Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Alle Themen rund um Politik in der Volksrepublik China
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HuángMāo
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Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von HuángMāo »

Moin,

Eine Frage an alle, die in China leben und die dortigen Medien verstehen:

Wie sieht das eigentlich aus. Ist der europäische Rettungsschirm Thema in den Medien oder wird die Suche nach chinesischer Beteiligung zensiert?
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WayofPeace
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von WayofPeace »

Ich komme nicht aus China und wohne dort nicht, aber schau doch selber mal im Internet bei ChinaDaily oder Xinhua oder CCTV.CN, CNTV. - wenn da etwas nicht steht (da es ja zensierte chinesische Medien sind), müsstest du es doch eigentlich wissen, oder?
Aremonus
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von Aremonus »

HuangMao hat geschrieben:Ist der europäische Rettungsschirm Thema in den Medien oder wird die Suche nach chinesischer Beteiligung zensiert?
Nein, der ist durchaus Thema. Z.B. hier http://german.china.org.cn/business/txt ... 774342.htm

oder hier: http://german.china.org.cn/business/txt ... 758498.htm

So wie ich das verstanden habe, ist China aber nicht am europäischen Rettungsschirm beteiligt -das war nur 'mal so eine Idee - sondern hilft nur indirekt über den IMF. Hat sich daran in den letzten Tagen etwas geändert?

Meines Erachtens wäre das dümmste, was China jetzt tun könnte, Europa zu helfen. Das wäre doch pure Geldverschwendung und würde den europäischen Politikern bloss die Möglichkeit geben, sich kurzfristig bis Ende der Legislaturperiode aus dem Schlamassel zu ziehen und die Probleme ihrem Nachfolger zu überlassen.
Die EU muss ein eigenes Finanzministerium oder zumindest strikte Gesetze zur Entschuldung mit klaren Sanktionen schaffen, sonst wird sich die schuldenkrise ständig wiederholen und der Euro wird nie mit dem US-Dollar gleichziehen.
Das Problem an der indirekten Demokratie in den EU-Ländern und der indirekten indirekten Demokratie bei der Wahl der EU-Politiker ist einfach, dass keiner einen Anreiz hat, die langfristigen Interessen der EU zu verfolgen - sondern alle stets nur ihre eigenen Parteien kurzfristig gut aussehen lassen wollen, um die Wahl zu gewinnen. Es müsste also eine Institution geschaffen werden, durch welche die langfristigen Interessen Europas und seiner Menschen gewahrt werden. China hat eine solche mit der KP (welche sich ja nicht für eine Wahl legitimieren muss). Dieses System hat aber mehr Nach- als Vorteile.

Daher sollte Europa die direkte Demokratie einführen, damit die Gesetzgeber jedes Gesetz dem Volk erklären müssen - denn das Volk lebt ja in Europa und hat dadurch eine langfristige Perspektive.
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
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WayofPeace
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von WayofPeace »

China interessiert sich schon dafür, denn wenn es Europa schlecht geht, geht es indirekt China auch schlecht. So etwas nennt man heute Globalisierung!
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AngelofMoon
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von AngelofMoon »

Aremonus hat geschrieben:Daher sollte Europa die direkte Demokratie einführen, damit die Gesetzgeber jedes Gesetz dem Volk erklären müssen - denn das Volk lebt ja in Europa und hat dadurch eine langfristige Perspektive.
Aremonus da stimme ich Dir zu, nur ob Europa oder einige Länder Europas die zur EU gehören für eine direkte Demokratie befähigt sind wage ich zu bezweifeln.
Dazu müsste die Bevölkerung der EU besser Politisch aufgeklärt sein und auch aufgeklärt werden.
Eine Umstruckturierung von einer indirekten zu einer direkten Demokratie müsste langsam erfolgen, damit sich die Bevölkerung der Verantwortung bewusst wird.
Konfuzius sprach: “Mach’ Dir keine Sorgen darüber, dass die Menschen Dich nicht kennen, sondern darüber, dass Du sie nicht kennst.”
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von VielUnterwegs »

Laut meiner Freundin ist es Thema und die breite Mehrheit fragt sich das Gleiche wie in Deutschland: "Warum zur Hoelle schmeissen wir den Banken das Geld in den Rachen waehrend Kinder auf der Muellkippe essen suchen?"
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von Bert25 »

Tja, warum nur... Weil die Banken und andere Großkonzerne mittlerweile den Ton angeben. Mit dem Argumentder Globalisierung kommt es nur noch drauf an, den Unternehmen die attraktivsten Standorte zu bieten, weil sie sonst eben woanders hingehen.
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WayofPeace
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von WayofPeace »

Die Welt ist ungerecht und der Mensch ist von Natur aus in der tiefsten Seele ein Egoist.
Wer dem widersprechen möchte sollte wirklich mal eine Nation suchen, die nicht nur an sich denkt und anderen Nationen hilft, wegen der Hilfe wegen und nicht um sich selber besser in der Welt darzustellen oder Märkte zu sichern oder ihre eigenen Finanzen zu sichern.

Griechenland wird auch nur gerettet, da bei einer Pleite möglicherweise auch Spanien und Italien bis Frankreich betroffen sein können. Dann geht es uns auch irgendwann dreckig, da wir nicht mehr so viel Exportieren. Doch nach China, aber die übernehmen unsere Technik und entwickeln die selber weiter für ihren eigenen Markt.
Gar nicht mal so verkehrt.
So, und wenn Europa pleite geht, dann triffts den USA auch an den Weichteilen und somit auch dem roten Drachen.
Wieso sollte man so ein Thema denn in China zensieren?
Verstößt das gegen chinesische Gesetze oder würde Leute zum Aufruhr aufrufen? NEIN und wenn, dafür gibts ja die VOlkspolizei und die Befreiungsarmee. Also gegen alles ist man in China gesichert.
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arrow
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von arrow »

VielUnterwegs hat geschrieben:Laut meiner Freundin ist es Thema und die breite Mehrheit fragt sich das Gleiche wie in Deutschland: "Warum zur Hoelle schmeissen wir den Banken das Geld in den Rachen waehrend Kinder auf der Muellkippe essen suchen?"
Selten so gelacht....
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null.... und das nennen sie ihren Standpunkt.
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WayofPeace
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von WayofPeace »

Warum holen wir die Kinder dann nicht von der Müllkippe und geben den etwas zu essen? Schonmal daran gedacht.

Den Banken die Schuld dafür zu geben, aber selber auch nichts gegen Ungerechtigkeit zu unternehmen ist nicht gerade so gut.
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von berndgerhard »

Aremonus hat geschrieben:
HuangMao hat geschrieben:Ist der europäische Rettungsschirm Thema in den Medien oder wird die Suche nach chinesischer Beteiligung zensiert?
Nein, der ist durchaus Thema. Z.B. hier http://german.china.org.cn/business/txt ... 774342.htm

oder hier: http://german.china.org.cn/business/txt ... 758498.htm

So wie ich das verstanden habe, ist China aber nicht am europäischen Rettungsschirm beteiligt -das war nur 'mal so eine Idee - sondern hilft nur indirekt über den IMF. Hat sich daran in den letzten Tagen etwas geändert?

Meines Erachtens wäre das dümmste, was China jetzt tun könnte, Europa zu helfen. Das wäre doch pure Geldverschwendung und würde den europäischen Politikern bloss die Möglichkeit geben, sich kurzfristig bis Ende der Legislaturperiode aus dem Schlamassel zu ziehen und die Probleme ihrem Nachfolger zu überlassen.
Die EU muss ein eigenes Finanzministerium oder zumindest strikte Gesetze zur Entschuldung mit klaren Sanktionen schaffen, sonst wird sich die schuldenkrise ständig wiederholen und der Euro wird nie mit dem US-Dollar gleichziehen.
Das Problem an der indirekten Demokratie in den EU-Ländern und der indirekten indirekten Demokratie bei der Wahl der EU-Politiker ist einfach, dass keiner einen Anreiz hat, die langfristigen Interessen der EU zu verfolgen - sondern alle stets nur ihre eigenen Parteien kurzfristig gut aussehen lassen wollen, um die Wahl zu gewinnen. Es müsste also eine Institution geschaffen werden, durch welche die langfristigen Interessen Europas und seiner Menschen gewahrt werden. China hat eine solche mit der KP (welche sich ja nicht für eine Wahl legitimieren muss). Dieses System hat aber mehr Nach- als Vorteile.

Daher sollte Europa die direkte Demokratie einführen, damit die Gesetzgeber jedes Gesetz dem Volk erklären müssen - denn das Volk lebt ja in Europa und hat dadurch eine langfristige Perspektive.
Hallo,

Dem kann ich nur zustimmen, die Politiker in Europa waren an den Bankspekulationen ja beteiligt, sie wurden aber nicht total beseitigt und aus dem Verkehr gezogen wie Schwerverbrecher. Deshalb bauten Sie am Euro auch wie die Schildbürger, ohne die Wirtschafts- und Ausgabenpolitik aller EU-Staaten auf einen Nenner zu bringen. Kann jetzt nur schwer nachgeholt werden.

Gruß Bernd Gerhard :cry:
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von ingo_001 »

Oh, ich bin sicher, dass sich China an der Euro-Rettung (besser: Stabilisierung der Euro-Zone) beteiligen wird - nur nicht am umgengsspr. sog. "Euro-Rettungsschirm".
China wird sich (wie auch immer geartete) Sonder-Konditionen zusichern lassen, bevor es den Geldhahn aufdreht.
Wie weitreichend die nun in Form von wirtschaftlichen und/oder politischen Zugeständnissen erfolgen (was offiziell dann natürlich von allen Seiten geleugnet werden wird), das hängt von den Verhandlungspartnern ab.
Das es aber so kommen wird, ist für mich so sicher wie das Amen in der Kirche.
Chine wird wohl kaum für "null ouvert" helfen.
Es wär auch naiv und weltfremd das zu glauben.
Die EU-Vwerantwortlichen wissen das selbstverständlich - werden aber (wenn die chin. Bedingungen ein best. Maass nicht übersteigen) darauf eingehen.
Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer Worte hat, hat darum noch nicht notwendig Geist.

Die Logik ist Deine Freundin - Wünsch-Dir-Was und Untergangs-Propheten sind falsche Freunde.
Aremonus
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von Aremonus »

Oh, ich bin sicher, dass sich China an der Euro-Rettung (besser: Stabilisierung der Euro-Zone) beteiligen wird - nur nicht am umgengsspr. sog. "Euro-Rettungsschirm".
China (wie auch alle anderen Länder mit grossen Fremdwährungsreserven) geht mit seinen Geldreserven (wie jede anständige Nationalbank) extrem konservativ um und investiert vermehrt in amerikanische, nicht in europäiusche Staatsanleihen. Es wird diese Haltung erst ändern, wenn Europa glaubhaft darlegen kann, dass es in der Lage ist, seine Schuldenprobleme zu lösen - und Eurobonds sowie eventuell ein nachhaltiges System zur Wahrung der Haushaltsdisziplin einführt. Bis dahin sind Dollar, Yen, Pfund und Franken einfach attraktiver.

Die Schuldenproblematik in Europa dreht sich um im Vergleich zum BIP durchwegs lächerliche Beträge. China hat da viel grössere Probleme (auch wenn es diese so gut wie möglich unter dem Deckel hält) und wird diese wohl zuerst lösen wollen, bevor es den weissen Ritter in Europa spielt.
Eine Hilfe Chinas wäre den europäischen Schlaumeier-Politikern gerade recht: China rettet Griechenland (und eventuell gleich noch Italien und Spanien) mit ein paar hundert Milliarden Euro und die Länder machen dan einen Schuldenschnitt und bedanken sich. In Europa weint sowieso niemand um chinesisches Geld, China gilt ja beim breiten Volk als "böse" -.-
So ist eine populärere Rettung möglich als wenn man nur sparen oder die Pensionierten, die ihr Geld in Staatsbonds angelegt haben, in die Pflicht nehmen würde.
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
reimount
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von reimount »

Was wäre denn so aussergewöhnlich daran wenn China Geld in europäische Anleihen investieren würde? Das geschieht ja faktisch schon. Nur hat China natürlich kaum Interesse in extrem unsichere Werte zu investieren und im schlimmsten Fall Geld zu verbrennen.
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Paulinho
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Re: Hilfe aus China (Rettungsschirm)

Beitrag von Paulinho »

Aremonus hat geschrieben:
China (wie auch alle anderen Länder mit grossen Fremdwährungsreserven) geht mit seinen Geldreserven (wie jede anständige Nationalbank) extrem konservativ um und investiert vermehrt in amerikanische, nicht in europäiusche Staatsanleihen. Es wird diese Haltung erst ändern, wenn Europa glaubhaft darlegen kann, dass es in der Lage ist, seine Schuldenprobleme zu lösen - und Eurobonds sowie eventuell ein nachhaltiges System zur Wahrung der Haushaltsdisziplin einführt. Bis dahin sind Dollar, Yen, Pfund und Franken einfach attraktiver.

Die Schuldenproblematik in Europa dreht sich um im Vergleich zum BIP durchwegs lächerliche Beträge. China hat da viel grössere Probleme (auch wenn es diese so gut wie möglich unter dem Deckel hält) und wird diese wohl zuerst lösen wollen, bevor es den weissen Ritter in Europa spielt.
Eine Hilfe Chinas wäre den europäischen Schlaumeier-Politikern gerade recht: China rettet Griechenland (und eventuell gleich noch Italien und Spanien) mit ein paar hundert Milliarden Euro und die Länder machen dan einen Schuldenschnitt und bedanken sich. In Europa weint sowieso niemand um chinesisches Geld, China gilt ja beim breiten Volk als "böse" -.-
So ist eine populärere Rettung möglich als wenn man nur sparen oder die Pensionierten, die ihr Geld in Staatsbonds angelegt haben, in die Pflicht nehmen würde.
Allerdings kann man nicht behaupten, dass die USA ein nachhaltiges System zur Wahrung der Haushaltsdisziplin haben.
"Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen" (孔夫子)
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