Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
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Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Eine chinesische Bekannte von mir lebt in der Schweiz, ist dort auch eingebürgert. Ihr Deutsch ist einigermaßen passabel. Vor kurzem hat sie ein Jobangebot bei der Post bekommen und mich um Rat gebeten. Es gibt doch hier im Forum paar Schweizer. Worauf sollte man beim Gespräch als Chinesin achten? Wird z.B. landeskundliches gefragt? Sie hatte auch den Eindruck dass viele dort nur Dialekt sprechen, sie dagegen eher Hochdeutsch. Wäre das in der Schweiz ein Problem? Wird da vorausgesetzt dass man auch Schwyzerdütsch kann? Das ist wohl ihre Hauptsorge. Ich kenne die Schweiz nur von der Durchreise, kenne mich also kaum aus. In D reicht es wenn man Hochdeutsch kann, Dialekte werden wohl nie verlangt. Ist das in der Schweiz anders? Ist Dialekt dort praktisch Standardsprache? Es ging bei dem Job vor allem um Post sortieren oder austragen, Kontakt zu Kunden gibt es da wohl weniger.
- SimonSayz
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Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Jetzt ernsthaft
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- punisher2008
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Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Ja, ernsthaft. Wie gesagt kenne ich mich in der Schweiz gar nicht aus und weiß nicht worauf man da wert legt.
Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Neben der fachlichen Eignung: Freundlich sein, ins Team passenpunisher2008 hat geschrieben:Ja, ernsthaft. Wie gesagt kenne ich mich in der Schweiz gar nicht aus und weiß nicht worauf man da wert legt.
In der Tat ist die Schweiz wohl das einzige Land, wo man gegenüber Ausländern der regionalen Sprache (Berndütsch, Züridütsch usw.) so auffällig hohe Bedeutung beimisst. U.a. wohl deshalb, weil man Schwiitzerdütsch nicht als Dialekt des Deutschen ansehen will und da schnell empfindlich reagiert. Daher ist das Thema Dialekt bei gebürtigen Ausländern in der Schweiz sehr kontrovers. Es kann helfen; es kann aber auch schaden. Die diplomatischste Lösung für gebürtige Ausländer in Berufsgruppen ohne direkten Kundenkontakt ist daher kein Schwiitzerdütsch zu sprechen - vor allem, solange man dies nicht perfekt kann. Schwiitzerdütsch zu verstehen gibt definitiv Pluspunkte. Es ist aber kein KO-Kriterium, wenn das nicht sofort der Fall ist.
Landeskundliche Fragen sind äusserst unwahrscheinlich.
Viel Erfolg!
- punisher2008
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Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Alles klar, danke! Also es ist ganz gut wenn man Schwyzerdütsch zwar versteht, nachahmen sollte man es allerdings nicht wenn man es nicht perfekt beherrscht. Fühlen sich die Schweizer in dem Fall "verarscht" oder so? In jedem Fall wird man in einem Interview mit einem "Neu"-Schweizer dann wohl eher Hochdeutsch sprechen oder? Der Sohn meiner Bekannten (100% Chinese) spricht tw. schon ziemlich krass Dialekt und ich muss oft raten was gemeint ist.
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Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Mit einem gekünstelten "Grüezi mitenand" das Vorstellungsgespräch zu beginnen ist ein sicherer Weg, den Job nicht zu bekommen. Das ist sicher keine Eigenheit der Schweizer, jeder fühlt sich veralbert, wenn der eigene Dialekt von einem Nicht-Muttersprachler nachgeahmt wird.
Ich habe meine Jugend (vergleichsweise) unweit der Schweiz verbracht und oft Schweizer Fernsehen geguckt - die hatten das deutlich innovativere Format als unsere Öffentlich-Rechtlichen damals. Ich bin daher in der glücklichen Lage, auch ziemlich heftiges Schwyzerdütsch zu verstehen.
Inwieweit sich die Schweizer im Gespräch mit einem "Neu"-Schweizer zurücknehmen, weiß ich nicht. Die Deutschschweizer sind stolz auf ihr Schwyzerdütsch und ich kann sie voll und ganz verstehen.
Ich habe meine Jugend (vergleichsweise) unweit der Schweiz verbracht und oft Schweizer Fernsehen geguckt - die hatten das deutlich innovativere Format als unsere Öffentlich-Rechtlichen damals. Ich bin daher in der glücklichen Lage, auch ziemlich heftiges Schwyzerdütsch zu verstehen.
Inwieweit sich die Schweizer im Gespräch mit einem "Neu"-Schweizer zurücknehmen, weiß ich nicht. Die Deutschschweizer sind stolz auf ihr Schwyzerdütsch und ich kann sie voll und ganz verstehen.
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Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Ja danke, habe ich mir fast auch gedacht. Ist ja z.B. in Bayern auch nicht anders. Da kommt es auch nicht so gut an wenn man als nicht-Bayer einen auf Bayer macht.
Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Bei Ausländern ist es egal wie sie sprechen, so lange sie Dialekt verstehen.
Allgemein zum Vorsprechen: Natürlich sein, sich nicht verbiegen. Normal dürfte sein: pünktlich, sauber und dezent gekleidet, neutraler Haarschnitt. Wenn man zu spät ist braucht man eine richtig gute Ausrede.
Dabei haben muss sie zwingend alle Zeugnisse, Arbeitszeugnisse und sonstigen Unterlagen. Zum Lohn sollte sie sich zuerst mal informieren, was so üblich ist.
Viel Glück
Allgemein zum Vorsprechen: Natürlich sein, sich nicht verbiegen. Normal dürfte sein: pünktlich, sauber und dezent gekleidet, neutraler Haarschnitt. Wenn man zu spät ist braucht man eine richtig gute Ausrede.
Dabei haben muss sie zwingend alle Zeugnisse, Arbeitszeugnisse und sonstigen Unterlagen. Zum Lohn sollte sie sich zuerst mal informieren, was so üblich ist.
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Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Habe vor einigen Wochen/Monaten einen Bericht gesehen, da war es eigentlich genau anders herum. Ging darum wie sich Deutsche in der Schweiz integrieren - da wurde in etwa gesagt das den Schweizern es eben nicht gefaellt das die Deutschen kein Schweizer-Deutsch sprechen wollen. Und man sich als Deutscher der dort arbeiten leben und sich integrieren will Schweizer-Deutsch aneignen und benutzen sollte, in dem Sinne sollte es klar sein das es nicht von heute auf morgen perfekt klappt und sich ggf. am Anfang etwas holperig und "nachgeaefft" anhoert.
Auch die Schweiz ist gross und es gibt auch verschiedene Menschen dort habe ich gehoert - was ist nun richtig - was falsch?
Auch die Schweiz ist gross und es gibt auch verschiedene Menschen dort habe ich gehoert - was ist nun richtig - was falsch?
Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Wirtschaftsflüchtlinge, ZÜGIDA, BEGIDA, GENFGIDA, GRAUGIDA, LUGIDA, ST. GAGIDA, fehlende Schwizerdütsch-Kenntnisse, SDaF, SDaZ, Abschiebung nach Deutschland ... in D gegen die Albaner und Syrer hetzen, aber selber in der Schweiz sich den Arsch vergolden lassen ... in D sich darüber beschweren, warum keine öffentlichen Schwimmbäder mehr geöffnet sind, selber aber seine Steuern lieber in der Schweiz oder auf den Bahamas bezahlen ... wer fordert, dass Ausländer in D Deutschkenntnisse nach Stufe C2 und höher nachweisen müssen und zur Integration Jodeln können, der soll sich entsprechend auch den kulturellen Gepflogenheiten der Schweiz anpassen ... den allgemeinen Trend nur mal so aus einem anderen Betrachtungsstandpunkt beobachtet ....
Vorsicht! Kann Spuren von Ironie enthalten.
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Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Ich denke das ist der Punkt. Wenn man ihn wirklich beherrscht kann man den Dialekt auch anwenden, ansonsten lieber nicht. Wenn man zwischendurch mal Grüezi oder Dörfli sagt kommt das wohl weniger an. Und wenn man Chinese ist ist es vielleicht wieder anders als bei Deutschen.Shenzhen hat geschrieben:Und man sich als Deutscher der dort arbeiten leben und sich integrieren will Schweizer-Deutsch aneignen und benutzen sollte, in dem Sinne sollte es klar sein das es nicht von heute auf morgen perfekt klappt und sich ggf. am Anfang etwas holperig und "nachgeaefft" anhoert.
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Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
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Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Ich hätte das präzisieren sollen, ich bitte um Nachsicht. Mit Ausländern meinte ich alle nicht Deutsch sprechenden Menschen, also weder Deutsche noch Österreicher. Wenn einem Schweizer ein/e Chinese/in gegenübersteht, dann erwarten die wenigsten eine ausgewachsene "Mundartschnurre", also eine Dialekt sprechende Person. Wenn diese dann mehr oder weniger gut Hochdeutsch spricht, ist das akzeptiert, so lange sie Dialekt versteht. Wenn sie kein Dialekt versteht, so stört das nur engstirnige Leute.Shenzhen hat geschrieben:Habe vor einigen Wochen/Monaten einen Bericht gesehen, da war es eigentlich genau anders herum. Ging darum wie sich Deutsche in der Schweiz integrieren - da wurde in etwa gesagt das den Schweizern es eben nicht gefaellt das die Deutschen kein Schweizer-Deutsch sprechen wollen.
Ähnlich verhält es sich mit Europäern wie beispielsweise Spaniern, Griechen... oder Amerikanern wie US Bürger, Brasilianer... All diese haben ihren speziellen mehr oder weniger stark ausgeprägten Akzent. All diese können ebenfalls Hochdeutsch sprechen und sind voll akzeptiert. Wenn sie Dialekt verstehen, umso besser.
Warum aber Deutsche beispielsweise beinahe dazu gezwungen werden, Dialekt zu sprechen ist für mich unverständlich und ich erlebe das auch nicht so. In unserer Firma hat absolut Niemand eine schräge Meinung wenn ein Deutscher eben Hochdeutsch spricht und kein Dialekt. Allerdings ist bei uns auch ca. 25 - 30% der Belegschaft Deutsch und etwa nochmals so viele Österreicher und der Rest dann Schweizer. Vielleicht kommt das daher.
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Re: Bewerbungsgespräch in der Schweiz?
Das hatte ich auch fast vermutet. Können die meisten Schweizer eigentlich Hochdeutsch sprechen? Oder nur passiv? Engstirnige Leute gibt es in D leider auch mehr als genug. In Bayern kommt es auch vor dass sich manche weigern nicht-Bayern gegenüber verständliches Hochdeutsch zu sprechen. Hat nicht unbedingt mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, eher mit Sturheit und "mir san mir" Mentalität.Marcus hat geschrieben:Wenn einem Schweizer ein/e Chinese/in gegenübersteht, dann erwarten die wenigsten eine ausgewachsene "Mundartschnurre", also eine Dialekt sprechende Person. Wenn diese dann mehr oder weniger gut Hochdeutsch spricht, ist das akzeptiert, so lange sie Dialekt versteht. Wenn sie kein Dialekt versteht, so stört das nur engstirnige Leute.
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