Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

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Ajiate
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Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von Ajiate »

Eine Vorbemerkung :
Anders als in vielen anderen Familien wurde in meinem Elternhaus in den Fünfzigern des vergangenen Jahrhunderts auch über die Vorgänge in der Nazizeit und den Krieg gesprochen, vor allem wohl deshalb, da meine Familie unbelastet war. Ich erinnere mich noch gut, dass ich als kleines Kind von meiner Mutter eingebläut bekam: mit dem oder denen wollen wir nichts zu tun haben oder die haben das getan in der Nazizeit . Das habe ich nie vergessen, auch als das Dorfleben schon wieder in "normalen" Bahnen lief und man "normal" miteinander umging.
Jedenfalls hat das alles dazu beigetragen, dass ich schon sehr früh mich mit dieser Zeit beschäftigt habe und letztlich auch keine Scheu hatte darüber zu reden und auch als jemand, der später geboren war, eine Art von Verantwortung für das Vergangene für die Zukunft zu übernehmen bereit war..
Anderen Betroffenen war dies nicht gegeben durch andauerndes Schweigen, das auch nicht durch die Schule durchbrochen wurde und nur unzureichend zur Aufarbeitung für die jüngere Generation beitrug. Bei vielen Gelegenheiten kamen später immer wieder neue Erkenntnisse hinzu, bis in die neueste Zeit, an denen ich zu arbeiten hatte.

Das ist nur bedingt vergleichbar mit der Verdrängung der Kulturrevolution in der chinesischen Gesellschaft. Hier bin ich auf den nachfolgenden Artikel in der NZZ gestoßen.
Es ist Beitrag aus einer etwas anderen Perspektive auf die Kulturrevolution , das Erleben in einer Familie mit Folgen , die bis in die heutige Zeit hineinreichen, da keine ausreichende Aufarbeitung stattfand. Nur ganz kurz noch: ich glaube, es geht bei Aufarbeitung nicht unbedingt ums "Heimzahlen", konkrete Schuldzuweisung oder Rache, sondern vor allem zunächst einmal darum, einfach darüber sprechen zu können, zu sagen, dass Unrecht geschehen war und das anzuerkennen. Sicher schwierig , doch erforderlich.

Vor fünfzig Jahren begann in China die Kulturrevolution
«Unsere Köpfe rollen, unser Blut fliesst»

von Wei Zhang

http://www.nzz.ch/vor-fuenfzig-jahren-b ... t-ld.16355
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von ingo_001 »

Dieses Topic ist komplett inexistent - jedenfalls was die nicht stattfindende aktive Vergangenheitsbewältigung betrifft.

Das einzige, was dies bzgl. von meiner Schwiegerfamily oder auch unseren chin. Freunden und Bekannten in China zu hören ist:

Ja, das war eine schlimme Zeit - aber die ist zum Glück vorbei.

Jeder weiß, wer dafür verantwortlich war - aber dieses Thema ist de facto tabu in der chin. Öffentlichkeit.

Die chin. Gesellschaft hat da m.E. ein zwiespältiges Verhältnis zu Mr. Mao.
Einerseits die staatl. verordnete Lobpreisung seiner unbestreitbaren Verdienste, was die Gründung der VR China betrifft - wird so auch von der weit überwiegenden Mehrheit in China gesehen.
Andererseits das konsequente Totschweigen dessen, was "mit dem großen Sprung nach vorne" begann und in der unseeligen Kulturrevolution gipfelte.

Man kann (als Optimist, der ich i.d.R. bin) anmerken, dass sich die chin. Regierung etwas vom Großen Vorsitzenden distanzierte, als sie das Kapitel Mao während der Eröffnungs-Feier der olympischen Sommerspiele 2008 in Beijing komplett unter den Tisch fallen lies.
Wo doch sonst wirklich Alles, was die chin. Geschichte aufzubieten hatte, dort mit merklichem Stolz thematisiert wurde.

Aber eine aktive Vergangenheitsbewältigung analog zur Deutschen, wirds da m.E. bis auf Weiteres nicht geben, denn im Gegensatz zu A.H., hatte Mao ja "nur" das eigene Volk mit seinen Ideen "beglückt."
Und da das nun mal unter innere Angelegenheiten läuft, wird sich das, wenn, auch nur innerchin. aufarbeiten lassen.

Da können unsere Moralin-Jünger noch so wild mit selbigen Finger rum fuchteln, das wird allein in China und von den Chinesen (und nur von denen) aufgearbeitet werden.

Wobei es sicher interessant wäre zu erfahren, ob die Kulturrevolution wirklich komplett aus dem Geschichtsunterricht raus gehalten wird oder sie "nur" als Irrweg einiger wenige ("natürlich" nicht Mao) kurz mit "von bis" abgehakt wird.
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Phytagoras
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von Phytagoras »

Wobei es sicher interessant wäre zu erfahren, ob die Kulturrevolution wirklich komplett aus dem Geschichtsunterricht raus gehalten wird oder sie "nur" als Irrweg einiger wenige ("natürlich" nicht Mao) kurz mit "von bis" abgehakt wird.
Ich hab da ehrlich gesagt andere Erfahrungen in China gemacht gerade was das TV-Programm angeht. Da liefen neben den WW2-Serien ziemlich viele Serien, die zur Kulturrevolution spielten, in denen auch die Soldaten in einem schlechten Licht dargestellt worden sind und Themen wie Bestechungen angesprochen wurden ebenso der Verlust der eigenen Kultur.

Es gibt doch diesen Spruch: "70% gut, 30% scheiße."
tigerprawn
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von tigerprawn »

Ajiate hat geschrieben:vor allem wohl deshalb, da meine Familie unbelastet war.
Kann zwar sein, aber hast Du Beweise (nicht für uns sondern für Dich)? Nach 45 waren ja fast alle davor 'im Widerstand' gewesen.
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von jackie_chan »

Ich finde es sehr schade, dass wir in der Schule in Geschichte nie etwas über die Kulturrevolution oder China gelernt haben. Nur Europa, Hitler und Nordamerika hingen einem irgendwann zum Hals raus :x

Ich empfinde die Sensibilisierung der Deutschen insbesondere in Bezug auf das Thema "Hitler" fast schon als etwas zu krass. Habe einen Freund, der sich mit Hitler und allgemein der europäischen/deutschen Geschichte zur Zeit des zweiten Weltkrieges gut auskennt. Mit ihm kann man frei und bedenkenlos über die ganze Sache reden und vlt. sogar mal einen Witz machen. Würde ich mit anderen so über dieses Thema reden, würde man mich schon etwas irritiert/abweisend anschauen. "Hitler war doch böse!".
Allerdings finde ich eine "Übersensibilisierung" noch besser, als wenn man das ganze eher beschwichtigen würde.

Wenn ich meine Freundin frage, was damals während der Kulturrevolution eigentlich passiert ist, weis sie darüber auch nicht wirklich mehr als ich.
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von Ajiate »

tigerprawn hat geschrieben:
Ajiate hat geschrieben:vor allem wohl deshalb, da meine Familie unbelastet war.
Kann zwar sein, aber hast Du Beweise (nicht für uns sondern für Dich)? Nach 45 waren ja fast alle davor 'im Widerstand' gewesen.
Nein, das Widerstandmäntelchen hat sich meine Familie nicht angezogen, denn sie lebten nur ein anderes Leben, zum Glück. 'Unspektakulär . Und wahrscheinlich Glück gehabt.
Dass meine Familie "unbelastet" war aus den Zeiten des Nationalsozialismus kann ich aus verschiedenen Tatsachen als wahr annehmen, auf die ich jetzt nicht im einzelnen eingehen möchte. Niemand aus meiner recht großen Familie bzw. engeren Verwandtschaft war in einer der zahlreichen Nazi-Organisationen , mein Vater selbst war 4 Jahre Soldat ( Belgien / Italien) und hat es im Krieg soz. zu nichts gebracht . Nach amerikanischer Gefangenschaft in Italien ( er war während dieser Zeit als Schreiber tätig) kam er im Dez. 45 nach Hause zurück, eine Bescheinigung über die Nichtmitgliedschaft liegt vor.
Ich habe noch einige Notizen aus dieser Zeit von ihm, die er für meinen älteren Bruder zusammengefasst hat, wenig ist geblieben , Fotos im Familienalbum (nein, nicht bereinigt) aus den 30ern /40ern mit Freunden und Verwandten zeigen Aktivitäten mit kirchlichen Gruppen und Wanderfreunden.
Ich glaube, vor allem die Tatsache, dass unsere gesamte Verwandtschaft in dieser Zeit in einem Bauerndorf vor allem fest in die katholische Kirche eingebunden war, hat sehr dazu beigetragen. Verwandte waren lokalpolitisch im Zentrum tätig und Repressalien ausgesetzt. Meine Mutter war auch eine starrköpfige 'Frau, die sich in der Abwesenheit meines Vaters durchsetzen konnte, das hatte sie von ihrer Mutter gelernt, die es als Witwe mit einem kleinen Laden nicht leicht hatte . Sie waren mit Juden bekannt, noch in 1938 war eine Tante bei einer jüdischen Familie bis zu deren Freitod in der Reichskristallnacht "in Stellung".
Wie o.a. habe ich als Kind durch die Erzählungen meiner Mutter die Leute in gut und böse eingeteilt und sehr lange dieses Gefühl behalten . Das war oft sehr unangenehm, auch für mich . Auf der anderen Seite stand man uns oft nur heuchlerisch freundlich gegenüber.
Ein Problem allerdings habe ich bis jetzt nicht zufriedenstellend für mich geklärt. Als mein Vater Ende 45 zurückkam, wurde er aufgrund seiner Kenntnisse (er war früher in der Personalabt. und Buchhaltung tätig) in seiner früheren Firma, einer Eisengießerei, in führender Stellung eingestellt, die unter Zwangsverwaltung durch die Amerikaner stand (ich habe in einem anderen Thread darüber geschrieben). Über die wahre Tätigkeit des eigentlichen Besitzers Frh. von Gienanth in der Nazizeit habe ich erst vor etwa 10 Jahren erfahren. Ich bin mit 19 von zu Hause weg zum Studium , mein Vater schwer erkrankt und 1975 gestorben. Darüber hätte ich noch gerne mehr von ihm erfahren, übr sein Engagement in der Firma im Aufbau - aber die Firma war halt sein Alles, wenn ich es heute betrachte, wurde er in dieser Zeit stark ausgebeutet, aber er hat sie geliebt, auch für die Menschen, die dort Arbeit fanden.
Jedenfalls haben die Erzählungen meiner Eltern mich geprägt wie meinen Bruder, der im Gymnasium Anfang der 50er einen Aufsatz schreiben musste über den Krieg etc. Er fragte meinen Vater und fasste seinen Aufsatz entsprechend ab. Er bekam eine schlechte Note von seinem offenbar braunen Lehrer und kam nach Hause mit den Worten : "Ich frage dich nie mehr etwas" . Gottseidank hat er es nicht durchgehalten .. So waren die Zeiten damals . Und noch lange.
Tut mir leid - ist ein wenig lang geworden
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von ingo_001 »

jackie_chan hat geschrieben:Ich finde es sehr schade, dass wir in der Schule in Geschichte nie etwas über die Kulturrevolution oder China gelernt haben. Nur Europa, Hitler und Nordamerika hingen einem irgendwann zum Hals raus :x
Ich meinte mit meinem betr. Statement den Geschichtsunterricht in den chin. Schulen.

Dass hier dieses Kapitel nicht oder nur mit "von bis" behandelt wurde ist zwar aus meiner Sicht schade - aber doch klar - weil eurozentristische Geschichte nun mal primär wichtiger ist.
Wobei ich schon damals beklagte, dass Geschichte als Schulfach m.E. viel zu kurz kam.
Klar, dass in der wenigen Zeit andere Ecken der Welt da (notgedrungen) unter den Tisch fielen.

Zu meiner Gymitätzeit (Anfang - Mitte der 1980er) war es aber Thema.
Nicht umfassend - aber bei weitem mehr, als zu der Zeit üblich.

Mag zum einen daran liegen, dass Dengs Öffnungspolitik auch hier Gesprächsthema war, zwei Lehrer zudem eine Studienreise nach China hinter sich hatten und das Erlebte natürlich an uns weiter gaben.
Zum Anderen an meinem Interesse an China, welches ich schon früh hatte und das mich zum Dauerbesucher diverser Bibliotheken (ja es gab auch ein Info-Leben vor dem WWW :lol: ) machte - und das zu Grundschulzeiten.
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von GigiPineapple »

Ich finde, unser Lehrplan hätte schon ein paar Lektionen China vertragen können. Abgesehen von einer Einzelstunde in der 9. Klasse, in der angeschnitten wurde, dass es einen Mann namens Mao gab, dessen rote Büchlein im Kindergarten bereits verteilt wurden, gab es nichts. Keine Erklärung, wer Mao war, was da überhaupt drinnen stand, in welcher Situation sich China damals befand, etc.
Bis zum Abi kam dann auch nichts mehr...

Stattdessen hatten weit ein halbes Jahr USA, Weltkriege bis zum erbrechen (den Schlieffen-Plan kannten wir nach einem Monat wohl alle auswendig...) und zu allem Überfluss im Abi-Jahr eine Wiederholung der europäischen Geschichte ab Kleisthenes. Von der Kulturrevolution hatten bis zum Abi die meisten noch nicht einmal gehört.
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von Taifun »

Ajiate hat geschrieben: Ein Problem allerdings habe ich bis jetzt nicht zufriedenstellend für mich geklärt. Als mein Vater Ende 45 zurückkam, wurde er aufgrund seiner Kenntnisse (er war früher in der Personalabt. und Buchhaltung tätig) in seiner früheren Firma, einer Eisengießerei, in führender Stellung eingestellt [...]. Über die wahre Tätigkeit des eigentlichen Besitzers Frh. von Gienanth in der Nazizeit habe ich erst vor etwa 10 Jahren erfahren.
Möglich, dass der Firmenbesitzer wie auch dein Vater Sympathien für den Lebenslauf des anderen empfanden, persönlicher Art, vielleicht in der Art der Auseinandersetzung mit dem Regime (im Falle des Firmenbesitzers in den letzen 2 oder 3 Jahren oder auch im Nachhinein). Könnte sein, dass der Firmenbesitzer gegenüber deinem Vater (späte) persönliche Einsichten hat durchblicken lassen.
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von canni »

Jetzt hört doch endlich mal auf nachzukarten. Wir sind im Jahre 2017.
Wir lernen, dass alles schlimme fast immer etwas sehr positives nach sich zog.

Das war bei Pontius Pilatus und Judas nicht anders als bei den ganzen diktatoren.
Erst wenn wir das Böse erleben, wissen wir das Gute zu schätzen.
Ohne Hitler und die anderen würden wir heute vielleicht nicht hier sitzen ....
Das Leben ist manchmal wie jemand, der Dir eine Tafel Schokolade hinhält und wenn Du reinbeisst merkst Du, dass es eine Zitrone ist. Mogelpackung.
Wenn du eine Sprache nicht oder nicht richtig sprichst, solltest Du zumindest ein guter Pantomime sein....
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von retroplacebo »

canni hat geschrieben:Jetzt hört doch endlich mal auf nachzukarten. Wir sind im Jahre 2017.
...verdammt, schon wieder im falschen Jahr gelandet :cry:
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von Ajiate »

retroplacebo hat geschrieben:verdammt, schon wieder im falschen Jahr gelandet :cry:
Sag mal nicht so schnell "verdammt", denn dann hast Du ja den prognostizierten Überfall durch Russland oder IS resp. neu installierten Maoismus überlebt und weißt als Erleuchteter, welches Gute uns daraus erwachsen ist :D
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von sweetpanda »

Phytagoras hat geschrieben:
Wobei es sicher interessant wäre zu erfahren, ob die Kulturrevolution wirklich komplett aus dem Geschichtsunterricht raus gehalten wird oder sie "nur" als Irrweg einiger wenige ("natürlich" nicht Mao) kurz mit "von bis" abgehakt wird.
Ich hab da ehrlich gesagt andere Erfahrungen in China gemacht gerade was das TV-Programm angeht. Da liefen neben den WW2-Serien ziemlich viele Serien, die zur Kulturrevolution spielten, in denen auch die Soldaten in einem schlechten Licht dargestellt worden sind und Themen wie Bestechungen angesprochen wurden ebenso der Verlust der eigenen Kultur.

Es gibt doch diesen Spruch: "70% gut, 30% scheiße."
Auch über den Holdomor https://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor haben wir in der Schule nichts gehört. Keine 10 Jahre vor dem Holocaust hat er stattgefunden und die Opferzahlen waren mindestens ähnlich. Es ist wichtig, dass kommunistische Ausfälle wie auch der "Der große Sprung" mit Millionenopferzahlen nicht zu sehr behandelt werden, denn dies könnte oberflächlich betrachtet dem Holocaust seine Einzigartigkeit nehmen.
“If you are in favour of global liberal hegemony, you are the enemy.”
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von ingo_001 »

sweetpanda hat geschrieben:Es ist wichtig, dass kommunistische Ausfälle wie auch der "Der große Sprung" mit Millionenopferzahlen nicht zu sehr behandelt werden, denn dies könnte oberflächlich betrachtet dem Holocaust seine Einzigartigkeit nehmen.
Da vergleichst Du Äpfel mit Birnen, denn der Holocaust war und ist einzigartig.

Denn (wie schon gesagt) malträtierte Mao da "nur" sein eigenes Volk.
Schlimm genug und durch Nichts zu entschuldigen - aber eben ein INNERCHIN. Problem.

Wenn, dann kann der Holocaust (von der Intention her) mit den ethnischen "Säuberungen" (was für ne zynische Wortschöpfung) verglichen werden, die während der früheren Ex-Jugoslavienkriege und auch in Ruanda Mitte der 1990er Jahre erfolgten.
Beide hatten aber nicht dessen Ausmaß - was es natürlich nicht besser macht.

Also gibts da auch Nichts zu relativieren.

Back to topic.
Obs uns nun gefällt oder nicht: Die Kulturrevolution und deren Aufarbeitung ist nun mal eine rein chin. Angelegenheit, weils "nur" die Chinesen betraf und betrifft.

Wir können uns zwar darüber aufregen, darüber diskutieren etc. - aber ... ändern tut es daran Nichts.
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Re: Vor 50 Jahren begann in China die Kulturrevolution

Beitrag von Yingxiong »

Wenn ich mich richtig erinnern kann, haben die Deutschen in Afrika zu Beginn des Jahrhunderts schon Völkermord begangen. Sie sollen bereits Konzentrationslager angelegt haben.

https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lk ... o_und_Nama
R.I.P. Little Yingxiong Engelskind 05.01.2013

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