Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Übersetzungen, Computerprobleme, Chinesische Zeichen, Studium in China, Sinologie usw.
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Laogai
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von Laogai »

Norwin hat geschrieben:Ausserdem, ich versteh nicht was meint? non scholae sed vitae discimus
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ShinmenTakezo
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von ShinmenTakezo »

Freakaleak hat geschrieben:Hey,
der Threat ist zwar schon ziemlich alt, aber ich wollte trotzdem noch was dazu sagen.
Ich habe Sinologie studiert, war längere Zeit in China und habe Sprachkurse gemacht und letztendlich mit einem Prädikatsabschluss das Studium beendet.
Wer allerdings behauptet, dass Sinologen gute Aussichten auf dem aktuellen Arbeitsmarkt hätten, der irrt sich ganz gewaltig.
Keiner meiner Kommilitonen oder ich haben bisher eine Arbeit gefunden. Die meisten sind in die klassischen Praktikumsfallen für Geisteswissenschaftler getappt und versauern jetzt mehr oder weniger.
Alle Alumni, die ich gesprochen hatte, haben nach 2 Jahren Praktikumsmarathon einen MBA gemacht und arbeiten jetzt im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich. Das Sinologie-Studium war in diesen Fällen sozusagen "fürn Arsch".
Ich habe damals angefangen Sinologie zu studieren, weil ich auch von den gleichen Vorstellungen geleitet war: freie Entscheidung, etwas machen, das einem Spaß macht, etc.
Allerdings kann ich davon nur abraten. Die wenigen Stellen, die es in Deutschland gibt sind hart umkämpft und meist nur mit einem Master-Degree zu bekommen.
Ebenso rar sind die Stellen in der Forschung oder an den Hochschulen.
Summa summarum: Das Studium ist sehr anstrengend, macht aber auch extrem viel Spaß. Die große Frustration danach was zu finden ist aber ein eindeutiger Grund sich dagegen zu entscheiden. Und ich will noch betonen, dass das hier sich nicht im geringsten auf meinen speziellen Einzelfall bezieht, sondern deutschlandweit sehr viele Sinologen betrifft / betroffen hat.
Die logische Schlußfolgerung ist immer einen MBA zu machen.
So Schade, aber momentan scheint es noch unmöglich sich mit so einer speziellen Ausrichtung auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu etablieren ://
Vor allem Studenten, die vom Bafög-Amt finanziert werden, das ja bekannterweise nur die Erstausbildung bezahlt, haben die absolute Arschkarte. Durch die Umstellung auf das BA-System kommt noch hinzu, dass es kaum Masterstudiengänge gibt, die sich an der Wirtschaft orientieren....die sind alle noch in der Entwicklung oder hängen an der Akkreditierung fest.

An alle Mitleidenden: 加油!加油!
Danke erstmal für deinen Beitrag. Ich würde gerne wissen, was für einen Master du nach deinem Bachelorstudiengang studiert hast oder ob deine Studienzeit noch vor der Einführung des BA-MA Systems war.
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Laogai
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von Laogai »

ShinmenTakezo hat geschrieben:
Freakaleak hat geschrieben:An alle Mitleidenden: 加油!加油!
Danke erstmal für deinen Beitrag. [...]
Zunächst einmal herzlich willkommen hier im Forum! :D

Du solltest dir nicht all zu viele Hoffnungen machen von Freakaleak eine Antwort zu bekommen. Er/sie hat sich am 13.04.2012 in diesem Forum registriert und sich seit diesem Tag nicht wieder angemeldet. Kann zwar sein, dass er/sie trotzdem hier noch liest, denn das geht natürlich auch ohne Anmeldung. Aber ich glaube es eher nicht.
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Blue_Sky
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von Blue_Sky »

Hallo,

nun habe ich mir alles durchgelesen und möchte auch meinen Senf dazu geben, auch wenn es die meisten Leute hier wohl nicht mehr lesen werden.
Eigentlich wurde alles schon gesagt, dass man sich genau überlegen soll, ob es sich lohnt etc....

Nun, ich habe eine Ausbildung zum Bauzeichner gemacht und arbeite ca. 7 Jahre jetzt in dem Beruf. Nebenbei besuche ich noch momentan das Abendgymnasium, um mein Abi nachzuholen (hatte es vor langer Zeit mal versemmelt gehabt in mündl Prüfung...), weil ich wirklich gerne studieren möchte! Aber nicht Bauingenieurwesen oder so etwas. Da finde ich keine Befriedigung mehr... Ich hatte hier im Forum schon mal vor längerer Zeit geschrieben, bzgl. "Heirat". Jetzt bin ich schon fast drei Jahre glücklich mit einer Chinesin verheiratet. Meine Frau hat schon viel Deutsch gelernt und ist sehr fleißig :) Arbeit hat sie leider noch keine :(
Mein Traum ist es auch, Sinologie zu studieren. Ich war schon paar mal in China (meistens Südchina, Nähe von Hongkong und Guangzhou). Ich finde das total faszinierend mit der Sprache und Kultur und da reicht mir so ein normaler Sprachkurs nicht aus. Ich will das komplette Programm :lol:

Bisher raten mir die meisten Leute stark davon ab, Sinologie zu studieren, aber das waren entweder meine Verwandten, die sowieso nichts davon verstehen oder meine Kollegen bzw. mein Chef, die natürlich wollen, dass ich Bauingenieurwesen studiere... :roll:

Also mit meinem Abi bin ich in einem Jahr fertig, hoffe ich. Und am Besten bin ich komischerweise in Deutsch (1), obwohl ich früher vor ca. 12 Jahren immer nur ab 3 abwärts hatte. Ich habe großen Spaß daran, zu schreiben und zu lesen und evtl. würde ich auch so was wie "Deutsch als Fremdsprache" studieren als Nebenfach oder Literatur ...
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Wie sind denn so momentan die Tendenzen auf dem Markt? Gibt es hier im Forum noch ein paar ermutigende Kommentare, warum ich trotzdem Sinologie studieren kann? Ich habe ja schließlich einen gewissen Bezug zu China, auch wenn meine Schwiegereltern leider fast nur kantonesisch, statt mandarin sprechen :D Ich habe mich schon mein ganzes Leben für Asien allgemein interessiert. Angefangen mit den alten Kung-Fu-Filmen, über die Essgewohnheiten bis hin zu den philosophischen Weisheiten etc. :)
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punisher2008
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von punisher2008 »

Blue_Sky hat geschrieben:Ich habe ja schließlich einen gewissen Bezug zu China, auch wenn meine Schwiegereltern leider fast nur kantonesisch, statt mandarin sprechen :D Ich habe mich schon mein ganzes Leben für Asien allgemein interessiert. Angefangen mit den alten Kung-Fu-Filmen, über die Essgewohnheiten bis hin zu den philosophischen Weisheiten etc. :)
Schon mal dein erster Fehler. Wenn für dich China = Mandarin dann hast du leider null von dem Land/Kultur verstanden. Hier würde ein Sinologie-Studium vielleicht wirklich helfen. Bei dir ist erst mal eine Menge Umlernen/Umdenken angesagt. China setzt sich aus vielen Völkern und Kulturen zusammen, die des Nordens ist ("Mandarin") nur eine kleine und ja, unbedeutende. Es gibt kein "leider", das hat man dir höchstens eingeredet. Vergiss das mal ganz schnell. Meine Ex-Schwiegereltern sprachen nur Zhuang, kein "Mandarin", und das ist ganz genau so chinesisch wie das Zeug was die in Beijing so von sich geben. Kantonesisch ist sogar noch viel näher am "klassischen" Chinesisch dran, kulturell also wertvoller und reicher als das eher künstliche "Mandarin". Falls du dich wirklich für das Land interessierst dann vergiss erst mal alte Klischees und Halbwissen die du so von irgendwelchen Leuten (noch schlimmer: deutschen Medien) gehört hast. Mach dich frei von dem Ballast und fang nochmal von vorne an. Auch Kung Fu-Filme geben dir ganz sicher keinen Aufschluss über das "echte" China. Ob Sinologie "sinnvoll" ist kann ich nicht beantworten. Das musst du selbst entscheiden. Wenn es dir was bringt ist es sinnvoll, wenn nicht dann lerne etwas anderes. Ich war auch mal Sinologie-Student und mir hat es sehr viel gebracht, allerdings nicht vom akademischen Aspekt, eher persönlich. Keine Ahnung was du suchst... deinen Weg finden musst du selbst, da können Familie, Freunde, Kollegen noch so viel abraten, aber am Ende ist es DEIN Weg und DEIN Leben. Wenn dir hier im Forum jemand eine klare ja-nein Antwort geben will dann solltest du auch diese ignorieren, da nur du dich kennst und keiner eine Ahnung hat was für dich geeignet ist. So schlau wie vorher? Gut so!! Das war auch meine Absicht. Wenn du "klare" Antworten suchst gehst du besser zur Studienberatung. Ansonsten folge deinen EIGENEN Interessen.
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Blue_Sky
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von Blue_Sky »

Schon mal dein erster Fehler. Wenn für dich China = Mandarin dann hast du leider null von dem Land/Kultur verstanden. Hier würde ein Sinologie-Studium vielleicht wirklich helfen.
(Ich weiß nicht, wie man Kommentare von anderen Usern zitieren kann)

Also 1. war das nicht ernst gemeint mit dem "leider"! Ich finde es nämlich auch sehr interessant und weiß sehr wohl, dass es unterschiedliche Völker mit unterschiedlichen Sprachen und Dialekten gibt. Wobei ich kantonesisch persönlich manchmal leichter finde als mandarin, weil es nicht so viele "s-sh,zh-Laute" etc. gibt. Und bei mandarin muss man viel mehr auf die Tonarten achten...
Und 2. glaube ich auch, dass ein Sinologie-Studium mit wirklich helfen würde, weil ich u.a. auch wissen möchte, was genau in den ganzen Dynastien so an Ereignissen war. Wikipedia und die wenigen Informationen aus den Büchern geben ja nur einen kurzen Überblick, gehen aber nicht so ins Detail.

Aber danke für deinen schnellen Kommentar :) Im Grunde genommen wird man bei jedem geschriebenen und gelesenen Wort schlauer :lol:
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Laogai
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von Laogai »

punisher mal wieder auf seinem Feldzug gegen die Barbaren aus dem Norden :wink:

Blue_Sky hat sich ja bereits erklärt. Nur eine Anmerkung noch: An allen sinologischen Instituten in Deutschland wird Hochchinesisch gelehrt, Kantonesisch höchstens noch als Extraangebot im Kurs nebenan. In Bezug auf ein Sinologiestudium wäre das asiatische Umfeld von Blue_Sky zumindest in sprachlicher Hinsicht nicht sonderlich hilfreich.
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Blue_Sky
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von Blue_Sky »

Ich denke, mein Umfeld wäre schon hilfreich, weil meine Frau ja auch Mandarin spricht. Sie hat es in der Schule lernen müssen. Aber Kantonesisch ist halt ihre Muttersprache. Ein paar Freunde von uns hier in München sprechen auch Mandarin.
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punisher2008
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von punisher2008 »

Laogai hat geschrieben:punisher mal wieder auf seinem Feldzug gegen die Barbaren aus dem Norden :wink:
Keineswegs! Wollte nur andeuten dass man die kulturellen und sprachlichen Unterschiede Chinas auch als Bereicherung sehen kann. :wink:
An allen sinologischen Instituten in Deutschland wird Hochchinesisch gelehrt, Kantonesisch höchstens noch als Extraangebot im Kurs nebenan.
Ist schon klar. Auch ich lernte an der Uni in D nur Mandarin (es gab keine anderen Kurse), wurde dann aber bei den Schwiegereltern sprachlich in ein komplett fremdes Umfeld geworfen. Da wurde nur Zhuang gesprochen, nur paar Brocken schlechtes M. Und die restliche Verwandtschaft spricht entweder Zhuang oder Kantonesisch (bzw. Hakka) als Muttersprache, M dann höchstens als 3. Fremdsprache. Aber ich würde sagen dass die überwiegende Mehrheit in China M zumindest versteht; irgendwie kommunizieren kann man also immer. Und wenn man Glück hat lernt man neben M noch eine weitere chinesische Sprache dazu.
Blue_Sky hat geschrieben: Und 2. glaube ich auch, dass ein Sinologie-Studium mit wirklich helfen würde, weil ich u.a. auch wissen möchte, was genau in den ganzen Dynastien so an Ereignissen war. Wikipedia und die wenigen Informationen aus den Büchern geben ja nur einen kurzen Überblick, gehen aber nicht so ins Detail.
Finde ich auch. Da du dich so sehr für China interessierst solltest du schon lieber Sinologie studieren statt nur einen Sprachkurs. Als Auslandsjahr kannst du dir dann praktisch einen Studienort in China aussuchen. Bist du eher an M interessiert gehst du eben nach Haerbin oder Taibei, für Kantonesisch nach Guangzhou oder HK etc. Je mehr Vielfalt du kennen lernst umso größer wird es eine Bereicherung für dich. Aber das kommt später. Erst mal musst du dich natürlich noch in D für Sinologie einschreiben. In den ersten paar Semestern bekommst du schon mal einen ganz guten Überblick über das Land und Kultur, und kannst Erfahrungen austauschen mit Kommilitonen die schon in China studiert haben.
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von Linnea »

In München wird regelmäßig Kantonesisch angeboten. Zur Zeit vierstündig und über zwei Semester.
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von RoyalTramp »

Ja, hallo. "Mein" Thread!

Ich als Vollsinologe, der ein gar nichts anderes gemacht hat, eine ganz spannende Frage.

Zuerst einmal: Ich habe an der Ruhi Uni in Bochum Geschi & Philo Chinas sowie Sprache & Literatur Chinas studiert. Dazu kam natürlich Chinesisch als "Wahlpflichtfach".

Einschätzung: Angefangen habe ich mit dem Studium "schon" 1997, also zu einem Zeitpunkt, zu dem Chinas Wirtschaft allmählich an Fahrt aufnahm. Ich war dabei der Annahme, mit meinem Wissen über Land und Leute wäre ich in naher Zukunft ein gefragter Mann für deutsche Unternehmen, die in China Geschäfte machen wollten. Denn mir war bekannt, dass man mit ein bisschen "ni hao" keinen chinesischen Geschäftspartner vom Stuhl hauen würde, sehr wohl aber, wenn man - übertrieben gesagt - komplett fehlerfrei aus dem Lunyu zitieren kann. Zumindest hat man dann einen fetten Stein im Brett bei einem chinesischen Geschäftspartner, sodass sich dadurch Türen und Tore in China öffnen, die für andere ansonsten verschlossen bleiben.

Mit diesem Idealismus habe ich mich also ins Studium geworfen, habe aber dabei völlig unterschätzt, dass meine Einschätzung der Situation bei deutschen Unternehmen nicht die geringste Rolle spielte. Geschichte Chinas? Philosophie? Nein...Wirtschaftswissen war gefragt... vielleicht mit ein bisschen kulturellen Skills verbunden (ich war jedoch der gegenteiligen Meinung, dass es besser wäre, die chinesische Kultur intimer zu kennen und WiWi lediglich als Zusatzwissen zu betrachten).

Dazu kam, dass ich echte Probleme hatte, diese Sprache zu lernen, insbesondere das klassische Chinesisch, sodass sich also mein Studium extrem in die Länge gezogen hat (Hauptursache war allerdings meine Nebenfachwahl: Erst Archäologie, dann nach 2 Jahren VWL und nach 2 Jahren dann Sprache & Literatur Chinas). Ich bin damit zu einem Zeitpunkt mit einem Studium fertig geworden (2007), wo bereits alle Indikatoren auf eine wirtschaftliche Abkühlung hindeutete. Im Ergebnis: Meine Berufsperspektiven waren nach meinem Studium - gelinde gesagt - echt mager.
Ich war ungefähr so gefragt, wie ein Regenschirm in der Sahara. Nicht falsch verstehen: Ein Regenschirm ist selbst in der Sahara sehr wichtig, um die intensive Sonneneinstrahlung zu blocken. Jedoch wird man als erstes nicht daran denken, sondern sich sagen: "Häh? Regenschirm in der Sahara? Was für ein Blödsinn!" Und so war das eben auch mit einem Studium: Den praktischen Nutzen meiner Kenntnisse habe nur ich alleine erkennt, während alle anderen es für Unsinn gehalten haben (Ich - das verkannte Genie! *Ironie*)

Nach meiner persönlichen Erfahrung kann ich daher nur von einem Studium der Sinologie abraten bzw. wenn, dann nur als Zusatzquali aufsatteln, aber nicht als Schwerpunkt studieren, wenn man eine Karriere in der Wirtschaft anstreben möchte. Für akademische Karrieren und im interkulturellen Bereich ist ein Sinologiestudium hingegen durchaus avisierbar, wenn man sich keine falschen Vorstellungen von den Jobchancen in diesen Bereichen macht. Denn wie schon vorher mehrfach eingewandt wurde: akademische Karrieren in diesem Bereich kann man in D nur an sehr wenigen Orten anstreben, und die sind hart umkämpft. Wer sich da als no name in den Kampf wirft, hat keinerlei Chancen (auch ein Versäumnis meinerseits, dass ich nicht schon während des Studiums angefangen habe, mir auf eine gewisse Art und Weise eine Reputation zu erarbeiten).
Und im interkulturellen Bereich werden vor allem auch viele bürokaufmännische Kenntnisse abverlangt, sodass man hier vielleicht auch Sinologie eher nur als Zusatzquali aufsatteln sollte.
Blieben noch Jobs als Übersetzer bzw. Dolmetscher. Aber auch da ist in Deutschland das Übel verbreitet, dass in D niemand auch nur einem deutschen Muttersprachler zutraut, Chinesisch (Mandarin oder/und Kantonesisch) auf einem nahezu perfekten Niveau zu beherrschen, dass fast alle Übersetzungen / Dolmetschtätigkeiten von chinesischen Muttersprachlern ausgefüllt werden. Macht für die Translation dt. -> chin. zwar Sinn, aber nicht von chin. -> dt., denn Zielsprache sollten Muttersprachler sein, aber das sieht man in D irgendwie auch grundsätzlich anders. Dazu kommt natürlich auch der Kostenfaktor, denn Chinesen sind spottbillig und weil es meistens auch nur Auslandsstudenten sind, die nach einer gewissen Zeit nach China zurückgehen, kaum SV-Abgaben und Ansprüche wie Urlaub oder Gehaltserhöhungen. Dagegen kann ein deutscher Muttersprachler als Übersetzer / Dolmetscher eben nicht anstinken. Im Ergebnis: teils irre lustige Übersetzungen von Chinesisch ins Deutsche. (bei se wey: gibt es diese Kategorie noch im Forum?)
Thank you for your contribution to China's flourishing and prosperity! 感谢你为祖国繁荣昌盛作出的贡献!
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von punisher2008 »

RoyalTramp hat geschrieben:Im Ergebnis: teils irre lustige Übersetzungen von Chinesisch ins Deutsche. (bei se wey: gibt es diese Kategorie noch im Forum?)
Für Übersetzungen scheint es keine eigene Kategorie zu geben, ist bei "Chinesische Sprache" mit drin. War das früher etwa mal getrennt? Ich fände es auch schöner mehr "seriöse" Themen hier zu haben. Tattoos kann man meinetwegen dafür gerne streichen. Du warst ja länger nicht mehr aktiv hier. Wie du leider auch feststellen wirst haben die Trolle und sinnfreien Blödelbeiträge hier stark zugenommen. Man könnte meinen man wäre im Kindergarten. War mehrmals soweit mich für immer hier zu verabschieden, aber man hat dann doch irgendwie noch Hoffnung dass sich jemand für anderes interessiert als "wie legt man möglichst viele chinesische Frauen flach?" oder "wie kann ich in China meine arische Herrenmenschen-DNA verkaufen?" (wer gemeint ist dürfte klar sein :lol: ). Aber leider ist das Niveau inzwischen wirklich auf diesem Stand. :roll:
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von Sachse28 »

https://www.uni-trier.de/index.php?id=40323
http://deltabridges.com/zhongshan/quest ... an-chinese

Ist schon schade, dass es nicht mehr Stellen für Sinolgen, selbst mit Doktortitel, gibt.
Vorsicht! Kann Spuren von Ironie enthalten.
gzs
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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von gzs »

Mein Traum ist es auch, Sinologie zu studieren.
Eigentlich hast du dir damit schon die Antwort gegeben. Folge deinem Traum, das ist der einzige Weg zum Glück. Kann aber manchmal steinig werden, siehe den Beitrag von RoyalTramp. Denn der Rest der Menschheit hat nicht immer auf Leute mit einem Traum gewartet :) ich sprech da durchaus aus Erfahrung ...

Ich sehe die Stunde der wirklichen Chinakenner aber erst noch kommen. Die Wirtschaft rennt immer dem Geld hinterher und bisher lag das eher im Westen als in China. Also hat sich auch keiner drum geschert wie "die Chinesen" ticken, die Geschäfte kamen auch so zustande. Ändert sich dieses Verhältnis, muss der Westen irgendwann China nachlaufen, wird man sich hier umschauen müssen wie man dort punktet. Und DANN könnte das eine Chance für die echten Sinologen sein - könnte ...

Kann aber auch alles ganz anders kommen ... also mach das was dir JETZT Freude bereitet und denk nicht darüber nach was in Zukunft eventuell gefragt sein könnte.
Gerhard

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Re: Erfahrungen zum Studium der Sinologie

Beitrag von Bloomaul »

Naja, Traum hin oder her. Du bist momentan wohl festangestellter Bauzeichner und hast wohl auch ein entsprechendes Einkommen. Die 3 (+2) Jahre Verdienstausfall werden echt übel. Insbesondere, wenn die Ehefrau arbeitslos ist und du in München wohnst/studieren willst.

An deiner Stelle würde ich mich einfach mal neben dem Beruf einschreiben und mir die Unterlagen anschauen. Wenn du dir Urlaub nimmst, kannst du auch vllt das ein oder andere Seminar komplett wahrnehmen. Dann würde ich mich entscheiden, ob es mir das wirklich wert ist.
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