Probleme mit Visa für halb-chinesische Kinder?

Alles zum Thema Visum für China und Deutschland: Antrag, benötigte Unterlagen, Bürokratie, Erfahrungsberichte und sonstiger nerviger Kleinkram zu dem Thema.
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punisher2008
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Probleme mit Visa für halb-chinesische Kinder?

Beitrag von punisher2008 »

Da ich keinen Post speziell über die Situation mit Kindern aus deutsch-chinesischen (oder anderen) "Mischehen" finden konnte, schreibe ich einfach mal einen extra Thread über meine eigenen Erfahrungen. Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht.
Unser Sohn hat einen deutschen Pass, braucht also für jede Einreise nach China ein Visum. Bis jetzt gab es da nie größere Probleme, sein Visum bekam er entweder in Deutschland oder Hong Kong/Macau ausgestellt. Letzten Sommer war es genau so. Das Konsulat in München stellte ihm ein L-Visum für 30 Tage aus. Das war kurz vor den Spielen, länger war also nicht drin. Aber da er 5 Wochen bleiben wollte, und eine Reise nach Vietnam geplant war, brauchte er ein weiteres Visum hier in Zhongshan.
Beim Beantragen allerdings erfuhren wir, dass unser Sohn trotz deutschem Pass als Chinese betrachtet wird, oder werden kann. Ein chinesisches Elternteil ist offenbar genug, damit die chinesischen Behörden einen als Staatsbürger behandeln, egal welchen Pass man hat. Als Chinese bekommt/braucht man kein Visum für China. Also wurde uns gesagt, unser Sohn muss sich einen tongxingzheng 通行证 ausstellen lassen, um aus China aus- bzw. wieder einreisen zu können. Das ist ein Dokument, das Chinesen die keinen Reisepass haben benutzen, um nach Hong Kong oder Macau einzureisen. Den Widerspruch, warum er bisher immer ein Visum brauchte, und jetzt auf einmal nicht mehr, konnte uns keiner erklären! Die Beamten versicherten uns, mit einem tongxingzheng könnte man problemlos wieder einreisen, ohne Visum.
Aber die Probleme fingen bei der Ausreise an der vietnamesischen Grenze an. Da nämlich wurde uns gesagt, dass es für Ausländer illegal ist, einen TXZ zu haben. Unser Sohn war jetzt auf einmal also wieder Ausländer, und hatte noch dazu gegen das chinesische Gesetz verstoßen! Meine Frau und Sohn wurden über 2 Stunden an der Grenze festgehalten, bevor man sie schließlich mit einer "Verwarnung" und Rechtsbelehrung ausreisen ließ. Er hatte jetzt weder TXZ (wurde beschlagnahmt) noch gültiges Visum für die Wiedereinreise. Natürlich weigerten sich die Zollbeamten, Kontakt mit dem PSB (公安局) in Zhongshan (welche das Dokument ausstellten) aufzunehmen, um die Sache zu klären. Den einzigen "Rat", den man uns am Zoll gab war, uns an der chinesischen Botschaft in Hanoi um ein neues Visum zu kümmern. Also, wir änderten alle Reisepläne und fuhren gleich am nächsten Morgen von Haiphong aus nach Hanoi. Natürlich war die Botschaft bei unserer Ankunft kurz vor Mittag schon zu, und wir mussten am nächsten Tag wieder kommen. Nach etwa 3 Stunden Wartezeit wurde meiner Frau gesagt, dass die Botschaft nichts für uns tun konnte! Sie wollten ihr nicht mal sagen, genau welche Dokumente verlangt wurden, um ein Visum zu beantragen. :shock:
Wir versuchten bei mehreren Reisebüros, die für China-Visa Werbung machten, eines zu bekommen, ohne Erfolg. Während der Spiele war absolut nichts zu machen, sagte man uns. Am nächsten Tag also verbrachten wir wieder den ganzen Vormittag in der Botschaft. Gut, dass meine Frau so hartnäckig war und nicht gehen wollte, bevor sie eine klare Antwort bekam. Schließlich war man so gütig und gab uns eine Liste mit Dokumenten, die für ein Visum notwendig waren. Ohne einen Bekannten meiner Frau, der beim PSB arbeitet und uns die Unterlagen per Email zukommen ließ, hätten wir wohl nie ein Visum bekommen. Wir hatten noch "Glück", obwohl wir durch die Sache die Reise kaum noch genießen konnten. Wir wollten eigentlich von Vietnam mehr sehen, als den Innenhof der chinesischen Botschaft. :roll:
Als wir wieder in Zhongshan waren, versuchte meine Frau durch Telefonate und persönliche Besuche am PSB eine Antwort auf dieses Problem zu bekommen. Klar, die Behörde hier war natürlich vollkommen unschuldig, und die Schuld lag einzig und allein bei den Grenzbeamten. Hat uns allerdings sehr viel gebracht!
Unsere Erfahrung mit den chinesischen Behörden im letzten Jahr ist wahrscheinlich selbst für China extrem, auch wenn es zur Zeit der Olympiade war. Aber mich würde interessieren, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, vor allem was Kinder betrifft. Es scheint keine klaren Regeln zu geben, wie man in China Kindern von Ausländern und Chinesen behandeln soll. Wir fühlten uns vollkommen der Willkür einzelner Beamten ausgesetzt. :(
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Re: Probleme mit Visa für halb-chinesische Kinder?

Beitrag von chinavelo »

punisher2008 hat geschrieben: Beim Beantragen allerdings erfuhren wir, dass unser Sohn trotz deutschem Pass als Chinese betrachtet wird, oder werden kann.
Ein deutscher Reisepass oder Personalausweis ist kein Nachweis der deutschen Staatsangehörigkeit, lediglich ein Indiz! Die deutsche Staatsangehörigkeit wird nur durch den Staatsangehörigkeitsausweis glaubhaft nachgewiesen. Das mußte ich erfahren, als meine Frau die deutsche Staatsangehörigkeit beantragte, d.h. bevor meine Frau die deutsche Staatsangehörigkeit bekam, mußte ich nachweisen, daß ich Deutscher bin. Und wie gesagt, daß ich einen PA und RP hatte, reichte zur Anerkennung nicht aus. Den Staatsangehörigkeitsausweis, der im übrigen 10 Jahre gültig war, hatte ich erst dann bekommen, als ich die Geburtsurkunden meines Vaters und Großvaters sowie die Heiratsurkunden meiner Eltern und Großeltern väterlicherseits vorlegte.

Im Moment gehe ich auch davon aus, daß meine Tochter die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und zwar aufgrund, daß sie einen deutschen Vater hat (Abstammungsprinzip). Bei Geburt meiner Tochter hatte meine Frau noch die chinesische Staatsangehörigkeit. Wir hatten allerdings nie überprüfen lassen, ob unsere Tochter auch die chinesische Staatsbürgerschaft besitzt (das wäre dann der Fall gewesen, wenn wir bei der Geburt nicht verheiratet gewesen wären). Da die Chinesen jedoch keine doppelte Staatsangehörigkeit akzeptiert, war uns klar, daß unsere Tochter nur die deutsche Staatsangehörigkeit hat. Und bei der Beantragung eines Visums für die Tochter gab es noch nie Probleme, weder bei der Beantragung noch bei der Ein- und Ausreise aus China.

Bernd
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Re: Probleme mit Visa für halb-chinesische Kinder?

Beitrag von helge-hamburg »

chinavelo hat geschrieben:Das mußte ich erfahren, als meine Frau die deutsche Staatsangehörigkeit beantragte, d.h. bevor meine Frau die deutsche Staatsangehörigkeit bekam, mußte ich nachweisen, daß ich Deutscher bin. Und wie gesagt, daß ich einen PA und RP hatte, reichte zur Anerkennung nicht aus. Den Staatsangehörigkeitsausweis, der im übrigen 10 Jahre gültig war, hatte ich erst dann bekommen, als ich die Geburtsurkunden meines Vaters und Großvaters sowie die Heiratsurkunden meiner Eltern und Großeltern väterlicherseits vorlegte.
Ist das ein Witz? Solche Urkunden lassen sich ja in vielen Fällen gar nicht mehr beibringen. Die Geburtsurkunde meines Großvaters müsste nun an die 100 Jahre alt sein, wenn sie 2 Weltkriege überhaupt überstanden hat.
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Re: Probleme mit Visa für halb-chinesische Kinder?

Beitrag von chinavelo »

helge-hamburg hat geschrieben:
chinavelo hat geschrieben:Das mußte ich erfahren, als meine Frau die deutsche Staatsangehörigkeit beantragte, d.h. bevor meine Frau die deutsche Staatsangehörigkeit bekam, mußte ich nachweisen, daß ich Deutscher bin. Und wie gesagt, daß ich einen PA und RP hatte, reichte zur Anerkennung nicht aus. Den Staatsangehörigkeitsausweis, der im übrigen 10 Jahre gültig war, hatte ich erst dann bekommen, als ich die Geburtsurkunden meines Vaters und Großvaters sowie die Heiratsurkunden meiner Eltern und Großeltern väterlicherseits vorlegte.
Ist das ein Witz? Solche Urkunden lassen sich ja in vielen Fällen gar nicht mehr beibringen.
Nein, da ist kein Witz! Diese Unterlagen werden beispielsweise von der Stadt Halver und diese von der Stadt Düsseldorf verlangt. Im Einzelfall können auch andere Urkunden von den Behörden verlangt werden.

Bernd
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Re: Probleme mit Visa für halb-chinesische Kinder?

Beitrag von punisher2008 »

helge-hamburg hat geschrieben: Solche Urkunden lassen sich ja in vielen Fällen gar nicht mehr beibringen. Die Geburtsurkunde meines Großvaters müsste nun an die 100 Jahre alt sein, wenn sie 2 Weltkriege überhaupt überstanden hat.
Sehe ich auch so. Und selbst wenn man all diese Dokumente zusammen hätte, wer sagt, dass sich dadurch chinesische Behörden eher beeindrucken ließen als nur durch Pass?
Für Chinesen ist Nationalität eher eine genetische Frage, weniger von Papieren. Abstammung zählt mehr als was auf dem Papier steht. Daher sind für Chinesen alle Nicht-Chinesen automatisch "Ausländer", selbst im eigenen Land, also z.B. sind für sie Deutsche in Deutschland Ausländer. Diese Einstellung habe ich schon so oft mitbekommen, und wurde mir auch von Chinesen selbst bestätigt.
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