Kleines VPN-Problem

[bossel]

Da ich seit einiger Zeit Probleme mit meinem Server hatte, habe ich mich dann doch mal entschlossen, einen VPN-Service zu nutzen. Habe natürlich so ziemlich den billigsten genommen, den es gibt & erwarte dementsprechend auch keine Geschwindigkeitsrekorde.

Jetzt gibt es aber ein seltsames Problem: via PPTP werden einige Webseiten trotzdem geblockt (zB trouw.nl & nytimes.com). Gmail & andere Googledienste sowie Webseiten, die auf Google-APIs zugreifen, funktionieren idR einwandfrei.
Via OpenVPN kann ich zwar alle Webseiten öffnen, aber das ist grausig langsam. Manchmal so langsam, daß die Webseiten doch nicht laden, sondern in den Timeout gehen.

Soviel zum Hintergrund. Nun die Frage: Kann die Große Firewall trotz VPN einzelne Webseiten blockieren? Am Serverstandort kann es eigentlich nicht liegen, da das oben beschriebene Verhalten auftritt, egal ob ich US-, UK-, NL- oder DE-Server nutze.

Der VPN-Betreiber meinte nur, ich solle verschiedene Server & Protokolle ausprobieren.
L2TP & VPNC habe ich noch nicht getestet, da ich das auf meinem Kubuntu bisher nicht ans Laufen gekriegt habe.

[Luntan]

Nun die Frage: Kann die Große Firewall trotz VPN einzelne Webseiten blockieren? Am Serverstandort kann es eigentlich nicht liegen, da das oben beschriebene Verhalten auftritt, egal ob ich US-, UK-, NL- oder DE-Server nutze.

Ja kann er, und nicht nur in China. Letzten Herbst habe ich versucht mit VPN von Südkorea eine Website in Nordkorea aufzurufen Gleich mit welchem Server in welchem Land ich es versucht habe, es ist immer nur ein Warnhinweis auf koreanisch erschienen

In China werden kritische Seiten nicht geladen und es erscheint kein Warnhinweis. Je kritischer eine Website ist umso schwieriger wird es auch nur einmal kurz Kontakt herzustellen. Die Internetzensur in China wurde seit der "Occupy" Bewegung in Hong Kong in den letzten Monaten weiter verschärft, und dies hast Du richtig bemerkt und beschrieben.

[bossel]

Interessant, aber ein VPN ist ja im Endeffekt ein Tunnel, der äußeren Zugriff verhindern soll. Deep Packet Inspection mag da leider ein Gegenmittel sein. Aber benutzt die Great Firewall schon DPI, noch dazu mit zB trouw.nl oder lesoir.be als recht unbedeutenden Zielen? Bei der NYT würde ich es ja noch verstehen, aber so kleine Regionalblättchen?

Es gibt übrigens auch einen interessanten Effekt dieser Blockade. Wenn ich im Firefox mit eingeschaltetem VPN zB einen NYT-Artikel aufrufe, kriege ich die übliche GF-Meldung "Verbindung zurückgesetzt". Nach einem Neustart von Firefox, ohne den geblockten Tab geschlossen zu haben, lädt die Seite uU dann doch. Aber nur, wenn ich den Tab nur anklicke. Bei einem manuellen Reload kommt auf jeden Fall wieder die og Meldung.
Ab dem Wochenende bin ich für einen Monat in Kanton. Mal sehen, ob der VPN da besser funktioniert.

Interessant auch, daß hier in Siping ausländische Webseiten in den letzten Wochen grundsätzlich recht langsam laden (Ausnahmen bestätigen die Regel). Völlig ill... - äh - legale Torrentdownloads flutschen mit 500-600 KB/S, auch wenn alle Quellen im Ausland sind.

Die wundersame Welt der Großen Firewall.

[Luntan]

Die wundersame Welt der Großen Firewall.

Tatsächlich wird es allgemein immer schlechter was nach meiner Meinung primär mit der verstärkten Kontrolle zusammenhängt.

Interessant ist übrigens Yahoo: Die Frontseite mit den News kann man schnell laden, wenn man dann einen Artikel anklickt, und dieser ist chinakritisch, wird er nicht geladen Da kann man jeweils abchecken was gerade noch so geduldet wird oder "durchgeflutscht" ist, und was nicht mehr akzeptiert wird.

Bei der Yahoo Suchfunktion werden häufig Resultate in Deutscher Sprache rausgefiltert, da vermutlich die Software noch kein Deutsch kann Dann bekommt man auch noch unterschiedliche Resultate wenn man von daheim / Hotel oder der Firma anfragt. Allgemein geht es besser in der Firma. Der Grosse Firewall ist eine wundersame Welt...

[Christian1989]

Nun die Frage: Kann die Große Firewall trotz VPN einzelne Webseiten blockieren? Am Serverstandort kann es eigentlich nicht liegen, da das oben beschriebene Verhalten auftritt, egal ob ich US-, UK-, NL- oder DE-Server nutze.

Ja kann er, und nicht nur in China. Letzten Herbst habe ich versucht mit VPN von Südkorea eine Website in Nordkorea aufzurufen Gleich mit welchem Server in welchem Land ich es versucht habe, es ist immer nur ein Warnhinweis auf koreanisch erschienen

In China werden kritische Seiten nicht geladen und es erscheint kein Warnhinweis. Je kritischer eine Website ist umso schwieriger wird es auch nur einmal kurz Kontakt herzustellen. Die Internetzensur in China wurde seit der "Occupy" Bewegung in Hong Kong in den letzten Monaten weiter verschärft, und dies hast Du richtig bemerkt und beschrieben.

Das klingt jetzt so, als wärst du der Meinung, Chinas "Great Firewall" habe die nordkoreanischen Websites geblockt. Das ist aber nicht der Fall. Du hast ja einen südkoreanischen VPN verwendet, also ist es so, als wärst du in Südkorea. Und in Südkorea wird jede nordkoreanische Website geblockt. Ob China nordkoreanische Websites blockt weiß ich nicht. Aber ich würde eher annehmen, dass dem nicht so ist.

[Luntan]

Nein, der Meinung bin ich nicht. Meine VPN-Verbindung ist von Südkorea über Japan gelaufen.

Wenn nun so eine Verbindung von Südkorea erkannt und blockiert werden kann, wird dies für China auch möglich sein. Wobei es dann eher nicht um Verbindungen nach Nordkorea geht, sondern zum Beispiel um FLG Websites und TV.

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpoli ... seoartikel
"Virtual Private Networks", VPN, wie es vor allem Mitarbeiter von Firmen und Institutionen mit mehreren Standorten nutzen. Der Schutz des Netzes ist hier tatsächlich nur virtuell, nicht echt. Denn die NSA betreibt ein großes VPN-Projekt, um solche Verbindungen massenhaft zu knacken und die darüber ausgetauschten Daten mitzulesen - etwa das Netz der griechischen Regierung.

Oder: Originalpräsentation von der NSA:
http://www.spiegel.de/media/media-35516.pdf

Und hier:
http://www.spiegel.de/media/media-35519.pdf

Und auch noch hier:
Schon für Ende 2009 ist in einem NSA-Dokument davon die Rede, dass tausend Anfragen zur Entschlüsselung von VPN-Verbindungen verarbeitet werden müssten - pro Stunde. Bis Ende 2011 sollte diese Zahl auf 100.000 pro Stunde gesteigert werden. "Mindestens 20 Prozent" dieser Anfragen sollte das System vollständig erfüllen, also den Datenverkehr "entschlüsseln und wieder einschleusen".
Mit anderen Worten: Bereits für Ende 2011 sahen die Pläne der NSA vor, 20.000 vermeintlich sichere VPN-Verbindungen pro Stunde parallel auszuspähen.

Worauf ich hinaus will: Was Südkoreaner und die NSA machen, können die Chinesen auch, vielleicht sogar besser. Für Leser die zur Zeit in Deutschland sind: Die oben verlinkten Seiten sind in China nicht zensuriert. Wer sich also nicht informiert ist selber schuld.

[Christian1989]

Es kommt doch auf die IP an, die du durch die VPN-Verbindung bekommst.

[bossel]

Noch ein interessanter Effekt (bisher nur in Dongguan beobachtet, werde Ende des Monats sehen, ob's im Norden genauso ist):
Torrents werden anscheinend auch geblockt, jedenfalls teilweise. Versuche gerade, Skin Game von 1971 runterzuladen, geht aber nur bei eingeschaltetem VPN. Aktuelle Torrents laufen meist einwandfrei, vermutlich weil sie mehr Quellen (Seeder) haben. Bei Skin Game gibt's (im Augenblick) nur 3, aus Slowenien, Australien & Holland. Aber an den Ländern kann's nicht liegen, da ich auch ohne VPN Quellen in diesen Ländern finde. Bei der von den Seedern verwendeten Software ist es ähnlich. IP-Ranges?

Rätsel über Rätsel...