Die (un)zivilisation China. Willkommen in der Realität...
Verfasst: 18.07.2017, 12:54
Seit meiner Kindheit bin ich von China fasziniert. Ich erinnere mich noch sehr gut wie ich vor Klassenfahrten meinen Videorekorder programmierte um einen chinesischen Film aufzuzeichnen. Oft war darin Jacky Chan zu sehen, aber es waren auch Klassiker dabei.
Ich war einfach begeistert von der Kultur, den Menschen, die Landschaft, die Kleidung, die Schrift, die Sprache und vielem mehr. Ich wollte diesem Land näher kommen und mein größter Lebenstraum war es immer, einmal dorthin zu reisen.
Bis dahin musste ich mich mit Filmen, Musik, Kung Fu, China Restaurants , Theater und später auch Sprachkursen zufrieden geben. Dabei spürte ich immer eine tiefe Verbundenheit mit dieser großen Nation. Auf chinesischen Weihnachtsmärkten kamen mir fast die Tränen und im Restaurant schaute ich neidisch auf dem Nachbartisch mit der chinesischen Familie. Ich wollte so gerne dazugehören.
Eine Zeitlang war ich sogar davon überzeugt: Ich meinem früheren Leben war ich Chinese...
Zwar wollte ich dann logischerweise auch immer eine chinesische Freundin haben, habe mich da aber nicht aktiv drum bemüht (Partnerbörse etc.)
So war es dann eher Zufall als ich meine heutige Frau in einem sozialen Netzwerk kennenlernte.
Es ist wirklich Liebe, keine Mittel zum Zweck. Dennoch ist der Vorteil offensichtlich: Endlich hatte ich den Schlüssel zu der Tür die mir immer verschlossen blieb.
Keine Filme mehr, denn ich war jetzt mittendrin. Keine Musik mehr, denn die Mama singt leidenschaftlich gerne. Kein Kung Fu mehr (ok das hat andere Gründe). Keine Sprachkurse mehr, denn ich höre die Sprache nun jederzeit und habe quasi eine Privatlehrerin. Keine neidischen Blicke mehr, denn ich gehörte jetzt dazu.
Und so war es dann auch nur noch eine Frage der Zeit, bis sich mein größter Wunsch erfüllen sollte: Meine erste Reise nach China.
Nach meinem allerersten Langstreckenflug (der mir ewig vorkam) setzte ich erstmals in meinem (diesen) Leben meinen Fuß auf chinesischen Boden. Nach den obigen Text könnt ihr euch sicherlich vorstellen, wie unglaublich dieses Gefühl war. Ich schwebte förmlich über den Boden. Doch ich landete auch relativ schnell auf den harten Boden der Tatsachen...
Ehe ich mich versah, fand ich mich an einer chinesischen Autobahnraststätte, zu einem kleinem Imbiss, wieder. Alles war grau und stickig, die Luft roch nach Chemie, ich sah nur Beton und die Menschen schauten mich an als sei ich ein entlaufendes Alien. Das "Restaurant" entpuppte sich als eine große Halle mit ein paar klapprigen langen Bänken und Tischen und eine Art Buffet an dem zwei, mit Staubmasken versehende, Mitarbeiter standen und das "die Chinesen nennen es essen" servierten. Das Auge isst ja bekanntlich mit uns so vergas ich recht schnell das ich stundenlang schon nichts mehr gegessen hatte. Fast alles hatte eine giftig grüne Farbe, sah wabbelig und glitschig aus, hatte Augen (war teilweise noch lebendig) und roch sehr seltsam. Dazu gab es warmen Organgensaft (stand zumindest drauf) aus einer riesigen Maschine.
Lange Rede kurzer Sinn: Nach 20 min. saß ich wieder, immer noch mit leerem Magen, im Auto.
Das war er also, der berühmtberüchtigte Kulturschock. Ging ja schnell...
Doch der nächste ließ nicht lange auf sich warten. Endlich angekommen in der Großstadt, schon der nächste Schock: Die Fahrt durch die City war ein einziger Spießrutenlauf. Wir schlitterten von einem Beinahecrash zum nächsten, zumindest empfand ich das so. Dazu das ständige Dauerhupen aus mir unbekannten Gründen. Es gab schlicht keinen.
Ich habe noch nie eine so rücksichtslose Fahrweise gesehen. Man könnte auch meinen, der Führerschein in China wird verschenkt. Ich dachte schlimmer geht es nicht mehr, bis ich das erste mal zu Fuß unterwegs war...
Zum ersten mal in meinem Leben verspürte ich richtige Todesangst. Und das bei so etwas banalem wie das überqueren einer Kreuzung bei grüner Fußgängerampel. Welche Funktion diese genau hat, ist mir bis heute schleierhaft. Jedenfalls kamen von allen Seiten Autos und vor allem Roller angeschossen und machten keine Anstalten mir auszuweichen. Wäre ich nicht beiseite gesprungen oder hätte mich meine Frau (damals noch Freundin) nicht zurückgezogen, würdet ihr jetzt wohl nicht diesen Artikel lesen.
Endlich im sicheren Einkaufscenter angekommen durfte ich dann auch der lieblichen chinesischen Sprache lauschen. Sie kam mit gefühlten 120 Dezibel aus Lautsprechern gedonnert um mir irgendwelche Produkte zu verkaufen. In Endlosschleife und das alles drei Meter. Nach Gang 4 lag mein Stresspegel auf dem eines Kampfjetpiloten. Der Umstand das die Leute ständig stehen blieben um mir ganz ungeniert in den Einkaufskorb zu glotzen, machte die Sache nicht gerade besser.
Doch auch wieder draußen, vorbei an grünen Flüssen, sank der Stresspegel nicht, im Gegenteil: Die hupend direkt neben einem stehenden Autos sorgten schnell für Ohrensausen. Dementsprechend froh war ich dann endlich zuhause zu sein. Doch von Ruhe auch hier keine Spur.
Gearbeitet wird hier wohl 24h am Tag, 7 Tage die Woche. Und so dröhnten am Sonntagmorgen schon ab 7 Uhr die Bohrmaschinen. Fast durchgehend bis Abends durch. Und nein, da wurde nicht zufällig gerade renoviert. Das war jedes mal so als ich da war (3 mal in 6 Jahren) aber zum Glück nicht jeden Tag.
Trotzdem versuchte ich mir mein Frühstück nicht vermiesen zu lassen. Denn das tat das Frühstück schon selbst. Statt Kaffee und Brötchen gab es warmes Wasser (Wasser muss in China abgekocht werden) und Reissuppe. Und das täglich.
Gut, zugegeben: Essen ist Geschmackssache und es soll Leute geben die extra dafür sogar ins Reich der Mitte reisen, aber mein Fall war es nie. Weder Frühstück, Mittag noch Abendbrot. Rund 80% der mir dargereichten Speisen sahen entweder aus, rochen oder schmeckten wie erbrochenes. Das wenige was schmeckte war gut eingehüllt in Fett, Knochen und Greten durch die man sich erst noch kämpfen musste und das mit Stäbchen, denn Besteck gab es nicht. Viel war dann aber natürlich nicht mehr übrig. Mehr als einmal ging ich hungrig mit einem Glas heißen Wasser (das übrigens schmeckt wie frisch aus einem Fluss) ins Bett. Wenigstens konnte mich das Internet etwas ablenken. Doof nur das fast alles was ich in D nutze in der VR gesperrt ist und der Rest mit gefühlten 64 KB geladen wird.
So war es dann auch kein Wunder das ich mich recht schnell dort wiederfand wo ich das Essen kenne: MC D. und Co. Doch war das viel besser? Besser ja, aber nicht viel. Denn überraschenderweise schmeckte der Burger nicht wie gewohnt. Streng genommen sogar richtig schlecht. Ich fand dann heraus, dass die Zutaten dem jeweiligen Land angepasst werden. Da ging mir dann auch ein Licht auf: Das ist also der Grund warum mir das Essen in Chinarestaurants in Deutschland so gut schmeckt, während ich in China am liebsten auf Toilette verschwinden möchte.
Leider geht es auch umgekehrt.
So kämpfte ich mich von Tag zu Tag durch, einen vollen Monat lang. Was ich in dieser Zeit, abseits der üblichen Touristenwege, erlebte schockt mich noch bis heute. Die Menschen die selbst in öffentlichen Gebäuden und Hotels ihre Rotze laut hochziehen und genüsslich auf dem Boden vor einem spucken, sind da vergleichsweise noch harmlos. Ich spreche von extrem aufdringlichen Leuten die einen was andrehen wollen und einen kilometerweit verfolgen, ich spreche von Betrügern, von Leute die in Schlangen vordrängeln als wäre es das normalste der Welt und dann auch noch bedient werden aber meinen ICH würde meine Gesicht verlieren wenn ich mich darüber aufrege. Ich meine Menschen die sich überwiegend schreiend unterhalten egal wo sie sind und auch gerne durch einen durch, Leute die alles was sie tun grundsätzlich laut tun, vor allem das Essen. (Ein Großraumrestaurant hört sich bei geschlossenen Augen an wie ein Schweinestall). Ich rede von Menschen die schlicht und ergreifend Asozial sind (natürlich nicht alle aber sehr viele), zumindest nach meiner Definition. Und ich habe hier längst nicht alles aufgezählt. Jeder der mal chinesische Touristen in D gesehen hat, die alles anfassen was man nicht anfassen darf und alles fotografieren was man nicht fotografieren darf und ihren Müll in die Gegend schmeißen, ahnt vielleicht was ich meine.
Natürlich war nicht alles schlecht und nicht alles ist mir bei meinen ersten Besuch auf einmal passiert. Die Chinesen sind sehr Gastfreundlich und ihre Eltern haben mir alles bezahlt. (Wollte ich nicht, aber sie bestanden drauf).
In der Familie ist es sehr harmonisch. Nur gegenüber fremden sind die Chinesen so rücksichtslos.
Auch habe ich viele tolle Landschaften mit Tempeln und Bergen gesehen, sofern der Smog diese nicht überdeckte.
Peking ist auch ok wenn man sich mit der Staubmaske anfreunden kann (Atmen ohne ist nicht drin, hatte bereits nach 15 min. schwarzen Nasenschleim ins Taschentuch genießt).
Ich war insgesamt drei mal dort für jeweils einen Monat. Nach dem ersten Besuch war ich, trotz der Erfahrungen oben, noch hin und hergerissen. Ich wollte auf jeden Fall wieder kommen. Nach dem zweiten mal habe ich nach meiner Rückkehr den Boden in Frankfurt geküsst. Beim dritten mal wusste ich dann schon was mich erwartet. Auch wenn die mittlerweile rund 130€ Visagebühren schon eine Frechheit sind. (Bei meiner erste Reise war es nicht mal die hälfte).
Nach nunmehr 3 Monaten in China hat sich bei mir eine Erkenntnis breit gemacht: Dieses Land ist nichts für mich und noch mindestens ein Jahrhundert davon entfernt sich zivilisiert zu nennen. In meiner Entscheidung bekräftigen mich Berichte aus dem Netz und Nachrichten: Kinder die überfahren werden und zurückgesetzt wird, um nicht die Krankenhauskosten übernehmen zu müssen. Menschen die angefahren und von Passanten liegen gelassen werden bis der nächste drüberfährt und die endlich tot sind. Dazu die Menschenrechtslage und eine Regierung (Diktatur) die überall eine Revolte gegen sich sieht und schon Angst vor ihrem eigenen Schatten haben während sie völlig selbstverständlich Natur zerstören und das halbe Weltmeer für sich beanspruchen. Aber öffentlich äußern sollte man so was in China nicht. Da findet man sich schnell im Arbeitslager wieder.
Glücklicherweise hat sich das Verhältnis zu meiner Frau dadurch nicht verschlechtert. Sie gibt mir ja teilweise sogar Recht. Aber sie ist auch der Meinung das ich in Zukunft besser zuhause bleiben sollte. Eine Meinung die ich übrigens teile.
Ich weiss, dass jetzt viele sich aufregen und meinen Artikel in der Luft zerreißen werden. Aber ich weiss was ich erlebt habe. Natürlich kenne ich auch Leute die in China arbeiten und sich wohlfühlen (nicht persönlich). Aber ich kenne auch viele die nach einem Besuch dieses Land nie wieder besuchen möchten und sogar ihr Sinologiestudium abgebrochen haben (persönlich).
Letztenendes muss das jeder für sich selber entscheiden. Ich für meinen Teil gehe wieder ins Chinarestaurant, schaue wieder chinesische Filme, höre die Musik und träume von einer Welt die es wohl einfach nicht (mehr) gibt.
Ich war einfach begeistert von der Kultur, den Menschen, die Landschaft, die Kleidung, die Schrift, die Sprache und vielem mehr. Ich wollte diesem Land näher kommen und mein größter Lebenstraum war es immer, einmal dorthin zu reisen.
Bis dahin musste ich mich mit Filmen, Musik, Kung Fu, China Restaurants , Theater und später auch Sprachkursen zufrieden geben. Dabei spürte ich immer eine tiefe Verbundenheit mit dieser großen Nation. Auf chinesischen Weihnachtsmärkten kamen mir fast die Tränen und im Restaurant schaute ich neidisch auf dem Nachbartisch mit der chinesischen Familie. Ich wollte so gerne dazugehören.
Eine Zeitlang war ich sogar davon überzeugt: Ich meinem früheren Leben war ich Chinese...
Zwar wollte ich dann logischerweise auch immer eine chinesische Freundin haben, habe mich da aber nicht aktiv drum bemüht (Partnerbörse etc.)
So war es dann eher Zufall als ich meine heutige Frau in einem sozialen Netzwerk kennenlernte.
Es ist wirklich Liebe, keine Mittel zum Zweck. Dennoch ist der Vorteil offensichtlich: Endlich hatte ich den Schlüssel zu der Tür die mir immer verschlossen blieb.
Keine Filme mehr, denn ich war jetzt mittendrin. Keine Musik mehr, denn die Mama singt leidenschaftlich gerne. Kein Kung Fu mehr (ok das hat andere Gründe). Keine Sprachkurse mehr, denn ich höre die Sprache nun jederzeit und habe quasi eine Privatlehrerin. Keine neidischen Blicke mehr, denn ich gehörte jetzt dazu.
Und so war es dann auch nur noch eine Frage der Zeit, bis sich mein größter Wunsch erfüllen sollte: Meine erste Reise nach China.
Nach meinem allerersten Langstreckenflug (der mir ewig vorkam) setzte ich erstmals in meinem (diesen) Leben meinen Fuß auf chinesischen Boden. Nach den obigen Text könnt ihr euch sicherlich vorstellen, wie unglaublich dieses Gefühl war. Ich schwebte förmlich über den Boden. Doch ich landete auch relativ schnell auf den harten Boden der Tatsachen...
Ehe ich mich versah, fand ich mich an einer chinesischen Autobahnraststätte, zu einem kleinem Imbiss, wieder. Alles war grau und stickig, die Luft roch nach Chemie, ich sah nur Beton und die Menschen schauten mich an als sei ich ein entlaufendes Alien. Das "Restaurant" entpuppte sich als eine große Halle mit ein paar klapprigen langen Bänken und Tischen und eine Art Buffet an dem zwei, mit Staubmasken versehende, Mitarbeiter standen und das "die Chinesen nennen es essen" servierten. Das Auge isst ja bekanntlich mit uns so vergas ich recht schnell das ich stundenlang schon nichts mehr gegessen hatte. Fast alles hatte eine giftig grüne Farbe, sah wabbelig und glitschig aus, hatte Augen (war teilweise noch lebendig) und roch sehr seltsam. Dazu gab es warmen Organgensaft (stand zumindest drauf) aus einer riesigen Maschine.
Lange Rede kurzer Sinn: Nach 20 min. saß ich wieder, immer noch mit leerem Magen, im Auto.
Das war er also, der berühmtberüchtigte Kulturschock. Ging ja schnell...
Doch der nächste ließ nicht lange auf sich warten. Endlich angekommen in der Großstadt, schon der nächste Schock: Die Fahrt durch die City war ein einziger Spießrutenlauf. Wir schlitterten von einem Beinahecrash zum nächsten, zumindest empfand ich das so. Dazu das ständige Dauerhupen aus mir unbekannten Gründen. Es gab schlicht keinen.
Ich habe noch nie eine so rücksichtslose Fahrweise gesehen. Man könnte auch meinen, der Führerschein in China wird verschenkt. Ich dachte schlimmer geht es nicht mehr, bis ich das erste mal zu Fuß unterwegs war...
Zum ersten mal in meinem Leben verspürte ich richtige Todesangst. Und das bei so etwas banalem wie das überqueren einer Kreuzung bei grüner Fußgängerampel. Welche Funktion diese genau hat, ist mir bis heute schleierhaft. Jedenfalls kamen von allen Seiten Autos und vor allem Roller angeschossen und machten keine Anstalten mir auszuweichen. Wäre ich nicht beiseite gesprungen oder hätte mich meine Frau (damals noch Freundin) nicht zurückgezogen, würdet ihr jetzt wohl nicht diesen Artikel lesen.
Endlich im sicheren Einkaufscenter angekommen durfte ich dann auch der lieblichen chinesischen Sprache lauschen. Sie kam mit gefühlten 120 Dezibel aus Lautsprechern gedonnert um mir irgendwelche Produkte zu verkaufen. In Endlosschleife und das alles drei Meter. Nach Gang 4 lag mein Stresspegel auf dem eines Kampfjetpiloten. Der Umstand das die Leute ständig stehen blieben um mir ganz ungeniert in den Einkaufskorb zu glotzen, machte die Sache nicht gerade besser.
Doch auch wieder draußen, vorbei an grünen Flüssen, sank der Stresspegel nicht, im Gegenteil: Die hupend direkt neben einem stehenden Autos sorgten schnell für Ohrensausen. Dementsprechend froh war ich dann endlich zuhause zu sein. Doch von Ruhe auch hier keine Spur.
Gearbeitet wird hier wohl 24h am Tag, 7 Tage die Woche. Und so dröhnten am Sonntagmorgen schon ab 7 Uhr die Bohrmaschinen. Fast durchgehend bis Abends durch. Und nein, da wurde nicht zufällig gerade renoviert. Das war jedes mal so als ich da war (3 mal in 6 Jahren) aber zum Glück nicht jeden Tag.
Trotzdem versuchte ich mir mein Frühstück nicht vermiesen zu lassen. Denn das tat das Frühstück schon selbst. Statt Kaffee und Brötchen gab es warmes Wasser (Wasser muss in China abgekocht werden) und Reissuppe. Und das täglich.
Gut, zugegeben: Essen ist Geschmackssache und es soll Leute geben die extra dafür sogar ins Reich der Mitte reisen, aber mein Fall war es nie. Weder Frühstück, Mittag noch Abendbrot. Rund 80% der mir dargereichten Speisen sahen entweder aus, rochen oder schmeckten wie erbrochenes. Das wenige was schmeckte war gut eingehüllt in Fett, Knochen und Greten durch die man sich erst noch kämpfen musste und das mit Stäbchen, denn Besteck gab es nicht. Viel war dann aber natürlich nicht mehr übrig. Mehr als einmal ging ich hungrig mit einem Glas heißen Wasser (das übrigens schmeckt wie frisch aus einem Fluss) ins Bett. Wenigstens konnte mich das Internet etwas ablenken. Doof nur das fast alles was ich in D nutze in der VR gesperrt ist und der Rest mit gefühlten 64 KB geladen wird.
So war es dann auch kein Wunder das ich mich recht schnell dort wiederfand wo ich das Essen kenne: MC D. und Co. Doch war das viel besser? Besser ja, aber nicht viel. Denn überraschenderweise schmeckte der Burger nicht wie gewohnt. Streng genommen sogar richtig schlecht. Ich fand dann heraus, dass die Zutaten dem jeweiligen Land angepasst werden. Da ging mir dann auch ein Licht auf: Das ist also der Grund warum mir das Essen in Chinarestaurants in Deutschland so gut schmeckt, während ich in China am liebsten auf Toilette verschwinden möchte.
Leider geht es auch umgekehrt.
So kämpfte ich mich von Tag zu Tag durch, einen vollen Monat lang. Was ich in dieser Zeit, abseits der üblichen Touristenwege, erlebte schockt mich noch bis heute. Die Menschen die selbst in öffentlichen Gebäuden und Hotels ihre Rotze laut hochziehen und genüsslich auf dem Boden vor einem spucken, sind da vergleichsweise noch harmlos. Ich spreche von extrem aufdringlichen Leuten die einen was andrehen wollen und einen kilometerweit verfolgen, ich spreche von Betrügern, von Leute die in Schlangen vordrängeln als wäre es das normalste der Welt und dann auch noch bedient werden aber meinen ICH würde meine Gesicht verlieren wenn ich mich darüber aufrege. Ich meine Menschen die sich überwiegend schreiend unterhalten egal wo sie sind und auch gerne durch einen durch, Leute die alles was sie tun grundsätzlich laut tun, vor allem das Essen. (Ein Großraumrestaurant hört sich bei geschlossenen Augen an wie ein Schweinestall). Ich rede von Menschen die schlicht und ergreifend Asozial sind (natürlich nicht alle aber sehr viele), zumindest nach meiner Definition. Und ich habe hier längst nicht alles aufgezählt. Jeder der mal chinesische Touristen in D gesehen hat, die alles anfassen was man nicht anfassen darf und alles fotografieren was man nicht fotografieren darf und ihren Müll in die Gegend schmeißen, ahnt vielleicht was ich meine.
Natürlich war nicht alles schlecht und nicht alles ist mir bei meinen ersten Besuch auf einmal passiert. Die Chinesen sind sehr Gastfreundlich und ihre Eltern haben mir alles bezahlt. (Wollte ich nicht, aber sie bestanden drauf).
In der Familie ist es sehr harmonisch. Nur gegenüber fremden sind die Chinesen so rücksichtslos.
Auch habe ich viele tolle Landschaften mit Tempeln und Bergen gesehen, sofern der Smog diese nicht überdeckte.
Peking ist auch ok wenn man sich mit der Staubmaske anfreunden kann (Atmen ohne ist nicht drin, hatte bereits nach 15 min. schwarzen Nasenschleim ins Taschentuch genießt).
Ich war insgesamt drei mal dort für jeweils einen Monat. Nach dem ersten Besuch war ich, trotz der Erfahrungen oben, noch hin und hergerissen. Ich wollte auf jeden Fall wieder kommen. Nach dem zweiten mal habe ich nach meiner Rückkehr den Boden in Frankfurt geküsst. Beim dritten mal wusste ich dann schon was mich erwartet. Auch wenn die mittlerweile rund 130€ Visagebühren schon eine Frechheit sind. (Bei meiner erste Reise war es nicht mal die hälfte).
Nach nunmehr 3 Monaten in China hat sich bei mir eine Erkenntnis breit gemacht: Dieses Land ist nichts für mich und noch mindestens ein Jahrhundert davon entfernt sich zivilisiert zu nennen. In meiner Entscheidung bekräftigen mich Berichte aus dem Netz und Nachrichten: Kinder die überfahren werden und zurückgesetzt wird, um nicht die Krankenhauskosten übernehmen zu müssen. Menschen die angefahren und von Passanten liegen gelassen werden bis der nächste drüberfährt und die endlich tot sind. Dazu die Menschenrechtslage und eine Regierung (Diktatur) die überall eine Revolte gegen sich sieht und schon Angst vor ihrem eigenen Schatten haben während sie völlig selbstverständlich Natur zerstören und das halbe Weltmeer für sich beanspruchen. Aber öffentlich äußern sollte man so was in China nicht. Da findet man sich schnell im Arbeitslager wieder.
Glücklicherweise hat sich das Verhältnis zu meiner Frau dadurch nicht verschlechtert. Sie gibt mir ja teilweise sogar Recht. Aber sie ist auch der Meinung das ich in Zukunft besser zuhause bleiben sollte. Eine Meinung die ich übrigens teile.
Ich weiss, dass jetzt viele sich aufregen und meinen Artikel in der Luft zerreißen werden. Aber ich weiss was ich erlebt habe. Natürlich kenne ich auch Leute die in China arbeiten und sich wohlfühlen (nicht persönlich). Aber ich kenne auch viele die nach einem Besuch dieses Land nie wieder besuchen möchten und sogar ihr Sinologiestudium abgebrochen haben (persönlich).
Letztenendes muss das jeder für sich selber entscheiden. Ich für meinen Teil gehe wieder ins Chinarestaurant, schaue wieder chinesische Filme, höre die Musik und träume von einer Welt die es wohl einfach nicht (mehr) gibt.