Rassismus, Nationalismus in China: Analyse und Ausblick
Verfasst: 20.04.2014, 10:56
Schon von Kindesbeinen an wird uns Chinesen eingeprägt, dass wir Chinesen etwas besonderes seien, dass wir Nachfahren des Drachen seien und dass wir das Blut des Drachen in uns trügen. Die mystischen Anführer Yan und Huang in der Urzeit, als es noch gar keine Schrift gab, seien die Blut-Vorfahren aller Chinesen. Überall in China entstehen Tempel, die die großen Stammesführer Yan und Huang verehren, die vor langer Zeit ihren Stämmen den Sieg über den Chiyou gebracht hätten, der als Stammesvater des Hmong-Volkes galt, die damals Zentralchina besiedelten. Dies war die Geburtsstunde des Volkes Huaxia, so werden Huang und Yan bis heute als die gemeinsamen Stammesführer aller Han verehrt. Das gemeinsame Blut und die gemeinsame Abstammung aller Chinesen, gerade im Hinblick auf den angestrebten Anschluss Taiwans an China, wird bis heute stark betont. So wird auch die Geschichtsschreibung umgedeutet. Nicht die Diversität, sondern die Einheit des Volkes und des chinesischen Reiches wird großgeschrieben.
Im Gegensatz zum Rassismus in Westeuropa wird der Rassismus in China offen ausgelebt. Die meisten Chinesen haben schlicht keine Sensibilität gegenüber dem Rassismus. Dass Schwarze auf öffentlichen Plätzen gemieden werden und als schwarze Teufel (Hei Gui) genannt werden, wird von den meisten als etwas ganz normales empfunden.
Dazu sollte man aber auch wissen, dass der chinesische Rassismus derzeit keinesfalls die Chinesen als die überlegensten von allen sieht. Die Europäischstämmigen stehen in der rassistischen Hierarchie in China ganz oben, sie werden allgemein als rassistisch überlegen, wohlhabend, kultiviert und gutaussehend empfunden. Für viele Chinesinnen ist es ein sozialer Aufstieg, wenn diese einen Europäer ehelichen. Selbst wenn die Chinesin reicher wäre als der Europäer, so wird eine Ehebindung mit einem Europäer allgemein als standesgemäß empfunden, als etwas, was die Chinesin mit Stolz anderen Chinesen vorzeigen kann. Das gleiche gilt für chinesische Männer, die europäische Frauen heiraten. Mischlinge zwischen "Weissen" und Chinesen gelten als schön und intelligent. Nach den Chinesen kommen ärmere Asiaten wie Vietnamesen. In der untersten Hierarchie stehen dann dunkelhäutige Ausländer wie Afrikaner oder Inder.
Ich habe viele Chinesen getroffen, die mir offen gesagt haben, dass eine Ehe zwischen Chinesen und "Weissen" das Erbgut der Chinesen verbessern würde. Ich muss zugeben, dass dieser krankhafte Rassismus mich als Chinesen schon sehr anwidert. Diese Art Rassismus der gefühlten rassistischen Unterlegenheit gegenüber den "Weissen".
Die Chinesen bezeichnen sich selbst ganz offiziell als eine "gelbe Rasse", obwohl die allermeisten Chinesen gar keine "gelbe Hautfarbe" haben. Die Hauttöne der Chinesen sind vergleichbar mit den Südeuropäern, die wiederum als "Weisse" gelten. In Deutschland würde es als rassistisch gelten, wenn ein Chinese als gelb bezeichnet würde. In China ist es alltäglich Praxis. Dabei ist der Begriff "gelbe Rasse" lediglich ein Konstrukt des Europäischen Kolonialismus. Ich habe Berichte von europäischen Missionaren in China im 16. und 17. Jh. gesehen. Damals wurden die Chinesen als ein Volk mit "weisser Hautfarbe" beschrieben. Im 18. Jh. wurden die Chinesen dann plötzlich als "blassgelb" bezeichnet, und später sogar als "Weizengelb". Für mich steht fest: Der Begriff "gelbe Rasse" war eine Erfindung des europäischen Kolonianismus, um sich von den Chinesen abzugrenzen. Die Wandlung der Chinesen von "Weißen" zu "Gelben" ging Hand in Hand mit dem Aufkommen des euorpäischen Kolonianismus und dem Niedergang der chinesischen Zivilisation.
Meine Beobachtung über den chinesischen Rassismus und Nationalismus lautet aber insgesamt:
Die Situation für einige ethnischen Minderheiten und gewisse Gruppen von Ausländern in China wird durch das (Wieder) Erstarken des ethno-rassistischen Gedankenguts in China zunehmend schwieriger.
Dennoch sehe ich die rechten Strömungen in China insgesamt derzeit keine ernstzunehmende Gefahr für die Welt, die vergleichbar wäre wie der Nationalismus in Europa In der ersten Hälfte des 20. Jh.
Das aus folgenden Gründen:
1. Die chinesische Gesellschaft hat wenig Zusammenhalt. Es existieren auch unter den internen chinesischen sozialen Gruppen himmelschreiende Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen. Der Wanderarbeiter aus dem Land an sich wird zum Beispiel nicht als vollwertiger Mensch angesehen wie ein Stadtbürger und er erlebt Diskriminierungen aufgrund seiner sozialen Herkunft genauso offen wie etwa ein Uigure eine Diskriminierung aufgrund seiner ethnischen Herkunft erlebt. Die chinesische Gesellschaft ist heute extrem nach Geld und Status gerichtet. Chinesen mit Geld oder Macht trampeln rücksichtslos auf die Chinesen ohne Geld oder Macht herum. Es gibt noch nichts, was sämtliche Han-Chinesen, unabhängig der sozialen Schicht, gesellschaftlich unter einer Identität vereint, dass auch die meisten davon stolz wären. Dafür werden sozialschwache Chinesen schlicht zu schlecht behandelt und deren Rechte mit Füßen getreten von eben auch Han-Chinesen.
2. Weiterhin begreift sich die KP-Führung in Peking als ein Staatssystem, das über den Nationalitäten steht. Sie sieht sich nicht als eine Han-chinesische Regierung oder Partei, obwohl sie von Han-Chinesen dominiert wird. Das ist in etwa vergleichbar mit der KPUdSSR. Natürlich betreibt sie derzeit eine Nationalitätenpolitik in den Grenzprovinzen, die insgesamt Han-Chinesen wirtschaftlich wie politisch gegenüber den Minderheiten dort bevorzugt. So sind fast sämtliche First-Hand-Kader (yibashou) der Regierungsebenen dort, d.h. jene mit Sagen, Han-Chinesen, aber keine Uiguren oder Tibeter. Aber es geht der chinesischen Führung um die Machterhaltung der KP, und sie sieht eben für die Machterhaltung des Parteiapparates in den Grenzprovinzen dadurch gesicherter, indem Han dort bevorzugt werden, da diese, im Gegensatz zu den Uiguren oder Tibetern, keine Abspaltung von der VR China anstreben. Wenn die Machterhaltung der KP jedoch durch die Unterdrückung der Han und Bevorteiligung der Nicht-Han gestärkt würde, so würde sie dies auch ohne zu zögern tun. So hat etwa die KPCh damals in Xinjiang die Uigurischen Separatisten in ihrem Kampf gegen die nationalchinesische Partei KMT unterstützt und oder etwa die roten Khmer in der Ermordung hunderttausender Han-Chinesen in Kambodscha unterstützt, weil die roten Khmer ein Verbündeter der KPCh war. Daher ist die KPCh schon immer nationalitätenlos gewesen.
3. In China wurden die traditionellen Werte und Kultur der Han-Chinesen in den Jahren der politischen wie kulturellen Kampagnen unter Mao nachhaltig beschädigt, dass sie bis heute nicht davon erholt haben. Damals wurde alles chinesische als Teufelswerk, d.h. als reaktionäres Element, bekämpft und alles sowjetisch-westliche Kultur (nicht zu verwechseln mit der kapitalistisch-westlichen) widerspruchslos übernommen. Um ein Haar wäre die chinesische Schrift auch abgeschafft worden (und das nur dank der vielen stark unterschiedlichen Dialekte). Das chinesische Volk von heute ist im Grossen und Ganzen ein Volk ohne eigene Werte und eigene Kultur.
Aufgrund all dieser Tatsachen ist der Nationalismus und damit zusammenhängende Rassismus in China trotz alldem nicht wirklich ernst zu nehmen. Allerdings bietet China auch einen guten Nährboden für eine chinesische nationalistische Bewegung:
Autoritäre Bildung, keine humanistische Bildung
Staatlich geförderte Stolzbildung über die chinesische Geschichte
Revanchismus gegen den Westen und einige Nachbarländer
Enormer Hass in sämtlichen sozialen Schichten durch die gesellschaftlichen Umwälzungen, der gegen andere Ethnien entladen werden könnte, etc.
Falls die oben erwähnten drei Gründe noch beseitigt würden, dann bin ich mir sicher, dass die Welt eines Tages vor China im wahrsten Sinne des Wortes erzittern würde.
In jedem Fall werde ich die Entwicklung in China genau beobachten.
Im Gegensatz zum Rassismus in Westeuropa wird der Rassismus in China offen ausgelebt. Die meisten Chinesen haben schlicht keine Sensibilität gegenüber dem Rassismus. Dass Schwarze auf öffentlichen Plätzen gemieden werden und als schwarze Teufel (Hei Gui) genannt werden, wird von den meisten als etwas ganz normales empfunden.
Dazu sollte man aber auch wissen, dass der chinesische Rassismus derzeit keinesfalls die Chinesen als die überlegensten von allen sieht. Die Europäischstämmigen stehen in der rassistischen Hierarchie in China ganz oben, sie werden allgemein als rassistisch überlegen, wohlhabend, kultiviert und gutaussehend empfunden. Für viele Chinesinnen ist es ein sozialer Aufstieg, wenn diese einen Europäer ehelichen. Selbst wenn die Chinesin reicher wäre als der Europäer, so wird eine Ehebindung mit einem Europäer allgemein als standesgemäß empfunden, als etwas, was die Chinesin mit Stolz anderen Chinesen vorzeigen kann. Das gleiche gilt für chinesische Männer, die europäische Frauen heiraten. Mischlinge zwischen "Weissen" und Chinesen gelten als schön und intelligent. Nach den Chinesen kommen ärmere Asiaten wie Vietnamesen. In der untersten Hierarchie stehen dann dunkelhäutige Ausländer wie Afrikaner oder Inder.
Ich habe viele Chinesen getroffen, die mir offen gesagt haben, dass eine Ehe zwischen Chinesen und "Weissen" das Erbgut der Chinesen verbessern würde. Ich muss zugeben, dass dieser krankhafte Rassismus mich als Chinesen schon sehr anwidert. Diese Art Rassismus der gefühlten rassistischen Unterlegenheit gegenüber den "Weissen".
Die Chinesen bezeichnen sich selbst ganz offiziell als eine "gelbe Rasse", obwohl die allermeisten Chinesen gar keine "gelbe Hautfarbe" haben. Die Hauttöne der Chinesen sind vergleichbar mit den Südeuropäern, die wiederum als "Weisse" gelten. In Deutschland würde es als rassistisch gelten, wenn ein Chinese als gelb bezeichnet würde. In China ist es alltäglich Praxis. Dabei ist der Begriff "gelbe Rasse" lediglich ein Konstrukt des Europäischen Kolonialismus. Ich habe Berichte von europäischen Missionaren in China im 16. und 17. Jh. gesehen. Damals wurden die Chinesen als ein Volk mit "weisser Hautfarbe" beschrieben. Im 18. Jh. wurden die Chinesen dann plötzlich als "blassgelb" bezeichnet, und später sogar als "Weizengelb". Für mich steht fest: Der Begriff "gelbe Rasse" war eine Erfindung des europäischen Kolonianismus, um sich von den Chinesen abzugrenzen. Die Wandlung der Chinesen von "Weißen" zu "Gelben" ging Hand in Hand mit dem Aufkommen des euorpäischen Kolonianismus und dem Niedergang der chinesischen Zivilisation.
Meine Beobachtung über den chinesischen Rassismus und Nationalismus lautet aber insgesamt:
Die Situation für einige ethnischen Minderheiten und gewisse Gruppen von Ausländern in China wird durch das (Wieder) Erstarken des ethno-rassistischen Gedankenguts in China zunehmend schwieriger.
Dennoch sehe ich die rechten Strömungen in China insgesamt derzeit keine ernstzunehmende Gefahr für die Welt, die vergleichbar wäre wie der Nationalismus in Europa In der ersten Hälfte des 20. Jh.
Das aus folgenden Gründen:
1. Die chinesische Gesellschaft hat wenig Zusammenhalt. Es existieren auch unter den internen chinesischen sozialen Gruppen himmelschreiende Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen. Der Wanderarbeiter aus dem Land an sich wird zum Beispiel nicht als vollwertiger Mensch angesehen wie ein Stadtbürger und er erlebt Diskriminierungen aufgrund seiner sozialen Herkunft genauso offen wie etwa ein Uigure eine Diskriminierung aufgrund seiner ethnischen Herkunft erlebt. Die chinesische Gesellschaft ist heute extrem nach Geld und Status gerichtet. Chinesen mit Geld oder Macht trampeln rücksichtslos auf die Chinesen ohne Geld oder Macht herum. Es gibt noch nichts, was sämtliche Han-Chinesen, unabhängig der sozialen Schicht, gesellschaftlich unter einer Identität vereint, dass auch die meisten davon stolz wären. Dafür werden sozialschwache Chinesen schlicht zu schlecht behandelt und deren Rechte mit Füßen getreten von eben auch Han-Chinesen.
2. Weiterhin begreift sich die KP-Führung in Peking als ein Staatssystem, das über den Nationalitäten steht. Sie sieht sich nicht als eine Han-chinesische Regierung oder Partei, obwohl sie von Han-Chinesen dominiert wird. Das ist in etwa vergleichbar mit der KPUdSSR. Natürlich betreibt sie derzeit eine Nationalitätenpolitik in den Grenzprovinzen, die insgesamt Han-Chinesen wirtschaftlich wie politisch gegenüber den Minderheiten dort bevorzugt. So sind fast sämtliche First-Hand-Kader (yibashou) der Regierungsebenen dort, d.h. jene mit Sagen, Han-Chinesen, aber keine Uiguren oder Tibeter. Aber es geht der chinesischen Führung um die Machterhaltung der KP, und sie sieht eben für die Machterhaltung des Parteiapparates in den Grenzprovinzen dadurch gesicherter, indem Han dort bevorzugt werden, da diese, im Gegensatz zu den Uiguren oder Tibetern, keine Abspaltung von der VR China anstreben. Wenn die Machterhaltung der KP jedoch durch die Unterdrückung der Han und Bevorteiligung der Nicht-Han gestärkt würde, so würde sie dies auch ohne zu zögern tun. So hat etwa die KPCh damals in Xinjiang die Uigurischen Separatisten in ihrem Kampf gegen die nationalchinesische Partei KMT unterstützt und oder etwa die roten Khmer in der Ermordung hunderttausender Han-Chinesen in Kambodscha unterstützt, weil die roten Khmer ein Verbündeter der KPCh war. Daher ist die KPCh schon immer nationalitätenlos gewesen.
3. In China wurden die traditionellen Werte und Kultur der Han-Chinesen in den Jahren der politischen wie kulturellen Kampagnen unter Mao nachhaltig beschädigt, dass sie bis heute nicht davon erholt haben. Damals wurde alles chinesische als Teufelswerk, d.h. als reaktionäres Element, bekämpft und alles sowjetisch-westliche Kultur (nicht zu verwechseln mit der kapitalistisch-westlichen) widerspruchslos übernommen. Um ein Haar wäre die chinesische Schrift auch abgeschafft worden (und das nur dank der vielen stark unterschiedlichen Dialekte). Das chinesische Volk von heute ist im Grossen und Ganzen ein Volk ohne eigene Werte und eigene Kultur.
Aufgrund all dieser Tatsachen ist der Nationalismus und damit zusammenhängende Rassismus in China trotz alldem nicht wirklich ernst zu nehmen. Allerdings bietet China auch einen guten Nährboden für eine chinesische nationalistische Bewegung:
Autoritäre Bildung, keine humanistische Bildung
Staatlich geförderte Stolzbildung über die chinesische Geschichte
Revanchismus gegen den Westen und einige Nachbarländer
Enormer Hass in sämtlichen sozialen Schichten durch die gesellschaftlichen Umwälzungen, der gegen andere Ethnien entladen werden könnte, etc.
Falls die oben erwähnten drei Gründe noch beseitigt würden, dann bin ich mir sicher, dass die Welt eines Tages vor China im wahrsten Sinne des Wortes erzittern würde.
In jedem Fall werde ich die Entwicklung in China genau beobachten.