Was bedeutet euch China?

Allgemeine Fragen und Erfahrungsaustausch rund um China - Kultur - Geschichte usw.
romeo
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Re: Re:

Beitrag von romeo »

i18n hat geschrieben:
bossel hat geschrieben:Nicht unbedingt. Es gibt sowas wie die universelle Deklaration der Menschenrechte.
... die auf christlich-humanistischem und westlich-bürgerlichem Denken basiert und eben so auch von diesen Ländern festgelegt wurde. Daß China diese Charta unterschrieb, fällt in die Politik der Zeit des kalten Krieges und hat viele Gründe. Ich denke nicht, daß man damals völlig damit übereinstimmte, sonders es einfach opportun fand zu unterzeichnen, ebenso, wie in die UNO einzutreten. Wie westlich diese Charta ist, zeigt z.B., daß sich vor allem islamische Länder damit nicht völlig einverstanden erklären können und eine eigene Charta geschaffen haben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kairoer_Er ... e_im_Islam
bossel hat geschrieben:Ob Du's glaubst, oder nicht: Ethik ist extrem kulturabhängig.
Nein, ist sie nicht, Du meinst Moral. Ethik ist zeit- und kulturunabhängig. Sprich: Es ist ein ethischer Grundsatz, daß es unfein ist, einem Menschen ein Messer in die Brust zu stoßen. Egal, ob im Mittelalter oder heute, ob beispielsweise in Österreich oder in China. Daß man sich manchmal nicht daran hält, steht auf einem anderen Blatt.

In Deutschland können sich zwei auf der Straße küssen, in islamischen Ländern ist es eher eine schlechte Idee, das zu tun. Das ist Moral. ;)

Na ja, die Kairoer Erklärung der Menschenrechte beruft sich auf den Koran und die Scharia. Es hat absolut nichts mit dem zu tun, was wir unter den Menschenrechten verstehen. Da ist selbst das chinesische Rechtssystem um Lichtjahre menschenfreundlicher.
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i18n
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Re: Re:

Beitrag von i18n »

romeo hat geschrieben: Na ja, die Kairoer Erklärung der Menschenrechte beruft sich auf den Koran und die Scharia. Es hat absolut nichts mit dem zu tun, was wir unter den Menschenrechten verstehen. Da ist selbst das chinesische Rechtssystem um Lichtjahre menschenfreundlicher.
Eben, ich wollte nur ein Extrembeispiel bringen, daß es in anderen Kulturkreisen auch andere Auffassungen zu dem Thema geben kann. Soll nicht heißen, daß ich deren Auffassung teile oder auch nur in irgendeiner Weise prickelnd finde. :wink:
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PAX
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von PAX »

Hallo Leute, lange habe ich mich nicht mehr gemeldet und heute Nacht einmal diesen doch schon alten Thread ausgegraben.

Was für mich China bedeutet? Es ist eine Hass-Liebe!
Einerseits liebe ich die kulturelle Tradition und Vielfalt Chinas, andererseits hasse ich es, dass fast alles was China in seiner langen Geschichte bis heute an Tradition erhalten hat nur noch für Touristenbesuche geeignet scheint. China ist ein Land der Gegensätze doch während meiner 2 Jahre dort empfand ich es zunehmend künstlicher.
Es ist schwer zu erklären, was mir China bedeutet, doch habe ich hier mal einen Textauszug von Camau aus dem Jahre 2006 kopiert:
...
Als ich 7 Jahre alt war schaute ich in den Himmel und beschloss, wenn ich gross bin will ich nach China. Am besten gleich ins Shaolin Kloster 8) ... Ich wollte Kung Fu beherrschen, aber nicht nur das, ich wollte mich (meinen Geist) und meinen Körper beherrschen können. Trotzdem war und bin es auch heute noch, fasziniert von diesem Land! Nun, die eigentliche faszination an China war und ist es auch zum Teil heute noch, die Art und weise wie die Menschen das Leben bewältigen. Sie verlieren selten die Ruhe, haben eine faszinierende Art die Kinder zu erziehen und ein für mich extrem grosses Wissen was die Gesundheit betrifft. Wenn ich einen Mönch beobachte, dann bewundere ich ihn mit welcher Geduld und Ruhe er an Dinge heran geht, heikle Situationen bewältigt oder ganz einfach seine Bewegungen wenn er einen Boden wischen muss. Er tut es mit hingabe. So siehts jedenfalls aus! Die Weisheiten die sie parat haben wenn man mal nicht weiter weiss, das Kindliche das sie an den Tag legen können, als wären sie die Unschuld in Person, aber auch ihren Stolz, die Weitsicht mit der sie an Dinge herangehen. Die Ruhe die sie ausstrahlen auch im grössten Chaos, kein Klagen, kein Gezehter, kein Wehleidiges Getue und Gejammer wenn es ihnen mal nicht gut geht! Die Demut, Sanftheit und doch stark. Der Familienzusammenhalt, der Respekt den älteren gegenüber, die Loyalität. Die Architektur..... Kalligraphien, das Essen, Die Berge, die Gegensätze, die Natur....Die Chinesen haben Zugang zu einer Welt die wir als Westler nie haben werden, oder nur sehr schwer erreichen können.
Ca Mau
So, erstmal danke für deinen Beitrag damals. So ähnlich sah und sehe ich China. Mich fasziniert ihre, für uns, fremde Tradition und Kultur. Doch wo findet man diese noch? Meinen Erfahrungen nach, bei den kleinsten Teilen der chin. Gesellschaft. So ist das Bild des kehrenden Mönchen leider arg am bröckeln. Gerade für jemanden der begeistert die chinesische Philosophie, Sittenlehre, Körperlehre, ect. für äußerst interessant erachtet, ist dies ein herber Rückschlag.

Der chinesische Alltag ist abgefahren und mühselig, doch auch faszinierend und leider manchmal abstoßend. So richtig kann ich es nicht in Worte fassen, es ist mehr ein Gefühl was mich nach China zieht, aber dann auch wieder davon abhält.
Ich habe während meiner Zeit dort sehr viele Erfahrungen gesammelt für die ich heute dankbar bin. Ich habe viele verschiedene Situationen und Ereignisse mitbekommen auf die ich lieber verzichtet hätte, doch bin ich inzwischen froh über eben jene.

China hat mich geformt! Ich denke ich habe doch vieles über mich selbst erfahren und viele Seiten an mir entdeckt, die ich hier in Deutschland nie beachtet hätte. (Vom Möchtegern-Kolonialherren, zum demütigen Gemeinschaftsmensch, vom Schweiger zum Aufschneider, ect.)
Derzeit studiere ich Sinologie im Nebenfach, aber dennoch werde ich es diesen Winter abwählen und mich auf meine zweite asiatische Liebe stärker konzentrieren, Japan.

Sehr viele Dinge stoßen mir an China bitter auf, das fängt beim Tierschutz an, geht über Menschenrechte, Hygiene, Politik und endet irgendwann beim durch das Eltern ermutigte "mitten-auf-den-Gehweg-kacken" von kleinen Kinden. (Ja ich habe es tatsächlich und sehr oft beobachten können. Ein Hurra auf die Hosen mit Schlitz im Schritt- und Pobereich :? ) Natürlich sind dies alles subjektive Empfindungen und jeder erlebt China anders, doch für mich gibt es in diesem großen Land einfach zu viele Negative.

Steckt mich jetzt bitte nicht mit Leuten in eine Schublade, die Deutschland oder Europa für das Maß aller Dinge halten. Das bin ich, weiß Gott, nicht! Fernher halte ich keine der Kulturen für der anderen Überlegen. Für mich besteht der beste Weg in der "goldenen Mitte". Einer Verschmelzung der Kulturen stimme ich zu und irgendwann werden wir vielleicht einen für alle akzeptablen Konsens finden.

Für meine Lebensweise (ich fokussiere meine Studien und Studienzukunft, sowie auch mein Lebensinhalt auf die geistlichen Einflüsse der verschiedenen Kulturen auf unser Leben und wie es besser werden könnte) erachte ich Japan als geeigneteren Ort für mich. Dort gibt es zwar auch sehr viele Dinge die mich stören, aber im Vergleich zu den chinesischen Problemen erscheinen sie mir eher marginal. Meines Empfindens nach hat die japanische Gesellschaft den, mir sehr wichtigen, Spagat zwischen Tradition und Moderne besser hinbekommen.

Daher bedeutet für mich China ein immerwährendes Abenteuer mit ungewissen Ausgang. Dieses Land und seine Menschen haben, tun und werden mich immer beeindrucken, abstoßen und doch beeinflussen. Doch in seinem jetzigen Zustand ist es, trotz all seiner Wärme und interessanten Eigenheiten, kein Platz für mich zum Leben. Jeder wie er will, doch nicht jeder wie er kann.

Ich hoffe der Text ist nicht allzu lang geworden, doch musste dies einfach mal aus mir raus. Ich quäle mich nun schon fast 2 Jahren mit der Frage: China vs Japan.

Schreibfehler dürfen behalten werden, es ist spät ich bin müde und meine Katze liegt halb auf der Tastatur. :mrgreen:
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Re: Re:

Beitrag von bossel »

i18n hat geschrieben:
bossel hat geschrieben:Ob Du's glaubst, oder nicht: Ethik ist extrem kulturabhängig.
Nein, ist sie nicht, Du meinst Moral. Ethik ist zeit- und kulturunabhängig.
Ach je, wieder mal einer, der glaubt, besser zu wissen als ich, was ich meine. :roll:

Ich meine Ethik, genau wie's da steht. & diese ist nunmal sehr kulturabhängig (selbst wenn man das Wort nicht als Synonym von Moral sieht, sondern im Sinne von Morallehre).
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Re: Re:

Beitrag von happyfuture »

bossel hat geschrieben:
i18n hat geschrieben:
bossel hat geschrieben:Ob Du's glaubst, oder nicht: Ethik ist extrem kulturabhängig.
Nein, ist sie nicht, Du meinst Moral. Ethik ist zeit- und kulturunabhängig.
Ach je, wieder mal einer, der glaubt, besser zu wissen als ich, was ich meine. :roll:

Ich meine Ethik, genau wie's da steht. & diese ist nunmal sehr kulturabhängig (selbst wenn man das Wort nicht als Synonym von Moral sieht, sondern im Sinne von Morallehre).
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von Topas »

bossel hat geschrieben:Ach je, wieder mal einer, der glaubt, besser zu wissen als ich, was ich meine. :roll:
Also, wenn jetzt mal von der Prämisse ausgegangen wird, dass dir deine eigene Meinung in deiner Kindheit letztendlich auch nur von anderen beigebracht wurde......... :wink: :mrgreen: :lol:
Topas grüsst recht herzlich WHSAP
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von beowulf »

Hallo Leute, lange habe ich mich nicht mehr gemeldet und heute Nacht einmal diesen doch schon alten Thread ausgegraben.
Sorry, wenn ich das jetzt etwas direkt sage... Aber du und Cao Mao steckt tief in der Orientalismus Falle drinnen. Ich kann hier einiges an westlichen Wunschprojektionen in euren Postings lesen, welche die Realität niemals gerecht werden kann. Ähnliche Verhaltensweisen kenne ich auch von Tibet Freaks, diese können sich aber leicht selbst belügen, und schieben ihre Enttäuschung bei "echten Kontakt" mit Tibetern einfach auf die bösen chinesischen Besatzer (Haben die Kultur zerstört, deswegen sind die Tibeter so grob und keine sanften Tauben etc.)...

Wenn du hier nicht aufpasst und darüber einwenig reflektiert wieviel deinerseits eigentlich reine Wunschprojektion* ist wirst du bei Japan früher oder später zu einer ähnlichen "Hass-Liebe" gelangen, wie jetzt bei China. Besonders Japan ist ein weiterer Kandidat für ein typisches "Hass-Liebe" Land für viele Westler. Ich denke wenn du länger in Japan warst, wirst du auch diverse chinesische Eigenheiten vermissen...

Übrigens musst du dich nicht entscheiden. Du kannst sowohl Japan als auch China interessiert sein. In einem Lebensabschnitt ist vielleicht jenes Land mehr im Vordergrund, in einem anderen vielleicht das andere. Zum Glück haben wir ja doch eine durchschnittlich doch um einiges größere Lebenserwartung als ein Hamster :lol: :lol:

*(gibt es übrigens nicht nur bei Kulturen, sondern auch bei Partnerschaften. Das sind dann die Fälle wo sich eine Hass-Liebe enwickelt, wenn sie herausbekommen, dass die "heilige" Freundin keine Jungfrau ist oder in einigen Punkten eine doch ganz andere Einstellung hat und wenn sie nur für das falsche Fußball Team hält)
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von PAX »

Ich würde es nicht unbedingt "Orientalismus-Falle" oder Wunschprojektion nennen. Das es in China nicht so zu geht, wie in den alten Jacky Chan Filmen dürfte ja jedem klar sein, aber mein pers. China-Gau war einfach die Tatsache, dass sich vieles von dem, was sich die chinesische Kultur erarbeitet hat und sie für mich so interessant macht, heute nicht mehr wirklicher Bestandteil der Kultur ist, oder reinen Tourismuszwecken dient. Und ich meine damit jetzt keine Shaolinklöster, Buddhastatuen oder sowas, sondern eher die chinesische Gedankenwelt. Kleine Alltagssituationen eben.
Das ist jetzt kein China-Spezifisches Symptom (Deutschland ist nicht viel anders) aber dort kam es mir während meiner Zeit stärker gekünstelt vor als anderswo.
Ich kann inzwischen halt mehr mit der modernen japanischen Gesellschaft anfangen, als mit der Chinesischen. Jeder tickt da anders.
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von Taiyang »

PAX hat geschrieben: Ich kann inzwischen halt mehr mit der modernen japanischen Gesellschaft anfangen, als mit der Chinesischen. Jeder tickt da anders.
Das ist wohl so, weil ich habe bisher noch keine künstlichere Gesellschaft erlebt, als die in Japan.
Je länger ich jetzt in China bin, umso mehr fällt mir auf, was ich die ganze Zeit in Japan vermisst habe: Menschen, die sich auf der Straße streiten, lautstarke Unterhaltungen beim Essen, auch mal komplett unstylish auf die Straße gehen zu können, einfach Leute ansprechen zu können, ohne mir vorher Gedanken machen zu müssen, in welcher Höflichkeitsstufe ich diesen jetzt anreden muss, mit anderen Worten: menschliche Umgangsformen und ungezwungeneres Leben. Nicht so ein roboter-artiges Dasein wie in Japan.
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PAX
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von PAX »

Und genau das, so seltsam es klingt, reizt mich an Japan. Von meinen kleineren Aufenthalten mal abgesehen, möchte ich dieses, im Gegensatz zum Chinesischen, vollkommen andere gesellschaftliche Leben miterleben.

Menschen, die sich auf der Straße streiten, lautstarke Unterhaltungen beim Essen habe ich lange genug um mich herum gehabt und bin dessen überdrüssig geworden. Vielleicht wird es in ein paar Jahren ja anders sein und mein Interesse richtet sich wieder mehr gen China, wer weiß?
Gott sei dank, versuche ich so viel wie möglich aus beiden Kulturen mitzunehmen und bin auch auf Rückschläge eingestellt. Wenn ich mir da so manchen Studenten aus meinem Jahrgang ansehe was der/die sich so von Japan/China erträumt... da rollen sich mir die Fußnägel auf.
Zu Schade, dass solche Leute den Ostasiatischen Raum nur aus Animes und Fernsehserien kennen und sich dann ein Traumland zurechtträumen, welches gar nichts existiert.
Ein wenig geträumt habe ich damals auch, aber bei weitem nicht in diesen Bahnen.

PAX
Der immernoch der Meinung ist, dass man aus beiden Kulturen viel lernen und adaptieren kann.
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von beowulf »

PAX hat geschrieben:sondern eher die chinesische Gedankenwelt.
Ich habe genau das gemeint mit Orientalismus-Falle/Wunschprojektionen.
Das ist jetzt kein China-Spezifisches Symptom (Deutschland ist nicht viel anders) aber dort kam es mir während meiner Zeit stärker gekünstelt vor als anderswo.
Wenn ich fragen darf, inwiefern ist die "Deutsche Gedankenwelt" heutzutage gekünstelt oder nicht mehr vorhanden? Ich sehe durchaus eine Kontinuität in der Entwicklung. Für mich klingt das wieder ein wenig nach Wunschprojektion (als ob früher an jeder Strassenecke ein Goethe, ein Kant oder ein Beethoven zu finden gewesen wären, oder bei China ein Laotse, ein Konfuzius oder ein Li Bai ;-)
Ich kann inzwischen halt mehr mit der modernen japanischen Gesellschaft anfangen, als mit der Chinesischen.
Glaube ich dir schon. Ich sage nur, dass wenn du länger und intensiver mit der japanischen Gesellschaft im Kontakt bist du auch früher oder später an einem ähnlichen Punkt wie bei China angelangen wirst. Kann natürlich sein, dass du mit der japanischen Kultur im Endeffekt besser klarkommst.
Jeder tickt da anders.
Natürlich. Es gibt Leute die fühlen sich in den USA, in z.B. Texas wohler und andere dafür eher im liberalen Schweden. Andere wiederum brauchen das sogenannte "Temperament" der Spanier um sich usw.

Ich habe halt den Eindruck nach deinem Posting, dass es sich hier primär um enttäuschte Erwartungen bei dir handelt. Und enttäuschte Erwartungen sind doch zu 99% eigentlich falsche (fehlerhafte) Erwartungen. Hättest du nicht wirklich Erwartungen bzw. Vorstellungen bezüglich China und Japan gehabt, würde ich daraus schliessen, dass Japan dir einfach eher liegt. So habe ich aber eher den Eindruck das du in der Orientalismusfalle gefangen bist. :wink:


ps. Menschen, die sich auf der Straße streiten, lautstarke Unterhaltungen beim Essen habe ich lange genug um mich herum gehabt

Wer sagt eigentlich, dass im klassischen China nicht genauso diese Verhaltensweisen existierten? Zumindest bei westlichen Reiseberichten aus der späten Qing, werden solche Verhaltensweisen an verschiedenen Stellen erwähnt.
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von Laogai »

PAX hat geschrieben:[...] aber mein pers. China-Gau war einfach die Tatsache, dass sich vieles von dem, was sich die chinesische Kultur erarbeitet hat und sie für mich so interessant macht, heute nicht mehr wirklicher Bestandteil der Kultur ist [...]
Was hat sich denn die chinesische Kultur erarbeitet und ist jetzt nicht mehr deren Bestandteil?

Und wo kann ich das Posting von beowulf über mir mit einem Passt! unterschreiben? :wink:
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von bossel »

Topas hat geschrieben:Also, wenn jetzt mal von der Prämisse ausgegangen wird, dass dir deine eigene Meinung in deiner Kindheit letztendlich auch nur von anderen beigebracht wurde......... :wink: :mrgreen: :lol:
Naja, dann müßte i18n aber all jene Leute kennen & was sie mir beigebracht haben. Jetzt mal abgesehen davon, daß es wesentlich mehr Einflüsse bei der Bewußtseinsbildung gibt als bewußte Bildung.
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von Grufti »

Hätte ich bald vergessen, diesen Thread in den Wettbewerb "Ayanes Liste Nr. 46" zu setzen. :oops: :oops:

Er ist nach 3 Jahren und 7 Monaten reaktiviert worden !

Grufti Betreff des Beitrags:
Verfasst: 03.09.2006, 11:37

i18n Betreff des Beitrags: Re:
Verfasst: 28.04.2010, 17:47
Früher ging es uns gut. heute geht es uns besser...
Es wäre aber besser , es ginge uns wieder gut !
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Re: Was bedeutet euch China?

Beitrag von Taifun »

Dieser Thread sollte nicht einschlafen, auch wenn sein Schöpfer Lanhua schon seit 2007 abwesend ist. Ja, Lanhua war in China verliebt. Aber auch den emotionalen Beitrag von Pax ["China hat mich geformt!"] auf dieser Seite oben finde ich wertvoll zum Thema.

Für mich war China schon immer ein Hoffnungsträger, zunächst in wirtschaftlicher Hinsicht. Denn den westlichen Märkten drohte vor der Öffnung Chinas mit Deng Xiaoping die Sättigung, der "Höhepunkt" (Maximum/Optimum) schien bald erreicht, auch wurde diese Art "Fortschritt" vom Club of Rome grundsätzlich in Frage gestellt. Durch die Öffnung des Landes bekam der "Wohlstand" wieder Fahrt, die Wirtschaft florierte erneut. Denn die Wirtschaftskraft korreliert mit der Größe des Marktes (sehr vereinfacht, ok), und Chinas Märkte wachsen noch immer.

Wobei ich mit Andreas Reckwitz (Buchtitel Das Ende der Illusionen, Oktober 2019) feststelle, dass die westlichen Länder schon seit längerem eine Dekadenzphase durchlaufen. Und noch folgte jeder Hochkultur (wenn man die Zivilisation des Kapitalismus so bezeichnen will) der unaufhaltsame Niedergang. Außerdem bezeichnen die Anführungsstriche im vorigen Absatz Begriffe, die (nicht erst) heute von kritischen Geistern nachhaltig hinterfragt werden.

Sollte China, und das ist jetzt politisch gesehen, über kurz oder lang auch wirtschaftspolitisch eine Alternative anbieten können, die etwa das Prinzip der Gewinnmaximierung in ein neues Prinzip z.B. eines Ressourcengleichgewichtes transformiert, könnte China auch (wirtschafts)politisch zum Hoffnungsträger werden. Ein rationales Bild, ja, aber vielleicht eines, für das sich auch Chinesen begeistern können.
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