Charles-Edouard Bouée: China's Management Revolution - Spirit, land, energy
Palgrave Macmillan, Houndsmills and New York, 2011
(Roland Berger Strategy Consultants)
Warum sind chinesische Unternehmen so erfolgreich? - Mal sehen, ob in diesem Buch etwas darüber steht...
Also... sie konnten nach 1978 neu anfangen und gleich das fertige Management-Wissen des Westens übernehmen. Eine große Anzahl von ihnen hat im Westen studiert bzw. hatte die Möglichkeit, sich in China darüber zu informieren. Das haben sie, wenn es nach diesem Buch geht, aber nur am Anfang getan. Direkt nach der Rückkehr merkten viele schnell, dass man die Instrumente aus den Werkzeugkästen der Business Schools nicht einfach kopieren und direkt übertragen kann.
Den Durchbruch konnte dieses... andere Management-Modell 2008 in einer günstigen Umgebung erreichen. Die Olympia-Veranstaltungen verliefen äußerst erfolgreich. Auch die Planung der Expo 2010 in Shanghai war gesichert. Das Raumfahrtprogramm schickte selbständig den ersten chinesischen Taikonauten zu einem Spaziergang ins All. Und das Land meisterte die Folgen des Wenchuan-Erdbebens aus eigener Kraft. Der Staat, mit Unterstützung durch Spenden und Aktionen von Unternehmen und engagierten Einzelpersonen. Was machte die chinesische Wirtschaft in nur 30 Jahren so leistungsfähig?
Im Mittelpunkt stehen nicht - wie bei amerikanischen Kapitalgesellschaften - die Aktionäre, sondern das Unternehmen als solches. Seine Mitarbeiter: je mehr, desto besser. Als "familiäre" Verpflichtung, so wie früher Kaiser und Staatsmänner wertvolle Gefolgsleute um sich versammelten. Die Verbindung zum Land: Chancen und Zielwechsel werden oft durch die staatlichen Rahmenbedingungen bestimmt. Aber auch Nationalstolz. Visionen, Werte und Durchhaltewillen der Gründer: sie bleiben relativ lange persönlich an der Spitze und ihre Position ist selten vollständig mit angestellten Managern ersetzt. Eine Strategie ist nicht immer zu erkennen. Sie ist nicht bewusst oder nicht genau definiert.
Geist, Land und Energie: Das Denken und Handeln bestimmt ein Mix aus chinesischen Philosophien - von denen Sun Zi/"Sun Tzu" ("Über die Kriegskunst") relativ viel Platz einnimmt - bis zum Maoismus. Der Staat wird von der Kommunistischen Partei dominiert. Also haben chinesische Unternehmer ihr Ohr am Puls des Staates. Sie interessieren sich sehr für langfristige Richtungsänderungen und stellen sich darauf ein. Stärker als Kontinental-Europäer. Viel stärker als Amerikaner, bei denen der Staat meistens nicht in Erscheinung tritt. Und sie können auch Mitglied der KP sein. Unternehmertum - im Vergleich zu klassischen Händlern - ist in China eine moderne Erscheinung. Unternehmer glauben, dass sie durch ihre Tätigkeit die Kraft des Staates stärken. Neben "freien" Unternehmern existieren in vielen Bereichen sehr große Staatsbetriebe.
Ausländische Unternehmen oder fremde Führungskräfte müssen dieses Verhalten verstehen und sich danach richten. "Mit dem Strom schwimmen". Dann können sie in China erfolgreich agieren. Umgekehrt ist es fraglich, ob chinesische Manager im Ausland verstanden werden. Wenn sie Filialen gründen und westliche Mitarbeiter mit den gleichen Methoden führen wollen.
Im Buch werden zehn Unternehmer-Persönlichkeiten - darunter nur eine Frau - auf jeweils drei Seiten vorgestellt.
So. Das kann man jetzt lesen und alles glauben. Aber Vorsicht: In der Einleitung wird darauf hingewiesen, dass dieser Text keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Vielmehr schließt der Autor aus Erfahrungen und Interviews auf die festgestellten Erfolgsfaktoren. Eine ausreichende Datenbasis für diese Erkenntnisse gibt es nicht - plausibel sind sie schon. Der Autor stellt nur erfolgreiche Modelle vor; es wird z. B. nicht untersucht, warum Betriebe schließen mussten. Ob sie vielleicht auch diese "chinesischen" Tugenden eingesetzt haben. Die Schreibweisen von Namen ist manchmal konfus. Nicht immer Pinyin. Die Reihenfolge von Vor- und Familiennamen wechselt manchmal. Na ja.
D., der dieses Buch interessiert gelesen hat.