Warum ißt man in China keine Kartoffeln?

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monalisa

Warum ißt man in China keine Kartoffeln?

Beitrag von monalisa »

Habe im Englischunterricht als Hausaufgabe bekommen, warum man in China keine Kartoffeln ißt. Wer kann mir helfen?
Gast

Beitrag von Gast »

Wir - Chinesen sind Reisbauer.
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devurandom
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Re: Warum ißt man in China keine Kartoffeln?

Beitrag von devurandom »

monalisa hat geschrieben:Habe im Englischunterricht als Hausaufgabe bekommen, warum man in China keine Kartoffeln ißt. Wer kann mir helfen?
Kartoffel kommt aus Südamerika. Man isst in Europa ja auch noch nicht solange Kartoffel. AFAIK wird in Deutschland erst seit ca. 300 Jahren Kartoffel angebaut. Am Anfang wurde Kartoffel auch hier zu Lande skeptisch betrachtet, da viele aus Unwissenheit die giftige Pflanze über dem Boden gegessen haben, ausserdem war da der Verdacht, dass was unterirdisch wächst, vom Teufel sein könnte. :)
Man isst in China durchaus Kartoffel, allerdings nicht als Hauptnahrungsmittel. Ich denke, dass es sogar wahrscheinlich ist, dass die Chinesen früher als die Europäer Kartoffel gekannt haben. Da waren die Chinesen aber schon ein Agrarvolk, das Reis anbaute. Die Chinesen hatten vermutlich keine (permanente) Probleme mit Ernährung der Population, deshalb war auch keine Notwendigkeit da, die Hauptnahrungsmittel auf Kartoffel umzustellen.

my 2 Cents.

Gruß
/dev/urandom
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Scipio
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Beitrag von Scipio »

@ monalisa:

China ist gemäss Wikipedia der grösste Kartoffelproduzent der Welt.

Zitat:
Der weltweit größte Kartoffelproduzent ist die Volksrepublik China mit 66,573 Mio. Tonnen. Danach folgen Russland (32,871 Mio. t), Indien (24,082 Mio. t), die USA (20,856 Mio. t), die Ukraine (16,620 Mio. t), Polen (15,524 Mio. t), Deutschland (11,492 Mio. t), Weißrussland (7,421 Mio. t), die Niederlande (7,363 Mio. t), Frankreich (6,877 Mio. t), Großbritannien (6,375 Mio. t) und die Türkei (5,200 Mio. t). Diese zwölf Staaten produzieren rund 71 % der gesamten Welternte des Jahres 2002.

Man kann also annehmen, dass auch in China einige Kartoffeln gegessen werden. Vielleicht aber nicht in jedem Landesteil.

MfG, Scipio :wink:
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Kerrigan
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Beitrag von Kerrigan »

Vielleicht werden die auch nur als Viehfutter - wie früher in Europa - verwendet.
Gast

Beitrag von Gast »

@ devurandom
In einem "wissenschaftlichen" Propaganda-Buch, dessen Titel ich damals nicht aufschreibenswert fand(Plants in China, oder Flora in China), habe ich gelesen, dass in China seit dem fruehen 16. Jhdt. Kartoffeln angebaut werden. Dem habe ich damals nicht so getraut gehabt, da in China immer alles hoeher, schneller, besser war/ist. :wink:

Wir haben auf unserer sparsamen Reise eigentlich in jeder Provinz Kartoffeln gegessen. Chinesisches Essen kann sehr lecker sein, aber mit der deftigen Hausmannskost auf dem Dorf haben wir uns nicht immer anfreunden koennen. Da kann man zwischendurch als Deutscher etwas Vertrautes bekommen.

Kartoffeln sind wegen dem geringen Eigengeschmack genauso wie Vollkornbrot nicht sehr beliebt. Scheint auch mehr in Nordchina angebaut zu werden. heutzutage wird so viel Fleisch wie moeglich gegessen, so dass die Kartoffel vielleicht ein Image von arme Leute Essen hat (?). :roll:

Da der Name auf deutsch und englisch aehnlich ist:
Suesskartoffeln kann man in Peking an fast jeder Strassenecke bekommen. In Sichuan, Yunnan und Guangxi haben wir einzelne Pflanzen in Kohlbeeten gesehen, oder als Begruenung der Haenge am Reisfeld (nahrhafter Erosionsschutz).
Vielleicht werden die auch nur als Viehfutter - wie früher in Europa - verwendet.
Das ist heute auch noch in Deutschland Fall, aber wohl eher ein Problem von "Luxusgesellschaften" mit deutlicher Ueberproduktion. Ob das in der chinesischen Landwirtschaft schon so stark der Fall ist weiss ich nicht.
warum man in China keine Kartoffeln ißt.
In einem Land wo fast alles gegessen wird was einen Naehrwert hat, ist die Kartoffel nichts exotisches.

Ich glaube es wird schwer etwas zu finden, was es in China nicht gibt.
Egal worum es geht, in einem Land in dem 1,3 Mrd. Menschen leben, das groesser als die EU ist, wird man wohl eine beachtenswerte Gruppe Menschen finden, die genau das macht.

Eine komische Aufgabenstellung.
Hoert sich mehr nach Strafarbeit an. :lol:
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Koschka
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Beitrag von Koschka »

Ein bekanntes Kartoffelgericht sind extrem dünn geschnittene Kartoffelstäbchen, die im Wok gegart werden. So ähnlich wie Pommes aber so dünn wie Streichhölzer. Schmeckt lecker.
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domasla
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Beitrag von domasla »

@Kerrigan:
An mich sind schon mal welche verfüttert worden. Kann mich nicht beklagen.

@monalisa:
Ich würde argumentieren, dass in China Kartoffeln ernährungstechnisch nicht notwendig sind und sich deshalb nicht durchgesetzt haben. Das Land hat mehrere deutlich unterschiedliche Klimazonen (ist bestimmt auch im Atlas zu belegen) und andere Jahreszeiten als bei uns. Evtl. macht im Nordosten der Anbau etwas Sinn.

Meiner Meinung nach werden Kartoffeln als "exotische" Abwechslung gegessen. Kann ich mir gut geachtelt frittiert oder in Scheiben gebraten vorstellen. So sind sie für Stäbchen geeignet. Andere "amerikanische" Pflanzen sind aus der chinesischen Küche nicht wegzudenken: Paprika und Tomate. Die Kartoffel macht da eher die Ausnahme.

Domasla
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Jensalt
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Chinesischer Sumpf

Beitrag von Jensalt »

Nachtrag zu dem was ich als Gast vor ein paar Stunden geschrieben habe.

In den Gegenden von China wo die letzte Eiszeit nicht so gehaust hat und die Bodenentwicklung schon weiter fortgeschritten ist (sehr tonig), koennte ich mir vorstellen, dass die Kartoffeln nicht so viel Luft im Boden bekommen und anfaellig fuer Krankheiten werden. Diese unguenstigen Anbaubedingung wird durch die reichlichen Regenfaelle im Sommer wohl noch gefoerdert.

Bei Reis ist das Verhaeltnis von dem was man saeht und spaeter erntet viel guenstiger als bei anderen Getreidearten. Da er aber viel Wasser benoetigt (Sumpfpflanze), ist er eher auf den Sueden beschraenkt und wir in einem nord-sued Gradienten allmaehlich vom Weizen abgeloest, im Westen von Mais (groessere Temperaturschwankungen und trockener).
Diese Pflanzen sind wohl auch selbstvertraeglicherals Kartoffeln, so dass man keine komplizierte Fruchtfolge einfuehren muss und jedes Jahr das gleiche anbauen kann. So kann man also mit geringerem Aufwand viel und oft ernten.

Die Hungersnoeten sehe ich schon als bewiesen an, wenn man sieht was alles als Eiweissquelle neben den Sattmachern Kartoffel, Weizenprodukte, Mais, Reis gegessen wird. *schuettel*
Das Gourmet-China wurde fuer mich von einem nur geringen Teil der Bevoelkerung entwickelt und verfeinert.

Ich weiss nicht ob alles stimmt, bin kein praktizierender Bauer, nur so Gedanken halt... :roll:

Aber Dein Englisch-Lehrer hat bestimmt einen ganz anderen Hintergedanken als Euch ueber Kartoffeln recherchieren zu lassen.
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http://www.china.82er.de
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domasla
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Beitrag von domasla »

Unserer Englischlehrer hat uns mal ein survival kit mit Phrasen für Aufsätze gepackt:

"As a conclusion one could safely say that..."

At the end of term one of our students said she added only one word to her vocabulary. - Which one? - I don't remember.

Domasla
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devurandom
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Beitrag von devurandom »

. Dem habe ich damals nicht so getraut gehabt, da in China immer alles hoeher, schneller, besser war/ist
hehe, Das ist wahr, ich habe in der Schule gelernt, dass die Chinesen so ziemlich alles erfunden haben, (z.T. bloss später wieder vergessen, wehalb man die Erfindung dieser Dinge dem Westen zuschreibt), Spitzenmässig war mal ein elendlanger Artikel in der shanghaier Abendblatt, wonach die Chinesen Golf("Sport", nicht das Auto) erfunden haben soll... ;) LOL
koschka hat geschrieben:Ein bekanntes Kartoffelgericht sind extrem dünn geschnittene Kartoffelstäbchen, die im Wok gegart werden
ich kenn das Gericht auch, meist mit Essig gewürzt. weiss aber nicht mehr ganz genau, wie's schmeckt.:) Curryhähnchen mit Kartoffelstückchen ist in der Region Shangahai auch ein alltägliches Gericht.
domasla hat geschrieben:Ich würde argumentieren, dass in China Kartoffeln ernährungstechnisch nicht notwendig sind und sich deshalb nicht durchgesetzt haben.
100% ack. Wie ich schon erwähnt habe, hatten die Chinesen vermutlich keine solche Nahrungsmangelprobleme wie damals in Europa, wo der Weizenertrag nicht mehr reichte, die Bevölkerung zu ernähern. Deshalb mussten/wollten sie auch nicht auf Kartoffel umstellen.
@monalisa
vielleicht hat dein LehrerIn sich auch einfach nicht genügend informiert, bevor er/sie die Aufgabe ausdachte. Sowas soll ja bei Lehrern öfter mal vorkommen. ;)

Gruß
/dev/urandom
Chinese 1

Kartoffel

Beitrag von Chinese 1 »

Hi,

sage mal deinem Lehrer, er soll sein Lehrgeld zurück zahlen.
Denn in China ist man genau so Kartoffeln wie hier bei uns, zwar in den Mengen etwas weniger.
Denn das Haupnahrungsgericht ist nun mal reis, dann Gemüse und folgend Kartoffeln.
Dort werden Süsskartoffel verwendet und die schmecken bei Chinesischen Gerichten hervorragend.

Gruss G.
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Qingdaobuddy
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Beitrag von Qingdaobuddy »

Was erwartest du von einem deutschen Lehrer ???

Frag lieber einen deutschen Studenten(nicht Sinologe) nach 5 Stadten in China ...

Pisa,wir kommen :-)
Chinese 1
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Beitrag von Chinese 1 »

ja, da muss ich Dir allerdings recht geben.

Nur wenn ich höre, in China ißt man keine Kartoffeln, dann muss ich erst einmal laut lachen, denn so viel Dummheit kann nur von einem unerfahrenen kommen.
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yinyang9000
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Beitrag von yinyang9000 »

In China werden Süßkartoffeln frittiert, gebacken und gekocht und große Mengen Süßkartoffelmehl wird als Stärke verwendet.
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