Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Über aktuelle Nachrichten und Artikel über China diskutieren.
Benutzeravatar
corneta
VIP
VIP
Beiträge: 2621
Registriert: 18.02.2009, 19:08
Wohnort: Berlin

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von corneta »

Kraken hat geschrieben:Eines ist bei Mathematik ganz wichtig, man muss es verstehen, alles andere bringt auf Dauer nichts.
Das brauchst du mir nicht zu erzählen, nach zig Jahren als Mathenachhilfe-Geber kann ich ein Lied davon singen, dass auswendig lernen nichts bringt :wink: . Die müssen das verstehen, was sie da rechen. Was mich an meinem geschilderten Beispiel so aufregt ist, dass die Eigeninitiative des Schülers, einen schnelleren und einfacheren Weg zu gehen, bestraft wird. Da wird doch gerade das, in der Mathematik so dringend benötigte, mehrdimensionale Denken beim Finden der Lösung im Keim erstickt.
wuseltiger
VIP
VIP
Beiträge: 1667
Registriert: 18.03.2007, 21:25

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von wuseltiger »

corneta hat geschrieben:Der einzigen Sache, der ich als "Ossi" nach der Wiedervereinigung ernsthaft nachtrauere, ist das Bildungssystem. Grundschule bis zur 4. Klasse inklusive Werkunterricht und Schulgarten. Danach kamen alle zusammen auf die Oberschule. Ab der 7. Klasse gab es mit der Auswahl der zweiten Fremdsprache das erste mal die Möglichkeit, die Weiche Richtung Abitur zu stellen. Die schwächeren Schüler blieben bei einer Fremdsprache und hatten statt dessen mehr Deutsch oder Mathe. Ganz schwierige Fälle (1 Schüler von 100) hatten die Möglichkeit, nach der 8.Klasse ein Abgangszeugnis zu bekommen. Alle anderen machten zusammen den Abschluss der mittleren Reife. Und man war durchaus in der Lage, bei der Leistungsanforderung den Mittelweg zu gehen. Wer ein entsprechend gutes Zeugnis hatte (alle Fächer außer Musik, Kunst und Sport mindestens eine 2), bekam die Möglichkeit, Abitur zu machen. Die vorrausgesetzte Nähe zur SED lass ich jetzt mal weg, weil ich den Leistungsgedanken wichtiger finde. Nach weiteren 2 Jahren hatte man das Abitur. Die Vorteile waren ganz eindeutig der landesweit gleiche Lehrplan inkl. Bücher und Prüfungen und die Bildung entsprechend der Möglichkeiten, ohne eine Großzahl der Schüler von vornherein auszugrenzen.

Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass ich mit meiner Bildung vielen Studenten aus den alten Bundesländern haushoch überlegen war, weil ich viel mehr nähe zur Praxis hatte, obwohl ich 1 Jahr weniger zur Schule ging. Ich hab in der Schule gelernt, einen Hammer zu benutzen, weiß wie man fräst und bohrt und wie man Pflanzen vereinzelt. Ich konnte mit 10 Stromkreise bauen und einfache Schaltkreise lesen. Trotzdem hab ich auch zwei Sprachen gelernt und war in der Lage, dass die bayrische Abiturprüfung (Thüringen war zu der Zeit noch nicht selbstbewußt genug, eine eigene Zentalprüfung zu entwerfen) mit einer guten Note zu bestehen.

Heute entscheiden die Eltern, wie klug ihr Kind ist und nicht das Zeugnis. Wenn alle Kinder auf die Schule gingen, die ihren Leistungen entsprechen würde, dann hätten wir auch nicht mehr das Problem, dass in den Hauptschulen nur Kinder von desintressierten Eltern ihre Zeit absitzen und sich alle anderen um das Abi bemühen. Die Schulen wären wieder besser durchmischt.

Soviel zur Theorie. Ich werd wohl nicht mehr erleben, dass das mal in die Praxis umgesetzt wird.

Ich bin mir nicht sicher, ob man Deine Erfahrungen mit dem Schulsystem der DDR so einfach auf den Westen übertragen kann. Dazu müsstest du noch einige Fragen beantworten: Wie hoch war der Anteil in Eurer Klasse an Schülern, die kein Deutsch konnten? Wie hoch war der Anteil an Schülern, deren Eltern kein Wort Deutsch konnten? Wie hoch war der Anteil an Schülern in eurer Klasse, deren Eltern zwar Deutsche waren, die aber schon in der 3. Generation von der Sozialhilfe leben? Wie viele Schüler in eurer Klasse haben eure Lehrer beschimpft/bedroht/verprügelt? So wie ich das einschätze, ging das wohl gegen null ;)

Also um es mal ganz provokativ als Gegenmeinung zu Deiner Meinung auszudrücken: Warum soll die ganze Klasse langsamer lernen, bloß weil ein oder zwei hier geborene Kinder die deutsche Sprache nicht beherrschen? Warum soll mein Kind mit Kindern in die Schule gehen, die sie in ihrem Lernen aufhalten? Sind die leistungsstarken Kinder die Sozialarbeiter für die Leistungsschwachen?
Der letzte Absatz gibt nicht unbedingt meine persönliche Meinung wider, aber ich finde die Kritik an diesen Einheitsschulen teilweise berechtigt..Wenn wir die vermutlich hundert tausende Schüler mit Nullbock-Mentalität an unsere Gymnasien und Realschulen aufteilen, dann sehe ich nicht welchen Vorteil die guten Schüler dabei haben... Das ist für mich eine Frage der Quantität. Sind die nullbock Leute in der absoluten Minderheit, dann werden sie sicher in einer Klasse untergehen und sich anpassen. Sind es aber 2,3,4 oder 5 in einer Klasse, kann das den ganzen Betrieb aufhalten..
Für mich ist das Bildungssystem der DDR in anderer Hinsicht vorbildlich, nämlich weil die Betreuung und damit Einflussnahme des Staates nicht erst in der 1. Klasse begonnen hat, sondern schon in der Krippe und im Vorschulalter. In diesem Alter können Sozialkompetenz und Sprachkenntnisse noch gefördert werden, falls notwendig, nicht mit 6 oder 7 Jahren, wo schon alles gelaufen ist...
Benutzeravatar
corneta
VIP
VIP
Beiträge: 2621
Registriert: 18.02.2009, 19:08
Wohnort: Berlin

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von corneta »

wuseltiger hat geschrieben:Wie hoch war der Anteil in Eurer Klasse an Schülern, die kein Deutsch konnten?
Stimmt, die gab es nicht, weil
wuseltiger hat geschrieben:Für mich ist das Bildungssystem der DDR in anderer Hinsicht vorbildlich, nämlich weil die Betreuung und damit Einflussnahme des Staates nicht erst in der 1. Klasse begonnen hat, sondern schon in der Krippe und im Vorschulalter. In diesem Alter können Sozialkompetenz und Sprachkenntnisse noch gefördert werden, falls notwendig, nicht mit 6 oder 7 Jahren, wo schon alles gelaufen ist...
Die von mir geschilderte Grundschule ist allerdings auch nicht in Berlin, sondern auf dem Land in Niedersachsen und da ist der Ausländeranteil sehr überschaubar :wink:.
wuseltiger hat geschrieben:Wie hoch war der Anteil an Schülern, deren Eltern kein Wort Deutsch konnten?
Es gab aber genug Eltern, die in Sachen Bildung deutlich hinter ihren Sprösslingen herhinkten.
wuseltiger hat geschrieben:Wie hoch war der Anteil an Schülern in eurer Klasse, deren Eltern zwar Deutsche waren, die aber schon in der 3. Generation von der Sozialhilfe leben?
Es gab zwar keine Sozialhilfe, aber es gab genug Pseudojobs, die ähnlich wie die heutige Sozialhilfe funktionierten :wink:. Und es gab auch bei uns arme und reiche Kinder.
wuseltiger hat geschrieben:Wie viele Schüler in eurer Klasse haben eure Lehrer beschimpft/bedroht/verprügelt?
Da sind die Lehrer nicht ganz unschuldig. Das gab es auch bei uns. Wenn ein Lehrer aufgrung mangelnder Kompetenz oder Selbstbewußtseins der Klasse nichts entgegen zu setzen hatte, ging er auch bei uns gnadenlos unter. Allerdings haben wir keine Lehrer verprügelt, das stimmt. Aber wieviele Lehrer hast du verprügelt?

Fazit:
Ich sag ja nicht, dass man das System 1 zu 1 übernehmen sollte, allerdings wäre es eine gute Grundlage für einen Neuanfang.
andy

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von andy »

corneta hat geschrieben: Da sind die Lehrer nicht ganz unschuldig. Das gab es auch bei uns. Wenn ein Lehrer aufgrung mangelnder Kompetenz oder Selbstbewußtseins der Klasse nichts entgegen zu setzen hatte.
Der Unterschied ist aber der das dem Lehrer die Hände gebunden sind.
Er kann zwar einzelne Schüler aus dem Unterricht verweisen, das hilft Ihm aber letztendlich sehr wenig wenn die ganze Klasse eine "Leck mich am Arsch Mentalität" hegt und pflegt.
Es kann nicht sein das ein Lehrer permanent gegen die Klasse ankämpfen muss.

Wenn die Kompetenz eines Lehrer nurnoch an Hand von Pädagogischen Fähigkeiten gleichgesetzt wird, muss man ganz klar sagen das die Aufgabe des Lehrers das vermitteln von Wissen ist und nicht das ersetzen des Elternhauses.
Den die meisten Kinder auf Hauptschulen kommen aus Sozialschwachen Familien, das ist das größere Problem.
Der Lehrer kann die Kinder in Ihrer Reifung unterstützen, aber nicht Aufgrund Pädagogischenr Kompetenz den Part der Eltern bei der Erziehung übernehmen.
wuseltiger
VIP
VIP
Beiträge: 1667
Registriert: 18.03.2007, 21:25

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von wuseltiger »

corneta hat geschrieben: Es gab zwar keine Sozialhilfe, aber es gab genug Pseudojobs, die ähnlich wie die heutige Sozialhilfe funktionierten :wink:. Und es gab auch bei uns arme und reiche Kinder.
Mit der Forderung, dass jemand für Sozialleistungen arbeiten soll, wird man in diesem Land schnell als asozial abgetan.. Da rate ich zur Vorsicht :!:

wuseltiger hat geschrieben:Wie viele Schüler in eurer Klasse haben eure Lehrer beschimpft/bedroht/verprügelt?
corneta hat geschrieben:Da sind die Lehrer nicht ganz unschuldig.

Alles klar, dann sind Frauen mit kurzem Rock auch nicht unschuldig, wenn sie vergewaltigt werden... :shock:

corneta hat geschrieben: Ich sag ja nicht, dass man das System 1 zu 1 übernehmen sollte, allerdings wäre es eine gute Grundlage für einen Neuanfang.
Wenn es in D (mit der aktuellen Sozialstruktur) soweit kommt, dass alle Kinder auf eine Gesamtschule müssen, dann werde ich eine Privatschule gründen und damit reich werden, weil dann jeder der es sich leisten kann seine Kinder aus der staatlichen Schule nimmt. Dies wird die Schere zwischen arm und reich noch weiter aufspalten, siehe USA.
Benutzeravatar
Topas
VIP
VIP
Beiträge: 2833
Registriert: 19.09.2007, 11:11
Wohnort: Jülich & Wuhan
Danksagung erhalten: 4 Mal

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von Topas »

devurandom hat geschrieben:Aber irgendwo muss man nunmal einen Schnitt machen.
Mit welcher Begründung ?
Topas grüsst recht herzlich WHSAP
MACHT MIT BEI UNSEREM BUCHPROJEKT !
http://forum.chinaseite.de/forum48.html
Dieser Beitrag wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig.
Benutzeravatar
RoyalTramp
VIP
VIP
Beiträge: 2008
Registriert: 13.10.2009, 08:37
Wohnort: China / Shanghai

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von RoyalTramp »

Ich bin übrigens für gesteuertes Sprachenlernen bereits im Kindergarten und einem Spracheignungstest vor der Einschulung noch mit 5 Jahren. Dort wo erheblich Defizite vorliegen kommen Kinder aus dem Kindergarten auf eine Form von gesonderter Sprachschule (kann ruhig ein Kindergarten mit besonderer sprachlicher Ausrichtung sein), in der sie dann 1 Jahr "lernen", um so ihre sprachliche Defizite abzubauen und sich dem allgemeinen sprachlichen Niveau anzupassen, damit sie dann mit 6 wie alle anderen Kinder auch ordentlich eingeschult werden können, damit wenigstens schonmal diese Hürde "Sprache" genommen ist und alle dem Unterricht sprachlich gleichermaßen folgen können.

Viele Mängel ergeben sich einfach aus der Inhomogenität der Kinder in Hinsicht auf ihre sprachliche Befähigung. Ein Kind, dass nunmal sprachlich nicht in der Lage ist, dem Unterricht zu folgen...welche Chancen hat es überhaupt? Keine...! Also sollte man da anpacken und hätte so schonmal einen "Konfliktherd" weniger...
Thank you for your contribution to China's flourishing and prosperity! 感谢你为祖国繁荣昌盛作出的贡献!
Benutzeravatar
corneta
VIP
VIP
Beiträge: 2621
Registriert: 18.02.2009, 19:08
Wohnort: Berlin

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von corneta »

Ich merk schon, das ist ein ziemlich komplexes Thema und ich bezweifle, dass man das in einem Forum mit allem Für und Wider irgendwie diskutiert bekommt.

@ andy

Ich hab mit keinem Wort verlangt, dass ein Lehrer die Arbeit der Eltern übernehmen soll. Ich weiß aber, dass Kinder sehr wohl in der Lage sind, abzuschätzen, wie weit sie im Unterricht gehen können. Und das wird gnadenlos ausgereizt. Ein Verweis aus dem Unterricht ist meines Erachtens auch nur eine Kapitulation des Lehrers. Wo genau liegt denn da der Nachteil für den Schüler?

Ich denke auch, das die Qualität des Unterrichtes eine Rolle spielt. Wenn ich seit 10 Jahren mit den gleichen Karteikarten unterrichte und mir jeder Zusatzaufwand zu viel ist, um einen interessanten Unterricht zu gestalten, dann brauch ich mich nicht zu wundern, wenn sich die Kinder aus Langeweile anderweitige Beschäftigung suchen.

Ich mache nicht den Lehrer zum generellen Sündenbock, aber es gibt schon viele, die ihrem Beruf nicht gewachsen sind. Und je früher Kinder in ihrer schulischen Laufbahn auf so ein Exemplar treffen, um so schwieriger wird es.
wuseltiger hat geschrieben:Mit der Forderung, dass jemand für Sozialleistungen arbeiten soll, wird man in diesem Land schnell als asozial abgetan.. Da rate ich zur Vorsicht
Da bin ich ziemlich unerschrocken :mrgreen: .
wuseltiger hat geschrieben:Wenn es in D (mit der aktuellen Sozialstruktur) soweit kommt, dass alle Kinder auf eine Gesamtschule müssen, dann werde ich eine Privatschule gründen und damit reich werden, weil dann jeder der es sich leisten kann seine Kinder aus der staatlichen Schule nimmt.
Und weil alle Eltern schon jetzt wie du denken, haben wir das "Hauptschulproblem". Der größte Teil der deutschen Schulen ist nicht in den Großstädten, die zugegebener Maßen ein zusätzliches Imigramtenproblem haben, sondern in kleineren Städten und auf dem Land. Da ist die Bildungssituation aber genauso bescheiden wie z.B. in Berlin. Daran kann es also nicht außschließlich liegen. Jeder versucht sein Kind mit aller Macht aufs Gymnasium zu bekommen, ob es dazu fähig ist oder nicht. Damit nicht die Hälfte der Klasse sitzen bleibt, was sie aufgrund des Leistungsstandes eigentlich müsste, wird das Niveau nach unten "angepasst". Das führt dazu, dass auch die Anforderungen an Real- und Hauptschüler noch weiter sinken. Am Ende der Kette stehen der Hauptschüler, von dem man nur noch erwartet, einigermaßen Lesen, Schreiben und Rechnen zu können.
Benutzeravatar
NHR
Forumexperte
Forumexperte
Beiträge: 326
Registriert: 26.09.2007, 02:56

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von NHR »

corneta hat geschrieben:Auch wenn ich mich jetzt in die Nesseln setzte - Bildung ist der einzige Weg, der einem Volk zur Selbstbestimmung verhilft. Wie die dann aussieht, möchte ich hier nicht weiter diskutieren :wink: .

Ich bin mir durchaus im Klaren, dass das bei den Kindern teilweise Schäden hinterlässt, aber ich wäre vorsichtig, diese Art der Bildungsvermittlung zu verdammen.

Wenn ich da manche Auswüchse in deutschen Grundschulen beobachte, dann bin ich froh, dass ich keine Kinder im schulpflichtigen Alter habe. Kinder von Bekannten dürfen das 1x1 nicht auswendig lernen, sondern sie müssen das umständlich errechnen. Wenn man dann als Elternteil beschließt, dass sowas zur Grundbildung gehört und auch dem Kind auffällt, dass man wesentlich schneller zum Ziel kommt, wenn man das auswendig weiß, bekommt es zur Belohnung eine 6 weil die Rechenwege fehlen. Hausaufgaben gibt es auch nicht mehr, man will ja die Schüler mit helfenden Eltern nicht übervorteilen. In Deutschland ist man inzwischen so weit, dass die ganze Klasse sich nach dem Schwächsten richtet. Ich hab ja nichts gegen Solidarität, aber was passiert mit dem Potenzial der wirklich guten Schüler? Diese werden als Streber gemobbt - Leistung wird bestraft.

Privatschulen haben den Vorteil, dass ich als zahlendes Elternteil Anspruch auf eine Dienstleistung habe und erwarte, dass diese bestmöglich erfüllt wird. Die Lehrer stehen unter einem ganz anderen Druck, denn es zählt Leistung und nicht Anwesenheit.

Sicher, man kann nicht alle Kinder über einen Kamm scheren, aber ein bisschen mehr Enrsthaftigkeit und Leistungsabforderung würde den meisten gut tun. Das, was in China zu viel an Disziplin gefordert wird, dass fehlt in Deutschland an vielen Stellen. Und jetzt noch eine gewagte These: Die nachlassenden Anforderungen, die wir an unsere Kinder stellen, lassen sich ganz deutlich an unserer Gesellschaft ablesen. Da die Kinder in der Schule nicht mehr auf Herausforderungen stoßen, suchen sie sie außerhalb und überschreiten dabei Grenzen, an die wir früher garnicht gedacht haben. Unterforderung kann genauso schädlich sein, wie Überforderung.

Ich möchte das Leid, was manchen Kinder in China widerfährt nicht verharmlosen. Ich bin nur immer dafür, beide Seiten der Medaille zu betrachten.
Nach der Wende kamen zwei "Ossis" an meine Schule. Der eine machte später Abitur, der andere packte grade noch den Hauptschulabschluss.
Keiner von beiden war irgendwie weiter im Stoff, als sie ankamen.

Aber das ist halt die typische Mär, damals war alles besser, der Rasen grüner, die Schulen elitärer.

Warum das Bildungssystem immer schlechter wird? Ich sehe da zwei Gründe:
1. Antiautoritär ist noch immer in. Meine Mutter ist Lehrerin und naja, vergessen wir das. Die Elternvertretung hat da teils 20 mal mehr Macht als jeder Lehrer.

2. Deutschland hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle "nicht so gebildeten" Ausländer aufzunehmen. Hoffe, das war politisch korrekt genug.



Trotzdem halte ich das chinesische Ausbildungssystem für unterirdisch und schlechter als das deutsche.
Denn es produziert durch eine grandiose Eindimensionalität überwiegend Fachidioten, die bei Antritt ihrer ersten Arbeitsstelle noch immer 0 Lebenserfahrung haben. Immer nur unsinnigen Shit reingepauken, den sie nach der Prüfung dann eh wieder vergessen. Deutscher Bachelor times 10.
Benutzeravatar
ingo_001
Titan
Titan
Beiträge: 12205
Registriert: 02.09.2008, 14:41
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 21 Mal

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von ingo_001 »

Für die letzten Beiträge gibts schon nen passenderen Thread,

http://forum.chinaseite.de/viewtopic.ph ... ungssystem

wo schon etliche Standpunkte vereweigt wurden :wink:
Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer Worte hat, hat darum noch nicht notwendig Geist.

Die Logik ist Deine Freundin - Wünsch-Dir-Was und Untergangs-Propheten sind falsche Freunde.
Benutzeravatar
Hendrik
VIP
VIP
Beiträge: 1346
Registriert: 25.10.2007, 14:22

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von Hendrik »

corneta hat geschrieben: Wenn ich da manche Auswüchse in deutschen Grundschulen beobachte, dann bin ich froh, dass ich keine Kinder im schulpflichtigen Alter habe. Kinder von Bekannten dürfen das 1x1 nicht auswendig lernen, sondern sie müssen das umständlich errechnen. Wenn man dann als Elternteil beschließt, dass sowas zur Grundbildung gehört und auch dem Kind auffällt, dass man wesentlich schneller zum Ziel kommt, wenn man das auswendig weiß, bekommt es zur Belohnung eine 6 weil die Rechenwege fehlen.
Das 1x1 bis 10 kann jeder auswendig lernen. Was ist aber wenn das Kind dann 2 Jahr später 374*822 rechnen muss? Es macht hier schon Sinn dem Kind das Prinzip abzuverlangen. Wenn man den Kindern sagt: Auswendig! dann sind wir in China angekommen. Und die Chinesen bringen auch heute noch nicht viel technischen Erfindergeist zu Tage.
corneta hat geschrieben: Hausaufgaben gibt es auch nicht mehr, man will ja die Schüler mit helfenden Eltern nicht übervorteilen. In Deutschland ist man inzwischen so weit, dass die ganze Klasse sich nach dem Schwächsten richtet. Ich hab ja nichts gegen Solidarität, aber was passiert mit dem Potenzial der wirklich guten Schüler? Diese werden als Streber gemobbt - Leistung wird bestraft.
Volle Zustimmung, da muss sich dringedn was bewegen. Ich denke als Eltern kann man nur dagegen steuern, indem man das Kind fordert jenseits des regulären Schulstoffs. zB zweisprachige Erziehung.
Aber allgemein wird man da nicht viel machen können, denn objektiv gesehen leben wir in Deutschland im Paradies und sehr viele Eltern sehen das auch so.
Was das mobbing von besseren Schülern betrifft, das ist menschlich. Die Schwachen spüren, dass da jemand mehr kann und hauen drauf. Da müsste man mal einerseits bei der Erziehung andere Prioritäten setzen. Hier würde ich es gut finden Chinesisches Denken zu übernehmen. Leistung ist wünschenswert! Andererseits müssen die Lehrer ihren Teil dazu beitragen, schwächeren Schülern zu helfen. Aber das ist wohl eine echte Geldfrage. Die Staatskassen sind leer.
corneta hat geschrieben: Heute entscheiden die Eltern, wie klug ihr Kind ist und nicht das Zeugnis. Wenn alle Kinder auf die Schule gingen, die ihren Leistungen entsprechen würde, dann hätten wir auch nicht mehr das Problem, dass in den Hauptschulen nur Kinder von desintressierten Eltern ihre Zeit absitzen und sich alle anderen um das Abi bemühen.
Sehr richtig beobachtet, volle Zustimmung. Ich würde sogar soweit gehen, dass wenn sich alle Eltern um ihre Kinder kümmern, man die Hauptschule abschaffen könnte. Ein solides Kindergartenprogramm ist dazu aber auch Vorraussetzung.
NHR hat geschrieben: Trotzdem halte ich das chinesische Ausbildungssystem für unterirdisch und schlechter als das deutsche.
Denn es produziert durch eine grandiose Eindimensionalität überwiegend Fachidioten, die bei Antritt ihrer ersten Arbeitsstelle noch immer 0 Lebenserfahrung haben. Immer nur unsinnigen Shit reingepauken, den sie nach der Prüfung dann eh wieder vergessen. Deutscher Bachelor times 10.
Richtig, das Chinesische Schulsystem ist eine Katastrophe.
.
Aremonus
VIP
VIP
Beiträge: 2214
Registriert: 07.03.2007, 14:45
Wohnort: Basel / Chengdu

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von Aremonus »

Richtig, das Chinesische Schulsystem ist eine Katastrophe.
Sehe ich auch so, verglichen mit Deutschland. Wobei ich aber eingestehen muss: für ein Entwicklungsland ist die Bildung in China noch immer sehr gut, besonders die Abdeckung. Jeder Idiot auf dem Land kennt genügend Zeichen und Mathe, um sich gut zurecht zu finden. Vergleicht man das mit Ländern mit einem ähnlichen BIP pro Kopf, z.B. Kongo, Samoa oder Tonga, ist das Bildungssystem des Landes echt lobenswert. Jeder hat zudem zumindest eine Chance, an eine gute Uni zu gehen und auf sozialen Aufstieg zu hoffen.
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
andy

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von andy »

Aremonus hat geschrieben:
Richtig, das Chinesische Schulsystem ist eine Katastrophe.
Jeder hat zudem zumindest eine Chance, an eine gute Uni zu gehen und auf sozialen Aufstieg zu :twisted: hoffen.
Nein die Chance hat in China nicht jeder.
Nur die Kinder deren Eltern in der Lage sind das Schulgeld ( Aufnahmegebühr + Jährliche Gebühr ) zu bezahlen können nach der Mittelstufe weiterhin die Schule besuchen.
Bereits ab Beginn der Oberstufe sind die Kosten je nach Schule so hoch, das es immer noch sehr viele Eltern gibt die es vorziehen Ihre Kinder lieber arbeiten zu lassen anstatt Ihnen die Schule zu finanzieren.
Benutzeravatar
jd
Old China Hand
Old China Hand
Beiträge: 524
Registriert: 10.12.2006, 19:55
Wohnort: Freiburg i. Br.

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von jd »

NHR hat geschrieben:Warum das Bildungssystem immer schlechter wird? Ich sehe da zwei Gründe:
Immerhin ganze zwei Gründe... :?
NHR hat geschrieben:1. Antiautoritär ist noch immer in. Meine Mutter ist Lehrerin und naja, vergessen wir das. Die Elternvertretung hat da teils 20 mal mehr Macht als jeder Lehrer.
Irgendwie ist bei mir in den letzten Jahren, was die Medienwirksamkeit angeht, eher der gegenläufige Trend im Gedächtnis verhaften geblieben. In zahlreichen Medien (Fernsehen, Internet, Presse, Buchmarkt, Rundfunk) propagierten Pädagogen, (Kinder-)Psychologen und andere eine "neue" Hinwendung zu mehr Disziplin im Leben von Kindern, zu einer stärkeren Führung durch die Erwachsenen im Sinne einer Rahmensetzung.

Und populäre Kindererziehungsmethoden mit alternativem Touch wie z. B. Montessori-Pädagogik missversteht man meines Erachtens, würde man das mit "antiautoritärer" Erziehung gleichsetzen.

Die Rückfragen lauten daher also: Was verstehst Du unter "antiautoritär"? Und: Ist das nach Deiner Ansicht oder der Erfahrung Deiner Mutter für die Gesinnung der Schüler-Eltern prägend? Falls ja, an was für einer Schule unterrichtet denn Deine Mutter?
NHR hat geschrieben:2. Deutschland hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle "nicht so gebildeten" Ausländer aufzunehmen. Hoffe, das war politisch korrekt genug.
Ich würde behaupten, dass auch die "nicht so gebildeten" Ausländer den pejorativen Aspekt dieser - in dieser Form(ulierung) sicherlich falschen - Behauptung durchaus erfassen könnten. In diesem Sinne war die Aussage, da der Subtext offen zu Tage tritt, eher nicht "politisch korrekt genug". Aber ob letzteres der Fall ist, entscheidet wiederum wohl weniger die Formulierung selbst, als der Empfänger der Nachricht. Ich sehe das dementsprechend also wahrscheinlich anders als eine unbestimmte Anzahl von Mitlesern dieses Postings...

Der eigentliche Anlass dieser Antwort gilt aber eigentlich der meines Erachtens falschen Behauptung, Deutschland habe "es sich zur Aufgabe gemacht, alle "nicht so gebildeten" Ausländer aufzunehmen." Aus der Sicht eines im Ausländerrecht tätigen Rechtsanwalts darf ich wohl behaupten, einen gewissen Einblick in die deutsche Ausländerpolitik zu haben und kann diese Behauptung nicht unwidersprochen lassen. Bereits die ersten drei Absätze des Kurzeintrags bei Wikipedia zum Asylrecht widerlegen meiner Meinung nach Deine Behauptung. Bereits 1993 wurde das grundgesetzlich geschützte Asylrecht einschneidend begrenzt und es ist kein Zufall, dass seither die Zahlen von Asylantragstellungen rückläufig sind und 2007 sogar auf den niedrigsten Stand seit 1977 sanken.

Nur eine geringe Anzahl der Asylantragsteller kann mit einer positiven Asylentscheidung rechnen; eine etwas größere Zahl - evtl. die 10 Prozent aus dem Wikipedia-Artikel - kommt in den Genuss eines Abschiebungsschutzes mit der Folge eines dauerhaften Bleiberechts.

Das von Dir als Grund der Bildungsmisere ausgemachte Problem liegt also nicht in der deutschen Zuwanderungspolitik. Insoweit könnte man allenfalls die Aussage treffen, dass es den deutschen Behörden faktisch oft schwer fällt (bzw. von den Betroffenen schwer gemacht wird), abgelehnte Asylantragsteller wieder in ihr Heimatland abzuschieben. Mittel der Wahl ist für einen abgelehnten Asylantragsteller der NICHT-Besitz von Personaldokumenten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, nimmt ohne Feststellung der Identität (Personalien, Staatsangehörigkeit usw.) nämlich kein Staat einen "vermeintlichen" Staatsbürger bei sich (wieder) auf.

Im Übrigen dürfte es sich auch so verhalten, dass die meisten Asylantragsteller, seien sie gebildet oder nicht, bereits deshalb nicht zum Problem für das deutsche Bildungssystem werden, weil sie zumeist eher direkt in den Arbeitsmarkt, dort wohl meist in den Niedriglohnsektor, streben.

Für die geduldeten Ausländer ohne dauerhaftes Bleiberecht dürfte Ähnliches gelten, wobei oftmals eine Erwerbstätigkeit durch die Ausländerbehörde nicht gestattet wird.

Eine gewollte Öffnung Deutschlands für Zuwanderungswillige begrenzte sich auf den Bereich von Hochqualifizierten. Und die sind nun wirklich kein Problem der behaupteten deutschen Bildungsmisere.

Das Bildungssystem in Deutschland muss stattdessen wohl eher diejenigen Ausländer zu integrieren versuchen, was mit Folgeproblemen verbunden ist, die aus Familien stammen, deren Angehörige oft bereits seit mehreren Generationen in Deutschland leben und auf die daher die Beschreibung, Deutschland habe es sich zur Aufgabe gemacht, "nicht so gebildete" Ausländer ins Land zu holen, gleich doppelt nicht passen will.

JD
Benutzeravatar
ingo_001
Titan
Titan
Beiträge: 12205
Registriert: 02.09.2008, 14:41
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 21 Mal

Re: Leistungsdruck macht Schüler in China krank

Beitrag von ingo_001 »

NHR hat geschrieben:Warum das Bildungssystem immer schlechter wird? Ich sehe da zwei Gründe:
1. Antiautoritär ist noch immer in. Meine Mutter ist Lehrerin und naja, vergessen wir das. Die Elternvertretung hat da teils 20 mal mehr Macht als jeder Lehrer.

2. Deutschland hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle "nicht so gebildeten" Ausländer aufzunehmen. Hoffe, das war politisch korrekt genug.
Unterschreib ich Beides und hab mich darüber schon im besagten anderen Thread geäussert.
Wobei beim 2. Punkt die "grandiose" Kombination von über Jahrzehnte verfehlter (fehlender) Integrationspolitik auf aktive wie passive Integrationsunwilligkeit trifft.
NHR hat geschrieben:Trotzdm halte ich das chinesische Ausbildungssystem für unterirdisch und schlechter als das deutsche.
Denn es produziert durch eine grandiose Eindimensionalität überwiegend Fachidioten, die bei Antritt ihrer ersten Arbeitsstelle noch immer 0 Lebenserfahrung haben. Immer nur unsinnigen Shit reingepauken, den sie nach der Prüfung dann eh wieder vergessen. Deutscher Bachelor times 10.
Oh nur keine falsche Scham ...
Genau diese Art von Fachidioten gibts hier auch (Wirtschaftswissenschaftler, Psychologen etc.)
Der einzige Unterschied liegt darin, dass man denen das eigenständige Denken, das (im günstigsten Fall) in der Schule beigebracht wurde (schlimm genug, dass das nicht die Eltern gemacht haben), im Rahmen des Studiums wieder aberzogen wird und sie zu blinden "Theorie-Gläubigen" gemacht werden, die im worst case die realen Verhältnisse nicht mehr als solche erkennen.
Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer Worte hat, hat darum noch nicht notwendig Geist.

Die Logik ist Deine Freundin - Wünsch-Dir-Was und Untergangs-Propheten sind falsche Freunde.
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 34 Gäste