Buchtipps

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b-a
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Re: Buchtipps

Beitrag von b-a »

Derzeit als "Mängelexemplar" für 7,95 Euro inkl. Versand (versandkostenfrei bis 31. 1. 10) bei http://www.jokers.de" target="_blank:

Christian Y. Schmidt, Allein unter 1,3 Milliarden, ISBN: 978-3-87134-602-6

Hinweis: Im regulären Buchhandel gibt es inzwischen eine Taschenbuch-Neuauflage für 8,95 Euro.
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domasla
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Luo Lingyuan: Wie eine Chinesin schwanger wird

Beitrag von domasla »

Luo Lingyuan: Wie eine Chinesin schwanger wird

Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2009

(Roman)

(no1gizmo hat das Buch schon empfohlen.)

Eine Fotografin besucht mit ihrem deutschen Freund die Eltern in Guangzhou. Für ihn ist es Urlaub. Eine ganz neue Erfahrung. So kennt er sie noch gar nicht. Sie verhält sich ganz anders als in Deutschland.

Um das, was im Titel angedeutet wird, geht es... technisch nur sekundär. Im Vordergrund stehen die Erwartungen der Familie. Oder sind es Forderungen? Auf jeden Fall bereiten die Eltern jedes Detail vor, um dieses Ziel zu erreichen. Sie finden, es wäre jetzt Zeit, dass die Tochter einen Enkel beizusteuern hat. Ob sie das möchte? - Hm...

Wie Gizmo schon geschrieben hat, lässt sich die Situation für Leute in ähnlicher Konstellation leicht nachvollziehen. Es gibt sogar einen zweiten Handlungsstrang, der die Geschichte etwas komplexer macht. Leider hat das Buch nur knapp 200 Seiten.

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D., der es in drei Stunden beim Warten auf einen Flug nach China gelesen hat. Aber nicht als Vorbereitung. Immer schön den Titel verdeckt. Damit es keine Missverständnisse gibt.
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Charles Godfrey Leland: Fusang

Beitrag von domasla »

Charles Godfrey Leland: Fusang - or, the discovery of America by chinese buddhist priests in the fifths century

Trubner & Co., London, 1875
Reprint: forgottenbooks.org

Es steht im Liang Shu (梁書). Im Jahr 499 wurde ein Bericht des buddhistischen Missionars Hui Shen aufgezeichnet. Einige Jahrzehnte vorher wurde von fünf Mönchen (Hui Shen war einer davon, der sechste oder ein nachfolgender Reisender, der den ersten Kontakt von 458 beschreibt.) ein Land besucht, das 20000 Li östlich vom... "Land der großen Han" liegen soll.

Ab dem 18. Jahrhundert setzte man dieses Fusang mit Mexiko gleich. Der Autor gibt den Stand von 1875 wieder. Er zitiert Belege und Gegenstimmen. Sprachvergleiche und Funde. Gab es Beziehungen zu den Hochkulturen Mexikos, zu den Moundbuildern des Mississippi-Tals oder sogar bis nach Peru? Wovon sprechen die Angaben in den Aufzeichnungen der Liang-Dynastie?

Zur Theorie: Warum nicht? Die Buddhisten kamen damals viel rum. Die Ostküste Asiens sollte bekannt gewesen sein. In der Verlängerung bedeutet das: Kurilen, Aleuten, Alaska, Kanada, Kalifornien, Mexiko... Vielleicht handelt es sich bei Fusang doch nur um Japan.

So richtig überzeugend ist kein Vergleich herzustellen. Aber es liegt im Bereich des Möglichen. Besser nachvollziehbar als Gavin Menzies, der Amerika (1421) lieber vom Atlantik aus entdeckt hätte.

Stimmt es, dann waren es übrigens gar keine Chinesen (außer, sie hatten chinesische Mannschaften), sondern die Missionare waren aus Zentralasien, evtl. aus Afghanistan.

Hm... Der Stil ist ziemlich antik. Auch die Wiedergabe. Das Reprint ist nicht gescannt. Es ist ein Faksimile lesbarer Qualität. Kurios und einen Gedanken wert.

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Henriette Mertz: Gods from the Far East

Beitrag von domasla »

Henriette Mertz: Gods from the Far East - How the Chinese discovered America

1953
Reprint: forgottenbooks.org

Der erste Teil dieses Buchs behandelt die Fusang-Story. 78 Jahre nach Lelands Buch mit "neuesten" Erkenntnissen. Wieder mit Schwerpunkt Mexiko, wobei diesmal auch Bezüge zur einheimischen Mythologie als Versuche für Belege hergestellt werden. Zum Beispiel Quetzalcoatl. (Ich wollte das immer schon mal schreiben.) Die Sprachvergleiche muss man nicht glauben. Es gibt bestimmt mehr Negativ- als Positiv-Übereinstimmungen.

So weit, so gut. Der zweite Teil geht einige Schritte weiter in der Zeit zurück. Achtung, jetzt kommt's! Hier bezieht sie sich auf das Shan Hai Jing (山海经), das Buch von Bergen und Meeren, das über 4000 Jahre alt sein soll. (Ist es aber nicht.) Die Kapitel, die den Osten betreffen, werden analysiert und die beschriebenen Berge in Nordamerika gesucht. Die Entfernungen und Richtungsangaben über eine Landkarte gelegt. Die Quelle ist aber ziemlich vage und mit phantastischen Beschreibungen ausgeschmückt. Irgendwas findet man immer. Man kommt jenseits der Rocky Mountains raus. Hier wird es unglaubwürdig.

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Helmut Schmidt und Frank Sieren: Nachbar China

Beitrag von domasla »

Helmut Schmidt und Frank Sieren: Nachbar China - Helmut Schmidt im Gespräch mit Frank Sieren

Ullstein Taschenbuch, Berlin, 2007

Der Altbundeskanzler analysiert die chinesische Politik von Mao bis heute. Ihre Bedeutung für die Weltwirtschaft und umgekehrt. Die Ursachen, Erfolge und Fehlurteile sowie die Perspektiven. Beziehungen zu den USA, Europa, Japan, Indien und Südostasien. Er spricht von seinen Treffen mit Parteiführern, Regierungschefs und Zentralbank-Präsidenten. Was waren Maos Ziele? Was hat er als nahe liegende Bedrohungen empfunden? Was waren die Erwartungen an Deutschland und die politischen Möglichkeiten? Wie und wie schnell hat sich diese Politik unter seinen Nachfolgern verändert.

Schmidt verfolgt die Entwicklung Chinas seit langer Zeit mit großem Interesse. Er ist der Ansicht, dass bald die Amerikaner als richtungsbestimmende Kraft überrundet sein werden. Seine Schlussfolgerungen mögen nicht alle Zustimmung finden, aber sie sind fundiert und nachvollziehbar. Er betont immer wieder, dass man sich nicht in innere Angelegenheiten eines anderen Landes einmischen sollte. Man muss andere Maßstäbe anlegen. Viele Probleme würde er mit Mitteln der Finanzpolitik lösen.

Das Buch ist keine Sammlung von Interviews, sondern eine Reihe von Diskussionen. Die beiden Gesprächspartner ergänzen sich ganz gut. Sie stellen abwechselnd gegenseitig Fragen, wobei Schmidt meistens die längeren Beiträge liefert.

Hey, hey, hey, hey...
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D., der auf diesem Weg noch einmal dem edlen Spender danken möchte. Das einzige Buch, das bei der Frankfurter Buchmesse 2009 kleben geblieben ist. Und dann auch noch geschenkt!
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Guo Xiaolu: Ein UFO, dachte sie

Beitrag von domasla »

Guo Xiaolu: Ein UFO, dachte sie
(UFO in her Eyes)

Albrecht Knaus Verlag, München, 2009

(Roman)

Eine riesige silberne Scheibe wird über einem Dorf in Hunan gesichtet. Eine Bäuerin findet einen verletzten Fremden im Reisfeld. Der ist kurz darauf verschwunden. Das erfährt man aus einem Protokoll. Das ganze Buch ist in Form von Vernehmungsprotokollen der Polizei, Aktenvermerken und später auch Aufzeichnungen eines Finanzbeamten geschrieben. Man begegnet immer wieder den gleichen Leuten. Ein, zwei und drei Jahre später werden sie erneut befragt und man kennt sie inzwischen schon. War es ein UFO? Was ist sonst noch passiert?

Die resolute Ortsvorsteherin beginnt, Kapital aus dem Wirbel zu schlagen. Die Schule muss vergrößert werden. Industrie muss her. Supermärkte. Man braucht natürlich einen Tennisplatz. Und ein Schwimmbad. Dringend. Bald ist das Dorf nicht wieder zu erkennen. Wieder zu erkennen ist allerdings ein Muster, nach dem sich andere Dörfer und Kleinstädte Chinas verändert haben. Gab es dort eigentlich auch vorher UFOs?

Die Handlung erinnert etwas an Ephraim Kishons satirischen Roman "Der Fuchs im Hühnerstall". Also... ein entlegenes, zurück gebliebenes Dorf wird "entdeckt" und soll plötzlich modernisiert werden. Total umgekrempelt. Die sozialen Strukturen durcheinander gewirbelt. Es wird nicht gefragt, ob die Bewohner damit einverstanden sind...

In den meisten Aussagen wird mit Verbitterung in die Vergangenheit zurück geblickt. Besonders auf den "Großen Sprung" und die Hungerjahre Anfang der 60er. Es geht auch um das Schicksal der jungen Generation. Zu verschiedenen Zeiten. Warum sie von der... Befreiung Tibets oder der Arbeit in illegalen Kohleminen nicht mehr zurück kamen. Fast überall wird Kritik geäußert oder fassbar.

Hunan? Dort spricht man einen ziemlichen Dialekt. Aber mit den Namen ist irgendwas Anderes passiert. Zuerst sieht es nach einem Mix aus verschiedenen Umschriften aus. Plötzlich könnte es auch Kantonesisch sein. Allerdings... Wechsel innerhalb eines Namens? Chang Lee, Zhao Ning, Ling Zhu, Kwok Yun oder Kwok Zidong heißen die Einheimischen. - Interessant.

Genug rumgemäkelt. Das Buch hat mit 214 Seiten ziemlich wenig Text, da jedes Dokument auf einer neuen Seite beginnt. Trotzdem ist es unterhaltsam.

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Kuan Yu-Chien und Petra Häring-Kuan: Die Langnasen

Beitrag von domasla »

Kuan Yu-Chien und Petra Häring-Kuan: Die Langnasen
Was die Chinesen über uns Deutsche denken

Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 2009

Wie sind die denn so, die Deutschen? Wie reagieren sie auf Chinesen und auf welchen Erwartungen basiert ihr Verhalten?

Chinesen erzählen über ihr Leben in Deutschland und über ihre Kontakte mit der fremden Kultur. Mit Geschäftspartnern, Kollegen oder Familienmitgliedern. Womit kann man sie in den Wahnsinn treiben?

Der Stil ist manchmal etwas trocken. Schriftsprache. Liegt wahrscheinlich daran, dass viele der Äußerungen erst übersetzt werden mussten.

Trotzdem sehr unterhaltsam.

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Passend zu unserer laufenden Diskussion: http://forum.chinaseite.de/ftopic10152.html
BieneMaja
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Re: Buchtipps

Beitrag von BieneMaja »

Für meine baldige Chinareise suche ich noch die passende Literatur und hoffe, dass ich hier richtig bin. Hab mir auch schon von den vorherigen Buchempfehlungen ein paar rausgeschrieben, die vielleicht was wären...
Habt ihr noch Tipps? Die Lektüre sollte schon umfangreich sein (ab 500 Seiten aufwärts, weil ich nicht so viele Bücher mitnehmen will) und gern hätt ich auch was mit geschichtlichem/politischem Hintergrund.
Außerdem hätt ich noch eine Frage, die vielleicht für euch komisch klingt: wo finde ich denn, welche Bücher in China erlaubt sind und welche nicht? Hab schon lange gesucht, aber nix gefunden. Hintergrund ist der, dass ich eigentlich Wilde Schwäne mitnehmen wollte, aber dann eindrücklich darauf hingewiesen worden bin, dass ichs lieber zuhause lassen soll um nicht unnötig in Schwierigkeiten zu kommen...
Muss ich mir da bei anderen Büchern auch Sorgen machen? Gibts noch viele, die da verboten sind?
Wäre über Hilfe sehr dankbar :)
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Laogai
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Re: Buchtipps

Beitrag von Laogai »

Ich nehme mir mal die Nebenfrage vor:
BieneMaja hat geschrieben:Außerdem hätt ich noch eine Frage, die vielleicht für euch komisch klingt: wo finde ich denn, welche Bücher in China erlaubt sind und welche nicht?
Nirgendwo. Es gibt keine veröffentlichte "Schwarze Liste" der unerwünschten Bücher und Publikationen in China.
BieneMaja hat geschrieben:Hintergrund ist der, dass ich eigentlich Wilde Schwäne mitnehmen wollte, aber dann eindrücklich darauf hingewiesen worden bin, dass ichs lieber zuhause lassen soll um nicht unnötig in Schwierigkeiten zu kommen...
Wer hat dir denn diesen unsinnigen Warnhinweis gegeben?
a) Es ist extrem unwahrscheinlich, dass dein Gepäck bei der Einreise nach China untersucht wird.
b) Das Buch "Wilde Schwäne" ist zwar in China nicht erhältlich, aber fast jeder Chinese hat es gelesen bzw. kennt den Inhalt und es ist schon lange nicht mehr Staatsfeind Nr. 1!
c) Es gibt nur drei Kontroletties in China, die Deutsch können :wink:
BieneMaja hat geschrieben:Muss ich mir da bei anderen Büchern auch Sorgen machen? Gibts noch viele, die da verboten sind?
Nö, gibt nicht arg viele. Vor allem musst du dir keine Sogen machen! Nimm einfach die Bücher mit, die du mitnehmen möchtest. Es greift in 99,9% der Fälle Punkt a)
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Re: Buchtipps

Beitrag von domasla »

Es gab da mal die Meldung, dass der Lonely-Planet-Reiseführer an der Grenze zurück bleiben musste. Weil auf der Karte zwischen Taiwan und dem Festland eine Staatsgrenze eingezeichnet war. An den großen Flughäfen interesssiert man sich aber selten für den Inhalt des Gepäcks. Eigentlich so gut wie gar nicht. (Du trägst doch kein T-Shirt mit der Aufschrift "Free..."? - Nein, zu kalt für T-Shirts.)

Und du solltest Bücher bei der Einreise einfach in der Tasche lassen. Im Flugzeug oder später im Bus oder Taxi lesen ist kein Problem. Bei der ersten Chinareise wirst du sowieso dauernd deine Umgebung anschauen und Eindrücke aufsaugen.

D., der sein Buch beim letzten Mal schon auf dem Flughafen Frankfurt zu Ende gelesen hat. 200 Seiten konnten die vierstündige Verspätung nicht ausfüllen.
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China - eine Bilderreise

Beitrag von domasla »

Tim Collard, Michele Matteini, Tina Niermann, Birgit Reit, Laura Venegoni:
China - eine Bilderreise

Peter Delius Verlag, Berlin und National Geographic Deutschland, Hamburg, 2008

Das Format ist ungewöhnlich: B x H x T = 237 x 168 x 59 mm. 512 Seiten. Mit einigen Tausend davon könnte man ein Häuschen bauen.

Nach einer Karte mit den meisten erwähnten Orten gibt es zunächst auf fast 70 Seiten ein Kapitel zur Kulturgeschichte. Bilder von Bronzefunden. Später andere Materialien. Fotos von moderneren Entsprechungen (die Mauer) und Malerei. Historische und moderne Fotos. Dann folgen sechs Kapitel über Regionen. Besonders ausführlich sind die Städte Beijing und Hongkong dargestellt. In Guangdong gibt es natürlich einen ekligen Speisekarten-Vorschlag. Den Abschluss bilden Zeittafel, Register und Bildnachweis.

Die begleitenden Texte und Bildtitel sind von unterschiedlicher Qualität. Es wird Information und... Blabla serviert. Oft werden politische Meinungen vertreten, die nicht durch Fotos nachzuvollziehen sind. Für eine "Bilderreise" ist es vielleicht zu viel Text. "Reise" kommt auch kaum vor. Man ist einfach dort.

Aussagekräftige und idyllische Motive wechseln sich mit belanglosen ab. Bei einigen sieht man, dass es zusammengehörende Fotoserien eines Fotografen waren. Daneben gibt es Einzelbilder aus unterschiedlichen Quellen. Leider sind viele Fotos zu klein abgebildet. Das Format hätte man prima für mehr Panorama-Aufnahmen und Details nutzen können. Nur weniger als die Hälfte hat die Größe einer ganzen Seite oder größer. Auch einige der größeren sind zu dunkel, was auf die Drucktechnik zurückzuführen ist. Aber es gibt ja noch die Möglichkeit, das Buch zum Hausbau einzusetzen.

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China - die schönsten Bilder

Beitrag von domasla »

Peter-Matthias Gaede (Herausgeber): China - die schönsten Bilder
GEO im Verlag Gruner + Jahr, Hamburg, 2004

Na also... geht doch! Dieses Buch fängt einfach an. Nach vier Bildern vom Huangshan (Nein, das erste ist kein Tuschbild, es ist ein Foto!) kommt eine Seite Text. Das war's. Kurz vor Schluss noch eine Chinakarte und Landesinformationen.

Der Schwerpunkt liegt auf Fotos. Ganzseitig oder doppelseitig. In fast jedem Bild ist eine Mini-Landkarte mit dem Aufnahmeort sowie ein kurzer Text im ungenutzten (hellen oder dunklen) Teil invers hinterlegt.

Landschaften, Tiere, Gebäude oder Menschen. Das Wetter, Ruhe und Bewegung. Die Auswahl und Ausschnitte der Hochglanz-Bilder sind immer gut gelungen. Zusammenhängende Themen oder Regionen sucht man vergeblich. Es springt kreuz und quer durch China. Ein Nachteil des Buches ist, dass es irgendwann zu Ende ist.

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D., der beim gleichen Motiv am 瘦西湖 das bessere Wetter hatte.
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Angelika
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Re: Buchtipps

Beitrag von Angelika »

Sehr kurios: Heute werden in der SZ Christian Y. Schmidts "Bliefe von dlüben" besprochen und zwar auf der Seite DAS POLITISCHE KINDERBUCH.

Da die Besprechung insgesamt wohlwollend ist (was ich dem Verfasser sehr gönne), ich zitier mal:
Schmidt geht es darum, die Klischees und Ahnungslosigkeiten über das Reich der Mitte vergessen zu lassen. Er schildert "den Chinesen", wie er lebt und sich seiner Umgebung mitteilt: Häufig sehr laut, gerne lachend, nicht selten auch schadenfroh und rücksichtslos ... Das ist gewiss nicht alles PC, manches auch sicher überzeichnet und karikierend, aber das Buch soll ja vor allem auf unterhaltsame Weise uns China etwas näherbringen. Näher jedenfalls, als dies manchem vermeintlichen China-Experten nach einem Kurztrip durch das Reich der Mitte und sogar auch namhaften Sinologen gelingt.
und da sich das Buch auf dieser Seite in bester Gesellschaft zu befinden scheint (zwei der besprochenen Kinderbücher erwäge ich zu kaufen), sei es dem Ressortchef verziehen.

Angelika (die sich an der Stelle mal bei dem Relativsätze liebenden domasla für die vielen guten Tipps bedankt)
ijontichy
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Re: Buchtipps

Beitrag von ijontichy »

Victor Shih, "Factions and Finance in China -- Elite Conflict and Inflation"

Jedem, der sich fuer die chinesische Finanzpolitik und Wirtschaftsentwicklung interessiert, kann ich dieses Buch nur empfehlen.

In der Einleitung und den ersten Kapiteln stellt der Autor zunaechst seine "Theorie" vor (ich wuerde es lieber Erklaerungsansatz nennen), und spielt also gleich mit offenen Karten: In der Geschichte der chinesischen Finanzpolitik ab 1978, also der Steuerung von Geldmenge und Kreditwesen, sieht Victor Shih weniger einen Prozess der durch Kaempfe zwischen Reformern und Alt-Ideologen gepraegt ist, sondern die Wechselwirkung aus der Klientel-Politik der jeweils herrschenden Generalisten-Fraktion auf der einen Seite, und den Machtbestrebungen der fuehrenden Technokraten auf der anderen Seite.

Fuer Shih gibt es, verallgemeinert gesprochen, zwei Arten von Kadern in den hoechsten Hoehen der chinesischen Politik. Zum einen finden sich hier Generalisten, die verschiedenste Aemter in den Regionen durchlaufen haben, und so ueber die Zeit ein Netzwerk aus regionalen "Klienten" aufbauen konnten, auf deren Unterstuetzung sich ihre zentrale Macht nun begruendet, und deren Interessen sie wiederum im Zentrum vertreten muessen. Fuehrende Generalisten sind Anwaerter auf die Gesamtfuehrung in Partei und Land. Die echten Rivalen eines jeden Generalisten sind andere Generalisten.

Im Gegensatz dazu gibt es die Spezialisten, die in einer vertikalen Saeule aufgestiegen sind. Solche Saeulen sind zum Beispiel das Militaer, der Sicherheitsapparat, und, auf das Finanz- und Wirtschaftswesen bezogen, die dem Staatsrat unterstellte zentrale Wirtschafts- und Finanzbuerokratie in allen ihren Schattierungen. Spezialisten haben, qua definition, nicht das breite Netzwerk, um jemals nach der Gesamtmacht greifen zu koennen. Daher kann die herrschende Generalisten-Fraktion mit ihnen kooperieren, und, wenn es die Umstaende erzwingen, die Vormacht der zentralen Buerokraten in ihren speziellen Bereichen zulassen, ohne um ihre uebergreifende Vorherrschaft in Partei und Staat fuerchten zu muessen.

Der typische finanzpolitische Zyklus, den Victor Shih beschreibt, sieht wie folgt aus: Generalisten delegieren, gegen den Widerstand der zentralistischen Buerokratie, zunehmend die Macht ueber Kreditvergabe und Geldpolitik an die Regionen, und erlauben gerade ihren regionalen Klienten, mit diesen Instrumenten die wirtschaftliche Entwicklung in ihren Regionen weiter anzukurbeln. Ueber kurz oder lang ergeben sich durch eine zunehmend laxe Geldpolitik inflationaere Entwicklungen. Wenn die Inflation ueberhand nimmt, schaffen es schliesslich die zentralen Buerokraten zur Wahrung der nationalen Stabilitaet die finanzpolitische Macht wieder an sich zu reissen, und die Regionen wieder zu entmachten. Die fuehrenden Generalisten koennen dies zulassen, da die Spezialisten niemals ihre Gesamthoheit gefaehrden koennen.

Ob Regionen oder zentrale Buerokratie am Ruder sind, immer wird die Kreditwirtschaft aber letzlich als Mittel genommen, um die machtpolitischen Ziele der jeweiligen Fraktionen zu erfuellen, sei es das Ankurbeln der Wirtschaft ihrer jeweiligen Regionen fuer die Generalisten, oder die Finanzierung zentraler Projekte fuer die Zentralisten (Computer-Wirtschaft, Drei-Schluchten-Damm, ...).

Diese Dynamik zwischen Generalisten und Spezialisten hat zwar bisher Inflation, wenn sie auftrat, schnell und wirksam bekaempft, aber anderseits wurden in jedem Zyklus neue "faule Kredite" geschaffen, die durch immer weitere Kunstgriffe weitergeschleppt werden. Ein Rueckzug der Politik aus dem Kreditvergabewesen ist allerdings weder im Interesse der Generalisten, noch der Spezialisten, da beide letzlich das "fiksalisierte Kreditwesen" als Machtinstrument nutzen.

Der eigentlich spannende Teil sind Kapitel 6 bis 8 (von der Seitenzahl gute 60% des Buchs), eine detaillierte Darstellung der finanzpolitischen Geschichte Chinas von 1978 von 2005 aus dem Blickwinkel des oben skizzierten Erklaerungsansatzes heraus. Basiert auf zahlreiche Interviews und unter Zugriff auf nicht allgemein zugaengliche Dokumente der Partei wird hier die jahrelange Rivalitaet im finanzpolitischen Bereich, aber auch gegenseitige Abhaengigkeit, zunaechst zwischen Deng (als Generalist) und seiner Fraktion sowie Chen Yun (als Spezialist) und seiner Fraktion dargestellt, und wie sich die selbe Dynamik dann auf Jiang (als Generalist) und Li Peng (als Spezialist), gefolgt von Zhu, vererbt hat. Die Anfaenge der Hu/Wen Epoche werden angerissen, aber hier ist die Quellenlage des Autors wohl eher noch duenn.

Das Buch schliesst ab mit einem kurzen Ausblick auf moegliche zukuenftige Szenarien, der Autor legt hier aber bewusst keinen Schwerpunkt.
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Achill Moser: Die Seele Chinas

Beitrag von domasla »

Moser, Achill: Die Seele Chinas - Entdeckungsreise ins Reich der Mitte

Bruckmann Verlag, München, 2003

Der Schwerpunkt dieses Buches (die Hälfte) liegt auf "Peking". Die Kapitel "Peking", "Die Verbotene Stadt", "Tiananmen", "Peking-Oper" und "Die Große Mauer" sind sehr Hauptstadt-lastig. Das habe ich schon oft gelesen. Und jetzt noch einmal.

Wenn der Autor seine Wanderungen durch das "Trockene Meer" der Wüsten beschreibt, werden die Texte viel persönlicher. Und die Bilder passen endlich zum Titel: "Entdeckung" und "Reise". Ebenso bei der Fahrt auf dem Yangzi (äh... "Jangtsekiang"). Mit dem Faltboot und auf dem Floß bis Shanghai. Das wirkt glaubwürdig und unterscheidet sich angenehm von dem, was einem in solchen Büchern normalerweise geboten wird.

Am Huanghe (am Gelben Fluss) ist nur mit Flößen aus Schweinehäuten zu rechnen. (Ich nehme an, weiter im Westen gibt es eine Alternative zu den Schweinen.) Die Bilder zu diesem kurzen Thema am Schluss beschränken sich nämlich darauf.

Die Texte hätten manchmal kürzer ausfallen und sich auf Passendes zu den Fotos beschränken können. Wie so oft gibt es auch in diesem Buch eine Einführung mit einem Zeitsprung von 500000 Jahren vom Pekingmenschen zur jungsteinzeitlichen Besiedlung der Ebenen. Das wäre doch nicht nötig gewesen. Wenn man dazwischen nix zu bieten hat, sollte man es einfach lassen. Weil in anderen Kapiteln ein durchaus stimmiges Bild präsentiert wird. Auch die Zitate (zum Beispiel von Marco Polo oder von Pu Yi) unter den Überschriften sind ein guter Ansatz.

Das Buch hat also böse (?) und wirklich gute Teile. Die Fotos sind manchmal... echt schön.

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