Sind chinesische Mütter "besser"?

Allgemeine Fragen und Erfahrungsaustausch rund um China - Kultur - Geschichte usw.
Benutzeravatar
VielUnterwegs
VIP
VIP
Beiträge: 1970
Registriert: 06.09.2010, 00:52
Wohnort: USA

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von VielUnterwegs »

Taiyang hat geschrieben:Ich meine, chinesische Schueler sind mit Schule, Nachhilfe, zusaetzlichem Englischkurs und was nicht alles schon eh ziemlich beschaeftigt.
Und muss das so sein? Ich sage ganz klar, nein. Ich habe mit 14 angefange besoffen ueber irgendwelche Faschingsfeiern des Schuetzenvereins zu taumeln, in der 10. Klasse sass ich bekifft im Mathe Unterricht und geraucht wurde sowieso. Den Frauen wurde auch schamlos nachgestellt. Ich konnte machen was ich wollte. Gelernt wurde nach der 7. generell nicht mehr und Hausaufgaben habe ich vielleicht einmal im Jahr gemacht. Wenn ueberhaupt. Ich habe meine Jugend also voll ausgenutzt, konnte machen was ich wollte und habe das sehr genossen. Lange Haare habe ich mir (gegen den Willen mancher) auch wachsen lassen und der Heavy Metal droehnte dazu. Mit 16 ging es auf die ersten Festivals. Ich war und bin ein freier Mensch. 5km heimlaufen betrunken durch den Wald? Stellt euch vor, ich habe es ueberlebt. Merhmals! Auch vor dem Computer hing ich stundenlang.

Ich habe sowohl Abitur, als auch Bachelor, als auch Master (englischsprachig im Ausland) mit einer 1 vor dem Komma abgeschlossen und bin auch nie sitzengeblieben. Ich war sowohl in Deutschland als auch dann in UK an angesehenen Hochschulen/Universitaeten. Ich habe mit 24 nun bald 7 Jahre Berufserfahrung. Mir wurde ein PhD angeboten. Ich habe die Freiheit alles zu tun und lassen was ich will. Natuerlich hatte ich dadurch auch harte Zeiten in denen ich rausfinden musste was ich will. Aber ich bin mir selbst treu geblieben und fand meinen Weg. Ich verdiene mein Geld selbst, habe eigene Interessen ausserhalb von PC, Sofa und TV und gehe diesen regelmaessig nach. Ich koche gern, aber nur das was mir wirklich schmeckt. Und warum? Weil ich als freier Mensch erzogen wurde. Nicht weil ich muss.

Zum Thema Instrument. Denn da wird ja gerne gesagt, wer das nicht unter Zwang lernt bereut es spaeter. Ich sollte (kein absoluter Zwang, aber ich sollte) Blockfloete lernen mit 10 und bin gescheitert. Ich durfte zum Glueck scheitern und aufhoeren. Ich habe es unter Zwang dann als Klasseninstrument gelernt fuer 2 Jahre und war nie gut darin. Zum Glueck wurde an unserem Gymnasium auch die ehrliche Bemuehung anerkannt. Ich habe trotzdem zur Musik gefunden und hoere sehr gerne sehr genau hin. Ich wollte dann Gitarre lernen mit 16 und bin wieder gescheitert. Ich haette also auch ein Instrument gelernt. Musik machen ist aber einfach nicht mein Talent. Ich bin froh, dass ich es mehrmals probiert habe, aber auch sehr froh, dass ich es nicht ueber zehn Jahre unter Zwang machen musste. So haette ich vielleicht nie zur Musik gefunden, sondern sie immer mit Zwang und Unangenehmem assoziiert.
Benutzeravatar
Taiyang
VIP
VIP
Beiträge: 1224
Registriert: 29.12.2009, 16:31
Wohnort: 爱丁堡

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von Taiyang »

VielUnterwegs hat geschrieben: Und warum? Weil ich als freier Mensch erzogen wurde. Nicht weil ich muss.
Das ist schoen fuer dich. Hilft aber leider Millionen von asiatischen Kindern nicht, die diese Wahl nicht haben :wink:

Waerst du in China oder Japan oder Korea aufgewachsen (mit entsprechenden Eltern), haette dein Leben sicherlich anders ausgesehen.
Benutzeravatar
RoyalTramp
VIP
VIP
Beiträge: 2008
Registriert: 13.10.2009, 08:37
Wohnort: China / Shanghai

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von RoyalTramp »

VielUnterwegs hat geschrieben:...
Gratulation, zu deinem erfolgreichen Werdegang, aber in 80% der Fälle wäre sowas schief gegangen, und genau das wollen halt viele asiatische Eltern verhindern. Man kann es ihnen nicht direkt zum Vorwurf machen, auch wenn es nicht in Ordnung ist, wie sie ihre Kinder so unter Druck setzen. Aber aus ihrer Sicht kann ich es nachvollziehen.

P.S.: Einige Details in deinem Lebenslauf nehme ich dir nicht ab. Z.B. mit 24 "bald 7 Jahre Berufserfahrung", Bachelor und Master? Wenn du mit den 7 Jahren dann studienbegleitende Praktika meinst, dann zählt das kaum unter "Berufserfahrung". Aber das kann dir eh eigentlich egal sein, wenn man deinem Lebenslauf nicht wirklich traut. Ich denke, über "Zweifel" bist du erhaben. ;)
Thank you for your contribution to China's flourishing and prosperity! 感谢你为祖国繁荣昌盛作出的贡献!
Benutzeravatar
punisher2008
VIP
VIP
Beiträge: 4866
Registriert: 26.07.2008, 12:35
Hat sich bedankt: 95 Mal
Danksagung erhalten: 24 Mal

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von punisher2008 »

Taiyang hat geschrieben: Ich meine, chinesische Schueler sind mit Schule, Nachhilfe, zusaetzlichem Englischkurs und was nicht alles schon eh ziemlich beschaeftigt. Was ist dann so verkehrt, am Wochenende einfach mal "nichts" zu machen...
Genau darum geht es ja. Die Schüler werden so gedrillt dass ihnen keine Zeit bleibt für Hobbys, oder um ihre Persönlichkeit und Interessen außer Schule zu entwickeln. Ich gebe ja auch nicht den Schülern die Schuld, sondern dem Ausbildungssystem und Eltern. Vom Stress entspannen kann man sich auch durch Hobbys, es müssen keine hirnlosen Kitschserien sein.
Mir ging es mit meiner Kritik eher um die Art der Unterhaltung, nicht wieviel Zeit man dafür hat. Unterhaltung kann auch die Phantasie anregen, wie das nunmal im Westen eher der Fall ist. Ich sehe schon irgendwie einen Zusammenhang: im Westen, wo Kinder u.a. auch mit "Unsinn" wie Science Fiction und Fantasy aufwachsen, gibt es mehr Erfindungen und Innovationen oder neue Ideen. Und wo gibt es die in China? Was wurde hier schon in den letzten Jahrhunderten erfunden? "Unterhaltung" im Fernsehen oder Kino in China besteht doch meist nur aus Ehedramen oder tausendste Aufwärmung historischer Ereignisse oder 《西游记》. Ich sehe da einfach wenig neues oder phantasievolles. Phantasie in der Unterhaltung scheint nur soweit zu gehen, endlose Wiederholungen von Kostümdramen mit noch mehr Kitsch und noch mehr übersteigerten Martial Arts zu überladen. Was kam denn aus China bahnbrechendes ins Kino? Nur noch aufwendigere Dramen mit noch mehr Kostümen, noch mehr Kämpfen, aber die Themen haben sich nicht grundlegend geändert. In einem anderen Thread wurde mal diskutiert, warum es in China kaum SF gibt. Ist nur meine Theorie/Erfahrung, aber ich finde schon, zwischen Einfallsreichtum/Erfindungen und phantasievoller Unterhaltung besteht ein gewisser Zusammenhang.
Benutzeravatar
de guo xiong
VIP
VIP
Beiträge: 3053
Registriert: 03.01.2008, 20:09
Wohnort: Beijing
Hat sich bedankt: 11 Mal
Danksagung erhalten: 7 Mal

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von de guo xiong »

VielUnterwegs hat geschrieben:Ich habe mit 24 nun bald 7 Jahre Berufserfahrung.
wow, d.h. Du hast mit 17 Jahren mit arbeiten angefangen und nebenbei Abi, Bachelor und Master gemacht?

de guo xiong, hat erst mit 25 angefangen (richtig) zu arbeiten
To the world you maybe one person,
but to one you maybe the world!!
Benutzeravatar
VielUnterwegs
VIP
VIP
Beiträge: 1970
Registriert: 06.09.2010, 00:52
Wohnort: USA

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von VielUnterwegs »

RoyalTramp hat geschrieben:
VielUnterwegs hat geschrieben:...
Gratulation, zu deinem erfolgreichen Werdegang, aber in 80% der Fälle wäre sowas schief gegangen, und genau das wollen halt viele asiatische Eltern verhindern. Man kann es ihnen nicht direkt zum Vorwurf machen, auch wenn es nicht in Ordnung ist, wie sie ihre Kinder so unter Druck setzen. Aber aus ihrer Sicht kann ich es nachvollziehen.
Bei meinen Freunden war das allen aehnlich und wir sind alle im Grossen und Ganzen auf einem guten Weg. Fast alle haben ihr Studium fertig oder schliessen es dieses Jahr ab. Viele haben nebenher gearbeitet, einige davon schon in dem Bereich in dem sie spaeter taetig werden sollen. Das waren keine Praktika. Waehrend der Schule ein 400€ Job und waehrend dem Studium ein normales Angestelltenverhaeltnis. Und trotz Beruf, Freundinnen und allem anderen um das wir uns heute verantwortungsvoll kuemmern lassen wir es noch wie frueher krachen sobald wir die Chance haben. Ich kann dir, aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, einfach nicht zustimmen. Ich wuerde eher sagen bei 80% klappt es wunderbar. Natuerlich blicke ich auch auf Entscheidungen zurueck und muss dann heute sagen, das haettest du besser anders gemacht, das weiss jeder der es schonmal erlebt hat einfach besser. In manchen dieser Punkte stimme ich dann heute dem frueheren Rat meiner Eltern zu. Aber der Lerneffekt ist doch viel groesser, wenn man auch mal Fehler machen kann.
RoyalTramp hat geschrieben: P.S.: Einige Details in deinem Lebenslauf nehme ich dir nicht ab. Z.B. mit 24 "bald 7 Jahre Berufserfahrung", Bachelor und Master? Wenn du mit den 7 Jahren dann studienbegleitende Praktika meinst, dann zählt das kaum unter "Berufserfahrung". Aber das kann dir eh eigentlich egal sein, wenn man deinem Lebenslauf nicht wirklich traut. Ich denke, über "Zweifel" bist du erhaben. ;)
Ok, da hast du recht. Ich habe da uebertrieben. Ich arbeite seit ziemlich genau meinem 16. Geburtstag in dem Bereich in dem ich, stand heute, mein ganzes Leben lang sein will und in dem ich momentan auch bin. Nicht nur in den Ferien, sondern konstant waehrend der Schule und dem Studium, mehrere Stunden die Woche und Vollzeit in den Ferien. Meine Verantwortung war ab 17 oder 18 gleich gross wie die der meisten Ausgelernten/Studierten in Vollzeit arbeitenden Kollegen. Zum Thema meinem Lebenslauf trauen: Anfang 2010 habe ich ein paar Bewerbungen verschickt und aus den Antworten sah man eigtl. schon, dass die meisten dem Lebenslauf getraut haben. ;-)
Taiyang hat geschrieben:Das ist schoen fuer dich. Hilft aber leider Millionen von asiatischen Kindern nicht, die diese Wahl nicht haben ;-)
Ja, nur trete ich dafuer ein, dass jeder diese Wahl haben sollte. Ich will mich mit meinem Beitrag nicht selbst feiern, sondern zeigen, dass wir nicht in's Mittelalter zurueck muessen nur weil China gerade einen Aufschwung erlebt. Es ist gut so wie wir aufgewachsen sind und es waere wuenschenswehrt, wenn jeder in persoehnlicher Freiheit aufwachsen koennte. Es ist gut so, dass wir noch anderes im Kopf haben und hatten als immer der Beste zu sein und Angst vor Arbeitslosigkeit. Ich bin froh darueber, zur Ruecksicht schwaecheren gegenueber erzogen worden zu sein. Wo bleibt das denn, in einer solchen Erziehung, die dich nur dazu peitscht um jeden Preis der/die Beste zu sein? Die Autorin des im Eingangsposting genannten Artikels, tritt ja dafuer ein, dass genau die Wahl und die Freiheit zu tun was man will schlecht ist. Ja sogar, dass der Zwang und die Unfreiheit Kinder besser machen. Effizienter vielleicht, aber ist das die Welt in der wir leben wollen? Ich kenne viele Chinesen, die sich ein wenig mehr Freiheit zur persoehnlichen Entfaltung wuenschen. Die auch gerne machen wuerden was sie wollen mit 25, anstatt eine Wohnung zu kaufen weil ihre Eltern sie dazu zwingen. Die gerne nicht mit ihrer Freundin Schluss machen wuerden, sich aber noch nie gelernt haben durchzusetzen und die Liebe ihres Lebens verlassen weil laut ihrer Mutter das Tierkreiszeichen nicht passt. Dieses mittelalterliche Denken hatten wir mit der Aufklaerung ueberwunden. Die Denkweise die in diesem Artikel propagiert wird ist unglaublich. Es ist eigentlich unvorstellbar, dass jemand der alle Moeglichkeiten hat sich zu bilden, so einen Schwachsinn schreiben kann.


Ich kenne natuerlich auch Gegenbeispiele in China aufgewachsener Leute die ihre persoehnliche Freiheit bekommen haben, die sich ihren moralischen Kompass erarbeiten konnten und heute fuer sich eintreten und ihren Weg verfolgen. Ich greife hier nicht die "chinesische Erziehung" an, sondern die im eingangs erwaehnten Artikel propagierte. Diese Art Erziehung gibt es ja auch in Deutschland. Zwar nicht so haeufig, aber leider immer noch.
Benutzeravatar
RoyalTramp
VIP
VIP
Beiträge: 2008
Registriert: 13.10.2009, 08:37
Wohnort: China / Shanghai

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von RoyalTramp »

VielUnterwegs hat geschrieben:Bei meinen Freunden war das allen aehnlich und wir sind alle im Grossen und Ganzen auf einem guten Weg.
Natürlich wird das bei deinen Freunden sein, denn du wirst dich ja wohl nur mit solchen Leuten als freundschaftliche verbunden empfinden, die ähnlich wie du selbst tickst. Wie das aber bei anderen Leuten ausschaut, die eben nicht so ticken wie du -> Fragezeichen.
Fast alle haben ihr Studium fertig oder schliessen es dieses Jahr ab. Viele haben nebenher gearbeitet, einige davon schon in dem Bereich in dem sie spaeter taetig werden sollen. Das waren keine Praktika. Waehrend der Schule ein 400€ Job und waehrend dem Studium ein normales Angestelltenverhaeltnis. Und trotz Beruf, Freundinnen und allem anderen um das wir uns heute verantwortungsvoll kuemmern lassen wir es noch wie frueher krachen sobald wir die Chance haben.
Ich glaube, so gut wie jeder hat solche Jobs neben dem Studium und auch schon in der Schule gemacht. Nur, keiner käme auf die Idee, dies als Arbeitserfahrung verkaufen zu wollen. Zumindest bei den meisten (nicht allen!) Personalern würde dir das nicht als solche angerechnet werden (was ich übrigens persönlich falsch finde, dass nebenberufliche Tätigkeiten z.B. während eines Studiums nicht als Arbeitserfahrung ausgewiesen werden).
Ich kann dir, aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, einfach nicht zustimmen. Ich wuerde eher sagen bei 80% klappt es wunderbar. Natuerlich blicke ich auch auf Entscheidungen zurueck und muss dann heute sagen, das haettest du besser anders gemacht, das weiss jeder der es schonmal erlebt hat einfach besser. In manchen dieser Punkte stimme ich dann heute dem frueheren Rat meiner Eltern zu. Aber der Lerneffekt ist doch viel groesser, wenn man auch mal Fehler machen kann.
Nun ja...ich kann es nur für meine ehemalige Schulklasse sagen: Die so getickt haben wie du haben es tatsächlich mit einer einzigen Ausnahme nicht (!!) geschafft. Sprich: Abi haben sie nicht bzw. nicht ausreichend gut bestanden, um dann ihr Traumstudium aufnehmen zu können. Die einzige Ausnahme, der es gelungen ist, bezeichne ich persönlich auch als "gifted". Dem ist alles einfach nur zugefallen, selbst "ohne auch nur einmal in einem Buch nachschlagen" zu müssen...er war einfach "hochbegabt", wie man das wohl heute nennt. Beneidenswert...unsereiner musste sich dafür die Nächte um die Ohren schlagen, um den Anschluss in Mathe nicht zu verlieren.
Thank you for your contribution to China's flourishing and prosperity! 感谢你为祖国繁荣昌盛作出的贡献!
romeo
Old China Hand
Old China Hand
Beiträge: 760
Registriert: 16.06.2006, 18:42

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von romeo »

Also ich bin weder ein Freund des asiatischen Drills, da m.M.n. damit viele Kinder überfordert werden noch der dt. Kuschelpädagogik, mit der man die Kinder bloooß nicht überfordern soll. So ist es mir z.B. unverständlich, warum man in Hamburg Deutdiktate ersatzlos abschafft und sich hinterher über miserable Leseleistungen und Textverständnis wundert. Außerdem hört man seit Jahren immer mehr Klagen aus der Wirtschaft über das z.T. katastrophale Versagen vieler Schulabgänger bei der Berufsausbildung. Hier schafft sich Dtl. in der Tat langsam aber sicher ab.
Benutzeravatar
VielUnterwegs
VIP
VIP
Beiträge: 1970
Registriert: 06.09.2010, 00:52
Wohnort: USA

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von VielUnterwegs »

RoyalTramp hat geschrieben:Natürlich wird das bei deinen Freunden sein, denn du wirst dich ja wohl nur mit solchen Leuten als freundschaftliche verbunden empfinden, die ähnlich wie du selbst tickst. Wie das aber bei anderen Leuten ausschaut, die eben nicht so ticken wie du -> Fragezeichen.
Also wenn ich mich in meinem Jahrgang so umschaue, faellt mir eigentlich niemand ein der wirklich gescheitert ist. Gut, vielleicht muss man sagen "noch nicht". Wer weiss was noch kommt.

RoyalTramp hat geschrieben: Ich glaube, so gut wie jeder hat solche Jobs neben dem Studium und auch schon in der Schule gemacht. Nur, keiner käme auf die Idee, dies als Arbeitserfahrung verkaufen zu wollen. Zumindest bei den meisten (nicht allen!) Personalern würde dir das nicht als solche angerechnet werden (was ich übrigens persönlich falsch finde, dass nebenberufliche Tätigkeiten z.B. während eines Studiums nicht als Arbeitserfahrung ausgewiesen werden).
Wenn man das im Lebenslauf sowie spaeter im Vorstellungsgespraech glaubhaft darlegen kann, dass das fachliche Nivaeu auf dem einer Festanstellung war, wird es dir auf jeden Fall angerechnet. Wie genau? Ich bin auch kein Personaler. Es muss eben klar ersichtlich sein, was du gemacht hast und ob es eigenverantwortlich war, wo die Hauptverantwortung bei Zusammenarbeit lag, usw. Ich habe das unter "Professional Experience" im CV. Muss jeder beim Lesen daraus machen was er will. Die Personaler schienen aber sehr interessiert an diesen 6 Jahren. Ich kann nur sagen, dass ich keine wirklichen Probleme bei der Jobsuche hatte.
RoyalTramp hat geschrieben:Nun ja...ich kann es nur für meine ehemalige Schulklasse sagen: Die so getickt haben wie du haben es tatsächlich mit einer einzigen Ausnahme nicht (!!) geschafft. Sprich: Abi haben sie nicht bzw. nicht ausreichend gut bestanden, um dann ihr Traumstudium aufnehmen zu können. Die einzige Ausnahme, der es gelungen ist, bezeichne ich persönlich auch als "gifted". Dem ist alles einfach nur zugefallen, selbst "ohne auch nur einmal in einem Buch nachschlagen" zu müssen...er war einfach "hochbegabt", wie man das wohl heute nennt. Beneidenswert...unsereiner musste sich dafür die Nächte um die Ohren schlagen, um den Anschluss in Mathe nicht zu verlieren.
Ok. Unsere Erfahrungen unterscheiden sich hier. Das ist ja gut moeglich, wir haben es beide nicht wissenschaftlich untersucht. Ich kenne leider keine wissenschaftlich durchgefuehrten Untersuchungen hierzu. Mir faellt aus meiner Stufe niemand ein, der keinen Studienplatz in seinem Fach bekommen hat. Allerdings konnten manche nicht an ihre Lieblingsuni, sondern mussten auf Uni 2 oder 3 ausweichen. Das wuerde ich aber nicht als "gescheitert" bezeichnen. Einer faellt mir ein, der hat die 13. Klasse wiederholt und sein Abi dann mit einem Jahr Verspaetung gemacht. Aber auch er ist "back on track" heute.


Versteh mich nicht falsch. Es ist ein grosser Unterschied ob man eine "null Bock" oder eine "ich mache was ich will" Einstellung faehrt. Ich tat letzteres. Ich wusste, dass ich trotz allem Spass am hier und jetzt sowie aller Eskapaden mein Abitur sowie mein Studium schaffen will. Deswegen habe ich waehrend der Schulzeit und Studium gelernt, wenn ich gemerkt habe es muss sein. Nur eben nicht sinnlos viel von oben verordnet, sondern da wo ich wusste ich muss was tun. Meistens am Tag vor der Arbeit oder Klausur 4-10h Vollgas mit viel Kaffee. ;-) Da wo ich wusste es geht auch so, habe ich es aber auch manchmal gehoerig schleifen lassen... Meine Eltern haben mich da aber auch nicht uebermaessig unterstuetzt, so wie heute, dass bei einer Strafarbeit die Eltern mit dem Anwalt drohen. Ich musste meinen Mist schon selbst ausloeffeln. Das finde ich auch sehr wichtig, denn das erzieht zu Eigenverantwortung.

Als besonders begabt wuerde ich mich nicht bezeichnen.
Aremonus
VIP
VIP
Beiträge: 2214
Registriert: 07.03.2007, 14:45
Wohnort: Basel / Chengdu

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von Aremonus »

Schonmal aufgefallen, dass Chinesen oftmals stinklangweilige Persönlichkeiten sind?
Nein... das wäre mir ehrlich gesagt noch nicht aufgefallen, besonders nicht unter den Akademikern.


@VielUnterwegs:
Ich habe eigentlich ähnliche Beobachtungen gemacht: Diejenigen, die kaum arbeiteten, kam recht gut durchs Gymnasium, während solche, welche 12 bis 15 Stunden am Tag für die Schule aufwendeten, es sehr schwer hatten und in mehrere Fällen dann sogar die Schule verlassen mussten. Irgendwie führte der Stress einfach zu einer geistigen Blockade.

Der chinesische Gaokao ist ja auch nicht unbedingt ein wahnsinniger Challange, weswegen die extreme Zahl an Arbeitsstunden, die man dafür aufwenden soll, auch nicht unbedingt verständlich ist.

In meinem persönlichen Fall muss ich jedoch auch sagen, dass Selbstdisziplin während meiner gesamten Schulzeit bei mir praktisch nicht vorhanden war - ich konnte stets nur durch Faszination Leistung erbringen (was noch heute mein Problem ist). Als ich während dem Gymi Informatik studierte, war ich unterm Strich trotzdem weitaus weniger gestresst als die meisten Kommilitonen und war dennoch bei den Besten der Schule.

Jetzt an der HSG merke ich aber, dass ich überhaupt nie wirklich gelernt habe, mit Stress umzugehen, sodass ich notenmässig nicht mehr bei den Besten bin. Die wirklich guten Studenten hier hocken einfach von 08:00 Uhr bis 20:00 oder 22:00 Uhr in der Bib, wozu mir die Selbstdisziplin fehlt. An vergleichbaren Schulen wie der HEC oder der LSE, also gerade an unseren "Kaderschmieden", ist die Situation ähnlich: es wird kaum Verständnis, sondern hauptsächlich Wissen erwartet. Die Investmentbanken, McKinsey & Co suchen auch nicht nach "intelligenten, selbstsicheren Leuten" sondern, wie mir ein Headhunter erzählte, per Profil nach "insecure high achievers" - also auf Deutsch gesagt verunsicherten Strebern.
Gerade hier sind die asiatischen Studenten doch im Vorteil und die Amy Chau würde Recht behalten?
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
Benutzeravatar
DangsSheep
Forumexperte
Forumexperte
Beiträge: 312
Registriert: 12.02.2009, 12:07
Wohnort: NRW

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von DangsSheep »

Aremonus hat geschrieben:
Schonmal aufgefallen, dass Chinesen oftmals stinklangweilige Persönlichkeiten sind?
Nein... das wäre mir ehrlich gesagt noch nicht aufgefallen, besonders nicht unter den Akademikern.

Doch mir ist das schon aufgefallen, aber weit mehr unter Chinesen als bspw. unter Japanern.
Aremonus
VIP
VIP
Beiträge: 2214
Registriert: 07.03.2007, 14:45
Wohnort: Basel / Chengdu

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von Aremonus »

Doch mir ist das schon aufgefallen, aber weit mehr unter Chinesen als bspw. unter Japanern.
Wie äussert sich das dann?
Natürlich kann man mit vielen nicht so einfach Nietzsche oder den Utilitarismus in der modernen Politik diskutieren und auch von Wein verstehen die meisten eher wenig... aber dies ist in Europa leider ähnlich.
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
Benutzeravatar
RoyalTramp
VIP
VIP
Beiträge: 2008
Registriert: 13.10.2009, 08:37
Wohnort: China / Shanghai

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von RoyalTramp »

Aremonus hat geschrieben:
Doch mir ist das schon aufgefallen, aber weit mehr unter Chinesen als bspw. unter Japanern.
Wie äussert sich das dann?
Natürlich kann man mit vielen nicht so einfach Nietzsche oder den Utilitarismus in der modernen Politik diskutieren und auch von Wein verstehen die meisten eher wenig... aber dies ist in Europa leider ähnlich.
Das habe ich genau anders herum bemerkt. Kaum ein Gespräch unter Gleichgestellten hier, wo mir nicht Freud, Nietzsche & Co. oder auch Tolstoi, Dostojevski et al. über den Weg läuft, während in Deutschland der Talk nie über Fußball oder, wenn es mal ein ambitioniertes Gespräch war, über Esoterik hinausging. Ganz ehrlich: Die Chinesen sind verdammt belesen, mit Abstand besser als unsereiner. Das Problem der Chinesen jedoch ist, dass sie für sich selten daraus etwas ziehen. Sie mögen zwar die Weltliteratur in und auswendig kennen, was eine enorme Leistung darstellt, daraus aber für sich Konsequenzen zu ziehen...zumeist Fehlanzeige...
Thank you for your contribution to China's flourishing and prosperity! 感谢你为祖国繁荣昌盛作出的贡献!
Benutzeravatar
RoyalTramp
VIP
VIP
Beiträge: 2008
Registriert: 13.10.2009, 08:37
Wohnort: China / Shanghai

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von RoyalTramp »

Okay! Wenn man es im Lebenslauf als "professional experience" angibt, klingt das schon nach was anderem, als wenn man "Arbeitserfahrung" schreibt. Ist dann wohl mein Versäumen, dass ich meine Lebensläufe noch auf Deutsch schreibe. Englisch wäre wohl besser. ;)
VielUnterwegs hat geschrieben:Ok. Unsere Erfahrungen unterscheiden sich hier. Das ist ja gut moeglich, wir haben es beide nicht wissenschaftlich untersucht. Ich kenne leider keine wissenschaftlich durchgefuehrten Untersuchungen hierzu. Mir faellt aus meiner Stufe niemand ein, der keinen Studienplatz in seinem Fach bekommen hat. Allerdings konnten manche nicht an ihre Lieblingsuni, sondern mussten auf Uni 2 oder 3 ausweichen. Das wuerde ich aber nicht als "gescheitert" bezeichnen. Einer faellt mir ein, der hat die 13. Klasse wiederholt und sein Abi dann mit einem Jahr Verspaetung gemacht. Aber auch er ist "back on track" heute.
...und viele die dann ein Studium aufgenommen haben, haben es auch kurz darauf abgebrochen. Aber stimmt, wir haben halt beide völlig unterschiedliche Erfahrungen gemacht und es ist schwer daraus etwas Generelles ableiten zu können.

Versteh mich nicht falsch. Es ist ein grosser Unterschied ob man eine "null Bock" oder eine "ich mache was ich will" Einstellung faehrt. Ich tat letzteres. Ich wusste, dass ich trotz allem Spass am hier und jetzt sowie aller Eskapaden mein Abitur sowie mein Studium schaffen will. Deswegen habe ich waehrend der Schulzeit und Studium gelernt, wenn ich gemerkt habe es muss sein. Nur eben nicht sinnlos viel von oben verordnet, sondern da wo ich wusste ich muss was tun.
Das ist eine gute Einstellung, die aber wohl vielen fehlt. Ich denke mal, dass deine Eltern da in dieser Hinsicht sehr positiv in deine Erziehung auf dich eingewirkt haben, auch wenn du es nicht vermeinen solltest. Aber das kann ich jetzt nur vermuten.
Als besonders begabt wuerde ich mich nicht bezeichnen.
Vielleicht weißt du es nur nicht. ;)
Thank you for your contribution to China's flourishing and prosperity! 感谢你为祖国繁荣昌盛作出的贡献!
Aremonus
VIP
VIP
Beiträge: 2214
Registriert: 07.03.2007, 14:45
Wohnort: Basel / Chengdu

Re: Sind chinesische Mütter "besser"?

Beitrag von Aremonus »

Ganz ehrlich: Die Chinesen sind verdammt belesen, mit Abstand besser als unsereiner. Das Problem der Chinesen jedoch ist, dass sie für sich selten daraus etwas ziehen. Sie mögen zwar die Weltliteratur in und auswendig kennen, was eine enorme Leistung darstellt, daraus aber für sich Konsequenzen zu ziehen...zumeist Fehlanzeige...
Schade, da bin ich wohl den falschen Leuten über den Weg gelaufen... oft war es so, dass sie die Schriften zwar kannten, aber nicht verstanden haben.
Solchen Deutschen, die sich nur für Fussball und Esoterik interessieren, gehe ich für gewöhnlich aus dem Weg. Es gibt aber genug andere :)

Wahrscheinlich ist ein grosses Problem von mir auch die chinesische Sprache, die ich einfach noch nicht so gut beherrsche, um eloquent reden zu können. Ich bin normalerweise in südwest- und zentralchina unterwegs, wo kaum einer englisch spricht. Daher gerate ich oft an "kuckt 'mal, ich kenn' nen Ausländer"-Typen. Ein Chinese, der nach Europa zieht, muss sich ja auch erst einmal in der Gesellschaft zurechtfinden - und dafür reichen ein paar Wochen nicht.
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss gestaut und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Biber nicht essen kann!
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 36 Gäste