Facharbeit über China

Allgemeine Fragen und Erfahrungsaustausch rund um China - Kultur - Geschichte usw.
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Oyika
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Facharbeit über China

Beitrag von Oyika »

Hallo an alle....

Ich schreibe gerade eine Facharbeit über China, in der ich das Wirtschaftswachstum und ihren Zusammenhang zur ländlichen Armut untersuchen möchte...und evtl. noch Korruption, da viele Spendengelder, die eigentlich an Hilfebedürftige gehen sollen unterschlagen werden....
Nur das Problem ist, dass ich irgendwie nicht weiter komme, da die Literatur zu diesem thema sehr knapp ist, ob in büchern zeitung oder internet..und der Abgabetermin rückt immer näher :(

Deswegen wollte ich fragen ob sich jemand mit dem thema auskennt oder selbst Erfahrungen gemacht hat ( z.b. durch eine Reise oder ähnliches) ?

Natürlich würde ich auch gerne einfach nur eure Meinung darüber hören.
Jede Stellungnahme würde mir weiterhelfen...

Vielen Dank,
Oyika
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Sky Darmos
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Re: Facharbeit über China

Beitrag von Sky Darmos »

Hallo Oyika,

Vielleicht solltest du eine Fragenliste erstellen, dann kommen bestimmt viele Antworten. Ausserdem kannst du sie vielleicht für die Gliederung deiner Arbeit gut gebrauchen.

蓝昊
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tianxia
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Beitrag von tianxia »

Was meinst du denn genau mit:

"Wirtschaftswachstum und ihren Zusammenhang zur ländlichen Armut"?
Was ist denn deine Hypothese?
我非生而知之者
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Oyika
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Beitrag von Oyika »

Hallo tianxia
Nun, der Prunkt is dass sich das Wirtschaftswachstum ja zum größten Teil nur auf die Ost- und Südküste auswirkt und viele Menschen in den ländlichen Regionen vor allem in West-, Nord- und Zentralchina unter dem Existenzminimun leben, das sind ca. 200 Mio Menschen. Und diesen Kontrast möchte ich verdeutlichen und genauer untersuchen wie es zu dieser sozialen Ungleichheit gekommen ist.


Die praktische Arbeit wird wohl noch irgendwie so zu erledigen sein aber ich brauche noch einen empirischen Teil: umfragen, interview etc. hab mich auch schon an Hilforganisationen gewendet, aber die haben anscheinend keine zeit dafür. Hat jemand anders vllt mal in China gelebt oder so? Und kann was zu meinem thema berichten? Bitte melden....!

Danke
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unipia
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Beitrag von unipia »

Den Grund dafür hat doch Deng Xiaopeng damals schon gesagt, dass es einfach so sein wird das manche Regionen schneller Wohlstand finden
( Ost,Süd) und diese Regionen später den nicht so entwickelten helfen werden.
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Oyika
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Beitrag von Oyika »

genau so ist es, aber einfach zu sagen "dass es einfach so sein wird das manche Regionen schneller Wohlstand finden" finde ich etwas zu krass. Gibt zwar, wie berichtet wird, schon fortschritte aufgrund der Sonderregionen und der zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen, was auch ne gute sache ist. Aber mir kommt alles irgendwie immer widersprüchlicher vor je mehr ich recherchiere. Auf der einen seite halt die reduzierung der Armut und auf der anderen der immer größer werdene Einkommenunterscheid zwischen Stadt und Land. (Landbevökerung wird im vergleich zur durchscnittlichen Stadtbevökerung ärmer)...versteht ihr was ich meine? Hab aber noch keinen endgültigen Standpunkt dazu entwickelt in meiner Facharbeit.
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unipia
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Beitrag von unipia »

Ich denke das Problem der Infrastruktur hängt auch viel damit zusammen und ausländische Touristen + Firmen bringen Geld in die Städte deswegen geht es den Menschen besser und jee billiger das Fliegen nach China wird, desto schneller findet dieser Prozess statt.
Wenn ich mir überlege das es Pauschalreisen gibt , 7 TAge Shanghai mit Flug,Hotel für 700€ "kommt davon dem Land ja nichts zu gute" weil man in den 7 Tagen die ländlichen Regionen meißtens nicht besucht und das weiter Problem ist ja auch das man als westlicher Mensch ganz andere Lebensstandarts gewöhnt ist und nicht irgendwo aufem Land hinter nem Busch aufs Klo will :) Da wäre man wieder beim Infrastruktur Problem vielleicht..................................................
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Oyika
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Beitrag von Oyika »

ja sicher hat das viele Faktoren, aber ich persönlich glaube die Problematik besteht auptsöchlich in der Bildung um die ländliche armut zu bekämpfen. Ich meine nicht, dass Chinesen ungebildet sind. Eher im Gegenteil. Aber die ländliche Bevölkerung besteht aus ca 70 millionen Analphabeten und die Regierung investiert nicht sonderlich in diesen Bereich. Mal abgesehen davon dass die Schulen kostenlos sind, aber der Transport dahin, die Schuluniform und stifte usw. können sich die eltern einfach nicht leisten.....
Was meint ihr dazu?

P.S: sehr interessante aussage unipia, so in dieser sache hab ich das noch nicht gesehen...

Postet bitte weiter...hat mir bis jetzt schon sehr geholfen bin jetzt fertig mit 1/3 und kann irgendwie nicht aufhören zu schreiben..... :D
Aber wie gesagt empirischer Teil fehlt noch...hat jemand ideen zu einer Umfrage die ich machen könnte?
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unipia
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Beitrag von unipia »

Ne Idea zu der Umfrage habe ich vielleicht: Weis nur nicht ob es so passt aber wäre es nicht mal interessant zu ermitteln was der "normale" Deutsche darüber denkt. Welchen Eindruck hat er von China. Den Eindruck der reichen Städte und des Wohlstands oder ist es bekannt wie schlecht es oftmals dem Hinterland geht. Wir als Chiner kenner wissen das natürlich aber vielleicht nicht jeder.
Oder ne Umfrage: Glauben sie das wie schon immer in der chines. Geschichte werden die Bauern bald rebillieren.

Nochmal allgemein zu deinem Vorhaben. Mir scheint du siehst es als Negativ an, dass das Land ärmer ist und so. Man kann aber auch noch die Positiven Seiten zeigen, weil fast allen geht es ja besser als je zuvor, auch wenns nicht jedem super mega geil geht :)
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Oyika
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Beitrag von Oyika »

ja klar gehts vielen sogar der mehrheit gut...aber ich hab mich ja extra auf die armut speziallisiert..weil viele denke dass es halt nur Reiche oder halt den sogenannten mittelstand in China mittlerweile gibt...wird ja auch im tv oder so kaum was drüber berichtet außer jetzt bestimmte doku-filme und die gucken nicht sehr viele menschen, also ich kenne außer mich jetzt niemanden...vllt liegt es auch daran dass ich auf dem Land lebe und ich hab das gefühl jetzt speziell in meiner Stufe, dass die sich n Dreck dafür interessieren was in anderen ländern so los ist...
Wobei ich sagen muss dass, dieses Thema auch nicht meine erste wahl war...wollte eigentlich was über Tibet schreiben...aber das hat nicht so recht in mein leistungsfach gepasst....

Das mit der Umfrage ist eine sehr gute idee...hat ja dann auch was mit meiner Intention zu tun....vielen Dank

:D :D
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Oyika
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Beitrag von Oyika »

und sehe es auch in keinster weise negativ....finde China seeehr schön und interessant....war zwar noch nie da...aber das ändert sich hoffentlich in naher zukunft...
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Dr. Zook
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Beitrag von Dr. Zook »

Hi Oyika,

finde das Thema deiner Arbeit interessant. Allerdings muss ich dir widersprechen, dass es dazu wenig Literatur gibt. Das Thema ist unter anderem von der Weltbank recht usführlich behandelt worden, wenn auch vielleicht mit etwas anderer Fragestellung. Schau mal auf der Homepage der Weltbank nach, da sollte sich einiges finden lassen. Ein gutes Buch über die ländliche Entwicklung mit einem Kapitel speziell zum Thema Armut ist "The Transformation of Rural China" von Jonathan Unger, M.E.Sharp, 2002.

Du könntest auch mal einen Blick in den 中国农民调查 werfen; gibt es auch als englische übersetzung (Will the Boat sink the Water).

Vielleicht noch eine kleine Anregung. Ich würde auf jeden Fall definieren, was du unter "ländlichem China" verstehst. Machst du eine politische unterscheidung indem alles ausser einer Stadt (市) also ländlich ansiehst oder wie gehst du vor?
Es ist zwar richtig, dass das ländliche China im vergleich zu den Städten arm ist, aber auch hier hat sich einiges getan. Zwar gibt es in den zentral und westchinesischen Provinzen immer noch unvorstellbare Armut, aber es gibt eben auch Fortschritte. Ich will damit nur sagen, dass eine generelle Stadt= Reich und ländliches China=Arm etwas zu plakativ wäre.

Viel Spass noch bei der Arbeit
... the rest is silence.
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tianxia
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Beitrag von tianxia »

Armut und Ungleichheit in der Einkommens- bzw. Wohlfahrtsdistribution sind verschiedene Themen.

Wenn A 100€ hat und B 1000€ und beide erreichen ein Kapitalwachstum von 10%, dann beläuft sich am Ende des Jahres die Einkommensungleichheit nicht mehr auf 900€, sondern auf 990€. Obwohl beide absolut betrachtet gesehen reicher geworden sind ist A jedoch relativ ärmer als zum Jahresbeginn.

Genau diese Situation, natürlich nicht ausschliesslich, findet sich in China.

Die ungleiche Einkommensverteilung in China ist bedingt durch das Wirtschaftswachstum, die Armut nicht. China wurde von Forschern noch in den 1970er als eine der wirtschaftlich homogensten Gesellschaften bezeichnet (sprich der große Teil war gleich arm). Die Wirtschaftswicklung hat sich an der Küste entwickelt, weil diese Region natürliche Vorteile besitzt (siehe u.a. Ghemawats Untersuchungen in: "Distance still matters: the hard reality of global expansion"), die sich Deng in seiner Politik der Sonderwirtschaftszonen zu Nutze gemacht hat. Deng hat in Anlehnung an die Theorie von Kuznet, das zu Beginn der Wirtschaftsentwicklung die Ungleichheit zunimmt und im späteren Verlauf wieder abnimmt (dargestellt in der Form eines U), diese Entscheidung getroffen in der Erwartung, dass der Wohlstand, wie im Wasserfall-Szenario, von den Sonderwirtschaftszonen aus in die ländlichen Regionen des Ostens und dann weiter nach Westen hinabfällt.

Gerade zu Beginn der Wirtschaftsreformen 1978 entfiel auf die ländliche Bevölkerung ein größeres Wohlstandswachstum als auf die Städter. Vor allem ab 1984 wurden die Städter ins Zentrum gerückt und seitdem klafft die Schere immer weiterauseinander.

In meiner Diplomarbeit habe ich die Einkommensverteilung anhand eigener Gini-Koeffizient-Berechnungen untersucht und kam zum Ergebnis:

"that on the province-level the inequality within provinces, caused by the urban-rural income gap, is by far the greatest. The inequality between province's average income is not as large as expected. After aggregating Chinese provinces on a regional level, intraregional and interregional Gini-coefficients were calculated. They showed a clear trend for different economic regions in China. Here, the interregional Gini-coefficient, who measures the inequality between the four regions, is more unequal than intraregional Gini-coefficient."

Die Gleichsetzung mit Westen Arm, Osten Reich, Landbevölkerung Arm, Stadtbevölkerung ist ein viel zu grobschlächtiges Bild. Daher habe ich dich nach deiner Hypothese gefragt, um zu wissen, was genau du untersuchen möchtest.

Armut in China war schon immer da, dies ist für die Bauern dort kein Phänomen des nachrevolutionären Chinas.
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Grufti
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Beitrag von Grufti »

Armut in China war schon immer da, dies ist für die Bauern dort kein Phänomen des nachrevolutionären Chinas.
Aber ist nicht die Beseitigung der Armut der Bauern genau DAS, was die KP sich ursprünglich auf ihre Fahnen geschrieben hatte ? :roll:
Der Kampf gegen die Armut, gegen Korruption und Verbrechen ist das, was die KP in den 20iger Jahren bis zur Gründung der VR 1949 groß gemacht hatte.. und sie über das Regime von Jiang Jie Shi hatte siegen lassen ...zumindest auf dem Festland-China
Früher ging es uns gut. heute geht es uns besser...
Es wäre aber besser , es ginge uns wieder gut !
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Dr. Zook
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Beitrag von Dr. Zook »

Grufti
Aber ist nicht die Beseitigung der Armut der Bauern genau DAS, was die KP sich ursprünglich auf ihre Fahnen geschrieben hatte ?
Man denkt warscheinlich wie Adenauer:"Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern."
... the rest is silence.
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