Luxemburg ein Unrechtstaat?

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Luxemburg ein Unrechtstaat?

Beitrag von sweetpanda »

http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-11/j ... kommission

Ist zwar alles sehr Off-Topic aber trotzdem möchte ich hier meinen Gedankengang auf die Probe stellen. Es gibt ihr einige helle Köpfe mit wirtschaftlichem und steuerlichem Sachverstand.

Flappsig ausgedrückt haben Länder wie Luxemburg oder auch die Niederlanden Firmenzentralen dadurch angelockt, dass sie ihnen extrem niedrige Unternehmenssteuern bieten.
Der Aufschrei war wieder gewaltig.
Doch ich denke immer einen Schritt weiter. Alle dies Unternehmen gehören am Ende immer einer natürlichen Person. Entweder einem Inhaber einer Gruppe von Inhabern oder sogar einer großen Gruppe von Aktionären.
Durch die "Steuertricks" verbleiben mehr Gewinne im Unternehmen, das Unternehmen wird wertvoller, kann größer Ausschüttungen machen, größere Dividenden zahlen und wenn es eine AG ist, wird tendenziell der Aktienkurs steigen.
Im Falle von Aktionären gibt es eine größere Dividenden und man kann die Aktie in der Zukunft mit einem höheren Gewinn verkaufen. Darauf zahlt man dann die 25% Abgeltungssteuer.
Also werden die Steuern nur nicht beim Unternehmen abgezogen sondern erst beim Inhaber/Aktionär. Warum habe ich diesen Geistesblitz bisher nicht in der politischen Debatte gehört?
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Re: Luxemburg ein Unrechtstaat?

Beitrag von ingo_001 »

(Ab)-Lux(ch)e(n)mburg ist kein Unrechtsstaat - es ist ja gesetzl. alles legal.

ABER: was gesetzl. legal ist, ist deshalb nicht unbedingt legitim - und schon gar nicht moralisch vertretbar.

Es gab da vor ein paar Tagen eine dies bzgl. Talkshow bei Alle Will, wo sich der luxemburgische Außenminister alle Mühe gab, das luxenburgische "Geschäftssmodell" von Ablux(ch)en anderen Ländern zustehenden Steuern zu rechtfertigen und zu relativieren ... erbärmlich, entlarvend und stellenweise unfreiwillig komisch.

Sämtl. Ländern (Steuer-Oasen), sollten sofort die Geschäftsgrundlagen entzogen werden.
Wie?

Drohen, wie es die USA bei der Schweiz knallhart durch gezogen haben.

Da gibts noch einige andere wirkungsvolle Möglichkeiten - nur müssen die eben von den politischen Entscheidungsträgern auch durchgesetzt werden wollen - wollen sie aber eben nicht :roll:

Knallharter Ausschluss bei Auftragsvergaben z.B. bzw. Entzug der Geschäftslizenzen in dem Land, in dem die jeweiligen Unternehmen tätig sind bzw. Absatzmärkte haben.

Funktioniert natürlich nur, wenn ALLE an einem Strang ziehen ... machen sie zwar - nur in verschiedene Richtungen :roll:

Von den in Europa groß angekündigten Kampf ist de facto nichts zu sehen.
Von einigen öffentlichkeitswirksamen Ankündigungen ist (wenn überhaupt) so wenig übrig geblieben, dass sich die Großbanken und der graue Kapitalmarkt da bequem zurücklehnen können - obwohl die natürlich medienwirksam Rotz und Wasser flennen - ob den "restriktiven" Maßnahmen ... lächerlich.

Aber die abhängige Politik kann so sagen: "Seht her, wir tun was Wirksames, weil die Finanz-Branche zetert" :roll:
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Re: Luxemburg ein Unrechtstaat?

Beitrag von tigerprawn »

ingo_001 hat geschrieben:Sämtl. Ländern (Steuer-Oasen), sollten sofort die Geschäftsgrundlagen entzogen werden.
Wie?

Drohen, wie es die USA bei der Schweiz knallhart durch gezogen haben.
Die Schweiz war eine Steuer-Oase? :shock: Ich dachte es ging da um Schwarzgeld.
Bei Steuer-Oasen: Wie soll das gehen? Mindeststeuersatz weltweit sonst Ärger? Wie hoch soll der sein?
Bei der Schweiz wird doch 'nur' das Bankgeheimnis aufgehoben, oder?
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Re: Luxemburg ein Unrechtstaat?

Beitrag von ingo_001 »

tigerprawn hat geschrieben:Die Schweiz war eine Steuer-Oase? :shock: Ich dachte es ging da um Schwarzgeld.
Die Schweiz ist/war Beides.
tigerprawn hat geschrieben:Bei Steuer-Oasen: Wie soll das gehen? Mindeststeuersatz weltweit sonst Ärger? Wie hoch soll der sein?
Internationale Haftbefehle gegen diejenigen, die diese Steuerschlupflächer erschaffen bzw. abgesegnet haben + Einziehung sämtl. Vermögenswerte auf Dauer.
DAS wirkt - garantiert.
tigerprawn hat geschrieben:Bei der Schweiz wird doch 'nur' das Bankgeheimnis aufgehoben, oder?
"Nur" ...
Das war für viele, die davon profitierten, sicherer als das Amen in der Kirche :mrgreen:
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Re: Luxemburg ein Unrechtstaat?

Beitrag von sweetpanda »

Auf den springenden Punkt meiner Argumentation ist leider keiner eingegangen.
Das was die Unternehmen einsparen haben die Eigentümer ( natürlichen Personen ) als höhere Bemessungsgrundlage der Einkommenssteuer. Natürlich nur wenn man seine Aktien nicht schwarz irgendwo "gebunkert" hat. Die Abgeltungssteuer wird doch automatisch von den Banken abgeführt.
Ich kann die Aufregung nicht verstehen.
Warum nutzen die Luxemburger nicht diese Verteidigungsstrategie?
Wo liegt mein Denkfehler?
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Re: Luxemburg ein Unrechtstaat?

Beitrag von tigerprawn »

sweetpanda hat geschrieben: Ich kann die Aufregung nicht verstehen.
Warum nutzen die Luxemburger nicht diese Verteidigungsstrategie?
Wo liegt mein Denkfehler?
Wird denn zumindest die Mehrheit der Aktien von Personen aus der EU gehalten?
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Re: Luxemburg ein Unrechtstaat?

Beitrag von ingo_001 »

@ sweetpanda

Die "Eigentümer" (Einzelpersonsn) gehts ja in dem Sinne (Mrd. Steuern) nicht bzw. werden die erwirtschafteten und dann durch diverse Schlupflöcher klein gerechneten Gewinne ja den jeweiligen Konzernen zu gerechnet.

Die erhalten z.B. Kredite von Tochter-Gesellschaften (nicht selten nur auf dem Papier existent und von einer Person geführt, die nur zu diesem Zweck gegründet wurden), die diese dann als Kreditkosten steuermindernd bilanzieren.
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Re: Luxemburg ein Unrechtstaat?

Beitrag von ingo_001 »

tigerprawn hat geschrieben:Wird denn zumindest die Mehrheit der Aktien von Personen aus der EU gehalten?
Welche Aktien denn?

Es gibt nicht wenige DAX-Werte, bei denen ein großer Teil der Anteilseigner außerhalb der EU sitzen.
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Re: Luxemburg ein Unrechtstaat?

Beitrag von tigerprawn »

ingo_001 hat geschrieben:Es gibt nicht wenige DAX-Werte, bei denen ein großer Teil der Anteilseigner außerhalb der EU sitzen.
Richtig. Und genau das ist doch die Antwort auf die Frage des TE warum Luxemburg nicht so blöd ist das Argument zu nutzen.
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Re: Luxemburg ein Unrechtstaat?

Beitrag von gzs »

Ich finde die Diskussion erbärmlich. Da wird darüber palavert wie man irgendwelche Steuersünder dazu bekommt, mehr abzudrücken - am anderen Ende gibt es dann so Sachen wie TTIP die dafür sorgen, dass sich genau die gleichen Unternehmen zig mal so viel Geld wieder zurück holen können - und das mit noch weniger Aufwand als sich eine Steueroase zu suchen. Alles ziemlich krank … aber politisch sehr werbewirksam ...
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