Wie wird man eigentlich...

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blur
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Wie wird man eigentlich...

Beitrag von blur »

Parteimitglied in der kommunistischen Partei Chinas? Kann das jeder werden der hingeht und sagt "hier bin ich" oder gibt es bestimmte Aufnahmebedingungen? Wenn die Eltern Mitglieder sind, werden die Kinder dann automatisch auch Mitglied bzw. müssen die Eltern Mitglied sein um als Kind überhaupt aufgenommen zu werden zu können?
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Sarilas
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von Sarilas »

Mein Schwiegervater ist Mitglied, ich habe nachgefragt ob ich auch beitreten könne, die meinten nein nicht jeder kann beitreten vor allem nicht als Ausländer.
Andy_yi
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von Andy_yi »

blur hat geschrieben:Parteimitglied in der kommunistischen Partei Chinas? Kann das jeder werden der hingeht und sagt "hier bin ich" oder gibt es bestimmte Aufnahmebedingungen? Wenn die Eltern Mitglieder sind, werden die Kinder dann automatisch auch Mitglied bzw. müssen die Eltern Mitglied sein um als Kind überhaupt aufgenommen zu werden zu können?
Es gibt bestimmte Aufnahmekriterien - die ganzen Details kenne ich nicht. Nur das es heutzutage für Leute mit Universitätsabschluss einfacher ist. Meistens kann man schon im Rahmen seines Studiums eintreten.

Die Kinder sind nicht automatisch in der KPCh wenn die Eltern Mitglied sind, genau so wenig müssen die Eltern Mitglieder sein damit das Kind eintreten kann.
blur
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von blur »

Wäre interessant zu wissen wie die genauen Aufnahmebedingungen aussehen bzw. zu was sich die Mitglieder der Partei gegenüber verpflichten.
Eine Freundin von mir ist Mitglied, über QQ möchte ich aber ungern über Politik mit ihr sprechen, wer weiß auf welcher Liste man da evtl. landet. Sie ist noch recht jung und hat ihr Studium erst vor kurzem beendet, kann also schon sein das sie ihm Rahmen dessen beigetreten ist. Nur Was bedeutet diese Mitgliedschaft, außer das man evtl. Vorteile bei der Wahl des Arbeitsplatzes hat, tatsächlich?

Ihre Eltern haben drei Kinder, alle drei haben Studiert. Wir verstehen uns sonst super, aber was ihre Eltern von Beruf sind will sie mir nicht verraten. Ich habe die Vermutung das die höhere Posten in der Partei haben, wie sonst könnte man drei Kinder in China auf die Uni schicken? Sie muss schon sehr aufs Geld achten, daher denke ich nicht das die Eltern reiche Fabrikbesitzer oder dergleichen sind.
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von blur »

qpr hat geschrieben:http://german.china.org.cn/de-zhengzhi/2.htm

Da stehen auch die Aufnahmebedingungen.

Danke. Ist aber ein wenig allgemein:

"Wer um die Aufnahme in die Partei nachsucht, muß ein Antragsformular ausfüllen, von zwei ordentlichen Parteimitgliedern empfohlen werden und kann erst dann ordentliches Mitglied werden, wenn sein Antrag durch die Mitgliederversammlung der Zelle angenommen und von der übergeordneten Parteiorganisation bestätigt worden ist und er sich während der Kandidatenzeit hat prüfen lassen."

Wie genau sieht diese Prüfung aus? Das steht da leider nicht.

Auch sehr schön:
Besteht das Parteimitglied, das zum Austritt aus der Partei bewogen werden soll, darauf, nicht auszutreten, soll der Fall der Mitgliederversammlung der Zelle zur Diskussion vorgelegt und beschlossen werden, daß die Streichung seines Namens aus der Mitgliederliste bekanntgegeben wird.

Was bringt die Diskussion wenn man das Mitglied eh ausschliessen soll? :?:
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von Andy_yi »

blur hat geschrieben: Wie genau sieht diese Prüfung aus? Das steht da leider nicht.
Als meine Frau während ihrer Unizeit (2008) beigetreten ist musste sie einmal an einer Versammlung teilnehmen. Das wurde dann vermerkt und hat gereicht. Nach der Aufnahme hat man keine wirklichen Verpflichtungen wie mir scheint. Ist dann so ähnlich als wenn du Parteimitglied in einer Deutschen Partei bist. Entweder du besuchst weiter Versammlungen und engagierst dich, bringst dich ein, oder du lässt es halt bleiben.
blur hat geschrieben:Ihre Eltern haben drei Kinder, alle drei haben Studiert. Wir verstehen uns sonst super, aber was ihre Eltern von Beruf sind will sie mir nicht verraten. Ich habe die Vermutung das die höhere Posten in der Partei haben, wie sonst könnte man drei Kinder in China auf die Uni schicken? Sie muss schon sehr aufs Geld achten, daher denke ich nicht das die Eltern reiche Fabrikbesitzer oder dergleichen sind.
Vielleicht sind die Eltern auch normale Arbeiter und haben statt auf Wohnungen zu sparen, alles Geld zusammen gekratzt um die Kinder auf die Uni zu schicken. So haben es die Eltern meiner Frau auch gemacht. Die haben weder höhere Posten in der Partei, noch sind sie reiche Fabrikbesitzer. Das könnte also auch ein Grund sein warum sie nicht näher darauf eingeht und auch aufs Geld achten muss ;) !
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von blur »

Andy_yi hat geschrieben:Vielleicht sind die Eltern auch normale Arbeiter und haben statt auf Wohnungen zu sparen, alles Geld zusammen gekratzt um die Kinder auf die Uni zu schicken. So haben es die Eltern meiner Frau auch gemacht. Die haben weder höhere Posten in der Partei, noch sind sie reiche Fabrikbesitzer. Das könnte also auch ein Grund sein warum sie nicht näher darauf eingeht und auch aufs Geld achten muss ;) !
Klar, könnte schon sein. Sie weiß aber was meine Eltern machen, die sind ja auch normale Arbeiter. Und ihre Eltern haben eine Wohnung. Aber das ist eher nebensächlich, hauptsächlich wollte ich mal wissen was Mitglieder für die Partei tun müssen und wie sie da reinkommen.
Warum man die Teilnahme an einer Mitgliederversammlung Prüfung nennt erschließt sich mir noch nicht so ganz, aber das wird vermutlich von Provinz zu Provinz unterschiedlich sein.
Müssen die Mitglieder auch eine Art Schwur leisten beim Beitritt? Ich verspreche Niemals gegen die Interessen der Partei zu handeln etc.?
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von Andy_yi »

blur hat geschrieben:hauptsächlich wollte ich mal wissen was Mitglieder für die Partei tun müssen und wie sie da reinkommen.
Wie bereits oben geschrieben, müssen die Mitglieder gar nichts für die Partei tun. Es gibt keine Anrufe ala. "Wir treffen uns heute da" und "du musst das jetzt tun". Ist wie bei einer Deutschen Partei, entweder du wirst selbst aktiv oder du lässt es bleiben.

Wenn man Mitglied werden will beantragt man eine Mitgliedschaft. Man sollte das ganze nicht überbewerten. Ist kein Geheimclub oder so :P ...
blur hat geschrieben: Müssen die Mitglieder auch eine Art Schwur leisten beim Beitritt? Ich verspreche Niemals gegen die Interessen der Partei zu handeln etc.?
Es gibt natürlich eine Satzung, das ist aber alles nur Formalität.
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von blur »

Und was hat deine Frau dazu bewogen dort einzutreten? Wurde ihr das auf der Uni nahe gelegt?
Hat sie es getan weil sie von der Partei überzeugt ist oder einfach damit man es in seine Bewerbung schreiben kann?
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von Andy_yi »

blur hat geschrieben:Und was hat deine Frau dazu bewogen dort einzutreten? Wurde ihr das auf der Uni nahe gelegt? Hat sie es getan weil sie von der Partei überzeugt ist oder einfach damit man es in seine Bewerbung schreiben kann?
Habe dir eine Privatnachricht geschickt. Lg
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von beowulf »

Eine Freundin von mir ist von ihrer Professorin, die auch in der Partei ist, angesprochen worden. Sie ist eher eine Vorzeigestudentin, spricht Englisch, Französisch und Spanisch und hat generell einiges auf dem Kasten. Unter anderem hat sie nach dem Bachelorabschluss für die Dagong Bao gearbeitet. Jetzt schliesst sie das Masterstudium internationale Beziehungen auf der Wuhan Daxue ab. Ihre Eltern sind Beamte, aber das hat damit nichts zu tun. Dafür sind die in der Hierarchie viel zu weit unten angesiedelt. "Verpflichtungen" hat sie eigentlich keine. Sie geht zu keinen Versammlungen und wird auch keine Beamtenbahn einschlagen.

Beweggründe beizutreten? Naja, dumm wäre man, wenn man das Angebot abschlägt. Bringt doch viele Vorteile, auch wenn man davon nicht gebrauch macht. Die KP folgt durchaus der Maxime möglichst viele gute&clevere Leute zu rekrutieren. Hier ist sie schon im Einklang mit der konfuzianischen Beamtentradition.
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einfach-ich
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von einfach-ich »

du kannst ja auch nicht einfach cdu mitglied werden
frag mal da nach
fast der selbe scheiss
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von blur »

einfach-ich hat geschrieben:du kannst ja auch nicht einfach cdu mitglied werden
frag mal da nach fast der selbe scheiss
Da hat man aber auch nicht die eventuell in China vorhandenen Vorteile. Ich habe nur mal eine Bewerbung gesehen, da muss man in den Lebenslauf schreiben ob man Mitglied ist oder nicht. In Deutschland wird das da nicht drin stehen, kann höchstens passieren das du jemanden kennst der jemanden kennt...

Wie siehts mit den Mitgliedsbeiträgen aus, werden die nach Einkommen gestaffelt oder sind die für alle gleich?
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von Bernhard »

Ich habe so meine Zweifel an diesem "alles nur Formalität". Mag sein, dass das heutzutage in der Praxis so gehandhabt wird. Dass es ursprünglich so vorgesehen war, bezweifle ich aber.

Wie in dem Text schon ausgeführt, braucht man die Empfehlungsschreiben von zwei Parteimitgliedern. Dann wird wohl der Lebenswandel ziemlich genau geprüft. Wie die restliche "Prüfung" abläuft (und ob es eine gibt), weiß ich nicht genau. Jedoch sagte eine Chinesin mir einmal, dass man etwas schreiben müsse, was sie die "Autobiographie" nannte. Das erinnert mich an Maos Zeiten, als man Selbstkritiken schreiben musste und ständig Rechenschaft darüber ablegen (und ggf. "gestehen" musste), mit wem man wann wo wie oft Kontakt hatte.
Heutzutage ist das sicherlich nicht mehr genau so aufgezogen, aber mich würde schon interessieren, ob es das im Kern immer noch gibt.

Dass man nicht voll hinter der Sache der Partei stehen muss, daran habe ich auch meine Zweifel. Dass manche Parteimitglieder das nicht tun, mag sein; mich würde aber interessieren, ob die Partei das nicht verlangen kann.
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Re: Wie wird man eigentlich...

Beitrag von beowulf »

Bernhard hat geschrieben:Ich habe so meine Zweifel an diesem "alles nur Formalität". Mag sein, dass das heutzutage in der Praxis so gehandhabt wird. Dass es ursprünglich so vorgesehen war, bezweifle ich aber.

Wie in dem Text schon ausgeführt, braucht man die Empfehlungsschreiben von zwei Parteimitgliedern. Dann wird wohl der Lebenswandel ziemlich genau geprüft. Wie die restliche "Prüfung" abläuft (und ob es eine gibt), weiß ich nicht genau. Jedoch sagte eine Chinesin mir einmal, dass man etwas schreiben müsse, was sie die "Autobiographie" nannte. Das erinnert mich an Maos Zeiten, als man Selbstkritiken schreiben musste und ständig Rechenschaft darüber ablegen (und ggf. "gestehen" musste), mit wem man wann wo wie oft Kontakt hatte.
Heutzutage ist das sicherlich nicht mehr genau so aufgezogen, aber mich würde schon interessieren, ob es das im Kern immer noch gibt.

Dass man nicht voll hinter der Sache der Partei stehen muss, daran habe ich auch meine Zweifel. Dass manche Parteimitglieder das nicht tun, mag sein; mich würde aber interessieren, ob die Partei das nicht verlangen kann.
Das verfassen von Selbstkritiken ist eine konfuzianische Tradition, die von Mao aufgegriffen und instrumentalisiert wurde, aber auch heute noch weit verbreitet ist. In vielen chinesischen Firmen ist das verfassen von Selbstkritiken ein muss. Häufig auch kombiniert mit dem Verfassen von Kritiken an den Chef. Was dann meistens in solchen Kritiken endet ala. Der Chef arbeitet zuviel und sollte mehr auf seine Gesundheit achten. :lol: Die Kulturrevolution ist auch ein Produkt der chinesischen Kultur. Aber ich glaub, ich habe dir schon an anderer Stelle versucht das zu erklären.

Zum eigentlichen Thema - sicher gibt es einen Background Check, inklusive Bewerbungsschreiben etc. und ein Selektionsverfahren.

Ja es stimmt, die KP ist riesengroß - aber trotzdem ein exklusiver Club. Zig Millionen wollen aufgenommen werden und bewerben sich aktiv und ich kenne keinen Chinesen der ein Angebot zur Aufnahme nicht abschlagen würden.


Was bedeutet "hinter der Sache der Partei stehen"? No na ned, wird ein Liu Xiaobo Anhänger nicht in die KP aufgenommen. Natürlich "steht man hinter der Partei". Warum sollte jemand der sich offen als Feind der Partei deklariert in die Partei aufgenommen werden? Aber was meinst du damit genau? "Die Partei" ist kein monolitischer geschlossener Block. Es gibt verschiedene Fraktionen die unterschiedliche Ideologien - oder sagen wir Auslegungen - vertreten. Oft habe ich das Gefühl, es gibt sogar unterschiedlichere Ansätze/Programme als in Deutschland oder Österreich. Die Großparteien unterscheiden sich ja nicht mehr wirklich voneinander.
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