Trinkwasserqualität in China

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Complex
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von Complex »

Neugierige Frage @Taiyang: Du kochst Nudeln mit Leitungswasser, aber Reis mit Mineralwasser aus der Flasche? Gibt es einen bestimmten Grund, wieso Du das unterschiedlich machst?

EDIT:
@báitù: Weisst Du zufällig, wie verbreitet Hausbrunnen in China sind? Ich vermute mal, in neu gebauten Stadtteilen eher nicht, die dürften wohl zentral versorgt werden, aber in älteren Teilen und vor allem in eher ländlichen Gebieten könnte ich mir schon vorstellen, dass da Einige ihren eigenen Brunnen haben. (Und bevor jetzt jemand mault: Ich weiss es nicht, vermute das nur, und deshalb frage ich nach).

Das wäre in diesem Zusammenhang interessant, weil mit Wasser aus einem Hausbrunnen würde ich mir definitiv nicht mal die Zähne putzen, auch wenns mangels Chlor vielleicht sogar besser schmeckt als das Leitungswasser in der Stadt.
báitù
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von báitù »

Complex hat geschrieben: Das ist aber nun echt krass. Die kriegt man doch an sich recht leicht raus, oder nicht? Vor allem können die Kolloide nicht soo klein sein, wenn sie so leicht sedimentieren. Da täte es doch schon ein relativ einfacher Filter (Sand?) oder ein Absetzbecken. Ausserdem muss es denen doch die ganzen Leitungen ziemlich schnell verlegen, wenn sich da ständig Tonminerale absetzen, oder nicht?
Kolloidal gelöst bedeutet, dass sich die Teilchengröße ungefähr zwischen 1 nm und 1 µm bewegt. Das ist zwar deutlich sichtbar (Trübungsmessung = Streulichtmessung), aber mit einfachen Sand-Filtersystemen nicht immer sicher zu entfernen. Abhilfe schaffen könnten u. a. Ultrafiltration - vor der Netzeinspeisung - oder Flockungsfiltration (Dosierung von Eisen- und Alu-Salzen).
Natürlich setzt sich ansonsten das Netz langsam, aber sicher zu (obwohl etliches beim Endverbraucher ankommt). Dies ist sogar in D-Land mancherorts ein Problem, daher werden hier bei uns regelmäßig Netzspülungen über Hydranten durchgeführt. Ich gehe davon aus, dass dies in China grundsätzlich ähnlich praktiziert wird. Von leicht sedimentieren hatte ich übrigens nicht gesprochen...
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incues
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von incues »

Recht hast du Baitu!
Wenn ich mir die Analyse des örtlichen Wasserversorgers angucke, dann finde ich es doch erschreckend, was da zu welchen Teilen immer noch im Wasser enthalten ist. Natürlich ist es in den Mengen nicht gefährdend, aber es ist dennoch schöner nicht immer alles bis ins Detail zu wissen :-P
Die Auflistung von z.B. Arsen macht das Wasser für mich dann nicht unbedingt wohlschmeckender :mrgreen:
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Complex
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von Complex »

Vielen Dank für die Informationen.

Das mit der "leichten Sedimentation" habe ich nur angenommen, weil Du gesagt hast, dass sich die Trübung "später" dann abgesetzt hat. Wenn mit "später" innerhalb von Minuten gemeint ist, würde ich schon sagen, dass es "leicht" sedimentiert, wenn das natürlich erst nach einer Woche war, nun ja.

Hach, immer diese exakten Ausdrücke "später", "leicht" Sedimentieren in technischen Diskussionen :lol:
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von báitù »

laogai hat geschrieben:Was kannst du denn über die Gewinnungsanlagen in China berichten? Ich gehe davon aus, dass du sie gesehen hast. So wie du sie in Malaysia gesehen hast. Hast du dort alle gesehen?
Natürlich habe ich alle gesehen, so wie du vermutlich alle Chinesen kennst... :P

In Malaysia habe ich mir mehrere Anlagen angesehen. Dies bezieht sich auf die Wassergewinnung, die Einzugsgebiete der Gewinnungsanlagen, die vorhandene Aufbereitungstechnik, sowie die Speicher- und Verteilanlagen. In China ähnlich. Es ist z. B. befremdlich, wenn auf einem der großen Trinkwasserreservoire für Hongkong und Guangdong Motorboote fahren... :shock: okay ich saß auch selber drin... :mrgreen:

Meine subjektiv, empirischen Erfahrungen habe ich lediglich am Beispiel des Wassers in Shanghai zum Zeitpunkt meines Aufenthalts dargestellt. Das ist selbstverständlich nicht repräsentativ für alle Regionen in China (wie ich auch mit dem Beispiel Dongguan andeutete, wo ich das Wasser ohne Bedenken trank, allerdings auf dringenden Hinweis meiner chinesischen Frau auch erst nach dem Abkochen).
Vielleicht war es seinerzeit auch ein Zufall, weil irgendwo ein Filter durchgebrochen war, aber das Wasser hatte drei Tage die gleichbleibend schlechte Qualität.
Die einfache organo-leptische Beurteilung (Geschmack, Geruch, Visuelle Wahrnehmung) sagt meist mehr als tausend Worte.

Nicht zu vergessen, dass die meisten Metropolen ihr Trinkwasser aus den großen Flüssen gewinnen, die gleichzeitig (häufig) ungeklärte Abwässer aufnehmen. Trinkwasserkatastrophen (Harbin!) dürften dementsprechend relativ häufig vorkommen, werden aber sicher nicht immer bekannt.
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von báitù »

Complex hat geschrieben:"später"
Nach 24 Stunden (im Testwasserglas)! :)
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von báitù »

incues hat geschrieben: Die Auflistung von z.B. Arsen macht das Wasser für mich dann nicht unbedingt wohlschmeckender :mrgreen:
Fehlen ja nur noch die Spitzenhäubchen... :wink:
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von Complex »

Also "mittelmäßig schnelle Sedimentation" :lol:
Wenn ich mir die Analyse des örtlichen Wasserversorgers angucke, dann finde ich es doch erschreckend, was da zu welchen Teilen immer noch im Wasser enthalten ist.
Immerhin wirds analysiert, ist schon mal was. Aber das muss der Wasserversorger machen, schon zur Kontrolle, ob die Filter, Ionentauscher, etc. noch so funktionieren wie sie sollen. Aber Arsen & Co. kriegst Du nie ganz vollständig aus dem Wasser raus. Wir hatten mal eine Gebirgsquelle ganz in der Nähe (Tirol) gemessen, wenn das Wasser so aus einem AKW käme, würden überall die Alarmglocken läuten. Das Gestein enthält da einen kleinen, natürlichen Urananteil, und aufgrund des Zerfalls hast Du da ein buntes Sammelsurium an Schwermetallen, und radioaktiv ist das Ganze natürlich auch noch. Getrunken wirds trotzdem.

Deshalb gibts ja Grenzwerte. Wenn Du das Wasser nicht destillierst (was sehr energieaufwändig ist), wirst Du im besten Trinkwasser der Welt noch Spuren von Arsen, Blei, etc. nachweisen können.
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von ingo_001 »

Trinkwasserqualität in China - hmmm ...

Nach meinen bisherigen Erfahrungen wird das Leitungswasser zum Waschen, Duschen, Zähneputzen und Kochen ge/benutzt.
Trinkwasser gibts in Flaschenform in jedem Supermarkt.
* Etwas OT:
Gemüse wird vor dem Kochen ausgiebig gewässert, um wenigstens das was an Chemikalien dran/drin ist (so weit wie möglich) aus dem Gemüse raus zu bekommen.
Kurz: Leitungswasser ist kein Trinkwasser.
Aber wenn das Gmüse schon ausgiebig gewässert werden muss, bevor es weiter verwendet werden kann ... nur nicht drüber nachdenken.
Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer Worte hat, hat darum noch nicht notwendig Geist.

Die Logik ist Deine Freundin - Wünsch-Dir-Was und Untergangs-Propheten sind falsche Freunde.
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von Laogai »

happyfuture hat geschrieben:Mir fehlen in diesem Thread einfach die Fakten zum Ausgangsthema: Trinkwasserqualität in China!
Water resources of the People's Republic of China (Wikipedia, rudimentäre Einführung)
WATER: A SHARED RESPONSIBILITY (PDF, UNESCO, globaler Report)
Access to Safe Drinking Water by Country, 1970 to 2004 (PDF, worldwater.org, globaler Report)
China, Water Quality Management— Policy and Institutional Considerations (PDF, Weltbank)
Addressing China’s Water Scarcity (PDF, Weltbank)
China and Water (PDF, worldwater.org)
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von happyfuture »

laogai hat geschrieben:
happyfuture hat geschrieben:Mir fehlen in diesem Thread einfach die Fakten zum Ausgangsthema: Trinkwasserqualität in China!
Water resources of the People's Republic of China (Wikipedia, rudimentäre Einführung)
WATER: A SHARED RESPONSIBILITY (PDF, UNESCO, globaler Report)
Access to Safe Drinking Water by Country, 1970 to 2004 (PDF, worldwater.org, globaler Report)
China, Water Quality Management— Policy and Institutional Considerations (PDF, Weltbank)
Addressing China’s Water Scarcity (PDF, Weltbank)
China and Water (PDF, worldwater.org)
Klasse laogai! Jetzt hat doch glatt Deine Masche funktioniert, wobei ich schon fast ennttäuscht von Deinem ursprüglichen Posting war, der dann zur wahren China-Wasser_Bibliothek mutiert ist!

Zitat Wiki:
The Pearl River and Yangtze River had "good water quality"

Wenn ich mir die Richtung Osten fließende braune Brühe anschaue mit den stinkenden "Einläufen" rechts und links, ist das kaum zu glauben. Ich denke jedoch, alles ist von der CN-Regierung ordentlich geprüft und absolut wahrheitsgetreu publiziert worden. :)
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von báitù »

laogai hat geschrieben:
happyfuture hat geschrieben:Mir fehlen in diesem Thread einfach die Fakten zum Ausgangsthema: Trinkwasserqualität in China!
Water resources of the People's Republic of China (Wikipedia, rudimentäre Einführung)
WATER: A SHARED RESPONSIBILITY (PDF, UNESCO, globaler Report)
Access to Safe Drinking Water by Country, 1970 to 2004 (PDF, worldwater.org, globaler Report)
China, Water Quality Management— Policy and Institutional Considerations (PDF, Weltbank)
Addressing China’s Water Scarcity (PDF, Weltbank)
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Tolle Fleißarbeit! :wink:

Ich zitiere jetzt mal aus dem letzten link:

Water problems are so severe now that they
are having a direct impact on humans, including growing constraints on economic
activities and growing adverse effects on public and ecosystem health.


Ohne das andere alles lesen zu wollen, führt uns das letztendlich zurück zur Ausgangsaussage...

Lustig fand ich die Aussage in link 1:

According to the Chinese Environmental Agency the Yangtze River, a major source of drinking water supply, has fairly good water quality despite pollution.
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von Tonjin »

ich erinnere mich daran, ich habe mal mit dem Vater meines Freundes(ein Europäer, von welchem Land will ich hier nicht angeben) bei einem Vollmondabend in einen Berg gefahren, und dort das Wasser mit großen Flaschen geholt, der Vater meines Freundes hat mit erzählt, das Wasser beim Vollmondabend ist an der besten Qualität zum trinken, obwohl sie normalerweise Mineralwasser aus Supermarkt trinken, aber oft kommt er auch hier in den Berg bei dem Bach das wasser holen. :)

damals hat diese Tat mich sehr erregt, weil viele Laoshaner auch oft das natürliche Wasser vom Laoshan(崂山 ein Berg in Qingdao) holen, obwohl das Leitungswasser für die Laoshaner eigentlich auch von Laoshan ist :lol: man findet einfach dass das wasser aus den see vom Berg einfach besser als das Wasser aus Leitung ist, immerhin ist Leitung künstlich gebaut :wink:
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von Laogai »

báitù hat geschrieben:Tolle Fleißarbeit!
Danke.
Aber auf die Idee selbst mal zu recherchieren, um deine Theorie zu unterlegen, bist du wohl nicht gekommen :(

Ich trinke übrigens seit einigen Jahren das Wasser direkt aus dem Hahn in China. Ungekocht und ungefiltert. Immer wenn ich dort bin. Nicht täglich, aber immer wenn ich Durst habe und keine andere Flüssigkeit in der Nähe ist.

Und nein, ich bin kein Computerprogramm...
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Re: Trinkwasserqualität in China

Beitrag von arrow »

> Das häufige Auftreten von Leberkrebs in der chinesischen Bevölkerung wird auf das Vorhandensein cyanobakterieller Toxine im Trinkwasser zurückgeführt - diese entstehen als Folge der besonders in ariden Zonen sehr schnell ablaufenden Eutrophierung des in den Stauseen gespeicherten Wassers. 1996 war China für 32% des weltweiten Eintrags von Wasser verschmutzenden organischen Verbindungen verantwortlich.<

Da man in China schon mit der stark belasteten Atemluft leben muss, verzichte ich auf russisch Roulette beim Leitungswasser. (Wenn es sich vermeiden lässt. In Restaurants wird sicher der Tee mit Leitungswasser bereitet, wie auch alle Speisen.)
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null.... und das nennen sie ihren Standpunkt.
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