Hallo,
devurandom hat geschrieben:Eine "ethische Frage" ist eine Frage, die mit Ethik zu tun hat, also ob ich meinen Nachbar von hinten absteche, um ihn dann zu dünsten, ist eine ethische Frage. Nicht aber (in meinen Augen) wenn ich eine Scheibe Schweinechinken verdrücke.
Heißt das dass ich einen Menschen von Hinten Abstechen darf wenn ich aus ihm hinterher einen Menschenschinken mache?
Oder heißt es dass der Mensch dem Tier übergeordnet ist?
Warum? Sind Menschen intelligenter? Darf man dann etwa auch geistig behinderte Töten, weil die ja auch weniger Intelligent sein sollen?
Wie willst du Intelligenz messen? Etwa mit einem IQ-Test?
devurandom hat geschrieben: Ich habe übrigens nur deine letzten zwei Sätze verstanden.
hehe, das war der Versuch, möglichst umständlich eine Strategie zu beschreiben, was man in Informatik unter dem Namen "divide and conquer" kennt.
Bist du Informatiker?
devurandom hat geschrieben:meisten Menschen haben auch Mitleid mit Tieren. Diese Mechanismus dient aber eher, wie gesagt, als Schutz vorm Ausbruch der angeborenen Bestialismus.
Hhm ... also wir beleuchten beide nur unterschiedliche Aspekte. Du hast vollkommen recht, das jedes Gefühl seine evolutionäre Basis hat.
Ich denke etwa das Bewusstsein allgemein in der Evolution mit dem Auftreten komplexer visueller Sinnesorgane auftrat, bei denen eine Integration zu einem Gesamtbild von Vorteil ist. Sehr praktisch war dass die globale Quantenkohärenz die dafür Vorraussetzung ist, durch strukturen ermöglicht werden könnte die auch andere Zwecke, wie etwa die Stabilisierung von Neuronen oder den Molekültransport zu den Synapsen. Zurück zum Thema:
JEDES ETHISCH KORREKTE VERHALTEN DAS VON DEN MASSEN AUCH PRAKTIZIERT WIRD; HAT ALSO EINEN SELEKTIONSVORTEIL.
UND
JEDES ETHISCH INKORREKTE VERHALTEN DAS VON DEN MASSEN PRAKTIZIERT WIRD; HAT EBENFALLS EINEN SELEKTIONSVORTEIL!
In deine evolutionstechnischen Begründungen sind also alle vollkommen korrekt. Du solltest aber bedenken dass auch unethisches aus der Evolution hervorgeht.
devurandom hat geschrieben:Kriege sind nicht immer vorteilhaft, Die Dezimierung der Population bringt nur in bestimmten Fällen Vorteile. Aber wenn auch ein Krieg "sinnvoll" sein sollte, wird er dennoch nicht gut gehiessen. Dies hat meines Erachtens ebenfalls einen einfachen Grund: Sinn für "Gerechtigkeit". Der Sinn für Gerechtigkeit gehört ebenfalls zu Instinkten und dient der Stabilisierung des Gemeinwesens. Im Spiegel wurde von einer Studie berichtet, in der nachgewiesen wurde. dass der Sinn für "Gerechtigkeit" auch bei Kleinkindern vorhanden ist.
Da stimme ich gerne zu. Muss aber betonen dass es auch negative Instinkte gibt, also solche die als ethisch nicht korrekt gelten.
Du kannst also nicht sagen dass das was die Evolution hervorbringt, das ist was wir als ethisch korrekt empfinden.
devurandom hat geschrieben:Hier liegt der Wurzel unserer Meinungsverschiedenheit: Für mich ist der Wunsch des Gattungerhaltes bzw. die Stabilisierung des Gemeinwesens nicht die Erklärung für Entstehung der Ethik, sonder der Basis dafür.
Genau das meine ich doch auch!
Alles hat seine evolutionäre Basis. So auch unsere Moral.
Genauso aber auch unsere Bösartigkeit, und das ist der springende Punkt.
devurandom hat geschrieben:Was nicht diese Zwecke dient, kann auch nicht als allgemeine Ethik betrachtet werden.
Ja, das stimmt, etwas muss der Gemeinschaft nützen. Nicht indem es die Anzahl der Individuen maximiert sondern in dem es der Gemeinschaft insgesagt Geistig- wie Körperlich gut tut.
devurandom hat geschrieben:Mir ist wohl bewusst, dass die Tiere erst getötet werden müssen. aber ich sehe darin keine wirkliche Probleme, (so Leid es mir auch tut).
Ist dir die Art wie sie getötet werden auch egal?
Auch für mich als Vegetarier macht es einen Himmelweiten Unterschied ob man einem Tier einfach einen Kopfschuss versetzt, wovon das Tier ja nichts merkt, - es merkt ja nicht das es Stirbt oder Tot ist, oder ob man ein Tier bei lebendigkem Leibe kocht, bratet. Ich hab das schonmal in einem Film gesehen.
devurandom hat geschrieben:Ethik ist genauso wie mathematische Wahrheit etwas absolutes. D.h. sie ist objektiv.
Das ist allerdings eine sehr gewagte Behauptung, ist für meinen Geschmack ein wenig zu dogmatisch.
Ich bin ja auch ein Gegner des Absolutismus. Von Konzepten wie das Absolut Gute, - eine Eigenschaft die oft Gott zugeschrieben wird, halte ich nichts. Einfach weil die gesamte Wahrnehmung, die Qualia, einfach alle Bewusstseinsinhalte durch die vergangenen Erlebnisse geprägt sind. Eine Wahrnehmung ohne Vergleichen gibt es nicht.
Von Mathematischer Wahrheit kann man jedoch ohne weitere Bedenken behaupten dass sie absolut ist. Jeder vernünftige Mathematiker wird das bestätigen, obschon es einige recht merkwürdige Standpunkte in der philosophie der Mathematik gab - manche sind durch Gödels Satz komplett ausgestorben.
Bei der Ethik ist meine Behauptung in der Tat etwas gewagt.
Lass es mich zunächst etwas milder ausdrücken: Ethik ist keine reine Konvenktion.
devurandom hat geschrieben:an sich nichts. aber wenn zuviele das tun. wird in der Regel die Stabilität der Gesellschaftsstruktur gefährdet. Deshalb ist Selbstmord in vielen Kulturen nicht gern gesehen, mit Ausnahmen von, wie erwähnt, Inuiten und z.T. auch Japaner, wo das Selbstmord in bestimmten Kontext unerklärlicherweise als edel gilt.
Danke für die Info. Das scheint zu erklären warum sich ein genialer Mathematiker aus Japan einfach so mal aus heiterem Himmel umgebracht hat. Einen besonderen Grund gab es nicht!
devurandom hat geschrieben:danke für die Buchtipps. Werd mal anfanagen, wenn ich wieder Zeit habe.
Freut mich sehr. Hätte nicht gedacht dass sich hier jemand so dafür interessiert. So Leute gibts ja wenige.
devurandom hat geschrieben:Du definierst Ethisch korrektes Verhalten also als evolutionär Vorteilhaftes Verhalten??
tue ich, aber nicht nur, die Komplexität der menschlichen Gesellschaft bewirkt, dass die Ethik über die nackte Überlebensvorteile hinausgeht. Es ändert sich aber nicht an der Tatsache, dass der Überlebenswunsch die Grundlage dafür bildet.
Es entwickeln sich nun deshalb ethische Konzepte die keinen Selektionsvorteil haben, weil sich die Menschen so langsam von den Mechanismen der Evolution lösen.
Ich denke unsere Standpunkte könnten sich noch annähern. Du nennst einige Wichtigen Punkte.
devurandom hat geschrieben:Dafür gibt es doch schon einen Begiff. Er heißt "Selektionsvorteil" und hat nichts mit Ethik zu tun.
wie gesagt, nicht nur.
Wie gesagt etwas das einen Selektionsvorteil hat muss nicht ethisch gut sein, aber alles was ethisch gut ist hat einen Selektionsvorteil.
Ausnahme: In der Neuzeit löst sich der Mensch durch die Medizin zunehmend von den Mechansimen der Evolution.
Keinesfalls sollte aber die Genmanipulation an die Stelle der Evolution treten, da sie unvorsichtig ist.
Evolution ist sehr sehr langsam, dafür aber auch sehr Vorsichtig. Gentechniker sind das nicht, wie etwa das Beispiel der Killerbienen zeigt.
devurandom hat geschrieben:Auch du scheinst zu glauben der Evolution eine solche Rolle geben zu müssen.
mmmh, ich schreibe der Evolution keiner Rolle zu, ich rede über das Phänomen, das die Evolution verursacht, nicht den (nicht existierenden) Grund, warum es so ist.
Es ist hier etwas schwierig, uns hier nicht misszuverstehen, da wir die Begriffe um die es hier geht noch nicht genau genug definiert haben. Ich sollte mir in Nächster Zeit im Rahmen meiner Theorie mehr gedanken über positive und negative Bewusstseinsinhalte Gedanken machen. Wirklich klar definiert sind bei mir eher unterscheidungen wie denken und fühlen. Eine gelegenheit mich wieder mehr auf das Bewusstsein zu konzentrieren. Mit formaler Logik hab ich mich in letzter Zeit wirklich genug auseinandergesetzt. Außerdem wollte mehr über Gedächtnis aus neurobiologischer Sicht lesen. Dazu stehen auch Fragen auf meiner Liste.
devurandom hat geschrieben:Es mag von Evolutionärem Vorteil für die gesamte Biosphäre zu sein dass die Menschen alle Sterben.
Das mag sein, der Mensch ist an sich ein Fehlerhaftes Modell, so ausbeutehaft ist kein anderes Wesen.
In welchem Sinne Fehlerhaft? Ist der Mensch für die Evolution der Biosphäre nicht von Vorteil? Also damit ein Fehler? Wer sagt aber das eine ewige Evolution, die in der Phantasie einiger "Spinner", irgendwann das ganze Universum erfasst (und der Unterschied zwischen belebter und unbelebter Materie verschwindet, weil alles computerisiert sein wird und Computer auch Bewusstsein und gefühle haben, und Sonden werden ausgesendet, die dann Menschen auf anderen Planeten züchten und für diese dann die "Mutter" sind und ... blablabla ... so ein moderne Science-Fiction-Religion halt ... ), sinnvoller ist als eine Kurze evolution mit sehr glücklichen Menschen??
Umso länger die Evolution, umso mehr bewusste Individuen. Ist die Zahl aber wirklich wichig? Wir sind alle eins, unser "Ich" ist eine Illusion. In dem Sinne, sollte es uns nur um das Wohl aller gehen und nicht um das des einzelnen. Das wäre auch evolutionstechnisch sinnvoll.
Indem Sinne ist alles was zählt das wir auf die Gefühle unserer Mitmenschen achten - und natürlich auch auf das der Tiere um uns.
devurandom hat geschrieben:Ethisch korrekt ist das was "Sinnvoll" ist. Mit "Sinnvoll" ist hier etwas gemeint, das einen Fortschritt für jemanden Bringt. Der Strom nützt einem Roboter, aber das erst dadurch dass der Roboter mir nutzt. Hier endet aber schon die Sinn-Kette.
Ich sehe aber hier immer noch nicht, warum das Verzehren von Tieren nicht "sinnvoll" sein soll.
Ja, weil du "Sinn" nur über dich selbt definierst und nicht über alle Lebewesen. Frag mal die Tiere ob es in ihrem Sinn ist dass wir sie lebendig braten.
devurandom hat geschrieben:Naja, indem Du Ethik als etwas absolutes deklariert hast und zugleich das Verzehren von Tieren als unethisch bezeichnest, implizierst Du ja doch der generelle Vorwurd, dass alle das Essen von Tieren als "unrecht" zu empfinden haben. Damit habe ich eben nicht so ganz einverstanden.
Nun, ja eine Konvenktion ist es jedenfalls nicht. Absolut, naja auch nicht so ganz. Wie in den meisten Fällen in denen sich zwei Parteien mit unterschiedlichen, aber einigermaßen Vernünftigen Standpunkten streiten, haben beide zu einem gewissen Teil recht.
Ich finde es ethisch nicht sehr verwerflich wenn du den den Verzehr von Fleisch in ordnung findest. Ich fände aber das du ein Unmensch wärst würdest du es nicht wie ich, als moralisch unverantwortlich emfinden würdest dass Tiere ABSICHTLICH gequält werden.
MfG,
Sky.