Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

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Aremonus
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Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von Aremonus »

Zahlreiche Politikwissenschaftler und Philosophen (Merkel, Popper, Halperin, Rotberg...) sind der Auffassung, dass autoritäre Regime (also z.B. China seit 1978 (unter Mao war's Totalitär)) grundsätzlich instabiler als Demokratien seien. Grund dafür ist, dass sie weniger flexibel seien, den gesellschaftlichen Fortschritt behindern, usw.

Meiner Meinung nach sind aber gerade in weniger entwickelten Ländern autoritäre Staaten sinnvoller als Demokratien, da die Ressourcen fehlen, um freie und faire Wahlen zu garantieren, Korruption zu bekämpfen und schlussendlich, einen funktionierenden Staat zu garantieren. Ein autoritäres Regime kann den Aufbau der grundlegenden Infrastruktur und eine gewisse Sicherheit garantieren, bis sich das Land entwickelt hat - und erst sollte erst ab einer gewissen Entwicklungsstufe (z.B. in der berühmten Middle-Income-Trap) einer demokratischen Regierung weichen, um weiteren Fortschritt zu ermöglichen.

Es gibt aber nicht wenige Politikwissenschaflter, die Demokratie auf jedem Entwicklungsniveau für die bessere Staatsform halten. Andere widerum vermuten, dass heute, im Informationszeitalter, auch eine hybride Form möglich ist - also ein autokratisches System, das auf die Bedürfnisse seines Volkes eingeht und dennoch das Volk steuert, da es die gesellschaftlichen Entwicklungen dank neuer Technologie überwachen und steuern kann.

Es bleibt also die Frage, ob China in 10 oder 20 Jahren immer noch ein autoritär regiertes Land sein wird - oder ob es sich zu einer Demokratie entwickelt. Was wäre eure Prognose? Ist eine Jasminrevolution im Reich der Mitte gar heute schon möglich?
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
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ingo_001
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von ingo_001 »

Aremonus hat geschrieben:Es bleibt also die Frage, ob China in 10 oder 20 Jahren immer noch ein autoritär regiertes Land sein wird - oder ob es sich zu einer Demokratie entwickelt. Was wäre eure Prognose? Ist eine Jasminrevolution im Reich der Mitte gar heute schon möglich?
Dazu hab ich mich in anderen Threads schon des Öfteren geäussert und versuche meine Sicht (eine fundierte Prognose kann m.E. ehrlicherweise niemand machen) verkürzt zusammen zu fassen:

China ist da m.E. nicht nach dem Schwarz-Weiss-Schema einzuordnen.
Demokratie oder Diktatur - die Fragestellung ist so klar nicht zu beantworten.

Nach klassischer Denkweise durfte China (da ja kommunistisches Ein-Parteien-System) gar nicht Exportweltmeister sein und mittlerweile eine wirtschaftl. Supermacht (auch wenn die chin. Regierung da tief stapelt).
Die breite Bevölkerungsmehrheit kann durch eigene Arbeit den Lebensstandard weiter steigern.
Bildung wird auch in den Familien als der Schlüssel zum berufl. Erfolg gesehen.
* Das natürlich, weil die Kinder später die Eltern finanziell zu unterstützen haben, da sich das chin. Sozialsystem, welches sich in vielen Bereichen nach dem dt. richtet, erst noch im Aufbau befindet.

Natürlich gibt es auch genug Probleme wie z.B. die Umweltverschmutzung, die Korruption und auch die Schere zwische arm und reich.
Gerade der letzte Punkt könnte, wenn die chin. Regierung da nicht gegensteuert zum sozialen Sprengstoff werden. Vereinzelte Aufstände hat es ja schon gegeben.

Solange aber breite Bevölkerungsmehrheit mit den jetzigen Verhältnissen klar kommt und da keinen Änderungsbedarf sieht, wird sich daran auch nichts ändern, warum auch?
Man kann, so man denn genug Geld hat alles kaufen, was das Herz begehrt oder reisen wohin man will.
Gerade das Fehlen dieser beiden Punkte hat ja seinerzeit den Ostblock zusammenbrechen lassen.
* Jugoslawien kann man da (mit einigen Abstrichen) als Vorläufer des chin. Models sehen - nur war es wirtschaftl. nicht mit China vergleichbar - politisch aber durchaus.

M.E. wird sich am chin. System nichts ändern, wenn man die o.g. Probleme in den Griff bekommt.

In 90 % meiner Gespräche (egal ob mit In- oder Auslandschinesen) wird die These vertreten, dass, solange es ein so starkes Bildungsgefälle gibt (Stadt / Land) eine starke Zentralregrung (Ein-Parteien-System) für China alternativlos ist.

Nach unserem Verständnis also erstmal keine westl. Demokratie in Sicht ...
Und für China ist es m.E. auch tatsächl. bis auf weiteres der richtige Weg.

Hongkong kann da als Gegenargument m.E. nicht heran gezogen werden, weil die Bevölkerung dort eben schon auf einem Bildungsniveau ist.
Da hat Mainland-China noch einen langen Weg zu gehen.
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edmund27
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von edmund27 »

Das könnte eine sehr interessante Diskussion werden. Und ich sehr das Global. Es kommt immer auf die wirtschaftliche Entwicklung an. Wenn der Wohlstand des chinesichen Volkes weiter steigt, dann kann sich die KP lange noch an der Macht halten. Als Beispiel kann man das schön an der Piratenpartei sehen. In Deutschland haben die sehr große Erfolge. Aber in Schweden haben Sie gar kein Erfolg. Der schwedischen Bevölkerung geht es wesentlich besser wie den Deutschen. Deshalb meine Meinung, so lange es einem Volk gut geht hat die Opposition nicht den Hauch einer Chance.
Es gibt ja auch den Ausspruch von Adolf Hitler: Gebt dem Volk Brot und Spiele. 8) 8)
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von robbe »

Wirschaftswachstum bzw. materielles Wachstum bringt wohl nur bis zu einer gewissen Stufe Stabilität. So etwas wie Rechtssicherheit kann man sich nicht unbedingt kaufen.
Mal abwarten, wann die Mehrheit ihren materiellen Wunschzustand bzw. einen zufriedenstellenden Zustand erreicht hat und dann immaterielle Güter haben möchte...


Und welches System am besten für die Entwicklung ist, hängt immer von der jeweiligen Kultur ab. Gibt für alles positive und negative Beispiele.

Die meistens vorkommende Eigenschaft der Korruption in autoritären Staaten ist nebenbei nie förderlich für die Stabilität ;)
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ingo_001
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von ingo_001 »

edmund27 hat geschrieben: Es gibt ja auch den Ausspruch von Adolf Hitler: Gebt dem Volk Brot und Spiele. 8) 8)
Den Ausspruch gibt es - aber nicht von A.H. - guckst Du:

http://de.wikipedia.org/wiki/Panem_et_circenses
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edmund27
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von edmund27 »

ingo_001 hat geschrieben:
edmund27 hat geschrieben: Es gibt ja auch den Ausspruch von Adolf Hitler: Gebt dem Volk Brot und Spiele. 8) 8)
Den Ausspruch gibt es - aber nicht von A.H. - guckst Du:

http://de.wikipedia.org/wiki/Panem_et_circenses
Ich gebe euch ja recht. Der Cesar hat die Urheberrechte. Aber A. H hat diesen Auspruch auch benutzt. 8)
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von enrigo »

Es erhebt sich grundsätzlich die Frage, können wir allen unseren Standat an Demokratie und ihren Spielarten einfach überstülpen oder lassen wir die Völker und ihre "Vertreter" entscheiden wie die entwicklung sein wird.

Den g hatte nach Maos Tod recht gut erkannt, dass der "Ideologisch reine Weg" zu nichts führt als der Verwaltung des Mangels. Der Zusammenbruch des Ostblocks tat ein übriges. Die Entwicklung wird sich auch am Beharrungsvermögen der Partei orientieren. Solange keine diktatorisch ambitionierten Selbstdarsteller am Werke sind, kann sich das System weiterentwickeln. es kann aber auch bei ausreichender Korruption oder sonstigen Parametern zugrunde gehen, wenn Entwicklungen nicht erkannt werden. Es hat m.E. nicht allein mit dem Stand der Bildung zu tun. Auch die Größe des Landes und seiner Bevölkerung sind Faktoren. Ein Vergleich mit Stadtstaaten hinkt daher.

Und ich weiss nicht wie eine Bundesregierung hier agierte, hätte sie die 18 fache Bevölkerung zu verwalten; da sie schon jetzt Panikattacken bekommen und immer strengere Kontrollen fordern.
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von Schneeti »

enrigo hat geschrieben:Es erhebt sich grundsätzlich die Frage, können wir allen unseren Standat an Demokratie und ihren Spielarten einfach überstülpen oder lassen wir die Völker und ihre "Vertreter" entscheiden wie die entwicklung sein wird.
Ich denke eher zweiteres - demokratische Entwicklungen müssen aus der Bevölkerung selbst kommen, ansonsten funktionieren sie nicht. "Aufgezwungene" Demokratie hat in der Vergangenheit nicht funktioniert - mit der Ausnahme von good old Germany (und auch da erst im zweiten oder dritten Versuch, und vermutlich auch begünstigt durch den Systemwettstreit Ost gegen West)...

Die Ironie von autoritären Systemen ist ja die, daß sie oft lange Zeit bombenstabil scheinen - bis sich alles urplötzlich und sehr ungeordnet entlädt. Durch die bewährten Mittel der Zensur (und Selbstzensur bei den Untertanen) berauben sich solche Regimes nämlich zum einen eines ungefilterten Feedbacks und zum anderen einer unkomplizierten Art, Druck abzulassen.

Naja, ich bin mal gespannt, wie es in China weitergeht, wenn es mal zu einer echten Rezession kommt. Bei stabilen Wachstumsraten auch politisch stabil zu bleiben ist kein Kunststück (ok, das Wachstum längere Zeit aufrechtzuerhalten schon)...
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von dippledong »

Wenn man das mal nüchtern aus einer "Makro-Systemperspektive" betrachtet:

Totalitäre Regime:

zeitweise durchaus stabil, aber auch relativ unbeweglich
anfälliger für Korruption/Vetternwirtschaft

Wenn sich ein totalitärer Staat verändern will oder muss, kann dies häufig nur durch einen großen Umbruch geschehen. Eine Demokratie ist dagegen beweglicher und kann sich daher Veränderungen besser anpassen.
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DaWei
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von DaWei »

dippledong hat geschrieben:Eine Demokratie ist dagegen beweglicher und kann sich daher Veränderungen besser anpassen.
Interessant, ich habe das gleiche schon irgendwo über China im Vergleich zu Deutschland gelesen. Hier muss für den Bau eines Flughafens jahrelang Antrag auf Antrag eingereicht, geprüft, abgelehnt, wieder geprüft, genehmigt, besprochen und weiß der Geier was sonst noch gemacht werden, nur damit hinterher Anwohner und Umweltschützer durch alle Instanzen bis zum BGH ziehen, um dann am Ende doch noch alles zu stoppen.
Genauso eine neue Version der d. Verfassung. Theoretisch unmöglich, da das Volk darüber abstimmen muss.
Disclaimer: Alles, was ich schreibe, widerspiegelt nur meine persönliche Meinung und/oder Erfahrungen. Sollte ich dabei Gefühle verletzt oder jemand beleidigt haben, entschuldige ich mich von ganzem Herzen, denn dies liegt nicht in meiner Absicht.
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von Yingxiong »

Eine Diktatur ist dagegen beweglicher und kann sich daher Veränderungen besser anpassen.
Eine Demokratie muss immer lange Prozesse durchlaufen und die Opposition versucht wieder, alles zu blockieren. Man denke nur an das Stalker-Gesetz.
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von Bernhard »

Yingxiong hat geschrieben:Eine Diktatur ist dagegen beweglicher....
ist das jetzt ironisch gemeint, oder bist du ein waschechter chinesischer "Patriot"? :roll:

(wobei ein "Patriot" nicht das Wort "Diktatur" verwenden würde....)
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von Schneeti »

Ich denke, an beiden Punkten ist was dran:
dippledong hat geschrieben:Eine Demokratie ist dagegen beweglicher und kann sich daher Veränderungen besser anpassen.
Die Demokratie mag kurzfristig weniger beweglich erscheinen, weil langfristige Entscheidungsabläufe durchlaufen und vielfältige Beteiligungen berücksichtigt werden müssen. Auf langfristige Entwicklungen ist eine Demokratie besser vorbereitet: Weil sich durch freie Presse und die Konkurrenz im Parteiensystem graduelle Veränderungen leichter umsetzen lassen - und mehr Lobbies an der Entscheidungsfindung beteiligt sind.
Yingxiong hat geschrieben:Eine Diktatur ist dagegen beweglicher und kann sich daher Veränderungen besser anpassen.
Und die Diktatur erscheint eben kurzfristig beweglicher, weil sie (vor allem konkrete und sichtbare) Veränderungen besser um- und insbesondere durchsetzen kann. Da dabei aber Frust in der Bevölkerung entsteht und intransparente Strukturen ein optimaler Nährboden für Korruption sind, ist die langfristige Stabilität und Anpassungsfähigkeit an längerfristige Entwicklungen meiner Meinung nach deutlich fragwürdiger als bei einer Demokratie.
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von Bernhard »

Schneeti hat geschrieben: Und die Diktatur erscheint eben kurzfristig beweglicher, weil sie (vor allem konkrete und sichtbare) Veränderungen besser um- und insbesondere durchsetzen kann. Da dabei aber Frust in der Bevölkerung entsteht und intransparente Strukturen ein optimaler Nährboden für Korruption sind, ist die langfristige Stabilität und Anpassungsfähigkeit an längerfristige Entwicklungen meiner Meinung nach deutlich fragwürdiger als bei einer Demokratie.
Allerdings ist das nur eine Seite der Medaille.

Ich bin zwar grundsätzlich für eine Demokratie, aber sie birgt auch Gefahren. Nicht dass sie unbeweglicher wäre, aber dass wichtige Entwicklungen ignoriert und wichtige Entscheidungen nicht getroffen werden. Ein schlagendes Beispiel ist die Rentenpolitik. Es zeichnete sich schon relativ früh (im Prinzip seit Einführung der Antibaby-Pille) ab, dass die Geburten stark zurückgehen würden. Hätte man sich schon damals ein paar Gedanken um das Rentensystem gemacht und ein paar unpopuläre Entscheidungen getroffen, stünden wir heute besser da. Das war aber nicht möglich, weil die Partei, die das vorgeschlagen hätte, sofort "weg vom Fenster" gewesen wäre. In China wird sowas einfach von oben herab entschieden, und das war's dann.

Dennoch bin ich der Meinung, dass eine Demokratie im Prinzip näher am Puls der Zeit oder bei den echten Bedürfnissen der Leute ist, als ein autoritäres System. Die chinesische Regierung wird zwar nicht müde zu betonen, wie sehr es ihnen um das Wohl der einfachen Leute gehe und sie auf die öffentliche Meinung höre. Aber dadurch, dass sie das ständig betont, zeigt sich doch, dass das in diesem System nicht selbstverständlich ist.
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Re: Sind autoritäre Regime inhärent instabil?

Beitrag von Liberator »

Aremonus hat geschrieben: Meiner Meinung nach sind aber gerade in weniger entwickelten Ländern autoritäre Staaten sinnvoller als Demokratien, da die Ressourcen fehlen, um freie und faire Wahlen zu garantieren, Korruption zu bekämpfen und schlussendlich, einen funktionierenden Staat zu garantieren. Ein autoritäres Regime kann den Aufbau der grundlegenden Infrastruktur und eine gewisse Sicherheit garantieren, bis sich das Land entwickelt hat - und erst sollte erst ab einer gewissen Entwicklungsstufe (z.B. in der berühmten Middle-Income-Trap) einer demokratischen Regierung weichen, um weiteren Fortschritt zu ermöglichen.
Ich frage mich, wieso ausgerechnet Diktaturen Korruption bekämpfen sollten?
Geht es den meisten Diktatoren nicht gerade darum, sich selbst und dem eigenen Clan via Vetternwirtschaft die Taschen vollzustopfen?
(Ich sehe China als Diktatur ohne Diktator, daher fällt es insofern etwas aus dem Rahmen, wobei sich gerade auch Parteifunktionäre gerne bedienen, was man so hört...)
Bildung ist die Antwort; aber als weisser Diktator (Ironie) hält man die Massen eher lieber Dumm, d.h. es ist weder wirtschaftlicher Fortschritt noch eine bessere Bildung erwünscht, weil das ja gerade die Diktatur gefährdet.
(Paradebeispiele: Nordkorea, oder Iran, wo darüber nachgedacht wird, den Hochaschulzugang für Frauen einzuschränken, sie könnten ja auf schlechte Gedanken kommen)

Es braucht nicht allzu große Resourcen, um freie und faire Wahlen zu ermöglichen. Viel wichtiger ist in allgemeines Bewusstsein für Demokratie, und daran fehlt in weniger entwickelten Ländern leider oft.

Die Schweiz ist seit mehreren Jahrhunderten demokratisch (wenn man mal vom Frauenwahlrecht absieht :roll: ), und galt doch bis vor etwa 150 Jahren als das Armenhaus Europas.
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