Überwachung von QQ - Regimekritik und Konsequenzen?

[PHENOMENON]

Hallo, ich bin relativ neu hier im Forum... und auch in China... habe daher ein paar Fragen... und hoffe auf ein paar gut gemeinte Antworten

Natürlich bekommt man hier schnell mit, dass viele Internetseiten nicht erreichbar sind. Wie aber verhält es sich mit dem lokalen Messenger QQ? Ich habe neulich mit einer Einheimischen im QQ gesprochen und innerhalb einer längeren Konversation nur kurz erwähnt, dass der Erfinder von Pinyin, Zhou Youguang, in den letzten Jahren ein paar Bücher geschrieben hat, die von Regierungsseite verboten wurden. Daraufhin reagierte sie gleich panisch und meinte, ich solle nichts über Politik im QQ schreiben. Hm... daher meine Frage: wie verhält es sich denn tatsächlich mit der Überwachung hier in China... und welche Konsequenzen hätte es für Einheimische oder auch mit als Ausländer, derartige Themen im QQ zu diskutieren?

[Sarilas]

Es sind einfach zu viele User um das zu überwachen, so kleine Fliegen interessieren die Politiker nicht mehr, denke ich. Es kann ja durchaus ein Wortfilter mit drin sein, das würdest du aber merken wenn dann dein Internet nicht mehr geht. Solche Themen zu diskutieren ist !nicht verboten, eventuell ungern gesehen ja, aber solange das keine öffentlichen Kundgebungen sind, sollte da nichts passieren.

Wie es sich hier mit der Überwachung verhält? Du solltest auf jeden Fall die schwarzen VWs Jetta meiden die dir als Ausländer immer folgen. Könnte aber auch jedes andere Auto sein, du hast meist 3 PLAs die dir immer folgen, wirst du aber gar nicht bemerken im Alltag, mach dir keine Sorgen.

[Bernhard]

von politischer Zensur habe ich auf QQ noch nicht viel mitgekriegt. Habe aber dort auch nicht ausgiebig über Politik gesprochen.

Was ich aber sagen muss: Es hat schon Fälle gegeben, wo ich (auf deutsch!) über Dinge gesprochen habe wie "Geld leihen" etc.. Und prompt ploppte ein Pop-Up-Menü auf mit einem Link auf eine Seite, die vor Betrug warnte. Da dachte ich mir dann schon "wow, die kriegen alles mit!"

[帕斯卡]

Wie es sich hier mit der Überwachung verhält? Du solltest auf jeden Fall die schwarzen VWs Jetta meiden die dir als Ausländer immer folgen. Könnte aber auch jedes andere Auto sein, du hast meist 3 PLAs die dir immer folgen, wirst du aber gar nicht bemerken im Alltag, mach dir keine Sorgen.

?? War aber ein guter Scherz...

[blur]

Ich würde es vermeinden zuviel über Politik zu sprechen. Auch wenn keine direkte Überwachung stattfindet, bin ich fest davon überzeugt, dass alles was man sagt für immer und ewig gespeichert wird. Wenn man dann irgendwann durch irgendwas im Leben mal auffällig werden sollte, werden die spätestens dann das Material prüfen und ggf. gegen einen verwenden.

[moritz]

Hi,

ich habe mal versucht, ein Gespräch per qq über Viet Nam anzufangen, die Antwort war "don't ask such questions".

Daß sie alles aufzeichnen, glaube ich nicht, aber vielleicht werden Schlüsselworte gefiltert und aufgezeichnet.

[Aremonus]

Mir wurde erst mal die Internetverbindung unterbrochen - die Polizei stand noch nicht vor der Tür^^ Die kommt wohl nur, wenn man die öffentliche Harmonie gefährdet - und das geht nur mit öffentlichen Äusserungen und wenn man Terroranschläge (oder Demos) plant. Eine angeregte Diskussion über die Politik zwischen zwei Studenten würde doch keinen Polizeieinsatz rechtfertigen - sonst wäre die chinesische Regierung wohl bald bankrott^^

[blur]

Eine angeregte Diskussion über die Politik zwischen zwei Studenten würde doch keinen Polizeieinsatz rechtfertigen - sonst wäre die chinesische Regierung wohl bald bankrott^^

Richtig, aber wenn einer der Studenten mal was vom Staat will, z.B. ein Visum für Tibet, könnte das schon rangezogen werden. Auch wenns sonst keiner hier im Forum glaub, ich glaube daran, dass QQ für sowas genutzt wird.

[ingo_001]

Eine angeregte Diskussion über die Politik zwischen zwei Studenten würde doch keinen Polizeieinsatz rechtfertigen - sonst wäre die chinesische Regierung wohl bald bankrott^^

So pauschal würde ich das nicht sagen.
Wenn die Begriffe "Tibet","Dalai Lama", und evtl. gar noch "Unabhängigkeit" mehrmals von den Diskutanten verwendet werden, kann ich mir schon vorstellen, dass es da den einen oder anderen "Hausbesuch" geben kann.
Wobei die Reihenfolge und die Überwachungsdichte sicher erst auf chin. Sprachiges ausgelegt ist, danach sicher auch Englischsprachiges.
Deutsch dürfte für die chin. Internet Überwachung da geringe bis gar keine Bedeutung haben, da es schlicht (mangels Masse) zu unwichtig ist.
Was ich mir allerdings auch vorstellen kann ist, dass die Kombination Tian an men + 1989 grundsätzlich raus gefiltert wird.

[Aremonus]

Wenn die Begriffe "Tibet","Dalai Lama", und evtl. gar noch "Unabhängigkeit" mehrmals von den Diskutanten verwendet werden, kann ich mir schon vorstellen, dass es da den einen oder anderen "Hausbesuch" geben kann.

Bei mir führte genau dieses Thema zu nichts ausser 'nem Internetblock für 30 minuten... aber wahrscheinlich lesen die Regierungsjungs einfach mit, wenn gewisse Schlüsselwörter verwendet werden, und schreiten nur ein, wenn wirkliche Gefahr besteht.

[Laogai]

Eine angeregte Diskussion über die Politik zwischen zwei Studenten würde doch keinen Polizeieinsatz rechtfertigen - sonst wäre die chinesische Regierung wohl bald bankrott^^

Richtig, aber wenn einer der Studenten mal was vom Staat will, z.B. ein Visum für Tibet, könnte das schon rangezogen werden. Auch wenns sonst keiner hier im Forum glaub, ich glaube daran, dass QQ für sowas genutzt wird.

Dieses Phänomen nennt man Paranoia

Beispiel: Meine Firma hat 2008 (wir erinnern uns, es kein einfaches Jahr, um nach China zu reisen!) ein Visum für den Asienredakteur der taz, der durchweg KP-feindlich berichtet und bereits mehrfach in China war, beantragt. Natürlich haben wir im Antrag nicht als Beruf "Journalist" angegeben. Trotzdem hätten bei der Botschaft die Alarmglocken läuten müssen, hätte man den Namen in einen Computer gefüttert. Haben sie aber nicht und der Mann hat sein Visum bekommen. Nach der Reise gab es einen Artikel von ihm in der taz darüber und auch in den Folgejahren hat man ihn immer wieder nach China reingelassen.

[alanos]

Bei mir führte genau dieses Thema zu nichts ausser 'nem Internetblock für 30 minuten...

Sicher das es daran lag? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die einem mal eben für 30 Minuten das Internet abdrehen können

Ich habe schon ein paar Mal mit Leuten über chinesische Politik geredet und da ist schon teilweise echt heftige Kritik von der chinesischen Seite gekommen. Ich halte mich da immer sehr zurück.
Auch mit meiner Freundin über Tiananmen und es ist nichts weiter passiert.
Sind da manche vielleicht etwas paranoid? Ich meine klar wird es überwacht, aber das jedes Mal, wenn man über etwas problematischere Sachen redet ein Beamter ein kleines rotes Knöpfchen drückt und bei den Beteiligten das Internet ausgeht kann ich mir wirklich nicht vorstellen.

@Bernhard, du bist also dieser "Behard", dessen "Insinn" ich bin Wurde Mimichen mittlerweile eigentlich gebannt?

[chuchu]

Ich teile grundsätzlich die Meinung von blur - man muss ja nicht unbedingt seine Meinung über QQ austauschen und loggen lassen. Denke gerade an den Bericht über "Facebook" und wie hoch der Ausdruckstapel war... .

Da ich mindestens einmal im Jahr nach China reise, würde ich es nicht darauf ankommen lassen. Man weiss ja nie, warum ein Visum abgelehnt bzw. nicht verlängert wurde.

Übrigens hatte ich Probleme, die chinesische Version von QQ herunterzuladen. Benutzt ihr eigentlich die "internationale Version" zum Chatten?

[ingo_001]

Übrigens hatte ich Probleme, die chinesische Version von QQ herunterzuladen. Benutzt ihr eigentlich die "internationale Version" zum Chatten?

Wir nutzen die internationale (engl.) Version von 2011.
Läuft bei uns ohne Probleme - im Gegensatz zu manchen Vorgänger-Versionen (egal ob chin. oder engl.).

[Laogai]

Da ich mindestens einmal im Jahr nach China reise, würde ich es nicht darauf ankommen lassen. Man weiss ja nie, warum ein Visum abgelehnt bzw. nicht verlängert wurde.

Meine Firma hat in den letzten 15 Jahren ein paar Tausend Visa beantragt (darunter auch welche von "heiklen" Personen, siehe weiter oben), und noch nie wurde eines abgelehnt. Manchmal wurden Visumsanträge nicht angenommen, weil bestimmte Unterlagen nicht eingereicht wurden. Aber nachdem die geforderten Unterlagen vorlagen wurden die Visa immer erteilt.

Wie schon geschrieben, das Phänomen nennt sich Paranoia. Womöglich ausgelöst durch zu viele SciFi Filme