ bei Freunden /etc. eine Fritzbox aufstellen und deren VPN Funktionalität nutzen.

Funktioniert in 99% der Fälle ebenfalls super, kostet fast nix, ist relativ einfach einzurichten und funktioniert auch, wenn die großen VPN-Einwahlknoten mal wieder blockiert werden. :wink:
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