Re: Was kann man eigentlich noch essen?
Verfasst: 11.01.2016, 22:38
"Der Mensch ist vom Körperbau her ein Allesfresser. Der Fleischkonsum spielte bei seiner Evolution eine entscheidende Rolle. Erst das Fleisch ermöglichte eine Vergrösserung des Gehirns. „Mit dem kleinen Darm wäre es ohne Fleisch unmöglich gewesen, innert nützlicher Frist genügend Proteine und Fette aufzunehmen“, erklärt Christoph Zollikofer, Professor am Anthropologischen Institut der Universität Zürich. Bereits der affenähnliche Vormensch Australopithecus ernährte sich vor vier Millionen Jahren nicht nur von Blättern und Beeren, sondern auch von Insekten und anderen Kleintieren, die ihm als Eiweissquelle dienten. Später nahm Aas an Bedeutung zu.
Aufschlussreich ist, dass nur gewisse Arten der Gattung Australopithecus ein grösseres Gehirn entwickelten, nämlich nur diejenigen, die eher auf Fleisch fokussierten. Die Vertreter der Gattung Paranthropus hingegen setzten voll auf Pflanzenkost und starben vor rund 1,2 Million Jahren aus. Sie hatten mit ihren kleineren Gehirnen einen Nachteil. Zudem waren sie als Vegi-Vormenschen nicht flexibel genug, um sich an die verändernden Umweltbedingungen anzupassen. Die frühen Angehörigen der Gattung Homo, Nachfahren der grazilen Australopithecinen, überlebten im Gegensatz zum auf pflanzliche Kost spezialisierten Paranthropus, da sie ein breites Nahrungsspektrum einschliesslich Fleisch zu nutzen wussten.
Nach dem amerikanischen Antropologie-Professor William Leonard konnte das Gehirn mit Sicherheit nicht an Grösse zunehmen, bevor nicht eine energetisch gehaltvolle Nahrung seine Versorgung gewährleiste. Nachdem die Grössenzunahme des Gehirns einmal eingesetzt hatte, trat ein synergistischer Effekt ein: Wachsende Nahrungsqualität und Gehirnzunahme bedingten gegenseitig eine weitere Steigerung. Grössere Gehirne befähigten zu komplexerem sozialen Verhalten, was wiederum die Taktik der Nahrungsbeschaffung verbesserte.
Eine dieser verbesserten Taktiken war der Übergang vom Aasesser zum aktiven Jäger. So konnte mit Homo erectus erstmals eine Jäger- und Sammlergesellschaft entstehen, die das erlegte Wild und die zusammengetragene Nahrung unter den Mitgliedern der Gemeinschaft aufteilte.
Fleisch war die wichtigste Quelle für Protein
Nach heutiger Kenntnis hat sich Homo erectus schon bald auf die Reise gemacht und erreichte die entlegensten Winkel des eurasischen Kontinents. In nördlichen Breiten wurde der Mensch – inzwischen zum Neandertaler gereift – hinsichtlich der Ernährung erneut gefordert. Der Energiebedarf war in der eiszeitlichen Umwelt besonders hoch. Nach Berechnungen mussten die Neandertaler am Tag um die 4000 Kilokalorien umsetzen.
Fundstätten von Jagdplätzen in Frankreich, im Kaukasus und im Rheinland belegen, dass die Neandertaler spezialisierte Jäger waren, die Bisons und Mammuts immer wieder an denselben Stellen auflauerten und erlegten. In Salzgitter-Lebenstedt fanden sich zusammen mit tausenden Steinwerkzeugen Knochenreste von 86 erjagten Rentieren, ein eindeutiges Zeugnis für den Fleischkonsum der Neandertaler. Isotopenmessungen von Kollagen in Neandertalerknochen deuten darauf hin, dass Fleisch die wichtigste Quelle für Protein war.
Als der Homo sapiens vor rund 13’000 Jahren sesshaft wurde und den Getreideanbau erlernte, begann er gleichzeitig auch Viehzucht zu betreiben. So erschloss er sich Getreide und Milch als Eiweissquelle. Trotzdem blieb Fleisch ein wichtiger Bestandteil der Ernährung, besonders in schlechten Zeiten, wenn die Getreidespeicher leer waren.
Damit ist klar: Fleisch ist seit Jahrtausenden unabdingbarer Teil der menschlichen Ernährung. Ohne Fleisch hätte der Mensch die Evolution nicht überlebt. Ohne Fleisch gäbe es heute keine Vegetarier, so paradox das klingt.
Teilzeitvegetarismus liegt im Trend
Wie sieht die Situation heute aus? Lebensmittel tierischer Herkunft, speziell Fleisch, leiden unter einem schlechten Ruf in Bezug auf ihren gesundheitlichen Wert. Fleisch war lange ein Privileg der Reichen. Je höher das Einkommen, desto mehr konsumierten die Menschen Fleisch. Heute ist das anders. Die wohlhabenden Bevölkerungsschichten essen deutlich weniger Fleisch als Menschen mit geringem Einkommen. Bei Frauen ist dieser Trend noch stärker als bei Männern. Gar kein Fleisch essen je nach Untersuchung zwei bis drei Prozent der Bevölkerung. Bei den Mädchen im Alter zwischen 15 bis 18 Jahren beläuft sich der Anteil der Fleischverachter auf rund einen Drittel. Stark im Trend sind die Teilzeitvegetarier. 40 Prozent der Befragten geben gemäss einer neuen Studie an, regelmässig bewusst kein Fleisch zu essen.
Aus gesundheitlicher Sicht ist dieser Trend problematisch. „Oft wird nicht wahrgenommen, dass Fleisch einen wesentlichen Beitrag zur Deckung des Bedarfs an wertvollen oder sogar essentiellen Nährstoffen leistet“, sagt Nadine Gerber vom Institut für Nutztierwissenschaften an der ETH Zürich. „Ausserdem werden die Beiträge von weniger erwünschten Verbindungen wie gesättigte Fettsäuren oft überschätzt, dies aufgrund von fehlerhaften Nährwertdaten und wegen den meist unbeachteten Koch- und Abschnittverlusten während der Zubereitung.“
Fleisch liefert essentielle Mikronährstoffe
In derselben Arbeit hält Nadine Gerber fest, dass der Fettgehalt von verkaufsfertigen Fleisch in den letzten 15 Jahren, speziell von Rind-, Schwein-, Kalb- und Lammfleisch, merklich sank, und zwar infolge von Veränderungen in der Zucht, Fütterung, Schlachtung und Aufbereitung.
Sehr aussagekräftig ist ihr Fazit: Fleisch und Fleischprodukte können einen wichtigen Beitrag zur Deckung der Nährstoffaufnahme in der Ernährung leisten. Fleisch beinhaltet eine Anzahl an essentiellen Nährstoffen, einschliesslich langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Eisen, Zink, Selen, essentielle Aminosäuren und Vitamin B6. Fleisch ist deshalb eine wesentliche Quelle für Mikronährstoffe, weil es entweder die einzige Quelle ist oder eine höhere Bioverfügbarkeit für einige Nährstoffe aufweist.
Stichwort Bioverfügbarkeit: Sie gibt an, in welchem Ausmass ein Nährstoff aus einem Lebensmittel freigesetzt und resorbiert werden kann, das heisst verfügbar ist. Und gerade in diesem Bereich schneidet Fleisch besonders gut ab, da es praktisch keine Absorptionshemmer enthält, dafür einige Stoffe, welche die Bioverfügbarkeit zum Beispiel von Eisen erhöhen. Darüber hinaus werden bei Anwesenheit von Fleisch auch andere Spurenelemente aus den übrigen Lebensmitteln in ihrer Verfügbarkeit verbessert.
Hohe Bioverfügbarkeit von Eisen
Prof. Irmgard Bitsch vom Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Giessen hat dem Thema Bioverfügbarkeit eine umfassende Arbeit gewidmet. Ich zitiere: „Fleisch und Fleischwaren sind wichtige Nährstofflieferanten, die vor allem reich an bestimmten Vitaminen und Spurenelementen sind. Es sind jedoch nicht nur die hohen Gehalte, welche diese Lebensmittelgruppe auszeichnen, häufig ist auch die Bioverfügbarkeit der Nährstoffe höher als aus Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft.“
Beispiel Eisen. Eisen ist für den menschlichen Organismus ein lebensnotwendiges Spurenelement. Niedrige Eisenspeicher mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen findet man vor allem bei Kindern, Jugendlichen und Frauen im gebärfähigen Alter. Bei älteren Menschen ist Eisenmangel schon fast endemisch. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass deren Kost zu wenig verfügbares Eisen enthält, um den hohen Bedarf dieser Bevölkerungsgruppen zu decken. Eisen tierischer Herkunft kann zwei bis drei Mal besser resorbiert werden als aus pflanzlicher Nahrung. Beim Verzehr einer gemischten Kost werden weitere Einflussfaktoren auf die Bioverfügbarkeit wirksam. Fördernd wirken Vitamin C und sogenannte „Fleischfaktoren“. Dabei handelt es sich um schwefelhaltige Aminosäuren oder Peptide aus dem Muskelfleisch von Schlachttieren und Fischen. Hemmend wirken hingegen Phytate aus Getreide und Hülsenfrüchten sowie Polyphenole aus Obst und Gemüse.
Fleisch enthält reichlich wertvolles Selen
Beispiel Selen. Das essentielle Spurenelement Selen ist als Bestandteil funktioneller Proteine ebenfalls von grosser Bedeutung für die menschliche Gesundheit. Gut untersucht ist die selenhaltige Glutathionperoxidase, ein Enzym, das im Körper als Teil des antioxidativen Schutzsystems fungiert und Alterungsprozesse im Herz-, Kreislauf-, Nerven- und Immunsystem vermindert sowie vor Krebs schützen kann. Seine Wirksamkeit beruht darauf, dass es aggressive Sauerstoffverbindungen abfangen und unschädlich machen kann. Lebensmittel tierischer Herkunft sind generell selenreich, auch deshalb, weil das Futter von Nutztieren üblicherweise mit Selenverbindungen angereichert wird. Pflanzliche Lebensmittel sind dagegen bis auf wenige Ausnahmen wie Spargeln oder Pilze selenarm. Am selenreichsten ist Entenfleisch, gefolgt von Lamm. Huhn. Kalb und Rind. Studien bestätigen, dass Selen aus Lebensmitteln tierischer Herkunft hervorragend verfügbar ist und solche pflanzlicher Herkunft deutlich übertrifft.
Zink ist Cofaktor für Hunderte von Enzymen
Beispiel Zink. Das dritte wichtige Spurenelement mit guter Bioverfügbarkeit aus Fleisch und Fleischwaren ist Zink. Seine Bedeutung im Organismus beruht darauf, dass es Bestandteil und Cofaktor von mehr als 300 Enzymen ist. Eine Unterversorgung mit Zink kann zu vermindertem Wachstum, beeinträchtigter Immunkompetenz und Wundheilungsstörungen führen. Zink kommt in zahlreichen Lebensmitteln pflanzlicher sowie tierischer Herkunft vor. Aber: Für Zink gilt dasselbe wir für Eisen und Selen. Fleisch enthält dieses Spurenelement in einer besser bioverfügbaren Form und fördert gleichzeitig die Resorption aus pflanzlichen Lebensmitteln, wenn sie zusammen mit Fleisch gegessen werden.
Das Fazit von Prof. Irmgard Bitsch: „Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung sind Fleisch und Fleischwaren wichtige Lieferanten der essentiellen Spurenelemente Eisen, Zink und Selen.“
Eiweiss verbessert die physische und mentale Leistungsfähigkeit
Wenden wir uns dem Thema Protein zu. Für den Aufbau und Erhalt der Muskeln und der Funktionstüchtigkeit der Enzyme benötigt der Mensch Protein. Fleisch ist ein sehr guter Proteinlieferant, denn es enthält alle essentiellen Aminosäuren im richtigen Verhältnis und hat so eine hohe biologische Wertigkeit. Der Fettgehalt von Fleisch ist niedriger als häufig angenommen. 100 Gramm Schweinefilet zum Beispiel liefern nur zwei Gramm Fett und sind damit sogar absolut diättauglich.
„Bei bestimmten Personengruppen kann Fleisch als fester Bestandteil einer an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Faserstoffen reichen Ernährung sinnvoll sein“, sagt der bekannte Ernährungswissenschaftler PD Dr. David Fäh. „Beispielsweise für Heranwachsende, Schwangere, Stillende, Sportler und Senioren“. Nebst drei Portionen Milch und Milchprodukten wird pro Tag eine zusätzliche Portion eines eiweissreichen Lebensmittels empfohlen. Gemeint sind damit Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier oder Tofu. Zwischen ihnen soll möglichst abgewechselt werden. Auch bei den Fleischsorten ist Abwechslung angesagt. Dr. Fäh: „Eltern, die ihr Kind fleischlos oder ganz ohne tierische Produkte ernähren, brauchen ein sehr differenziertes Wissen, damit es keine Mangelerscheinungen bekommt.“
Bei Schulkindern und Jugendlichen zeigen grosse Studien, dass eine ausreichende Versorgung mit hochwertigem tierischen Eiweiss und Eisen die physische und mentale Leistungsfähigkeit deutlich verbessert. Ähnliche Publikationen findet man auch über die Ernährung von Leistungs- und Hochleistungssportlern. Verzichtet jemand auf Fleisch, wird eine wichtigste Quelle für Eisen ausgeschaltet. Viele Jugendliche und vor allem Sportler leiden an Eisenmangel.
Eine hohe Eiweisszufuhr ist auch im Alter wichtig
Bei der älteren Bevölkerung ist Eiweissmangel einer der wichtigsten, wenn auch verkannten Gründe für die körperliche und geistige Abwärtsspirale mit allen Folgen wie Muskelschwund, erhöhte Krankheitsanfälligkeit, fatale Stürze, Verlust der Selbständigkeit und Pflegebedürftigkeit. Besonders im Alter ist eine ausreichende Proteinversorgung essentiell für die Regeneration der Körperzellen, vor allem der Muskeln. Dr. Fäh: „Die Eiweisszufuhr im Alter sollte im Verhältnis zum Körpergewicht gleich hoch sein wie beim Erwachsenen zwischen 30 und 50 Jahren.“
Von einer so genannten Schonkost ist im Alter dringend abzuraten. Diese ist in den wenigsten Fällen vollwertig. Zu empfehlen ist hingegen eine leicht Vollkost, die den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Zu einer leichten Vollkost gehört auch Fleisch, am besten in Form von zarten Stücken, die gekocht, gegrillt oder in Folie zubereitet werden. Abgeraten wird von fettreichem, stark gewürztem, gebratenem oder geräuchertem Fleisch.
Eine fleischlose Ernährung birgt Risiken
Ein Expertenbericht der Eidgenössischen Ernährungskommission hat die Vor- und Nachteile einer vegetarischen Ernährung untersucht. Auf Grund vieler epidemiologischer Studien gehe hervor, dass Leute mit vegetarischer Ernährung klare gesundheitliche Vorteile haben. Sie sterben weniger häufig an Herzkreislauferkrankungen und weisen bessere Blutfettwerte auf. Sie sterben weniger häufig an Krebs und haben auch ein kleineres Risiko an Krebs zu erkranken. Sie haben tiefere BMI-Werte und auch ein geringeres Risiko für Fettleibigkeit und Folgeerkrankungen. Auch ihre Blutdruckwerte sind niedriger. Als Grund wird genannt, dass ein hoher Anteil an Gemüse und Früchten in der Nahrung wesentlich zur Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit beitrage. Unabhängig von der Ernährung spiele auch der gesunde Lebensstil der Vegetarier eine Rolle. Sie machen mehr Sport als Fleischesser, trinken wenig bis keinen Alkohol und rauchen nur selten. Was nun wichtiger ist, der Verzicht aufs Fleisch oder der allgemein gesündere Lebensstil, lässt sich nur schwer eruieren.
Gemäss dem Expertenbericht besteht das Hauptrisiko darin, dass durch den Wegfall von Fleisch und Fisch bestimmte Nährstoffe sowie Proteine nicht mehr in genügenden Mengen aufgenommen werden. Das trifft auch auf das Vitamin B12 und das Vitamin D zu. Weitere Nährstoffe, deren Zufuhr kritisch sein kann, sind Zink, Eisen, Selen, Calcium und langkettige Fettsäuren.
Bei den Ovolacto-Vegetariern seien die genannten Risken klein, sofern sie ein breites pflanzliches Angebot bei ihrer Nahrungsauswahl berücksichtigen. Bei Veganern erhöhen sich durch den zusätzlichen Verzicht auf alle tierischen Produkte die Risiken für eine mangelnde Zufuhr dieser Nährstoffe. Insbesondere auf die genügende Zufuhr des Vitamins B12 müsse geachtet werden. Auch die Veganer können sich gemäss dem Expertenbericht einer guten Gesundheit erfreuen, sofern sie über ein grosses Ernährungswissen verfügen, um sich so zu ernähren, dass die erhöhten Risiken auch während längeren Lebensphasen wie Wachstum, Schwangerschaft und Alter kompensiert werden.
Bei einem totalen Verzicht auf alle tierischen Produkte (vegane Ernährung) sind die Risiken für eine mangelnde Zufuhr verschiedener Nährstoffe so gross, dass es für einen Laien kaum möglich sei, sich auf eine Art und Weise zu ernähren, welche diese Mängel konsequent kompensieren könnte. In verschiedenen Lebensphasen wie Wachstumsperioden, Schwangerschaft oder auch bei Betagten können die Mangelerscheinungen kritisch werden und zu Krankheiten führen. Deshalb sei die vegane Erährungsweise generell für breitere Bevölkerungskreise, insbesondere für Kinder und andere Risikogruppen, wie Schwangere und ältere Leute, nicht zu empfehlen.
Eine auf pflanzlichen Produkten basierte ausgewogene Mischkost unter Einschluss von Eiern und Milchprodukten aber ohne Fleisch und Fisch (Ovolacto-vegetarische Ernährung) könne hingegen als gesunde Ernährungsweise betrachtet werden. Die Erfahrungen zeigen, dass hier die notwendige Zufuhr der Nährstoffe erfüllt werden kann und dass diese Gruppe der Vegetarier gesünder ist als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.
Es ist alles eine Frage des Masses
Und jetzt kommt das Wichtigste im Bericht des Bundes: Inwiefern ein totaler Verzicht auf Fleisch und Fisch eine absolute Voraussetzung bildet für die positiven Resultate der vegetarischen Ernährung, könne zurzeit nicht abgeschätzt werden. Eine massvolle Einnahme von Fleisch und insbesondere von Fisch hätte den Vorteil, dass der Grossteil der Risiken der vegetarischen Ernährung kompensiert werden könnte.
Was für Schlussfolgerungen ziehen wir? Alles ist eine Frage des Masses. Radikale Ernährungsweisen haben keine gesundheitlichen Vorteile, sondern nur Risiken. Unsere Gene und unser Körperbau bleiben jene einen Allesfressers. Daran kann so schnell niemand etwas ändern. Am gesündesten ist eine Mischkost, bestehend aus möglichst vielen naturbelassenen Produkten. Was uns krank macht, ist Convenience-Food, all die Softdrinks und zuckerhaltigen Getränke und Nahrungsmittel, in Kombination mit Bewegungsmangel. Erinnern wir uns, für was uns die Evolution vorgesehen hat: als Jäger und Sammler. Beide, Jäger und Sammler, bewegen ihren Hintern, den lieben langen Tag lang. Und was tun wir heute, wir sitzen uns zu Tode. Der neuste Schweizerische Ernährungsbericht hält klar fest, an was wir kranken, an der Bewegungsarmut. Wir essen nicht mehr als vor 20 Jahren, aber wir bewegen uns viel weniger. Hier müssen wir ansetzen. Sonst setzt das Fett an.
..."
http://www.doktorstutz.ch/die-wahrheit-ueber-fleisch/ (Entnommen 11.01.2016)
Aufschlussreich ist, dass nur gewisse Arten der Gattung Australopithecus ein grösseres Gehirn entwickelten, nämlich nur diejenigen, die eher auf Fleisch fokussierten. Die Vertreter der Gattung Paranthropus hingegen setzten voll auf Pflanzenkost und starben vor rund 1,2 Million Jahren aus. Sie hatten mit ihren kleineren Gehirnen einen Nachteil. Zudem waren sie als Vegi-Vormenschen nicht flexibel genug, um sich an die verändernden Umweltbedingungen anzupassen. Die frühen Angehörigen der Gattung Homo, Nachfahren der grazilen Australopithecinen, überlebten im Gegensatz zum auf pflanzliche Kost spezialisierten Paranthropus, da sie ein breites Nahrungsspektrum einschliesslich Fleisch zu nutzen wussten.
Nach dem amerikanischen Antropologie-Professor William Leonard konnte das Gehirn mit Sicherheit nicht an Grösse zunehmen, bevor nicht eine energetisch gehaltvolle Nahrung seine Versorgung gewährleiste. Nachdem die Grössenzunahme des Gehirns einmal eingesetzt hatte, trat ein synergistischer Effekt ein: Wachsende Nahrungsqualität und Gehirnzunahme bedingten gegenseitig eine weitere Steigerung. Grössere Gehirne befähigten zu komplexerem sozialen Verhalten, was wiederum die Taktik der Nahrungsbeschaffung verbesserte.
Eine dieser verbesserten Taktiken war der Übergang vom Aasesser zum aktiven Jäger. So konnte mit Homo erectus erstmals eine Jäger- und Sammlergesellschaft entstehen, die das erlegte Wild und die zusammengetragene Nahrung unter den Mitgliedern der Gemeinschaft aufteilte.
Fleisch war die wichtigste Quelle für Protein
Nach heutiger Kenntnis hat sich Homo erectus schon bald auf die Reise gemacht und erreichte die entlegensten Winkel des eurasischen Kontinents. In nördlichen Breiten wurde der Mensch – inzwischen zum Neandertaler gereift – hinsichtlich der Ernährung erneut gefordert. Der Energiebedarf war in der eiszeitlichen Umwelt besonders hoch. Nach Berechnungen mussten die Neandertaler am Tag um die 4000 Kilokalorien umsetzen.
Fundstätten von Jagdplätzen in Frankreich, im Kaukasus und im Rheinland belegen, dass die Neandertaler spezialisierte Jäger waren, die Bisons und Mammuts immer wieder an denselben Stellen auflauerten und erlegten. In Salzgitter-Lebenstedt fanden sich zusammen mit tausenden Steinwerkzeugen Knochenreste von 86 erjagten Rentieren, ein eindeutiges Zeugnis für den Fleischkonsum der Neandertaler. Isotopenmessungen von Kollagen in Neandertalerknochen deuten darauf hin, dass Fleisch die wichtigste Quelle für Protein war.
Als der Homo sapiens vor rund 13’000 Jahren sesshaft wurde und den Getreideanbau erlernte, begann er gleichzeitig auch Viehzucht zu betreiben. So erschloss er sich Getreide und Milch als Eiweissquelle. Trotzdem blieb Fleisch ein wichtiger Bestandteil der Ernährung, besonders in schlechten Zeiten, wenn die Getreidespeicher leer waren.
Damit ist klar: Fleisch ist seit Jahrtausenden unabdingbarer Teil der menschlichen Ernährung. Ohne Fleisch hätte der Mensch die Evolution nicht überlebt. Ohne Fleisch gäbe es heute keine Vegetarier, so paradox das klingt.
Teilzeitvegetarismus liegt im Trend
Wie sieht die Situation heute aus? Lebensmittel tierischer Herkunft, speziell Fleisch, leiden unter einem schlechten Ruf in Bezug auf ihren gesundheitlichen Wert. Fleisch war lange ein Privileg der Reichen. Je höher das Einkommen, desto mehr konsumierten die Menschen Fleisch. Heute ist das anders. Die wohlhabenden Bevölkerungsschichten essen deutlich weniger Fleisch als Menschen mit geringem Einkommen. Bei Frauen ist dieser Trend noch stärker als bei Männern. Gar kein Fleisch essen je nach Untersuchung zwei bis drei Prozent der Bevölkerung. Bei den Mädchen im Alter zwischen 15 bis 18 Jahren beläuft sich der Anteil der Fleischverachter auf rund einen Drittel. Stark im Trend sind die Teilzeitvegetarier. 40 Prozent der Befragten geben gemäss einer neuen Studie an, regelmässig bewusst kein Fleisch zu essen.
Aus gesundheitlicher Sicht ist dieser Trend problematisch. „Oft wird nicht wahrgenommen, dass Fleisch einen wesentlichen Beitrag zur Deckung des Bedarfs an wertvollen oder sogar essentiellen Nährstoffen leistet“, sagt Nadine Gerber vom Institut für Nutztierwissenschaften an der ETH Zürich. „Ausserdem werden die Beiträge von weniger erwünschten Verbindungen wie gesättigte Fettsäuren oft überschätzt, dies aufgrund von fehlerhaften Nährwertdaten und wegen den meist unbeachteten Koch- und Abschnittverlusten während der Zubereitung.“
Fleisch liefert essentielle Mikronährstoffe
In derselben Arbeit hält Nadine Gerber fest, dass der Fettgehalt von verkaufsfertigen Fleisch in den letzten 15 Jahren, speziell von Rind-, Schwein-, Kalb- und Lammfleisch, merklich sank, und zwar infolge von Veränderungen in der Zucht, Fütterung, Schlachtung und Aufbereitung.
Sehr aussagekräftig ist ihr Fazit: Fleisch und Fleischprodukte können einen wichtigen Beitrag zur Deckung der Nährstoffaufnahme in der Ernährung leisten. Fleisch beinhaltet eine Anzahl an essentiellen Nährstoffen, einschliesslich langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Eisen, Zink, Selen, essentielle Aminosäuren und Vitamin B6. Fleisch ist deshalb eine wesentliche Quelle für Mikronährstoffe, weil es entweder die einzige Quelle ist oder eine höhere Bioverfügbarkeit für einige Nährstoffe aufweist.
Stichwort Bioverfügbarkeit: Sie gibt an, in welchem Ausmass ein Nährstoff aus einem Lebensmittel freigesetzt und resorbiert werden kann, das heisst verfügbar ist. Und gerade in diesem Bereich schneidet Fleisch besonders gut ab, da es praktisch keine Absorptionshemmer enthält, dafür einige Stoffe, welche die Bioverfügbarkeit zum Beispiel von Eisen erhöhen. Darüber hinaus werden bei Anwesenheit von Fleisch auch andere Spurenelemente aus den übrigen Lebensmitteln in ihrer Verfügbarkeit verbessert.
Hohe Bioverfügbarkeit von Eisen
Prof. Irmgard Bitsch vom Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Giessen hat dem Thema Bioverfügbarkeit eine umfassende Arbeit gewidmet. Ich zitiere: „Fleisch und Fleischwaren sind wichtige Nährstofflieferanten, die vor allem reich an bestimmten Vitaminen und Spurenelementen sind. Es sind jedoch nicht nur die hohen Gehalte, welche diese Lebensmittelgruppe auszeichnen, häufig ist auch die Bioverfügbarkeit der Nährstoffe höher als aus Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft.“
Beispiel Eisen. Eisen ist für den menschlichen Organismus ein lebensnotwendiges Spurenelement. Niedrige Eisenspeicher mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen findet man vor allem bei Kindern, Jugendlichen und Frauen im gebärfähigen Alter. Bei älteren Menschen ist Eisenmangel schon fast endemisch. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass deren Kost zu wenig verfügbares Eisen enthält, um den hohen Bedarf dieser Bevölkerungsgruppen zu decken. Eisen tierischer Herkunft kann zwei bis drei Mal besser resorbiert werden als aus pflanzlicher Nahrung. Beim Verzehr einer gemischten Kost werden weitere Einflussfaktoren auf die Bioverfügbarkeit wirksam. Fördernd wirken Vitamin C und sogenannte „Fleischfaktoren“. Dabei handelt es sich um schwefelhaltige Aminosäuren oder Peptide aus dem Muskelfleisch von Schlachttieren und Fischen. Hemmend wirken hingegen Phytate aus Getreide und Hülsenfrüchten sowie Polyphenole aus Obst und Gemüse.
Fleisch enthält reichlich wertvolles Selen
Beispiel Selen. Das essentielle Spurenelement Selen ist als Bestandteil funktioneller Proteine ebenfalls von grosser Bedeutung für die menschliche Gesundheit. Gut untersucht ist die selenhaltige Glutathionperoxidase, ein Enzym, das im Körper als Teil des antioxidativen Schutzsystems fungiert und Alterungsprozesse im Herz-, Kreislauf-, Nerven- und Immunsystem vermindert sowie vor Krebs schützen kann. Seine Wirksamkeit beruht darauf, dass es aggressive Sauerstoffverbindungen abfangen und unschädlich machen kann. Lebensmittel tierischer Herkunft sind generell selenreich, auch deshalb, weil das Futter von Nutztieren üblicherweise mit Selenverbindungen angereichert wird. Pflanzliche Lebensmittel sind dagegen bis auf wenige Ausnahmen wie Spargeln oder Pilze selenarm. Am selenreichsten ist Entenfleisch, gefolgt von Lamm. Huhn. Kalb und Rind. Studien bestätigen, dass Selen aus Lebensmitteln tierischer Herkunft hervorragend verfügbar ist und solche pflanzlicher Herkunft deutlich übertrifft.
Zink ist Cofaktor für Hunderte von Enzymen
Beispiel Zink. Das dritte wichtige Spurenelement mit guter Bioverfügbarkeit aus Fleisch und Fleischwaren ist Zink. Seine Bedeutung im Organismus beruht darauf, dass es Bestandteil und Cofaktor von mehr als 300 Enzymen ist. Eine Unterversorgung mit Zink kann zu vermindertem Wachstum, beeinträchtigter Immunkompetenz und Wundheilungsstörungen führen. Zink kommt in zahlreichen Lebensmitteln pflanzlicher sowie tierischer Herkunft vor. Aber: Für Zink gilt dasselbe wir für Eisen und Selen. Fleisch enthält dieses Spurenelement in einer besser bioverfügbaren Form und fördert gleichzeitig die Resorption aus pflanzlichen Lebensmitteln, wenn sie zusammen mit Fleisch gegessen werden.
Das Fazit von Prof. Irmgard Bitsch: „Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung sind Fleisch und Fleischwaren wichtige Lieferanten der essentiellen Spurenelemente Eisen, Zink und Selen.“
Eiweiss verbessert die physische und mentale Leistungsfähigkeit
Wenden wir uns dem Thema Protein zu. Für den Aufbau und Erhalt der Muskeln und der Funktionstüchtigkeit der Enzyme benötigt der Mensch Protein. Fleisch ist ein sehr guter Proteinlieferant, denn es enthält alle essentiellen Aminosäuren im richtigen Verhältnis und hat so eine hohe biologische Wertigkeit. Der Fettgehalt von Fleisch ist niedriger als häufig angenommen. 100 Gramm Schweinefilet zum Beispiel liefern nur zwei Gramm Fett und sind damit sogar absolut diättauglich.
„Bei bestimmten Personengruppen kann Fleisch als fester Bestandteil einer an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Faserstoffen reichen Ernährung sinnvoll sein“, sagt der bekannte Ernährungswissenschaftler PD Dr. David Fäh. „Beispielsweise für Heranwachsende, Schwangere, Stillende, Sportler und Senioren“. Nebst drei Portionen Milch und Milchprodukten wird pro Tag eine zusätzliche Portion eines eiweissreichen Lebensmittels empfohlen. Gemeint sind damit Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier oder Tofu. Zwischen ihnen soll möglichst abgewechselt werden. Auch bei den Fleischsorten ist Abwechslung angesagt. Dr. Fäh: „Eltern, die ihr Kind fleischlos oder ganz ohne tierische Produkte ernähren, brauchen ein sehr differenziertes Wissen, damit es keine Mangelerscheinungen bekommt.“
Bei Schulkindern und Jugendlichen zeigen grosse Studien, dass eine ausreichende Versorgung mit hochwertigem tierischen Eiweiss und Eisen die physische und mentale Leistungsfähigkeit deutlich verbessert. Ähnliche Publikationen findet man auch über die Ernährung von Leistungs- und Hochleistungssportlern. Verzichtet jemand auf Fleisch, wird eine wichtigste Quelle für Eisen ausgeschaltet. Viele Jugendliche und vor allem Sportler leiden an Eisenmangel.
Eine hohe Eiweisszufuhr ist auch im Alter wichtig
Bei der älteren Bevölkerung ist Eiweissmangel einer der wichtigsten, wenn auch verkannten Gründe für die körperliche und geistige Abwärtsspirale mit allen Folgen wie Muskelschwund, erhöhte Krankheitsanfälligkeit, fatale Stürze, Verlust der Selbständigkeit und Pflegebedürftigkeit. Besonders im Alter ist eine ausreichende Proteinversorgung essentiell für die Regeneration der Körperzellen, vor allem der Muskeln. Dr. Fäh: „Die Eiweisszufuhr im Alter sollte im Verhältnis zum Körpergewicht gleich hoch sein wie beim Erwachsenen zwischen 30 und 50 Jahren.“
Von einer so genannten Schonkost ist im Alter dringend abzuraten. Diese ist in den wenigsten Fällen vollwertig. Zu empfehlen ist hingegen eine leicht Vollkost, die den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Zu einer leichten Vollkost gehört auch Fleisch, am besten in Form von zarten Stücken, die gekocht, gegrillt oder in Folie zubereitet werden. Abgeraten wird von fettreichem, stark gewürztem, gebratenem oder geräuchertem Fleisch.
Eine fleischlose Ernährung birgt Risiken
Ein Expertenbericht der Eidgenössischen Ernährungskommission hat die Vor- und Nachteile einer vegetarischen Ernährung untersucht. Auf Grund vieler epidemiologischer Studien gehe hervor, dass Leute mit vegetarischer Ernährung klare gesundheitliche Vorteile haben. Sie sterben weniger häufig an Herzkreislauferkrankungen und weisen bessere Blutfettwerte auf. Sie sterben weniger häufig an Krebs und haben auch ein kleineres Risiko an Krebs zu erkranken. Sie haben tiefere BMI-Werte und auch ein geringeres Risiko für Fettleibigkeit und Folgeerkrankungen. Auch ihre Blutdruckwerte sind niedriger. Als Grund wird genannt, dass ein hoher Anteil an Gemüse und Früchten in der Nahrung wesentlich zur Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit beitrage. Unabhängig von der Ernährung spiele auch der gesunde Lebensstil der Vegetarier eine Rolle. Sie machen mehr Sport als Fleischesser, trinken wenig bis keinen Alkohol und rauchen nur selten. Was nun wichtiger ist, der Verzicht aufs Fleisch oder der allgemein gesündere Lebensstil, lässt sich nur schwer eruieren.
Gemäss dem Expertenbericht besteht das Hauptrisiko darin, dass durch den Wegfall von Fleisch und Fisch bestimmte Nährstoffe sowie Proteine nicht mehr in genügenden Mengen aufgenommen werden. Das trifft auch auf das Vitamin B12 und das Vitamin D zu. Weitere Nährstoffe, deren Zufuhr kritisch sein kann, sind Zink, Eisen, Selen, Calcium und langkettige Fettsäuren.
Bei den Ovolacto-Vegetariern seien die genannten Risken klein, sofern sie ein breites pflanzliches Angebot bei ihrer Nahrungsauswahl berücksichtigen. Bei Veganern erhöhen sich durch den zusätzlichen Verzicht auf alle tierischen Produkte die Risiken für eine mangelnde Zufuhr dieser Nährstoffe. Insbesondere auf die genügende Zufuhr des Vitamins B12 müsse geachtet werden. Auch die Veganer können sich gemäss dem Expertenbericht einer guten Gesundheit erfreuen, sofern sie über ein grosses Ernährungswissen verfügen, um sich so zu ernähren, dass die erhöhten Risiken auch während längeren Lebensphasen wie Wachstum, Schwangerschaft und Alter kompensiert werden.
Bei einem totalen Verzicht auf alle tierischen Produkte (vegane Ernährung) sind die Risiken für eine mangelnde Zufuhr verschiedener Nährstoffe so gross, dass es für einen Laien kaum möglich sei, sich auf eine Art und Weise zu ernähren, welche diese Mängel konsequent kompensieren könnte. In verschiedenen Lebensphasen wie Wachstumsperioden, Schwangerschaft oder auch bei Betagten können die Mangelerscheinungen kritisch werden und zu Krankheiten führen. Deshalb sei die vegane Erährungsweise generell für breitere Bevölkerungskreise, insbesondere für Kinder und andere Risikogruppen, wie Schwangere und ältere Leute, nicht zu empfehlen.
Eine auf pflanzlichen Produkten basierte ausgewogene Mischkost unter Einschluss von Eiern und Milchprodukten aber ohne Fleisch und Fisch (Ovolacto-vegetarische Ernährung) könne hingegen als gesunde Ernährungsweise betrachtet werden. Die Erfahrungen zeigen, dass hier die notwendige Zufuhr der Nährstoffe erfüllt werden kann und dass diese Gruppe der Vegetarier gesünder ist als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.
Es ist alles eine Frage des Masses
Und jetzt kommt das Wichtigste im Bericht des Bundes: Inwiefern ein totaler Verzicht auf Fleisch und Fisch eine absolute Voraussetzung bildet für die positiven Resultate der vegetarischen Ernährung, könne zurzeit nicht abgeschätzt werden. Eine massvolle Einnahme von Fleisch und insbesondere von Fisch hätte den Vorteil, dass der Grossteil der Risiken der vegetarischen Ernährung kompensiert werden könnte.
Was für Schlussfolgerungen ziehen wir? Alles ist eine Frage des Masses. Radikale Ernährungsweisen haben keine gesundheitlichen Vorteile, sondern nur Risiken. Unsere Gene und unser Körperbau bleiben jene einen Allesfressers. Daran kann so schnell niemand etwas ändern. Am gesündesten ist eine Mischkost, bestehend aus möglichst vielen naturbelassenen Produkten. Was uns krank macht, ist Convenience-Food, all die Softdrinks und zuckerhaltigen Getränke und Nahrungsmittel, in Kombination mit Bewegungsmangel. Erinnern wir uns, für was uns die Evolution vorgesehen hat: als Jäger und Sammler. Beide, Jäger und Sammler, bewegen ihren Hintern, den lieben langen Tag lang. Und was tun wir heute, wir sitzen uns zu Tode. Der neuste Schweizerische Ernährungsbericht hält klar fest, an was wir kranken, an der Bewegungsarmut. Wir essen nicht mehr als vor 20 Jahren, aber wir bewegen uns viel weniger. Hier müssen wir ansetzen. Sonst setzt das Fett an.
..."
http://www.doktorstutz.ch/die-wahrheit-ueber-fleisch/ (Entnommen 11.01.2016)