Gedankenwelt

Allgemeine Fragen und Erfahrungsaustausch rund um China - Kultur - Geschichte usw.
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belrain
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Beitrag von belrain »

Attila hat geschrieben: Mich würde nun interessieren wie Menschen die in so einem System erzogen wurden dann doch erfolgreiche Geschäftsleute werden. Ein Geschäft zu führen braucht ein hohes Maß an Eigenengagement und Kreativität. Gerade das wird aber vom Chinesischen Erziehungssystem nicht gefördert. Jedoch haben Chinesen weltweit einen legendären Ruf als gute Geschäftsleute.
Ein Wiederspruch?
Stellt sich die Frage, bei wem sie einen solchen Ruf geniessen und wie er zustande kam. Ich kenne eher die Geschichten, in denen Chinesen als unzuverlässige und qualitativ mangelhafte Geschäftspartner gelten. Es gibt also solche und solche, genau wie bei uns und in anderen Ländern. Chinesen werden aber sicherlich als schlaue Geschäftsleute angesehen, weil sie in der Lage sind Probleme zu verschleiern ohne Gewissensbisse zu bekommen. Verantworungsbewusstsein lernen sie bei dem Schulsystem wahrscheinlich auch nicht (und natürlich gibt es auch hier Ausnahmen :wink: ). Was im Geschäftsleben sicher von Vorteil ist, zumindest bei kurzfristigen Geschäften, moralisch aber kaum vertretbar. Das wiederum führt dann zu dieser unglaublichen Schnellebigkeit in China. Geschäftsbeziehungen sind eher kurz, Gebäude werden ja auch nicht für die Ewigkeit gebaut.
Lezte Woche war eine Kollegin aus Changchun hier und hat sich gewundert, dass wir in Osnabrück Häuser haben die über 300 Jahre alt sind - ist man in China offensichtlich nicht gewohnt.
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Planetengetriebe
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Beitrag von Planetengetriebe »

Stellt sich die Frage, bei wem sie einen solchen Ruf geniessen und wie er zustande kam. Ich kenne eher die Geschichten, in denen Chinesen als unzuverlässige und qualitativ mangelhafte Geschäftspartner gelten. Es gibt also solche und solche, genau wie bei uns und in anderen Ländern. Chinesen werden aber sicherlich als schlaue Geschäftsleute angesehen, weil sie in der Lage sind Probleme zu verschleiern ohne Gewissensbisse zu bekommen. Verantworungsbewusstsein lernen sie bei dem Schulsystem wahrscheinlich auch nicht (und natürlich gibt es auch hier Ausnahmen :wink: ). Was im Geschäftsleben sicher von Vorteil ist, zumindest bei kurzfristigen Geschäften, moralisch aber kaum vertretbar. Das wiederum führt dann zu dieser unglaublichen Schnellebigkeit in China. Geschäftsbeziehungen sind eher kurz, Gebäude werden ja auch nicht für die Ewigkeit gebaut.
Lezte Woche war eine Kollegin aus Changchun hier und hat sich gewundert, dass wir in Osnabrück Häuser haben die über 300 Jahre alt sind - ist man in China offensichtlich nicht gewohnt.[/quote]

Oh yeah, schon wieder Besserwisserei.
Wer in Deutschland Gammelfleisch angeboten hat, kann auch überall mit bessere Gewissensbisse langfristige Geschäft machen.
Verantwortungsbuwusstsein lernt man in Deutschland nur nach der Skandalentdeckung. ' schlau' ist der deutsche Geschäftman ebenso.

'Probleme zu verschleiern ohne Gewissensbisse' ist eine internationale
Phänomie von Geschäftsleuten. Du brauchst gar nicht mit den Wort 'Chinesisch ' zu betonen.
Wer die Geometrie begreift,
vermag in dieser Welt zu verstehen.
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devurandom
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Beitrag von devurandom »

Attila hat geschrieben:@hifi & devurandom:
Auch von meiner Seite vielen Dank für die sehr ausführlichen Darstellungen, welche Einblicke in ein mir unbekanntes System ermöglichen.

Den Druck stelle ich mir schon unmenschlich vor. In diesem System scheint es keinen Platz für menschliche Schwächen zu geben. Ok, diesen Platz gibt es auch kaum in unserer Gesellschaft, aber die Kinder haben hier (noch) eine Art schonfrist. Ich kann mir vorstellen das wenn dort ein junges Kind zurückfällt, es diese Hypothek seine ganze Schulzeit mit sich herumtragen muss. Oder gibt es Möglichkeiten solche Patzer auszubügeln?
Der Druck ist, zumindest bei mir, in der Tat nicht gerade gering. In Shanghai gab es zu meiner Zeit z.B. jedes Jahr 'paar Suizidfaelle unter Schuelern und Studenten, die sich der schulische Anforderungen nicht mehr gewachsen sind und dann auch keinen anderen Ausweg mehr sehen. Der gleiche Erfolgsdruck lastet auf Schuelern und aber auch auf Lehern. Es finden regelmaessig bezirk-, stadt- oder provinzeinheitliche Kontrolltests statt, deren Ergebnisse nach Schulen, manchmal auch Klassen, sortiert und veroeffentlicht werden. Schulen werden nach den Quoten der Abiturienten bewertet, die nach der zentralen Abipruefung in eine Uni schaffen (Studienplatz/Bewerber Verhaeltnis liegt in den Grossstaedten bei 1/2 bis 1/3, auf dem Land 1/10 bis 1/20, dabei zaehlt _beliebiger_ Studienplatz, sprich es gibt kein Fach ohne NC.) Die sog. "Schwerpunkt" Schulen schaffen so von 80% bis ueber 95%. Dort werden die Lehrer entspr. besser bezahlt. Die Hoehe der Praemien fuer einzelne Lehrer haengt vom Erfolg der Schueler ab. Meine Mutter war Lehrerin, obwohl sie keine "Schwerpunkt"faecher wie Mathe, Physik oder Englisch hatte, hatte sie aller Hand voll zu tun. Lehrer der "Schwerpunktfaecher" haben locker mal 3 Jahrgaenge bzw. 7,8 Klassen gleichzeitig, was gut und gern ueber 30 Unterrichtsstunden/Woche bedeuten kann. Wenn man ne Abiklasse hat, dann ist erst recht kacke am Dampfen, da die Klasse jede Woche mindestens einen Test in den Schwerpunktfaern schreibt, die ja auch alle korrigiert werden muessen. Komischerweise habe ich da aber noch nie etwas von "Burnout Symdrom" gehoert, von dem die deutschen Kollegium so reihnenweise in den Vorruhenstand "gezwungen" wird. Aus meiner ganzen Schulzeit kann ich mich nur an 3, hoechstens 4 ausgefallene Unterrichtsstunden erinnern... Hier fallen an einer Durchschnitsschule soviele Stunden anscheinend in einem Monat aus.... :roll:
Ich war beispielsweise bis zum Gymnasium (1.-7. Klasse) ein eher schlechter Schüler, Tagträumer eben. Außerdem war die Stadt in der ich lebte etwas ausländerfeindlich eingestellt. Seltsamerweise hatten die Arzt- und Apotherkerkinder prinzipiell die besseren Noten. Nunja dann kam der Umzug in eine Großstadt und plötzlich entwickelte ich mich zu einem der besten Schüler und schloss mein Abitur mit bravour ab.
Ich habe den Eindruck das so eine Karriere, vom Versager zum Streber, in China nicht möglich gewesen wäre.
Unmoeglich waere das dann auch nicht, viele Jungen "zuenden" eben spaeter. Nur der Weg eines chin. Schuelers wird mit Tests und Klausuren geebnet. Wenn man nicht fruehzeitig "aufwacht" und wichtige Aufnahmetests versaut, dann landet man an einer schlechten Schule und das Vorwaertskommen ist umso schwieriger.
Mich würde nun interessieren wie Menschen die in so einem System erzogen wurden dann doch erfolgreiche Geschäftsleute werden. Ein Geschäft zu führen braucht ein hohes Maß an Eigenengagement und Kreativität. Gerade das wird aber vom Chinesischen Erziehungssystem nicht gefördert. Jedoch haben Chinesen weltweit einen legendären Ruf als gute Geschäftsleute.
Ein Wiederspruch?
Zum Geschaeft gehoert aber auch die Ellbogen Mentalitaet, davon lernen die Schueler ne Menge.... :lol:
Ich habe jetzt nur pro forma das Beispiel Geschäftsleute (im Sinne von Handel) herangezogen. Es geht mir in erster Linie um selbständiges Handeln und kreatives Denken, was ja offensichtlich auch einige Chinesen gut hinkriegen.
Bildung praegt, bestimmt aber nicht endgueltig das Leben einzelnen. Spaetetens wenn's darauf ankommt, lernen die Meisten denn auch selbststaendig Entscheidungen zu treffen. Es ist nur so, dass das typische Produkt klassischer chin. Erziehungssystem diesbzgl. eine wesentlich schlechte Startposition hat und viele eben den Sprung auch nicht schaffen, wie der Topas schon beschrieben hat.

Gruss
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belrain
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Beitrag von belrain »

Planetengetriebe hat geschrieben: Oh yeah, schon wieder Besserwisserei.
Falsch - acht Jahre Berufserfahrung im Automobilbereich. Die Hemmschwelle, Qualität bei lebenswichtigen Teilen runterzuschrauben ist in China erschreckend niedrig.
Das Leben ist schön

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Beitrag von Planetengetriebe »

belrain hat geschrieben:
Planetengetriebe hat geschrieben: Oh yeah, schon wieder Besserwisserei.
Falsch - acht Jahre Berufserfahrung im Automobilbereich. Die Hemmschwelle, Qualität bei lebenswichtigen Teilen runterzuschrauben ist in China erschreckend niedrig.
Gratulieren Sie ,dass du acht jahre dem Automobilbereich dienst.
Niedrige Qualität ist überwiegend von die mangelhafer Technik bedient.
Das kann man nicht als ' Problem verschleiern ohne Gewissbisse ' bezeichen. oder ?
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Beitrag von no1gizmo »

Planetengetriebe hat geschrieben: Gratulieren Sie ,dass du acht jahre dem Automobilbereich dienst.
Niedrige Qualität ist überwiegend von die mangelhafer Technik bedient.
Das kann man nicht als ' Problem verschleiern ohne Gewissbisse ' bezeichen. oder ?
Ich glaube nicht, dass du einen Peil davon hast, wovon du redest.
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Beitrag von hifi »

Zuerst vielen vielen Dank für Eure lobende Wörter. Es ist immer schön zu wissen, dass das, was man so von sich gibt, auch für die anderen interessant ist.
Attila hat geschrieben:Den Druck stelle ich mir schon unmenschlich vor. In diesem System scheint es keinen Platz für menschliche Schwächen zu geben. Ok, diesen Platz gibt es auch kaum in unserer Gesellschaft, aber die Kinder haben hier (noch) eine Art schonfrist. Ich kann mir vorstellen das wenn dort ein junges Kind zurückfällt, es diese Hypothek seine ganze Schulzeit mit sich herumtragen muss. Oder gibt es Möglichkeiten solche Patzer auszubügeln?
Es kommt ziemlich darauf an, in welcher Situation man sich befindet.
Wenn es sich um die Schüler einer "guten" Schule, in China nennt man sie eher Eliteschule, handeln soll, dann wird es mit allen Möglichkeiten versucht, auch den letzten schwarzen Scharf auf den "richtigen" Weg zu bringen. Eine Eliteschule zeichnet sich eben damit aus, dass sie eine sehr hohe Prozentzahl an Schulabsolventen bei dem Abschluss mit sehr guter Noten vorweisen kann. Mit solschen Noten öffnen sich die Türe weiterer Eliteschulen oder guter Unis für die jungen Leute in ihrer Weiterbildung. Daher werden die Lehrer alles versuchen, die Kinder sowohl zum Lernen zu motiviere, als auch sie dazu zu zwingen. Aber in jede Klasse gibt es auch immer ein paar, die sich quasi aufgegeben haben. Einer muss ja das Schlusslicht bleiben, sonst gäbe es auch keinen ersten Platz. :roll: Es geht halt auch darum, dass der gesamte Notenspiegel besser ist und auch die letzten zwar nicht unbedingt für eine gute Uni reicht, aber dennoch überhaupt für eine Uni reichen wird.
Wenn man aber in einer normalen Schule gelandet ist, dann ist es sehr schwer überhaupt mit dem Niveau in der Eliteschulen zu konkurrieren. Da ist man ziemlich verlohren und es wird auch weder richtig ermutigt noch zu irgendwas gezwungen. Wenn jemand dort gute Noten hat, dann ist sehr viel Fleiß und Schweiß dahinter. Diese Schüler "aus eigenem Kraft" haben natürlich die Möglichkeit bei dem nächsten großen Auswahlverfahren (Abschlussprüfung) dann in einer besseren Schule oder sogar in einer Eliteschule aufzusteigen, damit steigt dann auch wieder die Chance für eine gute Ausbildung in der Uni. Es ist im Prinzip wie ein mehrstufiges Siebverfahren, was aber bei der Anzahl von Menschen und dem dadurch resultierenden großen Konkurrenzkampf um eine gute Ausbildung nicht wirklich wunderlich ist.
Allerdings beruht diese Beschreibung auf meine eigene Erfahrungen, die bereits mehr als 15 Jahre in der Vergangenheit liegt. Heute soll alles wesentlich profitorientierter sein. Während zu meiner Zeit, die Prüfungen das Mass aller Dingen war, soll heute zumindest bei den Grundschulen hauptsächlich das Portmonee der Eltern über die Bildungschance der Kinder entscheiden.

Wie bereits in meinen letzten Beitrag beschrieben, empfinde ich das chin. System nicht grundsätzlich als schlechter als das deutsche System. Gerade die Diskussionen über Pisa und das deutsche Bildungssystem zeigen die Schatten der liberalen und auf die Selbstbestimmung orientierten Bildungssystem. Während Bild & "Deutschland sucht den Superstar" die kulturelle Landschaft in Deutschland mehr und mehr dominierte, möchten viele Kinder, wenn nicht vors Fernsehen, dann doch vor den Computer rumzuhocken. Besonders schlimm finde ich die Situation hier, wenn Kinder sich komplet fallen lässt, das Schulsystem nicht in der Lage ist, sie nur im Ansatz aufzufangen. Wenn wir von Jugendkriminalität, von Gewalt in den Schulen, von Dauerschwänzer und von mangelndem Respekt vor Lehrer sprechen, so finde ich, versagt das Schulsystem in DE total. Die junge Menschen werden selbst überlassen, ob sie was tun möchte, oder auch nicht. Wenn die Eltern in dem Fall ebenfalls versagen, dann kommt das Erwachen erst, wenn man vor der Arbeitsamt steht, oder wenn man nicht mal für einen Ausbildungsplatz geeignet ist. Außerdem haben wir in Deutschland das Problem, dass die Förderung der Fachrichtung und die Vermittlung des Wissens etwas in die Schieflage geraten ist. Allgemein gelten die technischen und naturwissenschaftlichen Fächer als zu schwer und langweilig. Interessant ist nur das, was kreativ ist, oder was schick ist, wie BWL. Als ich selbst vor der Wahl stand, die Leistungskurse zu bestimmen, haben die meisten Schulfreunde von mir "etwas kreatives" gewählt. Und die Mädchen haben sich meistens gleich aufgeschmissen und vertreten selbst die Meinung, dass naturwissenschaftliche Fächer nichts für sie seien. Letztendlich ist doch Math und Physik nur was für die "Streber" und "Nerd"... Nun was haben wir jetzt davon? Mangel an hochqualifizierte Fachleute und Ingenieur. Nur mit Kreativität und BWL kann man leider auch keine funktionierende Wirtschaft aufbauen, ohne dass ich jetzt jemand aus diesen Brachen beleidigen möchte.
Attila hat geschrieben:Mich würde nun interessieren wie Menschen die in so einem System erzogen wurden dann doch erfolgreiche Geschäftsleute werden. Ein Geschäft zu führen braucht ein hohes Maß an Eigenengagement und Kreativität. Gerade das wird aber vom Chinesischen Erziehungssystem nicht gefördert. Jedoch haben Chinesen weltweit einen legendären Ruf als gute Geschäftsleute.
Ein Wiederspruch?
Nein, es ist kein Wiederspruch.
Das chinesische Schulsystem ist zwar sehr stark einseitig und unflexibel, aber dieses System ist rein auf eine Leistungsraste getrimmt. Alle, die nicht zu dieser Raste passen, werden durchfallen. Das "Durchfallen" würde in dem Fall jedoch bedeuten, dass man nicht mehr bei der Erziehungsschiene und bei der Wahnsinnskonkurrenzkampf mitmacht. Die kreative Energie für Geschäftsleben basiert mehr auf die Lebenserfahrung, Menschenkenntnis und Verhandlungsgeschick. Sowas lernt man nicht in der Uni, sondern draußen in der Gesellschaft oder ist zum Teil sogar angeboren. Und genau hier unterscheiden sich Geschäftsleute und Akademiker. Ich will hier natürlich nicht meinen, dass ein Geschäftsmann keine gute Ausbildung genossen hat, oder nicht sogar ein anerkannter Akademiker sein kann. Aber allgemein gelten die Akademiker in den naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Bereichen in China als ungeschickt in der Verhandlung und haben wenig Geschäftssinn. Ich werde zum Beispiel nie ein gute Geschäftsmann und werde auch gar nicht erst auf die Idee kommen, einer zu werden. Jedenfalls will ich nur meinen, dass das Können und die Engagement von Geschäftsleute nicht in der Schule oder in einer Uni gelernt werden kann.
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Torte
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Beitrag von Torte »

hm, nicht schlecht hifi. Der thread macht richtig spaß zu lesen. :P

ein amerikaner (in china) hat mal zu mir gesagt, dass er nicht möchte dass seine kinder im chinesischen bildungssystem aufwachsen (er ist mit einer chinesin verheiratet).
Leider kann ich nicht einschätzen wie das amerikanische bildungssystem gegenüber dem deutschen oder dem chinesischen ist, aber ich denke es geht eher in die richtung des deutschen systems (ich zieh den schluss einfach mal, da ja auch andere ähnlichenkeiten zwischen deutschland und den USA bestehen).
von daher kann ich seine aussage einerseits nicht verstehen, anderseits gibt es ja, wie du selber sagst auch im chinesischen system seine schattenseiten.

da ich grade das thema angefangen habe. In welchem Land würdet ihr eure kinder (falls ihre welche habt oder haben möchtet) zur schule schicken? deutschland oder china? (grufti bitte sagen wenn ich dafür einen extra thread aufmachen soll ^^)

bei mir würde die wahl momentan auf china fallen. Der druck ist zwar höher, aber scheinbar macht das deutsche bildungssystem momentan einfach nicht genug her (so jedenfalls mein gefühl)
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serenita
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Beitrag von serenita »

belrain hat geschrieben: Lezte Woche war eine Kollegin aus Changchun hier und hat sich gewundert, dass wir in Osnabrück Häuser haben die über 300 Jahre alt sind - ist man in China offensichtlich nicht gewohnt.
Jetzt muss ich mich doch sehr wundern! Was sind schon 300 Jahre? Seit wann steht beispielsweise die verbotene Stadt da??? :shock: :shock: :shock: Nein, offensichtlich ist jemand da falsch informiert. Also echt.
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Beitrag von Topas »

Ich denke mir einfach, dass doch im tiefsten inneren jeden menschen der Drang zur entfaltung der eigenen Persönlichkeit schlummert.
Was ich nur schlimm finde ( vor allem weil ich es gersde selbst am eigenen leib am erfahren bin ) ist, dass Bildung vom Stellenwert innerhalb vieler Kulturen, viel höher als normale Menschliche Grundbedürfnisse stehen. So sitze ich jeden Tag in der Regel bis Mitternacht am Stoff und lerne, wobei ich jedesmal abwägen muss, ob mir dass Kochen eines einfachen Tellergerichts ( ca halbe Stunde ) nicht schon zu viel Zeit raubt.

Ich denke dass dieses Bildungssystem antiquirt ist, da es ja tatsächlich in den Grundzügen schon seit dem Mittelalter besteht. Es basiert auf der ganzen Welt nur nach dem Motto : Du musst zu den Besten gehören , sonst bist du zu dumm. Das dann logischerweise eine soziale Spaltung in der Bevölkerung entsteht, ist natürlich.
Und dabei ist unsere Zivilisation schon so schlau, dass diese viel bessere alternative Bildungssysteme ( bezüglich psychologie, oder zum Beispiel abschaffung der Noten ) besitzt.
Dass zum Beispiel auf Hochschulen eine Durchfallquote in vielen Fächern von über 70 % existiert, bedeutet nicht dass 70 % zu dumm sind , oder Faul sind ( von Ausnahmen abgesehen ).
Stattdessen wird regelrecht ausgesiebt, wer den Stoff nicht innerhalb von drei Monaten perfekt beherscht, wird gnadenlos als mangelhaft bewertet.
Und dass ist aus meiner Sicht völlig daneben, hat sich aber im Laufe der Jahrhunderte leider etabliert.

Vor allem vernachlässigen viele Menschen durch dieses " Hardcore"- Lernen ihre wahren Interessen und Fähigkeiten, was jedoch für eine gesunde Entwicklung unabdingbar ist.

Der Wirtschaft, wovon ja leider alles abhängt, interessiert dass nicht, die wollen nur ihre effektiven Robotermenschen.

Willkommen in der Zukunft, in dem der Mensch nicht mehr Mensch sein darf, sonern gefälligst ein treuer, fleissiger, aufrichtiger, zielstrbiger Roboter zu sein hat !

Hurra
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Beitrag von name »

Topas hat geschrieben:Ich denke mir einfach, dass doch im tiefsten inneren jeden menschen der Drang zur entfaltung der eigenen Persönlichkeit schlummert.
Was ich nur schlimm finde ( vor allem weil ich es gersde selbst am eigenen leib am erfahren bin ) ist, dass Bildung vom Stellenwert innerhalb vieler Kulturen, viel höher als normale Menschliche Grundbedürfnisse stehen. So sitze ich jeden Tag in der Regel bis Mitternacht am Stoff und lerne, wobei ich jedesmal abwägen muss, ob mir dass Kochen eines einfachen Tellergerichts ( ca halbe Stunde ) nicht schon zu viel Zeit raubt.

Ich denke dass dieses Bildungssystem antiquirt ist, da es ja tatsächlich in den Grundzügen schon seit dem Mittelalter besteht. Es basiert auf der ganzen Welt nur nach dem Motto : Du musst zu den Besten gehören , sonst bist du zu dumm. Das dann logischerweise eine soziale Spaltung in der Bevölkerung entsteht, ist natürlich.
Und dabei ist unsere Zivilisation schon so schlau, dass diese viel bessere alternative Bildungssysteme ( bezüglich psychologie, oder zum Beispiel abschaffung der Noten ) besitzt.
Dass zum Beispiel auf Hochschulen eine Durchfallquote in vielen Fächern von über 70 % existiert, bedeutet nicht dass 70 % zu dumm sind , oder Faul sind ( von Ausnahmen abgesehen ).
Stattdessen wird regelrecht ausgesiebt, wer den Stoff nicht innerhalb von drei Monaten perfekt beherscht, wird gnadenlos als mangelhaft bewertet.
Und dass ist aus meiner Sicht völlig daneben, hat sich aber im Laufe der Jahrhunderte leider etabliert.

Vor allem vernachlässigen viele Menschen durch dieses " Hardcore"- Lernen ihre wahren Interessen und Fähigkeiten, was jedoch für eine gesunde Entwicklung unabdingbar ist.

Der Wirtschaft, wovon ja leider alles abhängt, interessiert dass nicht, die wollen nur ihre effektiven Robotermenschen.

Willkommen in der Zukunft, in dem der Mensch nicht mehr Mensch sein darf, sonern gefälligst ein treuer, fleissiger, aufrichtiger, zielstrbiger Roboter zu sein hat !

Hurra
Das ist nicht so etwas abstraktes wie die Wirtschaft. Es sind echte Menschen, die dahinter stehen, die Fäden ziehen und Profit machen. Diese Menschen fördern ein bestimmtes System (z.B. Bildungssystem od. Wirtschaftssystem), um ihresgleichen auch in der nächsten Generation an die Spitze zu bringen. Nur diejenigen, die nicht dazu gehören, müssen sich selbst verleugnen, um an die Spitze zu kommen.

Deswegen wurde auch mir gesagt, "Gehöre dazu! Schleim dich ein! Bekomme die besten Noten!" usw. In Wirklichkeit wird man aber auch (zumindest in Deutschland) von Leuten geprägt, die nicht eingeplant sind: Lehrer, die einen mit fremden Ideologien indoktrinieren und Mitschüler, die einen ständig mit irgendwelchen Faxen provozieren. Den kulturellen Spagat zwischen mittelalterlichen Idealen und postmoderner Realität schaffen meiner Meinung nach deshalb nur diejenigen, die wenig reflektieren und wenig Persönlichkeit haben. Ansonsten würde man sich nicht mehr anpassen können. Die Probleme, die sich einem stellen, wären zu komplex.

Ob sich die "Roboter-Menschen" durchsetzen, hängt wohl davon ab, wielange der Spagat zwischen Mittelalter und Postmoderne (auch in Deutschland) noch dauern wird. Dauert der Prozess nicht zu lange, werden sich vielleicht doch die persönlicheren Menschen durchsetzen.
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Beitrag von hifi »

belrain hat geschrieben:Chinesen werden aber sicherlich als schlaue Geschäftsleute angesehen, weil sie in der Lage sind Probleme zu verschleiern ohne Gewissensbisse zu bekommen. Verantworungsbewusstsein lernen sie bei dem Schulsystem wahrscheinlich auch nicht (und natürlich gibt es auch hier Ausnahmen ). Was im Geschäftsleben sicher von Vorteil ist, zumindest bei kurzfristigen Geschäften, moralisch aber kaum vertretbar.
Nun ja, aber sind das nicht fast alle Kapitalisten auf der Welt?
Aus Amerika kommen die Heuschreckeinvestoren, in Deutschland schaden die Entscheidungen weniger Manager und Vorstandsmänner in einigen großen Konzern das Wirtschaftsklima dauerhaft, ohne dass die Verantwortlichen jemals dafür zur Verantwortung gezogen werden können. Diese Leute sitzen noch heute auf die wichtigsten Positionen, Hauptsache die Redite der Aktionäre sowie die Managergehälte steigen von Jahr zu Jahr. Auch Politiker baut gern teure Luftschlösse und manipuliert gern an die Moralwerte der Menschen herum, nur um Wählerstimmen ein zu kassieren. Das ist nun mal die kapitalistische Gesellschaft und sie ist schon immer unmoralisch und profitorientiert. Was wir in China erleben, ist nichts anders als den Kapitalismus, den Charles Dickens in seinen Romanen das 19. Jh beschrieb, nur aber mit modernen Fassaden.
Torte hat geschrieben:da ich grade das thema angefangen habe. In welchem Land würdet ihr eure kinder (falls ihre welche habt oder haben möchtet) zur schule schicken? deutschland oder china? (grufti bitte sagen wenn ich dafür einen extra thread aufmachen soll ^^)
Also, mein Vater war schon seit der 80er Jahre in Deutschland gewesen. Trotzdem sollte ich ursprünglich in China mein Abitur schreiben, weil mein Vater die Meinung vertrat, dass die strenge Schulausbildung dort besser sei als in Deutschland, besonders auf die naturwissenschaftlichen Fächer bezogen. Ich persönlich bin nicht diese Meinung und finde eigentlich beide Modelle zu sehr extrem. Während in China die persönliche Entfaltung völlig ignoriert und sogar zum Teil unterdrückt wird, schafft hier in Deutschland die Schulen eine Welt der totalen Freiheit. "Denkt ja nicht daran, was für Euch gut wäre, sondern nur daran, was Euch Spaß machen wird!" Den Satz hatte man uns fünf mal wiederholt, als ich die Leistungskurse wählen sollte. Der Ansatz ist eigentlich sehr schön und soll beim Idealfall die natürlichen Talente der Kinder fördern und zur Geltung bringen. Leider führt es in der Praxis jedoch auch dazu, dass die Kinder sich nur Spaßorierntiert entwickeln. Wenn irgendwo Widerstand gibt, dann gibt man schnell auf und versucht lieber was anderes. Daher gibt es hier viele, die nie ihr richtiges Studienziel finden können. Mangel an Disziplin und fehlende Respekt vor Erzieher ist das zweite große Problem des viel zu liberal eingestellten Erziehungssystems.
Also, ich habe noch kein Kind. Aber rein hypothetisch gesehen, wenn ich eins hätte, dann würde ich es am liebsten ein Erziehungssystem anvertrauen, das so ungefähr zwischen den chinesischen und den deutschen Schulen liegt. Wenn ich es leisten kann, dann würde ich mein Kind am liebsten zu einer privaten Schule in Deutschland schicken. Es ist sicherlich kein toller Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit. Es ist eben der letzten Schrei der Wohlhabenden gegenüber den gescheiterten Traum von Waldorfschulen.
Abgesehen davon, bin ich aber auch die Meinung, dass die Eltern in der Entwicklung und Erziehung eines Kindes eine sehr zentrale Rolle spielt. Theoretisch braucht man weder Eliteschulen in China noch Privatschulen in Deutschland. So lange man nicht gerade in eine Gettoschule landet, kann ein Kind sich sehr diszipliniert aber selbstbewusst entwickeln, wenn die Eltern genügend Achtung, Zuneigung, Hilfestellung und Liebe für das Kind aufbringen kann. Das wäre meine Theorie dazu. In der Praxis habe ich ganz großen Respekt vor Leute, die Eltern geworden sind und kann ich mir selbst diese Aufgabe gar nicht zutrauen.
Topas hat geschrieben:Ich denke mir einfach, dass doch im tiefsten inneren jeden menschen der Drang zur entfaltung der eigenen Persönlichkeit schlummert.
Ja, aber man muss auch verstehen und lernen, dass das Leben nicht nur aus Wünsche, sondern auch aus Verpflichtungen besteht. Sonst muss ja keiner mehr von uns zur Arbeit gehen. ;)
Topas hat geschrieben:Was ich nur schlimm finde ( vor allem weil ich es gersde selbst am eigenen leib am erfahren bin ) ist, dass Bildung vom Stellenwert innerhalb vieler Kulturen, viel höher als normale Menschliche Grundbedürfnisse stehen.
Das stimmt nicht.
Allgemein gilt es doch überall, dass wenn die Probleme mit Hunger und Kälte noch nicht beseitigt sind, es keine gesunde Entfaltung einer Kultur geben kann.
Natürlich gibt es auch noch den Satz "Wissen ist Macht", aber es wird hauptsächlich damit verknöpft, dass man mit Hilfe von Wissen Wohlstand und eine bessere Gesellschaft erschaffen kann.
In keinen der Fällen wird Bildung höher gestellt als die Erfüllung von Grundbedürfnissen. Dennoch ist Bildung sehr wichtig sowohl für jeden einzelnen als auch für die gesamte Gesellschaft. Ohne Bildung würde China auch niemals demokratischer werden und ohne Bildung würden wir Menschen nicht über unserer Bindung zur und Verantwortung gegenüber die Natur nachdenken.
Aber gerade an diesem Punkt bin ich sehr skeptisch gegenüber die Tendenzen hier in Deutschland. Meiner Meinung nach zeigen die zu lasche Bildungspolitik der letzten 30 Jahren jetzt ihre Wirkung: Welche Nonsens flimmert nur noch durch die Fernsehglotze? Welche Zeitungen sieht man nur noch in den U-Bahnen? Ich weiß, ich bin inzwischen ein meckernder alter Mann geworden. Aber wenn ich Ausbildungsanwärter sehe, die nichtmal ohne Taschenrechner Addition hinbekommen würden und Jugendlichen, die nur Sätze aus zwei Wörter wie "Ey, Digger!" bilden könne, da frage ich mich wirklich, wo Deutschland in der Zukunft hinsteuert.
Topas hat geschrieben:So sitze ich jeden Tag in der Regel bis Mitternacht am Stoff und lerne, wobei ich jedesmal abwägen muss, ob mir dass Kochen eines einfachen Tellergerichts ( ca halbe Stunde ) nicht schon zu viel Zeit raubt.
Ach Du armer Student.
Aber ich möchte jedoch hinzufügen, dass es sich hier um Deine eigene Entscheidung handelt. Du hast die Freiheit zu entscheiden, ob Du die halbe Stunde liebe fürs Kochen verwenden willst, oder fürs Lernen. Die wichtigere Frage wäre, ob Du mehr und erfolgreicher lernen kannst, wenn Du die halbe Stunde nicht fürs Essen und Kochen "ausgeben" würdest. Ich kenne mich auch mit dem Lernen zur Mittelnachtzeit aus, jedoch muss ich sagen, dass ich dies tun musste, weil ich die Zeit davor nicht wirklich effizient genutzt habe. Um Prüfungen mit akzeptabelen Noten zu bestehen, musste ich die Nächte vor der Prüfung opfern, weil ich Wochen davor sehr viel Zeit mit Computerspiele und Discobesuche verbracht habe. Hiermit will ich jedoch nicht meinen, dass Du auch Deine Zeit verplempert hast, sondern nur, dass man selbst darüber entscheiden kann, was man tut und wie man mit seiner Zeit umgeht. Wahrscheinlich deswegen ist die eine Chinesin nicht zur Prüfung gegangen, weil sie sich irgendwann die Frage stellte, ob sie mit dem Studium nicht ihre Zeit verschwendete...
Topas hat geschrieben:Ich denke dass dieses Bildungssystem antiquirt ist, da es ja tatsächlich in den Grundzügen schon seit dem Mittelalter besteht. Es basiert auf der ganzen Welt nur nach dem Motto : Du musst zu den Besten gehören , sonst bist du zu dumm. Das dann logischerweise eine soziale Spaltung in der Bevölkerung entsteht, ist natürlich.
Und dabei ist unsere Zivilisation schon so schlau, dass diese viel bessere alternative Bildungssysteme ( bezüglich psychologie, oder zum Beispiel abschaffung der Noten ) besitzt.
Dass zum Beispiel auf Hochschulen eine Durchfallquote in vielen Fächern von über 70 % existiert, bedeutet nicht dass 70 % zu dumm sind , oder Faul sind ( von Ausnahmen abgesehen ).
Stattdessen wird regelrecht ausgesiebt, wer den Stoff nicht innerhalb von drei Monaten perfekt beherscht, wird gnadenlos als mangelhaft bewertet.
Und dass ist aus meiner Sicht völlig daneben, hat sich aber im Laufe der Jahrhunderte leider etabliert.
Grundsätzlich hast Du ja Recht.
Aber jedes Bildungssystem braucht Kontrollmechanismen. Ob Schulnoten dafür sinnvoll geeignet ist, oder bereits längst überholt ist, sei dahin gestellt. Ich kenne leider noch keine andere wirklich wirkungsvolle Methode, die sinnvoll die Lernerfolge, Wissensstand, Begabung und Intelligenz eines Menschs messen kann.
Worüber Du Dich aufregst, zeigt auch, dass obwohl das Schulsystem hier in Deutschland bereits sehr liberalisiert ist, aber dennoch die gleichen Kontrollmechanismen wie in China bedient. NC-Noten für die ABI-Prüfung sowie die Aussiebquote bei den Prüfungen in Unis haben im Prinzip den gleichen Charakter und sogar auch das gleiche Zweck wie bei dem chinesischen Ausbildungssystem. Aber hier wird niemand stets und ständig Dich in die "richtige" Bahn lenken und Dich zwingt niemand anders als Du selbst weiter zu lernen. Du weißt halt ganz genau, wie die Gesellschaft mit Dir verfahren wird, wenn Du kein gutes Zeugnis vorweisen kannst.

Für die vielen Sprachfehler möchte ich mich nochmal entschuldigen. Wenn der Text zu lang wird, dann habe ich nicht immer Lust nochmal zu korrigieren. :(
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Beitrag von belrain »

serenita hat geschrieben: Jetzt muss ich mich doch sehr wundern! Was sind schon 300 Jahre? Seit wann steht beispielsweise die verbotene Stadt da??? :shock: :shock: :shock: Nein, offensichtlich ist jemand da falsch informiert. Also echt.
Ich hatte es nicht ganz ausformuliert, sorry. Natürlich ist mir bekannt, dass es in China wesentlich ältere Gebäude gibt. Gibt es hier auch.
Aber Gebäude wie die Verbotene Stadt etc. sind "nur noch" Touristenattraktionen, keine Wohngebäude mehr. Die werden in China weiter dem Fortschritt geopfert :cry:
Es schien für sie also ungewohnt zu sein, das man in diesen Gebäuden noch wohnt.
hifi hat geschrieben: Nun ja, aber sind das nicht fast alle Kapitalisten auf der Welt?
Aus Amerika kommen die Heuschreckeinvestoren, in Deutschland schaden die Entscheidungen weniger Manager und Vorstandsmänner in einigen großen Konzern das Wirtschaftsklima dauerhaft, ohne dass die Verantwortlichen jemals dafür zur Verantwortung gezogen werden können. Diese Leute sitzen noch heute auf die wichtigsten Positionen, Hauptsache die Redite der Aktionäre sowie die Managergehälte steigen von Jahr zu Jahr. Auch Politiker baut gern teure Luftschlösse und manipuliert gern an die Moralwerte der Menschen herum, nur um Wählerstimmen ein zu kassieren. Das ist nun mal die kapitalistische Gesellschaft und sie ist schon immer unmoralisch und profitorientiert. Was wir in China erleben, ist nichts anders als den Kapitalismus, den Charles Dickens in seinen Romanen das 19. Jh beschrieb, nur aber mit modernen Fassaden.
Da hast du wohl recht. Umso mehr bin ich froh, nicht in einer AG zu arbeiten. Natürlich sind wir auch auf Profit aus, aber Qualität steht noch immer ganz oben :wink:
Planetengetriebe hat geschrieben:
Niedrige Qualität ist überwiegend von die mangelhafer Technik bedient.
Das kann man nicht als ' Problem verschleiern ohne Gewissbisse ' bezeichen. oder ?
Das ist nicht unbedingt korrekt. Man kann auch mit Hi-Tech-Equipment eine miese Qualität produzieren. Schliesslich beginnt eine Produktion beim Wareneinkauf. Und wenn ich Mist einkaufe kann ich eben nichts vernünftiges produzieren - zumindest nicht zu wettbewerbsfähigen Konditionen.
Ich habe sehr viele Firmen in China gesehen, die "Show for the Customer" betreiben. Teures Equipment für Testing und Produktion. Wenn man dann in die Tiefe geht bekommt man manchmal sogar die ehrliche Antwort - "Wir sind es nicht gewohnt mit so modernen Anlagen zu arbeiten." Das ist das Problem - nicht die Technik sondern die mangelhafte Ausbildung. Und das man es dem Kunden gegenüber mit neuester Technik verschleiert.
Ich habe auch Firmen in China gesehen, die moderne Technik und Ausbildung miteinander verbinden - solchen Firmen wird die Zukunft gehören.
Und ich habe Firmen gesehen, die zwar "veralterte Technik" nutzen, aber aufgrund der Prozesssicherheit Qualität produzieren. Allerdings werden sie im Laufe der Zeit aufgrund mangelnder effizienz verschwinden.
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Beitrag von serenita »

belrain hat geschrieben:
serenita hat geschrieben: Jetzt muss ich mich doch sehr wundern! Was sind schon 300 Jahre? Seit wann steht beispielsweise die verbotene Stadt da??? :shock: :shock: :shock: Nein, offensichtlich ist jemand da falsch informiert. Also echt.
Ich hatte es nicht ganz ausformuliert, sorry. Natürlich ist mir bekannt, dass es in China wesentlich ältere Gebäude gibt. Gibt es hier auch.
Aber Gebäude wie die Verbotene Stadt etc. sind "nur noch" Touristenattraktionen, keine Wohngebäude mehr. Die werden in China weiter dem Fortschritt geopfert :cry:
Es schien für sie also ungewohnt zu sein, das man in diesen Gebäuden noch wohnt.
Tempel! Belrain! Schau Dir die Tempel mal in China. Die sind bewohnt und alt!
In Deutschland hat es auch keine Kulturrevolution gegeben. Es ist nicht so, dass Chinesen lauter Häuser bauen, die nicht halten. Die sind kaputt gemacht worden und zwar politisch gewollt.
Deine 300 Jahre alte Häuser in Osnabrück hätten auch nicht/wenn nicht viel eher die roten Garden überlebt.
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Beitrag von belrain »

serenita hat geschrieben:
Tempel! Belrain! Schau Dir die Tempel mal in China. Die sind bewohnt und alt!
Und eine Touristische Einnahmequelle :wink:
serenita hat geschrieben: In Deutschland hat es auch keine Kulturrevolution gegeben. Es ist nicht so, dass Chinesen lauter Häuser bauen, die nicht halten. Die sind kaputt gemacht worden und zwar politisch gewollt.
Das sie politisch gewollt zerstört werden/wurden ist mir klar. Was die Haltbarkeit der heutigen Prachtbauten angeht bin ich mir nicht sicher - gab ja mal ne Zeitlang in grossen Städten Probleme mit herabfallenden Fassadenverkleidungen, habe ich gehört. Ansonsten habe ich aber auch nie behauptet, dass man in China keine lange haltbaren Häser bauen kann. Habe lediglich in den Raum gestellt, dass man so alte Wohnhäuser in China nicht gewohnt ist - wenn es aber doch eher die Regel ist, dass Wohnhäuser mehrere hundert Jahre alt werden in China, dann kann ich das auch akzeptieren - bin ja lernfähig :wink:
serenita hat geschrieben: Deine 300 Jahre alte Häuser in Osnabrück hätten auch nicht/wenn nicht viel eher die roten Garden überlebt.
Ist mir klar, das es bei Revolutionen, Kriegen etc. immer auch zu Zerstörungen kommt. Und leider sind es nicht meine 300 Jahre alten Häuser :wink:
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