Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

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sweetpanda
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Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von sweetpanda »

Seit Jahren können wir beobachten wie wichtig es reichen Chinesen ist einen Pass von Kanada, USA, Australien oder Neuseeland zu bekommen. Nationen die sich als Kompetenzfestungen positionieren und Pässe nur an Asse verteilen.

Doch eine aktuelle Nachricht sollte uns nachdenklich stimmen.

Der aktuelle New Wealth Report hat offenbart, dass insbesondere aus Europa Millionäre in nie gesehen Zahlen auswandern.
Während es in Deutschland üblicherweise nur einige Hundert dieser ganz besonderen Leistungsträger waren die uns jährlich verließen, waren es 2015 bereits 1000 und 2016 4000.
Den Vogel schießt Frankreich ab, der Grande Nation kehrten 2016 12000 Millionäre den Rücken.
Jene die uns jetzt in Strömen verlassen sind die Menschen deren Wohlstand die Progressiven zu umverteilen hofften.
Sie wollen sich dem großen Einwanderungsexperiment entziehen, viele gaben an der religiösen Spannungen wegen ihre Heimat zu verlassen, Steuersätze waren nicht mehr der Hauptgrund.
Will man die "Reichen" an einen moralischen Pranger stellen, sie mit Mauern festhalten um unseren gesellschaftlichen Frieden zu wahren?
Eine "Fluchtsteuer" vielleicht, Enteignungen gar?
Oder wird es uns gelingen Millionäre aus den USA, Kanada, Australien und Neuseeland anzuwerben mit dem Versprechen einem modernen Ablasshandel folgend sich an sozialen Großtaten beteiligen zu dürfen? Wir werden es sehen.
Jedem sollte klar sein, dass solche Entwicklungen eine Eigendynamik entfachen, die sinkenden Steuereinnahmen zwingen zu Steuererhöhungen, dies verschärft wiederum die Abwanderung, die schlechtere Kassenlage zwingt zu Streichungen in den Sozialprogrammen und steigenden sozialen Spannungen machen den Abschied für die wichtigen Steuerzahler immer einfacher.
Wenn man erst einmal in diesem Treibsand steckt wird es schwer wieder Halt zu finden.
Derzeit Schlawinern wir und dank Nullzinsen an den haushaltspolitischen Fakten vorbei, dass kann in 3-4 Jahren ganz anders aussehen.


http://www.manager-magazin.de/finanzen/ ... 36470.html
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Taifun
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von Taifun »

sweetpanda hat geschrieben:Grande Nation
Kleine Korrektur: Schmidt, ehemals Deutschlands bester Kabarettist, hat diesen Terminus einmal gegenüber einer Französin angebracht, die er als Gast in seine Show geladen hatte - und sich damit unsterblich blamiert. Denn die gute Dame verstand gar nicht, dass er damit Frankreich meinte, in Frankreich wird der Ausdruck "Grande Nation" nicht verwendet.

Besagter Terminus wurde vielmehr von einer deutschen Presse eingeführt, die ihre Ressentiments gegen Frankreich nicht verbergen wollte. Bedauerlich, dass es sich dabei um den Spiegel handelte, genauer, um Rudolf Augstein, der sich seinerzeit über ein sein Blatt betreffendes Verbot der damaligen Besatzungsmacht in Baden-Würtemberg (das war Frankreich) anscheinend so geärgert hat, dass er in Zukunft bei jeder passenden und vor allem unpassenden Gelegenheit kein gutes Haar an Frankreich ließ.

Würde diesen Terminus also, um einer ähnlichen Blamage zu entgehen, nicht erwähnen.

PS.: Wen es interessiert: Auch die Nachfolger Augsteins frönten dieser Frankreich-feindlichen Tradition, und zwar bis in die Zeiten der Online-Redakton des Spiegels, wohin selbige Redakteure verschoben wurden. Erst vor wenigen Jahren wurden die beiden Chefredakteure der Spiegel-Online-Redaktion entlassen und das Problem scheint nun endlich behoben zu sein.
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von sweetpanda »

Taifun hat geschrieben: Würde diesen Terminus also, um einer ähnlichen Blamage zu entgehen, nicht erwähnen.
Schön dass du die Ironie erkannt hast. Bin auch ein riesiger Harald Schmidt Fan.
Aber wie denkst du persönlich darüber, dass Millionäre Frankreich, aber auch Deutschland in nie dagewesen Zahlen verlassen und als Begründung nennen sie erwartete gesellschaftliche Spannungen religiöser Art.
Die "Massenflucht" chinesischer Millionäre hat ja etwas mit fehlender Rechtstaatlichkeit zu tun.
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von Laogai »

sweetpanda hat geschrieben:Aber wie denkst du persönlich darüber, dass Millionäre Frankreich, aber auch Deutschland in nie dagewesen Zahlen verlassen und als Begründung nennen sie erwartete gesellschaftliche Spannungen religiöser Art.
Ich bin zwar nicht angesprochen, aber ich denke wie in dem von dir verlinktem Artikel angesprochen:
Ob diese monokausale Erklärung in jedem Fall greift, sei allerdings dahingestellt.
Mit anderen Worten: Wirtschaftsflüchtlinge.

sweetpanda, für wann ist deine Flucht aus diesem deiner Meinung nach kurz vor dem Untergang stehenden Land geplant? Oder besteht noch Hoffnung, dass du dich von deiner (Flüchtlings-)Krise wieder erholst?
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von Taifun »

Ich persönlich denke, dass Millionäre, die ihr eigenes Land verlassen, ihre Gründe dafür haben. Und die werden für gewöhnlich nicht ausgehängt, damit jeder hinein schauen kann. Bei dieser Spezies von Millionären liegen die Gründe offensichtlich im pekuniären Bereich, obwohl sicher jeder seine eigenen Maßstäbe pflegt, die er mitnichten der Öffentlichkeit oder dem Finanzamt vorlegt. Me first, very easy.

Es gibt ja auch Millionäre, die nennen sich Patrioten. Die haben Größeres vor, etwa USA first, oder Britain first. Ja, es gibt einen Interessenkonflikt zwischen dem sog. Allgemeinwohl und dem von Millionären. Der ist aber so alt wie der Reichtum selbst. Inwieweit unsere heutigen Staatsformen eine Lösung bieten (können), die auch weithin akzeptiert wird, darf diskutiert werden. Es könnte ja auch sein, dass etwa die westlichen Staatsformen nicht (mehr) stark genug sind, mit ihren Millionären um einen Lösungsansatz zu streiten, da die heutigen Machtverhältnisse das gar nicht zulassen.
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von sweetpanda »

Taifun hat geschrieben: Inwieweit unsere heutigen Staatsformen eine Lösung bieten (können), die auch weithin akzeptiert wird, darf diskutiert werden. Es könnte ja auch sein, dass etwa die westlichen Staatsformen nicht (mehr) stark genug sind, mit ihren Millionären um einen Lösungsansatz zu streiten, da die heutigen Machtverhältnisse das gar nicht zulassen.
Ja dann brauchen wir eben ein anderes System und andere Machtverhältnisse und wer sein Geld nicht freiwillig abgibt oder mitnehmen will bekommt einen auf den Deckel. Das wir bereits 30% des Bips für Sozialleistungen ausgeben und damit einen Spitzenplatz halten wird dabei gerne übersehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Soziallei ... Europa.PNG
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von sweetpanda »

Taifun hat geschrieben:
sweetpanda hat geschrieben:Grande Nation
Kleine Korrektur: Schmidt, ehemals Deutschlands bester Kabarettist, hat diesen Terminus einmal gegenüber einer Französin angebracht, die er als Gast in seine Show geladen hatte - und sich damit unsterblich blamiert. Denn die gute Dame verstand gar nicht, dass er damit Frankreich meinte, in Frankreich wird der Ausdruck "Grande Nation" nicht verwendet.

Besagter Terminus wurde vielmehr von einer deutschen Presse eingeführt, die ihre Ressentiments gegen Frankreich nicht verbergen wollte. Bedauerlich, dass es sich dabei um den Spiegel handelte, genauer, um Rudolf Augstein, der sich seinerzeit über ein sein Blatt betreffendes Verbot der damaligen Besatzungsmacht in Baden-Würtemberg (das war Frankreich) anscheinend so geärgert hat, dass er in Zukunft bei jeder passenden und vor allem unpassenden Gelegenheit kein gutes Haar an Frankreich ließ.

Würde diesen Terminus also, um einer ähnlichen Blamage zu entgehen, nicht erwähnen.

PS.: Wen es interessiert: Auch die Nachfolger Augsteins frönten dieser Frankreich-feindlichen Tradition, und zwar bis in die Zeiten der Online-Redakton des Spiegels, wohin selbige Redakteure verschoben wurden. Erst vor wenigen Jahren wurden die beiden Chefredakteure der Spiegel-Online-Redaktion entlassen und das Problem scheint nun endlich behoben zu sein.
Skandal heute morgen im Deutschlandfunk, dabei habe ich fasst vor Schreck das Lenkrad verrissen:

http://www.deutschlandfunk.de/pressesch ... 87.de.html

Bei der Presseschau aus deutschen Zeitungen zur 1. Runde der Präsidentschaftswahlen vergreift sich das Badische Tageblatt. Trotz der geographischen Nähe zu Frankreich erdreisten sie sich den Begriff "Grande Nation" zu verwenden. Ist das badische Käseblatt zur neuen Heimat der frankophoben Spiegel-Online Chefredakteure geworden, war das Tageblatt auch damals Opfer französischen Zensur und tritt 60 Jahre lang immer noch unsportlich nach?



"Das BADISCHE TAGBLATT schreibt: "Emmanuel Macron und Marine Le Pen verkörpern den Verdruss der Franzosen am System - jeder auf seine Weise. Gleichwohl bliebe Europa mit einem Präsidenten Macron die Zerreißprobe erspart, die mit Le Pen drohte. 'Europa-Freund' gegen 'Europa-Feindin' - darauf spitzen Beobachter das Duell am 7. Mai nun gerne zu. Die Betitelung beleuchtet zwar nur eine Facette der Stichwahl, wenn auch eine wichtige. Die Gründe für Le Pens Erfolg wären bei einem Sieg Macrons am 7. Mai allerdings nicht aus der Welt geschafft. Das Gefühl des Niedergangs der 'Grande Nation' dürfte bei vielen Franzosen bleiben", bemerkt das BADISCHE TAGBLATT aus Baden-Baden."
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von Taifun »

sweetpanda hat geschrieben:Das BADISCHE TAGBLATT
Die Redaktion dieses Lokalblättchens (Badan-Baden/Rastatt) im Schatten der 5 Mal auflagenstärkeren BNN (Badische Neueste Nachrichten) hat es überhaupt nicht nötig, aus Schmidt's Kabaretten zu lernen, wohl hauptsächlich bedingt durch die Leserschaft. Und deren Abonnenten lesen auch den Spiegel nicht. Könnte auch sein, dass bei diesem Redakteur noch ein paar vermooste, aber bis heute im Badischen noch verbreitete Ressentiments aus dem vor fast 72 Jahren zu Ende gegangenen Weltkrieg hängen geblieben sind (Mei Opa het emr gsagt...). Gib dir also keine Mühe...
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von rundherum »

Multimillionäre sind hoch mobil. Die haben in diversen Ländern Wohneigentum und verbringen Zeit an mehreren Orten. Ihr Land "verlassen" ist also nur eine formelle Angelegenheit.

Seit diesem Jahr gibt es in Europa den Automatischen Informationsaustausch.
Millionäre, die nicht ins Fadenkreuz einer Steuerbehörde geraten möchten, verlegen ihren Wohnsitz also in ein Land mit liberaleren Steuergesetzen (vornehmlich Nordamerika oder Dubai). Im Falle Dubais muss man sich dafür gerade einmal eine Wohnung für 250k Euro kaufen und schon darf man dort wohnen. Dank der hohen Korrelation der dortigen Immobilien mit den Ölpreisen ist das quasi Teil des Rohstoffportfolios, nur hat man noch einen praktischen Nutzen davon.
De Facto sind sie immer noch etwa 6 Monate im Jahr in Deutschland, was auch legal ist, so lang es weniger als 183 Tage sind. Überprüfen kann man das ohnehin fast nicht - man müsste den Millionär über ein volles Jahr ständig beschatten lassen.
Während der restlichen Zeit reist man, schaut man zur Yacht, besucht Familie und Freunde...

Doch es hat einen gewichtigen Vorteil:
Somit senden Banken die Steuerinformationen an Dubai, wo sie sowieso keinen interessieren, da sie dort keine Steuern zahlen müssen. Etwaige Ungenauigkeiten in Europa werden somit nicht aufgedeckt.
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von cmstein »

sweetpanda hat geschrieben:Jene die uns jetzt in Strömen verlassen sind die Menschen deren Wohlstand die Progressiven zu umverteilen hofften.
Welche Überraschung, dass das nicht so einfach klappt! Die Schafe stellen sich nicht brav in einer Reihe zur Schur an, so wie sich das ein paar einfältige Grünpolitiker gedacht haben! Obwohl doch Deutschland das schönste Land der Welt ist, um hier leben zu dürfen, gibt man doch gerne 50 Prozent her :twisted: Gerade die weltbürgerlich geprägte Erbengeneration sieht auf Deutschland doch mit einem entspannten "schau ich immer wieder gerne mal vorbei, bevorzugt nicht grad in dem halben Jahr mit Scheißwetter, aber hier leben, nein danke".
Sie wollen sich dem großen Einwanderungsexperiment entziehen, viele gaben an der religiösen Spannungen wegen ihre Heimat zu verlassen, Steuersätze waren nicht mehr der Hauptgrund
Welche religösen Spannungen? Das trifft zwar in einem gewaltigen Ausmaß auf einige Länder Asiens zu, Indien, Pakistan, Sri Lanka, Bangladesh, etc., aber wohl kaum auf Westeuropa.
Multimillionäre sind hoch mobil. Die haben in diversen Ländern Wohneigentum und verbringen Zeit an mehreren Orten. Ihr Land "verlassen" ist also nur eine formelle Angelegenheit
Das ist ein ganz wichtiger Punkt, es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen den Motiven von gemeinen Millionären und den echten Reichen,vulgo Multimillionären.

Mit einer Million bist Du in Deutschland nicht viel. Eine adäquate Eigentumswohnung, ich rede hier noch nicht einmal von einem Luxus-Condo wie in Südostasien mit riesigen Außenflächen, Olympic Size Infinity Pool, Gym in the sky, Tennis, Squash Courts, etc., und von der Million sind schon mal zwei Drittel weg. Die Betriebskosten sind dann so gewaltig, dass man glaubt, man zahlt eh Miete.

Mit einer Euro-Million in einem sympathischen Wunschland lebt man mit seiner Familie außerordentlich angenehm, selbst in China ist das möglich, halt nicht in Peking, Shanghai oder Guangzhou. Asien ist voll von diesen Ländern. Die Steuervorteile sind dann noch ein höchst angenehmer Nebeneffekt, vor allem wenn man Vermögen zu verwalten hat. Wer in Deutschland bleibt, obwohl er nicht einen hochbezahlten und hochentspannten (Beamten-)Job weiter absitzen darf, der hat doch einen Schatten 8)
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von tigerprawn »

Ich finde auch man sollte das differenzierter sehen. Die meisten Millionäre, die keine Multimillionäre oder schon im Ruhestand sind, werden auch gabz normal arbeiten. Und wenn die dazu in der Wirtschaftssituation halt ins Ausland müssen ist das u.U. ein Zeichen für eine schwächelnde Wirtschaft.
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von sweetpanda »

cmstein hat geschrieben:
sweetpanda hat geschrieben:Jene die uns jetzt in Strömen verlassen sind die Menschen deren Wohlstand die Progressiven zu umverteilen hofften.
Welche Überraschung, dass das nicht so einfach klappt! Die Schafe stellen sich nicht brav in einer Reihe zur Schur an, so wie sich das ein paar einfältige Grünpolitiker gedacht haben! Obwohl doch Deutschland das schönste Land der Welt ist, um hier leben zu dürfen, gibt man doch gerne 50 Prozent her :twisted: Gerade die weltbürgerlich geprägte Erbengeneration sieht auf Deutschland doch mit einem entspannten "schau ich immer wieder gerne mal vorbei, bevorzugt nicht grad in dem halben Jahr mit Scheißwetter, aber hier leben, nein danke".
Mit den 50% bist du leider zu kurz gesprungen.

Eine beispielhafte ledige, kinderlose Person verdient 3500€ Brutto im Monat.
Wie hoch sind ihre gesamten direkten und indirekten Steuern und Abgaben?

Steuern -642€
Sozialabgaben -727€

Netto bleiben 2131

Doch Moment, es gibt ja noch den Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung, die hast du auch erwirtschaftet:

Nochmal 727€

Ok, dann ist dein echter Bruttolohn also tatsächlich 4227€!

Von den 2131€ gibt man dann vielleicht 1900€ im Monat aus.

In diesen Ausgaben stecken aber Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer, Tabaksteuer usw.
Es gehen also sicher noch einmal 15% der 1900€ Ausgaben für verschiedene Steuern drauf.

Nochmal 285€ die man eigentlich von Nettolohn abziehen müsste, der demnach nur noch 1846€ rein Netto nur für dich ist.
Fassen wir zusammen:
Der echte Bruttolohn liegt bei 4227€.
Der echte Nettolohn liegt bei 1846€.
Die Summe der Angaben und Steuern beträgt 2381€.
Ein Normalverdiener zahlt 57% Steuern und Abgaben!
Mit diesen 2381€ kann man dann eine 3-4 köpfige hilfsbedürftige Familie alimentieren.
Progressive werden nun fordern, dass man Kapitaleinkünfte stärker als mit 25% plus Soli und eventuell Kirchensteuer besteuert werden sollten, doch auch hier sind sie auf dem Holzweg, denn so viele Menschen mit relevanten Kapitaleinkünften gibt es gar nicht, denn die Abgeltungssteuer machte 2014 8 Milliarden aus. Verdoppelt man den Satz hat man 8 Milliarden mehr, dass würde den Zorn derer die keine Kapitaleinkünfte haben zwar kühlen doch in Rahmen des Bundeshaushaltes liegt diese Betrag innerhalb der natürlichen Schwankung.
Wenn er denn überhaupt zu erzielen ist, denn Kapital ist wie ein scheues Reh und vielleicht würde man wegen vermehrter Reichenflucht nur 3-4 Milliarden Mehreinnahmen erzielen können.
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Beitrag von Laogai »

cmstein hat geschrieben:
sweetpanda hat geschrieben:Sie wollen sich dem großen Einwanderungsexperiment entziehen, viele gaben an der religiösen Spannungen wegen ihre Heimat zu verlassen, Steuersätze waren nicht mehr der Hauptgrund
Welche religösen Spannungen? Das trifft zwar in einem gewaltigen Ausmaß auf einige Länder Asiens zu, Indien, Pakistan, Sri Lanka, Bangladesh, etc., aber wohl kaum auf Westeuropa.
sweetpanda phantasiert sich gerne eine "Realität" zusammen, die in erster Linie irgendwelcher Youtube-Filmchen entspringt. Also "alternative Fakten". So wie "Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst" auch.

tanzhou hat es um die Ecke recht treffend formuliert:
tanzhou hat geschrieben:Jo, wenn man sich lang genug gegenseitig mit den "Fakten" berieselt, mit moeglichst vielen Schwaetzern, z.B. "Helmut" oder Typ "normaler Burger" bzw "kleiner Mann" - genau die Bevoelkerungsschicht macht sich am liebsten selber kleiner und unbedeutender als sie sind - dann glaubt man auch irgendwann dran. Kurz, man kann sich auch vieles sehr gut einreden und die Laune verderben.
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Re: Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst?

Beitrag von rundherum »

So wie "Die Reichen verlassen die sinkenden Schiffe zuerst" auch.
Es gibt durchaus eine Nettoauswanderung wohlhabender Bürger aus Deutschland, vorallem aber auch aus Frankreich. Übrigens auch bei gut gebildeten Leuten.
Die Interpretation, dass dies mit religiösen Spannungen zusammenhängt, mag hanebüchen sein. Die Zahlen sind dennoch besorgniserregend:
Europa sollte auch für wirtschaftlich ambitionierte Leute attraktiv bleiben, jemand muss investieren und Arbeitsplätze schaffen, damit der Rest genießen kann. Auch das sollte Teil des "European way of life" sein.

@sweetpanda:
Über die Gesamtwirtschaft gesehen nimmt sich der deutsche Fiskus etwa 45 Prozent der erwirtschafteten Leistung.
Genauere Daten und internationale Vergleiche gibt's hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsquote

Mit 45 Prozent ist Deutschland im europäischen Vergleich eher günstig - Frankreich schnappt sich 57 Prozent. Man arbeitet also etwa 5h pro Tag für den Staat.
Der Vergleich zu China zeigt: Im kommunistischen Reich der Mitte nimmt sich der Staat nur knapp 30 Prozent - obwohl ihm das ganze Land gehört und für das Baurecht bezahlt werden muss.
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