expat_de hat geschrieben:Das ist aber primär kein geographisches Problem, sondern ein soziales, ggf. auch tatsächlich ein genetisches. Wenn ein ganzer, mit Rohstoffen und fruchtbaren Böden gesegneter Kontinent es über viele Tausende Jahre nicht auf die Reihe bekommt, sich langfristig erfolgreich zu organisieren und positiv weiterzuentwickeln, muss man daher die Frage stellen dürfen, warum das so ist. Vor allem dann, wenn irgendwelche Anderen daran Schuld sein sollen.
Nächstes stereotypes Vorurteil: Die Gene sind es schuld.
Dazu Cavalli-Sforza 1994 (Princeton)
(zitiert nach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rassenthe ... ahrhundert ):
Die Diskrepanz zwischen der Verschiedenheit in der äußeren Erscheinung und der Gleichförmigkeit der genetischen Ausstattung erklären Luca und Francesco Cavalli-Sforza in ihrem Buch Verschieden und doch gleich (1994) folgendermaßen:
„Die Gene, die [im Verlauf der Evolution] auf das Klima reagieren, beeinflussen die äußeren Merkmale des Körpers, weil die Anpassung an das Klima vor allem eine Veränderung der Körperoberfläche erforderlich macht (die sozusagen die Schnittstelle zwischen unserem Organismus und der Außenwelt darstellt). Eben weil diese Merkmale äußerlich sind, springen die Unterschiede zwischen den Rassen so sehr ins Auge, dass wir glauben, ebenso krasse Unterschiede existierten auch für den ganzen Rest der genetischen Konstitution. Aber das trifft nicht zu: Im Hinblick auf unsere übrige genetische Konstitution unterscheiden wir uns nur geringfügig voneinander.“
Nicht nur das: weitere Studien seit den 80ger Jahren haben ergeben, dass der genetische Unterschnitt im Schnii höher innerhalb einer Gruppe (z.B. der Bayern) ist, als im Intergruppen-Vergleich (Bayer vs. Japaner).
Ähnliches gilt für das Thema "Schuld": Menschen neigen dazu, Fehler bei sich selbst auf ihre Situation zu schieben, während sie bei ihnen Fremden die Ursachen in der Person suchen, und das besonders in westlichen, sprich individualistischen Kulturen ("Selbstwertdienliche Attribution"):
(zitiert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Attributionsfehler):
Akteur-Beobachter-Unterschied
Während situative Faktoren für Beobachter oft nicht erkennbar sind, sind sie dem Akteur sehr wohl bekannt. Auch ist die Aufmerksamkeit für gewöhnlich nach außen, auf die Situation gerichtet. Daher wird der Attributionsfehler nur bei der Erklärung des Verhaltens anderer gemacht.
Selbstwertdienliche Attributionen
Menschen sind stark motiviert, ihr Selbstwertgefühl gegen Bedrohungen zu verteidigen, daher neigen sie dazu, eigene Erfolge eher intern, Misserfolge eher extern zu attribuieren, insbesondere wenn keine Hoffnung auf Leistungsverbesserung besteht. Diese Art Attributionsfehler wird auch selbstwertdienliche Verzerrung genannt. Menschen wollen auf andere Menschen einen guten Eindruck machen. Wenn sie nach den Ursachen für einen Erfolg oder Misserfolg gefragt werden, antworten sie wie bei selbstwertdienlichen Attributionen.
Ursachenzuschreibung der Person = interne Attribution
Ursachenzuschreibung der Situation = externe Attribution
-> Zuschreibung bei eigener Person: Misserfolge = Situation war schuld, Erfolge = liegt an eigener Person
-> Zuschreibung bei fremden Personen: Misserfolge = liegt an fremder Person selbst, Erfolge = nur durch Situation entstanden
Wer jetzt mit Wikipedia-Quellen kommt: Sowas ist leichter zitieren, da ich keine Lust habe, Texte von Fachbüchern abzutippen. Wen es interessiert, der kaufe sich: Psychologie der Persönlicheit (Neyer, Asendorpf S. 387 ff.) und Sozialpsychologie (Meyer, Werth) S. 138 ff, und 377 ff.